Türkische Lehrerin möchte nach Deutschland - Möglichkeiten?

Hallo,

ein junger deutscher Mann und eine junge türkische Frau haben sich in Istanbul ineinander verliebt. Sie ist Deutschlehrerin in Istanbul, würde aber gerne nach Deutschland ziehen (auch unabhängig von der Liebesgeschichte).
Eine Heirat steht nicht zur Debatte. Welche anderen Möglichkeiten gibt es für die Lehrerin, nach Deutschland zu ziehen und hier zu arbeiten, z.B. Deutschkurse für Flüchtlinge zu geben oder Arbeit in Kindergärten etc.?

Gruß,
Paran

Servus,

die hier bestehende Möglichkeit ist ein D-Visum gem. Fachkräfteeinwanderungsgesetz.

Die entscheidende Hürde wird die Anerkennung der türkischen Ausbildung als „gleichwertige Qualifikation“ sein, da sind „unsere“ grade bei Lehrern ziemlich genau.

Die übrigen Anforderungen sind hier recht handlich zusammengefasst:

Am relativ schnellsten dürfte das Vorhaben gehen, wenn die Frau jetzt nochmal (in der Türkei) eine Ausbildung in der Krankenpflege draufsattelt.

Schöne Grüße

MM

Zunächst einmal sollte sie sich erkundigen, wie ihre Studienabschlüsse in Deutschland gewertet werden. Da liegt dann das erste kleinere oder größere Problem. Denn Deutschland werten hier vielfach recht deutlich ab. Als Einstieg in das Thema sollte Anerkennungsportal (anerkennung-in-deutschland.de) dienen.

Je nach Bewertung stellt sich dann die Frage des Erwerbs ggf. notwendiger Zusatzqualifikationen. Z.B. hatte sich eines unserer Au-Pair zum Thema vor ein paar Jahren umgetan. Da war es so, dass der russische Abschluss und die russische Berufserfahrung hier nicht ausreichte und sie für Kosten von unter € 1.000,-- (natürlich zzgl. Unterkunft/Verpflegung/Reise/…) in ca. einem dreiviertel Jahr eine entsprechende Nachqualifizierung hätte machen können (allerdings alles wahnsinnig kompliziert und aufwändig). Dafür hätte es auch ein Visum/einen Aufenthaltstitel gegeben und der wäre dann auch mit Abschluss eines Arbeitsvertrages verlängert worden.

Leider sehen Realität und Praxis beim Fachkräftemangel nach wie vor sehr unterschiedlich aus. Dem so laut propagierte Ruf nach ausländischen Fachkräften stehen immer noch massive Hürden im Weg, mit denen man die „Wunschkandidaten“ bestmöglich davon überzeugen will, doch besser andernorts ihr Glück zu suchen. D.h. es braucht hier einen gehörigen Durchhaltewillen und eine ordentliche Portion Frustrationstoleranz. Unsere russische Lehrerin wurde dann doch lieber ReNo und sitzt - wenn sie aus dem Mutterschutz raus ist - dann wieder beim Anwalt im Büro, statt vor einer Klasse zu stehen.

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Hallo,

vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Das hört sich ja graußlich an, in jederlei Hinsicht.

Gruß,
Paran

M.E. sind die beiden bisherigen Antworten falsch.

Zwischen der Türkei und der EU besteht ein Assoziierungsabkommen, was zur Folge hat, dass Türken sehr leicht Zugang nach Deutschland haben.

Habe ich bei einer Bekannten meiner türkischen Frau, die im Januar hier nach D gekommen ist, um als Friseurin zu arbeiten, live miterlebt.

Die Lehrerin soll sich von der Türkei aus irgendeine Arbeitsstelle in Deutschland beschaffen (am leichtesten in der türkischen Community hier).
Auf dieser Grundlage kann sie einreisen und bekommt problemlos einen befristeten und an die Aufrechterhaltung des Beschäftigungsverhältnisses (sowie an noch ein paar andere Formalien) gekoppelten Aufenthaltstitel.

Dann kann sie in D ganz in Ruhe eine Beschäftigung suchen, die ihrem Qualifikationsbereich als Lehrerin besser entspricht.

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Blabla, wie üblich.

Bei der Einreise gelten für türkische Arbeitnehmer exakt die Bestimmungen, die für Drittstaatsangehörige gelten, da kannst Du mit irgendwelchen Communities herumwedeln, so viel Du magst.

Erst, wenn eine Beschäftigung aufgenommen wird, erwerben türkische Arbeitnehmer automatisch ein Aufenthaltsrecht. Das ist der Vorteil, die ihnen das Assoziierungsabkommen bietet.

Selbstverständlich wurde bei der Friseurin, von der Du erzählst, geprüft, ob ihre Qualifikation als gleichwertig zu betrachten ist.

Schöne Grüße

MM

Sag ich was anderes?

Du behauptest implizit, D-Visa für Türken würden ohne Prüfung der Gleichwertigkeit der beruflichen Qualifikation ausgestellt, und bezeichnest die Auskunft von @Wiz als falsch, ohne dieses weiter zu begründen.

Fand ich unerheblich, kann ich aber nachliefern.

Der Zugang zum dt. Arbeitsmarkt ist nicht nur die Einreise, sondern auch die Jahre danach. Hier sind Türken deutlich privilegiert gegenüber anderen Drittstaatlern.
Darauf hat Wiz nicht hingewiesen (sondern ist mit einer Russin angerückt).
Das machte seine Antwort aus meiner Sicht korrekturbedüftig.

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Jaja, und D-Visa gibt es bei kaufland im Angebot.

Davon hat die Vertretung der BRD in der Türkei allerdings noch nichts mitbekommen:

Schöne Grüße

MM

Das bringt der Türkin nichts, aber sie kanns ja mal im ŞOK probieren.

Warum ziehst du es ins Lächerliche?

Sie hat offenbar eine abgeschlossene Ausbildung als Pädagogin und hat nachweisbare Deutschkenntnisse
Perfekt.

Sie kann sich z.B. eine Stelle als Kindergärtnerin besorgen (irgendwo im pädagogischen Bereich halt). Das zu finden ist absolut realistisch, weil wir hier Bedarf haben, insbesondere an türkischsprechenden.

Und wenn ihre pädagogische Ausbildung nicht gleich anerkannt ist, kann sie das Arbeitsvisum mW dennoch erhalten, dann halt mit Qualifizierungsauflagen verknüpft (hier sind Deutschkenntnisse Voraussetzung, aber die liegen ja vor).

Wenn die Anerkennung der gleichwertigen Ausbildungen sich am Bedarf orientierte, gäbe es keinerlei Schwierigkeiten damit, dass der allergrößte Teil von Fachkräften aus Drittländern einschließlich der Türkei und sogar von Fachkräften aus EU-Ländern wie Ungarn, die gerne im Ausland arbeiten möchten, eben nicht nach Deutschland kommt, sondern Mitbewerber vorzieht, die sich nicht so tollpatschig anstellen wie der Deutsche Michel wie z.B. Kanada.

„Irgendwo im pädagogischen Bereich“ bedeutet: Fast ausschließlich im Öffentlichen Dienst (und natürlich im Dienst der Kirchen, der ungefähr gleich verwaltet wird). Und da regiert der Deutsche Michel.

Es ist absolut unrealistisch, jemandem vorzugaukeln, es gäbe die unsinnigen Hürden nicht, die durch den Rohrkrepierer Fachkräfteeinwanderungsgesetz aufgestellt worden sind.

Schöne Grüße

MM

Hier gebe ich dir abschließend recht.
Die Hürden gibts.
Das möchte ich keinesfalls wegreden.

Umgekehrt muss man sie aber auch nicht größer reden als sie sind, so dass die Fragestellerin den Eindruck „Das hört sich ja graußlich an“ bekommt.

Wie eingangs gesagt, Gönül, die Bekannte meiner Frau, sprach und spricht kein Wort Deutsch, ist in der Türkei ausgebildete Friseurin, hat dort 15 Jahre wegen Kindererziehung nicht gearbeitet, fand dann, als sie wieder einsteigen wollte, keinen Job mehr (extreme hohe Frauenarbeitslosigkeit in der Türkei zZ), und hat deshalb hier gesucht und gefunden, weil sie hartnäckig dran blieb.
Eine Erfolgsgeschichte ist es trotzdem nicht, weil das Einkommen kaum für Miete und Energie reicht, aber wenn sie es schafft, dann bringt es auch eine Lehrerin mit guten Sprachkenntnissen hin, wenn es ihr denn partout wichtig ist.
Für Türken ist der Zugang einfach besser als für ‚normale‘ Drittstaatler.

Anders herum übrigens auch. Ich bin in öfter in der Türkei und finde es gut, dass dort meine deutsche Krankenversicherung greift.

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Bevor die Diskussion, ohne über das bisher geschriebene hinaus gehende Sachinformationen, weiter ausartet, schließe ich sie hier.

MOD Pierre