Turmbau zu Babel

Hallo Kulturinteressierte!

Ich habe am Freitag die heurige Großausstellung in Graz - der Kulturhauptstadt Europas 2003 - besucht. Hier meine Empfehlung dazu!

Beste Grüße
Barney

Der Turmbau zu Babel
oder
Ursprung und Vielfalt von Sprache und Schrift

Eine große Ausstellung –– ein großer Katalog

Das Schloß Eggenberg am Stadtrand von Graz ist für sich allein schon einen Besuch wert – wie auch der Park. Fürst Hans Ulrich von Eggenberg ließ den Bau ab 1625 vom Palladio-Schüler Pietro de Pomis errichten. Die prächtige Schloßanlage dient heuer als Rahmen für die Präsentation der Ausstellung „Der Turmbau zu Babel“, eine der Hauptattraktionen, die die Kulturhauptstadt Europas des Jahres 2003 zu bieten hat. Ein Grund mehr, heuer nach Graz zu fahren?

Um es gleich vorwegzunehmen: Die Ausstellung ist grandios!

Der erste Abschnitt befaßt sich mit der Geschichte der Darstellungen des Turmbaus zu Babel in Form von Handschriften, Zeichnungen, Radierungen und Gemälden, sowie mit der wissenschaftlichen Erforschung und Rekonstruktion babylonischer Stufentürme.

Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit den Sprachen. Von den neurologischen und physiologischen Voraussetzungen des Sprechens über Sprachentstehungstheorien bis zu den aussterbenden oder schon ausgestorbenen Sprachen spannt sich hier der Bogen, der zum Teil akustisch begleitet wird.

Der dritte Abschnitt schließlich ist der Schrift gewidmet. Die Entstehung und Entwicklung der verschiedenen Schriften in verschiedenen Kulturräumen wird anhand vieler Belege dargestellt. Die Geschichte der Entzifferung alter Schriften und der Kryptographie runden diesen Teil der Ausstellung ab.

Die rund 600 Exponate aus Sammlungen aus aller Welt, wie z.B. Kairo, Damaskus, Teheran, Tokio, Berlin oder Wien wurden unter der Federführung des Kunsthistorischen Museums Wien (KHM) zusammengestellt und bieten einen fantastischen Überblick über das Thema Sprachverwirrung und Sprachentwirrung.

Selbst bei einigermaßen rascher, eher augenschonender Besichtigung vergehen zwei Stunden wie im Flug. Voraussetzung dafür ist allerdings ein besonderes Interesse für die Sprach- und Schriftforschung. Selbstverständlich gibt es auch Führungen sowie sogenannte Audioguides, auf welche ich jedoch verzichtete.

Nicht verzichten konnte ich hingegen auf den Ausstellungskatalog, obwohl er in dreierlei Hinsicht eine Herausforderung darstellt:

  1. er wiegt so in etwa achteinhalb Kilogramm
  2. er kostet 70 Euro (die ist er aber auch wert)
  3. er bietet in vier Bänden (im Schuber) auf mehr als 1300 Seiten nicht nur Fotos und Texte sämtlicher Exponate der Ausstellung, sondern darüberhinaus auch noch unzählige Beiträge renommierter Wissenschaftler mit zusätzlichen Fotos.

Es ist also nicht möglich, mit dem Katalog in der Hand durch die Räume zu wandern. Diese Tatsache wurde offenbar nicht bedacht, als man den „Shop“ im ersten Stock des Schlosses am Beginn des dritten Ausstellungsteils einrichtete. Man kann den Katalog aber auch an der Ausstellungskassa erwerben. Außerdem – und besonders für jene, die nicht nach Graz fahren können – kann man ihn auch über den Buchhandel beziehen:
„Der Turmbau zu Babel“, Wilfried Seipel (Hg.), ISBN 3-85497-055-2 Buch anschauen

Beide also – die Ausstellung und der Katalog – sind überwältigend!

Weitere Informationen sind zu finden:
über die Kulturhauptstadt Europas 2003 unter http://www.graz03.at,
über das Schloß Eggenberg wie auch über das steirische Landesmuseum Joanneum unter http://www.museum-joanneum.at.

Hallo, Zu diesem Artikel nur Zustimmung. Aber auch die anderen Austellungen nicht vergessen, bitte, Sacher Masoch, und den Tunnel. Graz muß man dieses Jahr besucht haben.

Antal

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