Antwort
Hallo,
Daß pauschal auf alle Arbeitslose gekloppt wird, sehe ich
nicht und wenn es so wäre, wäre es falsch.
Schade, aber manchmal sieht man den Tatsachen nicht so gerne in die Augen. Liegt wohl vielleicht daran, dass man selbst eher ein Menschenbild hat, das auf dieser Linie liegt.
Tatsache ist aber
auch, daß wir im internationalen Vergleich (und wir brauchen
nicht nach Madagaskar oder Swasiland zu gehen) Arbeitslosen
den weitreichendsten Komfor in jeder Hinsicht bieten. Selbst
die Regelung nach Hartz IV geht weit über das hinaus, was sich
alle (!) anderen europäischen Länder erlauben.
Da haben wir schon das erste Problem:
Man kann Lebensumstände nicht Länder-und Gesellschaftsübergreifend vergleichen. Nimm Länder im Süden, wie Italien, Spanien, Portugal usw., dort können Menschen ohne Arbeit in ihren weitgehend noch funktionierenden Großfamilien Hilfe erwarten.
Diese Strukturen sind bei uns nicht mehr existent. Insofern trifft es einen Mittellosen bei uns unvergleichlich härter.
Zynischerweise werden jetzt genau diese Strukturen, nachdem man sie jahrzehntelang systematisch zerschlagen hat, wieder als Vorwand benutzt, Sozialleistungen abzubauen (Münteferings letzte Vorschläge zur Kürzung des ALG2 für Menschen unter 25).
Fest steht, dass wohl kaum einer freiwillig zum Hartz IV-Empfänger wird.
Auch der
Abstand zwischen Hartz IV und Niedriggehältern ist
ausgesprochen gering.
Aber nicht weil die Leistungen von Hartz IV so groß wären, sondern weil das Niedriglohnniveau mittlerweile auf ein für mitteleuropäische Verhältnisse beschämend niedriges Taschengeld zusammengeschrumpft ist.
Der Druck zur Annahme von Arbeit ist
zwar theoretisch hoch, wird aber nach dem, was ich so
mitbekomme, noch lange nicht im möglichen bzw. vorgesehenen
Umfang genutzt.
Das verstehe ich sprachlich/inhaltlich nicht. Wer nutzt was?
So, soweit die Tatsachen.
Sprechen diese aus Deiner Sicht eher
dafür oder dagegen, daß die Faulheitsquote (ich weiß, daß die
Bezeichnung unsachlich ist, aber der Begriff „faulen Lenz
machen“ stammt von Dir) in Deutschland höher ist als in
anderen Ländern?
Wie schon gesagt: In den Industrieländern kommt man mehr oder weniger auf die gleichen Prozentsätze.
Aber das ist doch für die großen Arbeits- und wirtschaftspolitischen Fragen auch irrelevant.
Nochmal: Es ist sinnlos, angesichts fehlender Arbeitsplätze, den Druck auf die Suchenden zu erhöhen. Wir bekommen nicht Alle in Lohn und Brot. Diese Zeiten sind ein für allemal vorbei. Da nutzen die Antworten und Konzepte der 60er bis 80er nichts mehr.
Die Medien-Kampagnen der einschlägigen Sender sind mies, und sprechen die allerniedrigsten Instinkte an.
Oder?
Grüße
Günther