Hallo - wer auch immer hinter diesem Pseudonym steckt.
Es freut mich, dass ich zu diesem sehr haarigen Thema befragt werde. Leider stecke ich seit einiger Zeit nicht mehr so tief in der Materie und habe auch keine genauen Daten über das Kraftwerk in Tschernobyl oder Fukushima vorliegen. Somit sind meine Antworten etwas „weich“ und leider nicht so ingenieurwissenschaftlich. Tut mir leid.
Hier meine Gedanken:
Einige Fragen zu Tschernobyl:
Ja, ja!
1.) Wie lange muss ein Sarg um den Reaktor halten, bis die
Strahlung soweit ungefährlich wäre, dass sich der Sarkophag
erübrigte?
637.834 Jahre, 3 Monate, 2 Wochen, 4 Tage, 17 Stunden, 35 Minuten und 34,5343 SEkunden. So hätte meine Aussage ausgesehen, wenn ich genaue Daten hätte. Es hängt schließlich von den eingeschlossenen Nukliden und der Menge selbiger ab. Je nach dem, wie lange der REaktor in Betrieb war, ist die Zusammensetzung der Brennstäbe eine andere.
2.) Wie sieht es mit dem Baufortschritt des neuen Sarkophags
aus bzw. was halten Sie von dem Plan?
Meine Idee wäre sehr schwierig umzusetzen, aber sehr wirksam. Man nehme das Ganze, stelle es in ein wasserdichtes Bassin und fülle selbiges randvoll mit Meerwasser - möglichst ohne Lebewesen. Dann deckt man das Ganze oben ab und überlässt es sich selbst. Die Kühlung wird durch die Konvektion des Wassers im Bassin automatisch vorgenommen. Leider macht das keiner und es würde auch zu lange dauern - wer mauert schon gern in solch strahlenintensiver Gegend? Aber ich finde, man sollte Kernkraftwerke per se so bauen, dass man das Ganze zur Not fluten kann. Am besten im Meer bei -50m …
3.) Wie lange wird es dauern, bis die Strahlung im Umkreis des
Reaktors auf relativ ungefährliche Werte gefallen ist?
Siehe Frage 1. Es sei denn, es ist eher gemeint, dass die Werte bei bestehendem Sarkophag ungefährlich werden sollen. Naja, das hängt auch wieder von der Menge und den Nukliden ab, die sich in der Umgebung niedergeschlagen haben. Bei Tschernobyl ist viel nach oben und dann über den halben Globus gegangen. Bei Fukushima könnte es sein, dass es eher regional und dafür viel stärker strahlt. Außerdem waren die Brennstäbe länger in Betrieb und die Kernzerfallsprozesse liefen entsprechend länger. Das bedeutet, dass die Strahlung aufgrund Erzeugung von diversen Nukliden verschiedenster Halbwertszeiten stärker strahlt. Auch können eigentlich stabile Elemente durch Beschuss (Neutronen, e-) zu Strahlern werden. (…) s.u.
4.) Muss im havarierten japanischen AKW Fukushima nun ähnlich
verfahren werden wie in Tschernobyl?
Möglich. Ich denke aber, solange die Möglichkeit besteht zu kühlen, sollte man das tun. Vielleicht schicken wir anstelle warmer Decken für die Japaner Kühlakkus für deren Kernkraftwerk Fukushima? Sinnvoll auf jeden Fall.
Ich finde allerdings die Hysterie und Panikmache hierzulande etwas verfehlt und übertrieben. Sicher haben wir auch einige alte Anlagen. Ich finde, die alten Siedewasseranlagen gehören tatsächlich vom Netz genommen. Bei den Druckwasserreaktoren allerdings sieht die Welt ganz anders aus. Der gefährliche Bereich ist deutlich kleiner und die Gefahr der Strahlungsfreisetzung entsprechend. Man darf Kernkraftwerke einfach nicht alle über einen Kamm scheren! Ich selbst arbeitete einst in einem. Es war für Erdbeben der Stärke 4 ausgelegt in einer Gegend, in der ich mein Leben lang nie ein Erdbeben bemerkte und die Wahrscheinlichkeit eines Erdbebens entsprechend gering war. Fukushima dagegen hat ständig Beben und jetzt war mal eines zu stark. Dumm gelaufen finde ich das. Aber auch irgendwo selbst Schuld. Um den Schaden komplett zu machen, ist Fukushima ein Siedewasserreaktor. Dieser hat per se einen Wärmetauschkreislauf weniger (2 anstelle von 3 Kreisläufen). Freisetzung von Strahlung in die Umwelt - you’re welcome! Auch ist hier nicht so leicht eine Sicherheit zu gewährleisten gegen abstürzende Flugzeuge - mit oder ohne Absicht. Aber diese dusseligen Szenarien, die man gern anführt, in denen ein Flugobjekt in die Außenanlagen fliegt und dann einen GAU zur Folge hat, sind haltlos. Es bleibt auch in diesen Fällen genügend Zeit, das Kraftwerk sicher herunterzufahren. Aber diese blühende Phantasie hätte ich gern…
Vielen Dank
Bitte & tut mir leid
MacMensch
Frl. Thea