Tschernobyl 1986 - Alarm in Österreich?

Liebe Community,

ich habe eine Frage zu Tschernobyl’s Super GAU 1986 und die Auswirkungen auf Österreich.

Österreich wurde bei dem Unglück sehr stark (niederschlagsbedingt) mit radioaktivem Material kontaminiert. Nachdem ich da noch nicht auf der Welt war - vielleicht ne blöde Frage aber:

Haben in Österreich die Alarmsirenen ertönt?

Weiß jemand vielleicht sogar, ab welchen Grenzwerten diese Sirenen eingeschalen werden?

Danke =)

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PS: für interessierte. kontamination europa animation zeitraffer sat-bildaufnahme: http://www.irsn.fr/FR/popup/Pages/tchernobyl_video_n…

Hallo

Ich war damals 12.

An einen Sirenenalarm kann ich mich definitiv nicht erinnern und ich glaube auch kaum das es so einen gegeben hat.

Die Politik reagierte damals genau so wie heute in Japan. Mit desinformation!

Auch die Lehrer gingen ganz auf die Schiene der Politiker. In der Schule lernte ich damals, wenn wir ganz normales Gewand an haben, sind wir gegen die Radioaktivität geschützt.

Gleichzeitig durften wir aber in der Pause nicht mehr in den Hof gehen, Sport nicht mehr draußen betreiben und auch nicht mehr draußen spielen.

LG

Martin

Hallo,
bis die Politiker beschlossen haben die Öffentlichkeit wenigstens zu warnen, war das Kind schon in den Brunnen gefallen.
Ich kenne den Zivilschutz in Österreich nicht, in D gibt es rund um die KKW Evakuierungspläne (ähnlich wie derzeit in Japan in Zonen), die, wie in D üblich, durch Sirenenalarm angekündigt werden. Der Alarm bedeutet aber „nur“ auf Durchsagen im Rundfunk und von Lautsprecherwagen zu achten.
Ob alarmiert wird, ist aber immer eine politische Entscheidung, wobei man das schon machen sollte, bevor die Strahlung zu hoch wird. Daher ist es nicht sinnvoll Strahlengrenzwerte festzulegen.
Es wurden nicht mal Großveranstaltungen im Freien abgesagt, wodurch viele Menschen einer unnötig hohen Belastung ausgesetzt waren. Ich bin damals ganz normal in die Schule gegangen, da ich mitten im Abitur (Matura für unsere Nachbarn) war, war eh nicht viel Zeit draußen zu spielen.

Cu Rene

Hallo,

Haben in Österreich die Alarmsirenen ertönt?

„für die Bevölkerung bestand zu keiner Zeit eine Gefahr“.

Heulen in Japan die Sirenen? Nein. Denn dort ist doch auch alles in Butter.

Wie immer wurde und wird die Gefahr vertuscht, verschwiegen, verniedlicht. Man will das Wahlvolk doch nicht beunruhigen.

Gruß

S.J.

Servus,

ich kann mich an keine Sirenen erinnern - es gab noch kein allgemeines Frühwarnsystem und wann hätten die denn auch „sirenen“ sollen?

Direkt zum Zeitpunkt des Unglücks? Das war ja tagelang gar nicht bekannt. Dann gab es so belanglose Nachrichten wie „in Russland ist irgendwo irgendwas passiert“.

Man hatte ja nicht die Möglichkeit, rund um die Uhr informiert zu sein - Nachrichten gab’s 2 mal am Abend im Fernsehen und 3 mal 5 Minuten im Radio, von „interconnected networks“ wußte kaum wer was, geschweige denn vom world wide web, das kannte man nur aus War Games:smile:

Und die UdSSR tat wohl auch alles, um „den Mist“ unter den Teppich zu kehren.

Im Rückblick wissen wir, dass Teile Österreichs (auch der, wo ich damals war) am 30. April wohl der größten Belastung ausgesetzt war - da hab’ ich Rasen gemäht, den Schnitt händisch eingesammelt und viel mit dem Hund auf der Wiese gespielt. (ohne Tschernobyl wüßte ich nicht, was ich am 30.4.1986 gemacht habe…*g*)

Dass die hektischen „Danach-Maßnahmen“ (Essen, Trinken, Spielen, Gehen, Atmen war ja plötzlich gefährlich) dann eher wie Panikmache ankamen, darf nicht verwundern. Man rätselte, was die „Wolke“ denn nun bedeutete und so richtig nervös wurden die meisten erst, als fast ohne Begleitinformation plötzlich alles verboten war.

Nur wenige hatten die Möglichkeit, sich umfassend zu informieren - für Otto Normalverbraucher galt lange Zeit eine gewisse „Vernebelungstaktik“.

Ganz abgesehen davon: die allgemeine Sensibilität für die möglichen Gefahren der Atomkraft war noch kaum entwickelt - Greenpeace Österreich war gerade mal 3 Jahre alt und das waren für viele damals einfach „die Spinner“, Namen, wie Sellafield, Harrisburg/Three Mile Island, etc. wurden erst nach Tschernobyl so richtig bekennt.

Einige Infos und Links findest du hier…
Die Seite der ORF Online Redaktion wurde anlässlich des 20. Jahretages gemacht.

http://oesterreich.orf.at/stories/105127/

Gruß, jenny

Gleichzeitig durften wir aber in der Pause nicht mehr in den
Hof gehen, Sport nicht mehr draußen betreiben und auch nicht
mehr draußen spielen.

rückblickend wäre es interessant, wie lange es gedauert hat, bis die menschen das dahingehend rationalisiert haben und diese Dinge wieder gemacht haben?

Hallo,
recht schnell, spätestens in den Sommerferien war das imo für die meisten kein Thema mehr. Damals recht billige Reiseziele wie Bulgarien, Rumänien oder auch Ungarn hatten aber viele Stornierungen.
Ausnahme sind Waldpilze, die man auch heute in Süddeutschland (bestimmt auch in Österreich) noch nicht unbeschränkt essen sollte, weil sie mit Cäsium 90 belastet sind. Genau wie Wildschweine, die nun mal gerne Waldpilze essen.
Dann gab es da noch einen Güterzug mit verstrahltem Molkepulver (weil man nicht wußte, was man mit der Milch machen soll, hat man sie zu Pulver weiterverarbeitet), der viele Jahre auf einem Kasernengelände rumstand, weil man immer noch nicht wußte, was man damit anstellen soll.

Cu Rene

Hallo,

übrigens soll´s kurz nach der Katastrophe in der DDR extrem viel frisches Obst gegeben haben.
Alles das, was die Wessis nicht essen wollten.
Die Ossis hatten da immer noch keine Ahnung, was passiert war.

Wäre mal interessant zu erfahren, wie lange die Russen den Unfall noch hätten geheimhalten können, wenn nicht das AKW Forsmark in Schweden die erhöhte Strahenbelastung festgestellt hätte.

Gruß
Lawrence

Hallo,

Haben in Österreich die Alarmsirenen ertönt?

„für die Bevölkerung bestand zu keiner Zeit eine Gefahr“.
Heulen in Japan die Sirenen? Nein. Denn dort ist doch auch
alles in Butter.

Natürlich heulten in Japan die Sirenen, allein schon wegen dem Tsunami. Heute hat - v.a. in einem hochtechnisierten Land wie Japan - aber auch jeder Handy, Internet, Fernsehen etc. Man wird von Informationen, und aktuell von Hiobsbotschaften, ja gerade zu erschlagen. Oder warum glaubst du flüchten die ganzen Leute aus den Gebieten um die Reaktoren? Weil sie schlecht informiert sind und glauben, dass alles „in Butter“ ist? Wohl kaum…

Wie immer wurde und wird die Gefahr vertuscht, verschwiegen,
verniedlicht. Man will das Wahlvolk doch nicht beunruhigen.

Ich finde zwar auch nicht, dass der Informationsfluß von Tepco und der Atomaufsicht in Japan sonderlich gelungen war - zu widersprüchlich und unklar waren die Meldungen. Vielleicht aber auch, weil man es einfach auch nicht besser wusste.

Aber deine Polemik hilft leider auch überhaupt nicht weiter und bringt noch weniger Information. Vor allem wäre ja deine Logik dann, möglichst überall die Alarmsirenen einzuschalten. Dass dadurch wohl an vielen Orten eventuell sogar unnötigerweise Panik entsteht und am Ende noch mehr Menschen sterben könnten, scheint dir nicht mal in den Sinn zu kommen? Ganz zu schweigen, dass sich z.B. ein Ballungsgebiet wie Tokio gar nicht evakuieren ließe, oder wo sollen fast 40 Mio. Mensch hin und wie sollen sie ohne Mord und Totschlag das in der nötigen Zeit überhaupt schaffen?

vg,
d.

Hallo,

Die Politik reagierte damals genau so wie heute in Japan. Mit
desinformation!
Auch die Lehrer gingen ganz auf die Schiene der Politiker. In
der Schule lernte ich damals, wenn wir ganz normales Gewand an
haben, sind wir gegen die Radioaktivität geschützt.
Gleichzeitig durften wir aber in der Pause nicht mehr in den
Hof gehen, Sport nicht mehr draußen betreiben und auch nicht
mehr draußen spielen.

Und wie wir heute wissen, haben diese Maßnahmen bei uns auch vollkommen ausgereicht. Wo also liegt das Problem? Oder hätten wir jahrelang in Strahlenschutzanzügen rum rennen sollen, um noch ein paar Mikrosievert zu sparen? Wenn du schon den Verantwortlichen Desinformation vorwirfst, dann sag doch, was du anders gemacht hättest und inwiefern das zu besseren Resultaten geführt hätte!

vg,
d.

Hallo,

Aber deine Polemik hilft leider auch überhaupt nicht weiter

das hat kaum was mit Polemik zu tun. Fakt ist, dass in der Vergangenheit fast ausnahmslos die Wahrheit verschwiegen wurde.

Ganz zu schweigen, dass sich z.B. ein Ballungsgebiet wie Tokio
gar nicht evakuieren ließe, oder wo sollen fast 40 Mio. Mensch
hin und wie sollen sie ohne Mord und Totschlag das in der
nötigen Zeit überhaupt schaffen?

Dann kann man es denen auch verschweigen und sie der Verstrahlung aussetzen?

Interessante Sichtweise…

Gruß

S.J.

Hallo,

Und wie wir heute wissen, haben diese Maßnahmen bei uns auch
vollkommen ausgereicht.

bist Du Nuklearmediziner? Langzeitwirkung von Radioaktivität ist kaum erforscht, aber Du meinst das beurteilen zu können.

Ach ja. Die erhöhte Krebsrate in der Umgebung von kerntechnischen Einrichtungen basieren ja „allein aufgrund des statistischen Zufalls“.

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-12/regie…

Interessant wie einige Hobby-Wissenschaftler hier vorschnell Schlüsse ziehen.

Gruß

S.J.

Hallo!

Ich kenne einige Leute bei denen sind Leute an Blut aber auch an Schilddrüsenkrebs erkrankt und auch gestorben sind.

Natürlich nicht offiziell an den Folgen von Tschernobyl, dann wären sie nämlich blöd gewesen.

Denn Lebensversicherungen zahlen nichts wenn jemand an den Folgen von Atomarer Strahlung stirbt. (diejenigen Lebensversicherungen die ich kenne)

Alleine wegen diesem Umstand ist es unmöglich festzustellen wie viele Leute wirklich aufgrund von Tschernobyl gestorben sind.

Was ich anderes gemacht hätte? Ich glaube es wäre besser gewesen wenn die Bevölkerung Gasmasken zur Verfügung gehabt hätte.

LG
M

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Zwecks den „Krebsraten“ :
Die Strahlungsart ist aber wohl unbekannt, zumindest wird uns dies
erzählt, da im Umkreis von KKW die Äquivalenzdosen nicht höher sind als
anderswo. Siehe z.b. http://odlinfo.bfs.de/ .

Es muss also eine andere Ursache geben …

Gruss

Tach,

Wäre mal interessant zu erfahren, wie lange die Russen den
Unfall noch hätten geheimhalten können, wenn nicht das AKW
Forsmark in Schweden die erhöhte Strahenbelastung festgestellt
hätte.

in Göttingen und Jülich wurde die Strahlung wenig später auch gemessen.

Satelliten haben den Schlamassel auch recht bald gesehen.

Gandalf

Hat ein ehemaliger Prof erzählt er kam zu seiner Doktorandenzeit eines Tages nicht mehr in den „Sicherheitsbereich“, weil er zu stark
strahle. Wenig später haben sie den Grund dann erfahren …
Schon hart !

Gruss