Hallo Nadja,
noch erläuternd zum Trollingerschlecken:
Der Trollinger ist eine Rebsorte, die an Boden, Lage, Bodenbearbeitung und Rebschnitt hohe Ansprüche stellt, aber außerhalb Württembergs, wo sie heute fast ausschließlich noch angebaut wird, im Ergebnis als ziemlich mittelmäßig angesehen wird. Das hat zum einen den Grund, dass man in Schwaben die besseren Weine selber trinkt und den weniger gelungenen Most in die Zentralkellerei nach Möglingen gibt, wo ziemlich gruselige Supermarkt-Produkte abgefüllt werden, die eher außerhalb Württembergs vermarktet werden. Zum anderen ist Trollinger ohne Lemberger tatsächlich ein wenig gewöhnungsbedürftig - der Lemberger war früher weiter verbreitet und ist heute der andere fast nur noch in Württemberg anzutreffende Rote: Die beiden gehören zusammen in die Flasche und ins Glas.
Das „Schlecken“ ist im vorliegenden Text (finde ich) ziemlich daneben gepeilt, weil das genüssliche, langsame Trinken eines Viertelliters Wein im Schwäbischen „ein Viertele schlotzen“ heißt, und „schlotzen“ zwar Standarddeutsch „schlecken“ entspricht, aber kein Mensch im Standarddeutschen vom „Weinschlecken“ spricht - das gibt es einfach nicht.
Die „Geworfenheit in die Welt“ ist ein Begriff des deutschen Philosophen Martin Heidegger, der in Teilen seiner Philosophie den Existenzialisten nahe stand, dabei nicht wenige Begriffe individuell prägte, das Substantivieren hat er beim Erfinden von Worten gerne benutzt - mein Vater hat parodierend gerne ein Pseudozitat von Heidegger benutzt: „Unser Dasein in seinem Sosein ist ein Hinsein zum Nichtsein.“
„Todtnauberger Hüttenphilosoph“ bezieht sich auf Heideggers Wahlheimat in einer sehr einfachen Hütte im Südschwarzwald, damals noch abgelegen zwischen Feldberg und Belchen auf der Gemarkung von Todtnauberg gelegen. Genau wie mit dem Trollinger hat der Autor hier daneben gepeilt, weil „Todtnauberger“ genau genommen „aus Todtnauberg stammend“ und nicht „in Todtnauberg gewohnt habend“ bedeutet, Heidegger stammte aber aus Meßkirch in Oberschwaben.
Eine dritte Verpeilung begeht der Autor, indem er Todtnauberg im Südschwarzwald mit Stuttgart und Schwaben in Verbindung und mich damit auf die Palme bringt: Das heutige Bundesland Baden-Württemberg ist eine Verwaltungseinheit, es besteht aus verschiedensten historischen Territorien, es werden dort mindestens vier verschiedene Dialekte gesprochen, und der Südschwarzwald liegt im Territorium der Markgrafschaft Baden, Stuttgart im Territorium des Herzogtums Württemberg (ehedem Herzogtum Schwaben) und Meßkirch in Vorderösterreich.
Schöne Grüße
MM