"Trollingerschlecken" / Todtnauberger /

Hallo!

Was ist „Trollingerschlecken“? Ich verstehe den markierten Text nicht.

Grüße

Angesichts von Krieg, Energiekrise und
Inflation wäre es nur verständlich, fiele der
Schwabe, grüblerisch und misstrauisch,
wie er nun mal ist, in tiefe Verzweiflung,
und bedächte er noch den Tabellenstand
des VfB Stuttgart, dann läge nichts näher
als der grauenhafte Befund, dass die Geworfenheit
in die Welt, von welcher der
Todtnauberger Hüttenphilosoph Heidegger
raunte, kein Trollingerschlecken ist.

Ist eine Rebsorte bzw. ein Wein.
Das Wort also vergleichbar mit „Zuckerschlecken“.

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Hallo!

Warum heißt der Philosoph Heidegger, " Todtnauberger Hüttenphilosoph?"

Grüße

Hi
Todtnauberg ist ein Ort … der Hüttenphilosoph kommt aus Todtnauberg deswegen wird er als Todtnauberger bezeichnet.

Trollinger schlecken = Trollinger (Rotwein) trinken

Hüttenphilosoph = er schrieb am liebsten in einer Hütte

„Der Philosoph Martin Heidegger schrieb am liebsten in einer primitiven Hütte im Schwarzwald. Sein Enkel schloss das Refugium für den SÜDKURIER auf. Bei Todtnauberg steht das Holzhaus des Philosophen Martin Heidegger.“

Gruß h

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Hallo Nadja,

noch erläuternd zum Trollingerschlecken:

Der Trollinger ist eine Rebsorte, die an Boden, Lage, Bodenbearbeitung und Rebschnitt hohe Ansprüche stellt, aber außerhalb Württembergs, wo sie heute fast ausschließlich noch angebaut wird, im Ergebnis als ziemlich mittelmäßig angesehen wird. Das hat zum einen den Grund, dass man in Schwaben die besseren Weine selber trinkt und den weniger gelungenen Most in die Zentralkellerei nach Möglingen gibt, wo ziemlich gruselige Supermarkt-Produkte abgefüllt werden, die eher außerhalb Württembergs vermarktet werden. Zum anderen ist Trollinger ohne Lemberger tatsächlich ein wenig gewöhnungsbedürftig - der Lemberger war früher weiter verbreitet und ist heute der andere fast nur noch in Württemberg anzutreffende Rote: Die beiden gehören zusammen in die Flasche und ins Glas.

Das „Schlecken“ ist im vorliegenden Text (finde ich) ziemlich daneben gepeilt, weil das genüssliche, langsame Trinken eines Viertelliters Wein im Schwäbischen „ein Viertele schlotzen“ heißt, und „schlotzen“ zwar Standarddeutsch „schlecken“ entspricht, aber kein Mensch im Standarddeutschen vom „Weinschlecken“ spricht - das gibt es einfach nicht.

Die „Geworfenheit in die Welt“ ist ein Begriff des deutschen Philosophen Martin Heidegger, der in Teilen seiner Philosophie den Existenzialisten nahe stand, dabei nicht wenige Begriffe individuell prägte, das Substantivieren hat er beim Erfinden von Worten gerne benutzt - mein Vater hat parodierend gerne ein Pseudozitat von Heidegger benutzt: „Unser Dasein in seinem Sosein ist ein Hinsein zum Nichtsein.“

„Todtnauberger Hüttenphilosoph“ bezieht sich auf Heideggers Wahlheimat in einer sehr einfachen Hütte im Südschwarzwald, damals noch abgelegen zwischen Feldberg und Belchen auf der Gemarkung von Todtnauberg gelegen. Genau wie mit dem Trollinger hat der Autor hier daneben gepeilt, weil „Todtnauberger“ genau genommen „aus Todtnauberg stammend“ und nicht „in Todtnauberg gewohnt habend“ bedeutet, Heidegger stammte aber aus Meßkirch in Oberschwaben.

Eine dritte Verpeilung begeht der Autor, indem er Todtnauberg im Südschwarzwald mit Stuttgart und Schwaben in Verbindung und mich damit auf die Palme bringt: Das heutige Bundesland Baden-Württemberg ist eine Verwaltungseinheit, es besteht aus verschiedensten historischen Territorien, es werden dort mindestens vier verschiedene Dialekte gesprochen, und der Südschwarzwald liegt im Territorium der Markgrafschaft Baden, Stuttgart im Territorium des Herzogtums Württemberg (ehedem Herzogtum Schwaben) und Meßkirch in Vorderösterreich.

Schöne Grüße

MM

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Das ist wirklich gut!
Grüße

Hinzu kommt das man auch zu Zeiten Heideggers keinen Trollinger in Südbaden angebaut hat. Man merkt das der Autor sich eher oberflächlich mit der Thematik befasst hat, Heidegger war auch kein Schwabe aber dafür glühender Nationalsozialist usw.

Das ist auf dem Niveau von :" Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien"

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Servus,

er stammte aus dem Teil des Herzogtums Schwaben, der nach 1308 noch bis 1806 vom Zugriff des Hauses Württemberg verschont blieb, allerdings als „Vogtei Oberschwaben“ nie wieder richtig habsburgisch werden konnte, weil es in einen Flickenteppich aus Besitzungen des Deutschen Ordens, reichsunmittelbarer Abteien und Reichsstädte usw. aufgesplittert war, als wäre es das Land, in dem der „Gestiefelte Kater“ spielt.

Meßkirch gehörte immerhin seit 1686 zu Vorderösterreich, das geschichtsbewusste Leute wie Genosse Sergei Wiktorowitsch als eigentlichen und wircklichen Rechtsnachfolger des Herzogtums Schwaben bezeichnet hätten, wäre es darum gegangen, den Raum zwischen Filstal und Heuchelberg den bösen evangelischen Württembergern wieder wegzunehmen.

Ob und inwieweit er

war, sei dahingestellt - ich zweifle ein wenig daran. Anders als sein Onkel im Geischde Ernst Jünger hat er zwar bei allem Existenzialismus die eigene, persönliche Entscheidung gegen die Nazis nicht in die Reihe gekriegt, aber trotz allem täte ich ihn eher als „Nationalsozialist malgré soi“ schubladisieren.

Schöne Grüße

MM

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