Niemand dürfte entgangen sein, dass das Betragen des EU-Kandidats T zunehmend fragwürdiger wird. Unterdrückung, Gewalt und Ausschreitungen, auch direkt unter den Augen der Ordnungskräfte, gehören zunehmend zur Tagesordnung. Erdogan gefällt sich in der „Erpresserrolle“ gegenüber der EU und wird zunehmend dreister.
„Gewalt ist in der Türkei gesellschaftsfähig“ urteilen Artun Ünsal, Bilge Selcuk und Seyram Ates in einem Beitrag des „auslandsjournals“.
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/aktuellste/332#/beitrag/video/2732832/Die-wilden-Männer-vom-Bosporus
Gleicht nicht die Entwicklung den Anfängen deren des totalitären Deutschlands auch in seiner Brutalität ? Ermächtigungsgesetze, Verfolgung von Minderheiten, Unterdrückung der Presse- und Meinungsfreiheit, Unterstützung fragwürdiger Milizen in Kriegsgebieten, Antizionismus, Ungleichbehandlung und zugewiesene minderwertigere Geschlechterrolle von Frauen, Hegemonialstreben. Personenkult und Gigantismus ??
Gruß
rakete
Hallo,
ein historischer Vergleich mit D ab 1933 ist in jeder Hinsicht deutlich überzogen. Ich würde hier eher RUS unter Putin 2.0 (ab 2. Präsidentschaft) als Vergleich heranziehen.
Autoritäre, egomane Führerfigur in gelenkter (Semi-)Demokratie mit ultranationalistischen Allüren. Die Gigantomie soll die Bedeutung als Großmacht unterstreichen und spielt mit verlorenem Glanz früherer Epochen.
Putin ist lediglich ein eher introvertierter Narzisst, dem der extrovertierte (populistisch nützliche) Anteil des Herrn E (Wahlredner) abgeht. Dafür beschäftigt Putin seine (Volks)Einpeitscher aus der zweiten Reihe.
Gruß
vdmaster
Wenn schon hochgestochen, dann wenigstens ein Narziss.
Hallo,
auch wenn wir hier argumentativ u.a. unter dem Oberbegriff „Kultur“ rangieren und hochstechen, so wäre das doch ein Fehlgriff, ein Tritt ins fette Näpfchen und ein Foh-Pa … sorry, Fauxpas für jeden snobistischen Connaisseur - mutmaßlich oder nicht - der sich als einen Bürger von Bildung sieht und nachts unter der Decke den Duden zu Rate zieht. um mit hinreichenden Munitionsvorräten als Sieger aus jeder denkbaren, verbal geführten Narziss/t/enschlacht am lauwarmen Büffet den vermeintlichen Triumph wie Eulen nach Athen zu tragen.
Snobby genug in Textform gesetzt?
Die Auflösung des Irrtums: Narziss wäre auch möglich, falls sich der pfählende Vlad oder sein dauerbeleidigter, osmanischer Vetter vom Bosporus im Alter eines Jünglings befänden. So irre sind nicht einmal die beiden.
So, genug der Korinthenausscheidung meinerseits.
vdmaster
Stimmt wohl weitgehend. Wobei ich jedoch bei Putin keine besondere Art von hervorstechender Ideologie sehe. Bei T möchte ich den Plan, das Werk Atatürks vom Sockel zu kippen, um die Säkularisation in Richtung Gottesstaat zurück zu drehen, als hervorstechende Ideologie sehen. Bei Hitler war es der Rassenwahn.
Bei Bananenrepublik Diktaturen spielt so etwas wie „Mein Kampf“ kaum eine Rolle. Auch bei Putin nicht. Der extreme Chauvinismus ist dagegen bei allen vorhanden.
Das Bestreben Erdogans, Einfluss auf Auslandstürken zu nehmen, hebt ihn wohl auch noch von Putin ab. Im Ausland lebende Russen füllen bei Staatsbesuchen Putins keine Fußballstadien. Auslandsdeutsche waren im III.Reich durchaus Ziel der Politik.
Gruß
gewo
Moin,
das räume ich insoweit ein, als Putin selbst - ausser dem „Putinismus“ - keine Ideologie zu haben scheint. Allerdings spielt er seit kurz vor der Übernahme der Krim geradezu virtuos auf der Klaviatur des russischen Nationalismus. Dies mit geradezu sensationellem Erfolg. Er selbst als Person tritt hierbei stets funktionell, staatsmännisch, recht unterkühlt in Erscheinung und gibt gerade nicht den Polterer, sondern den Denker, Retter und Lenker aus purer Notwendigkeit. Wie schon erwähnt: Seine Einpeitscher befinden sich in der dritten Reihe.
Lesenswert: http://www.laender-analysen.de/russland/pdf/RusslandAnalysen289.pdf mit den Begriffen „Russische Welt“ bzw. „Russkij Mir“
Erdogan hingegen haut selbst auf die Pauke und verbreitet dabei viel offensiver das Bild vom „Türkentum“. Im Gegensatz zu RUS hat er aber auch kein riesiges A-Waffenarsenal, um das Selbstwertgefühl der Nation zu pushen. Der Griff Erdogans geht aber in die gleiche Richtung. Bei Putin ist es die Weltmacht UdSSR, die er als Vorlage hat. Bei Erdogan das osmanische Reich, an das er gerne (auf niedrigerem Level) als Regionalmacht anknüpfen würde. Ohne die TÜR soll in der näheren Nachbarschaft keine Politik mehr möglich sein. Kein Kurdenstaat, kein mächtiger Irak, kein großer iranischer Machteinfluß, kein saudischer und auch kein syrischer. Daher will er auch jetzt der EU (voerst?) ans Bein pinkeln und den Deal evtl. nachverhandeln. Damit er Stärke gegenüber der türk. Bevölkerung demonstrieren kann. Auch gegenüber Armenien hat er sich jüngst zugunsten des muslimischen Aserbaidschan positioniert. Als „Schutzmacht“ Armeniens fungiert hier RUS. Zudem würde Erdogan die TÜR gern als Führungsnation der Staaten mit hohem (Turk-)Bevölkerungsanteil installieren. Selbst in die dt. Innenpolitik greift er gerne ein und verhält sich damit genau wie Putin, der dies über die früheren Aussiedler - aber nicht so offensichtlich wie Erdogan - versucht. Dafür gibt es ja u.a. „Russia Today“ und bezahlte Internettroll"fabriken".
Erdogan möchte eine Stärkung der Religion. Aber IMHO nicht in Richtung Gottesstaat, sondern nur soweit, dass er Religiöse zufriedenstellt und die ihm ihrerseits die Machtbasis (mit)stützen. Also keine islamische Nation wie bspw. der Iran. Erdogan würde nie und nimmer etwas wie einen Wächterrat dulden. Dafür verfolgt er radikalere Religiöse viel zu sehr. Aber er will wahrscheinlich ein stärkeres Gegen- und Gleichgewicht zum (ehedem sehr) laizistischen Militär gesellschaftlich verankern. Denn das Militär war bis vor wenigen jahren noch eine sehr ernsthafte Gefahr für ihn, aber auch für die demokratische Zivilgesellschaft. Vergessen wir nicht, dass vor wenigen jahrzehnten die TÜR noch eine Militärdiktatur war.
Gruß
vdmaster
Stimme zu. Das Militär war lange so mächtig, dass jegliche „Ent-Atatürkisierung“ undenkbar erschien.
Eine Lösung ala „Mursi“ wäre im Fall Erdogan wünschenswert, aber wohl zur Zeit eher nicht denkbar.
Gruß
rakete
Heu,
Mursi und seine Muslimbruderschaft waren auch eine ganz andere Liga als die AKP und Erdogan.
Die Muslimbruderschaft ist quasi die Ur-Mutter aller islamistischen Organisationen. Sie wurde 1928 und damit bereits fünf Jahre nach dem offiziellen Ende des osmanischen Reichs gegründet. Zudem war die Muslimbruderschaft lange und tiefgehend mit dem Terrorismus verwachsen und ist es geblieben. Dagegen ist die AKP fast schon ein Ausbund an „lupenreinen“ Demokraten.
Und ein Militärputsch türk. Hardliner könnte direkt wieder in die Diktatur münden. Mit noch weiteren Restriktionen für die Zivilgesellschaft und vor allem die Kurden, allen voran natürlich die PKK aber auch verbandelten Milizen in Syrien.
Man darf sich aber getrost von der Vorstellung verabschieden, dass sich die TÜR in absehbarer Zeit weiter in Richtung Demokratie (westeuropäischen Zuschnitts) entwickeln wird oder gar als Brücke (Transmisssionsriemen) in die islamische Welt hinein fungieren kann. Das wurde ja vor Jahren noch mehrfach als Argument für einen EU-Beitritt genannt.
Gruß
vdmaster
Naja, ich möchte der TÜR natürlich keinen Militärputsch wünschen. Immerhin musste ich ihn jedoch in Ägypten begrüßen, so schwer es fällt. Nicht auszudenken, wenn in der Region mehrere solcher Staaten entstehen würden, die sich tolerierien oder paktieren.