Tunnel?

Hallo allerseits!
Mir ist diesen Sommer etwas merkwürdiges passiert, wir waren mit dem Auto von Österreich nach Kroatien unterwegs und mussten dabei natürlich durch einige Tunnels fahren. Schon bei der Hinfahrt bemerkte ich in der letzten Phase des Tunnels ein seltsames Herzklopfen, das Verlangen aufs Gas zu steigen und zittrige Knie. Durch meinen niedrigen Bluckdruck schien mir das nicht ungewöhnlich und schob das auf das lange Sitzen, das meinen Kreislauf wohl etwas zusammenbrechen ließ. Aber bei der Heimfahrt war es so schlimm, mitten im Tunnel begannen meine Hände zu zittern, mein Herz raste und ich hatte das Gefühl in Ohnmacht zu fallen, mein Freund übernahm das Lenkrad und wir schafften es doch noch heil aus dem Tunnel. Sofort als das Tageslicht wieder da war, waren alle Symptome plötzlich verschwunden, ich fühlte mich nur völlig erledigt. Danach wechselten wir sofort die Plätze und bei den weiteren Tunnels, nun als Beifahrer, musste ich mich ablenken und auf etwas anderes konzentrieren, sonst wär das ganze wieder passiert…was zum Teufel war das??? Hab ich einen gekoppelten Tunnel-Kreislaufkollaps ??? Vernünftig gesehen hab ich keine Angst vor Tunnels, allerdings mag ich auch Lifte nicht besonders, fahre aber trotzdem mit ihnen, bin nur froh, wenn ich wieder heraussen bin.
Was ist da in den Tunnels mit mir geschehen??
Liebe Grüße
Daniela

Hi Dani,

was Du da schilderst, könnte eine kleine Panikattacke gewesen sein. Das kommt in den besten Familien vor :wink:

Im Ernst: Das klingt zwar nicht wirklich gefährlich, Du solltest es aber auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wie ist es denn sonst mit Tunneln (im Stadtverkehr z.B.), durch die man schneller durchkommt? Mit Tunnelfahrten im Zug?

Zunächst mal solltest Du jetzt bei zukünftigen Tunnelfahrten keine unbegründete Furcht haben, wirklich ohnmächtig zu werden - sowas passiert bei Panikattacken nicht. Wenn sich diese Symptome weiterhin einstellen oder auch in anderen Situationen auftreten, solltest Du einen Arzt und/oder Psychotherapeuten aufsuchen. Ängste dieser Art neigen zur Chronifizierung, wenn man nichts dagegen unternimmt - also gib Deinem Herz wenn nötig einen Stoß und frag eine Fachfrau oder einen Fachmann.

Gruß
Michael

Hi Dani!
soooo extrem, wie bei Dir, kenn ich das Gefühl nicht, aber grundsätzlich kann ich Dir nachfühlen. Eine Frage drängt sich auf, allerdings aus rein persönlichen Gründen: was bist Du denn beruflich??? (wirklich nur eine private Frage)
Nach den Vorlesungsreihen über Aufzüge und Sicherheitsbeiwerte bin ich wochenlang nicht mehr mit den Dingern gefahren (hat sich aus purer bequemlichkeit inzwischen gelegt!)… der Tunnelbau hat ähnliche Wirkungen hinterlassen, aber ich fahre jeden Tag durch einen 2 km langen Tunnel, um an meine Arbeitsstelle zu kommen… eigenlich ohne Probleme… wenn nicht gerade mitten im Tunnel ein Stau ist (grusel)
Ich wäre erfreut, eine Mail von Dir zu bekommen!
Gruß
Ayla

Hallo Dani,

zunächst einmal möchte ich dem Posting von Michael voll und ganz zustimmen. Ich bin zwar kein Fachmensch, aber dafür weiss ich genau, wovon du sprichst.

Wenn du das nächste Mal durch einen Tunnel fahren willst, versuch mal genau darauf zu achten, was mit dir passiert, insbesonder welche Gedanken dir durch den Kopf gehen (die kriegt man in der Schnell nämlich oftmals gar nicht mit).

Wenn es soweit geht, dass du versuchst, Tunnel so weit wie möglich zu vermeiden, aus Angst, dass es wieder passiert oder das Gefühl hast, wie Michael sagte, daß es chronisch wird, solltest du GANZ SCHNELL zu einem Therapeuten, und zwar zu einem VERHALTENS-Therapeuten. Möglichst zu einem, der auf Panikanfälle und/oder Phobien spezialisiert ist.

Das ist wirklich keine große Sache, und du glaubst gar nicht, wie viele Leute unter solchen oder ähnlichen Erscheinungen leiden, UND: man kann etwas dagegen tun !!

Ansonsten kannst du mir auch gerne mailen.

Lieben Gruss
Marion

Danke, Michael, für Deine Antwort.
Bei Tunnels, bei denen ich das Ende sehen kann, ist es mir kein Problem da durchzufahren, nur dann, wenn mich der Berg einschließt und ich das Gefühl habe, daß sich Massen von Gestein über mir befinden…brrrr…
Meinst Du wirklich ein Psychotherapeut kann da helfen? Was tut der, ich meine, wie kann mir der helfen? Ich habe zumindest jetzt nämlich schon das Gefühl, nie wieder mit dem Auto in den Süden zu fahren, wegen dieser vielen Tunnels.
Auf Marions Frage, was mir da durch den Kopf gegangen ist, kann ich schon antworten, ich weiß es noch genau. Ich dachte mir :„Was passiert jetzt, wenn ich einen Kreislaufzusammenbruch bekomm (wie erwähnt, mein niedriger Blutdruck) und hier ist nicht einmal ein Pannenstreifen, Unfall, in welcher Richtung ist der Ausgang…usw.“ und schon begann mein Körper (Psyche?) heftigst darauf zu reagieren…
Soll ich einmal mit meinem Hausarzt darüber reden, kann mich der überweisen oder direkt einen Spezialisten aufsuchen…geht das dann über die Krankenkasse?
Ich danke schon mal für Antworten!
Daniela

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Hallo Daniela,

Meinst Du wirklich ein Psychotherapeut
kann da helfen?

ganz sicher, da habe ich eigentlich gar keinen Zweifel (und das will bei mir schon was heißen :sunglasses:

Was tut der, ich meine,

wie kann mir der helfen?

Es gibt ganz unterschiedliche Verfahren. Wie Marion das schon getan hat, würde ich auch zu einem Verhaltenstherapeuten raten. Einen geeigneten Therapeuten in Deiner Gegend kann man Dir hier

http://www.bdp-verband.org/pid/home.html

nennen. Oder versuch mal dies hier:

http://www.psychotherapiesuche.de

Auf Marions Frage, was mir da durch den
Kopf gegangen ist, kann ich schon
antworten, ich weiß es noch genau. Ich
dachte mir :„Was passiert jetzt, wenn ich
einen Kreislaufzusammenbruch bekomm (wie
erwähnt, mein niedriger Blutdruck) und
hier ist nicht einmal ein Pannenstreifen,
Unfall, in welcher Richtung ist der
Ausgang…usw.“ und schon begann mein
Körper (Psyche?) heftigst darauf zu
reagieren…

Glaub’ mir, ich kenne sowas (ist mir aber glücklicherweise auch erst einmal passiert). Versuch es mal so zu sehen: Das Schlimmste hast Du schon überstanden. Das erste Mal hat es Dich völlig unvorbereitet getroffen, und Du hast KEINEN Kreislaufzusammenbruch bekommen und Du hast KEINEN Unfall gebaut. Das heißt, Du kannst solche Situationen sogar dann meistern, wenn Sie völlig unerwartet kommen. Sollte es Dir tatsächlich noch mal passieren, dann bist Du vorbereitet, und Du WEISST schon, daß Du damit fertig wirst!

Soll ich einmal mit meinem Hausarzt
darüber reden, kann mich der überweisen
oder direkt einen Spezialisten
aufsuchen…geht das dann über die
Krankenkasse?

Jou, das zahlt sicher Deine Krankenkasse. Vorausgesetzt der Psychotherapeut hat eine Zulassung oder er arbeitet im Delegationsverfahren mit einem Arzt zusammen. Die BDP-Leute (siehe URL oben) können Dir da sicher eine Auskunft geben.

Glückauf
Michael

… mir geht es genau so - aber auch wenn ich mit der U-Bahn fahre - mir wird auf einmal heiss/kalt/schwindlich/brechreiz…

und leider muss ich jeden Tag mit der U-Bahn in die Arbeit fahren.

Mir hilft es, wenn ich mit jemanden in der U-Bahn sprechen kann (Arbeitskollegen)und wenn ich alleine bin vertiefe ich mich in ein Buch oder ich versuche meine Gedanken abzulenken …

da ich dabei auch immer einen sehr trockenen Mund bekommen und nicht mehr schlucken kann (Speichel) hilft es mir sehr, wenn ich einen Kaugummi kaue.

So helfe ich mir über die Zeit…
vielleicht ist für dich was dabei.

Ciao
Sam

Hallo Daniela!

Ich glaube, Michael hat den Nagel auf den Kopf getroffen und Dir die richtigen Empfehlungen gegeben! Deshalb nur eine Ergänzung: Wenn ‚es‘ schlimmer wird, komm’ nicht auf den Gedanken ‚ich werde bekloppt‘; es gibt ziemlich viele Menschen, die dasselbe erleben. Der andere Punkt ist, daß die Gefahr bei dieser Sache darin besteht, daß sich die Angst relativ schnell selbständig macht, d.h. Du entwickelst zunehmend eine Angst vor der Angst - insofern hat Michael absolut recht: Laß Dir sofort helfen, wenn es Dich überwältigt, und Denk dran, Du bist in bester Gesellschaft!

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…auch noch das…
Danke Dir für die netten Worte! Seit diesem Tag war ich nie wieder in einem Tunnel, aber dafür passieren andere seltsame Dinge. Ich wache immer wieder mal in der Nacht auf und habe das Gefühl mich nicht bewegen zu können, ich versuche zu schreien, aber auch das geht nicht. Das ist ein absolut fürchterliches Gefühl! Gestern war ich deswegen bei meiner Hausärztin, die etwas Organisches ausschließt. Sie meint, daß das kleine Panikattacken sind und hat mir geraten mit positiven Gedanken und entspannt einzuschlafen, autogenes Training oder so und führt es auf Stress zurück…Wie kann denn sowas entstehen, bzw. sind das dann Träume oder spielt da mein Körper wirklich mit? Ich glaube langsam wirklich ein Psychotherapeut wird nötig…
Grüße
Daniela

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Hallo Dani,

wenn Du dich mal von Bergen und Tunneln fanzinieren oder gruseln möchtest, so
empfehle ich Dir das Buch „Das Druidentor“. Aber nur wenn Du dich aktiv mit der
Angst bereits auseinandergesetzt hast, da du sonst vielleicht noch mehr
Beklemmungen bekommst.

Liebe Gruß
Markus