Turniere hinter den Kulissen

Hallo!
Habe eben das Abschlussturnier der Vielseitigkeit gesehen. Mark Todd hat mit seinem Pferd beim Springen gepatzt . Er reitet vom Platz und als er sich unbeobachtet glaubt - so könnte man es deuten -, reißt er sein Pferd heftig am Zügel, als wäre er wütend und würde es an dem Tier auslassen. Muss nicht sein, kam mir aber so vor.

Was passiert eigentlich so nach Turnieren, was man als Tierfreund lieber nicht sehen möchte (weil ich böse Ahnungen habe, schaue ich ganz selten Reiten)? Kriegt das Pferd das zu spüren, wenn es „nicht geliefert“ hat?
Gruß,
Eva

Hallo,
ich arbeite für ein großes deutsches Reitturnier (Deutsche Meisterschaften) im Bereich der IT.
Mein Ausweis erlaubt mir den Zutritt zu allen Bereichen, ich war aber nie in den Stallungen, dafür aber am Abreiteplatz und auch den Weg von diesem Platz zu den Ställen konnte ich regelmäßig einsehen.
Niemals habe ich dort solche Aussetzer oder gar Heftigeres gesehen.

Sowas kommt vermutlich vor, wäre aber äußerst unprofessionell und unsinnig. Es ist ja kein positiver Effekt nach so langer Zeit denkbar.

Selbst Leuten, die Pferde zur Ausbildung quälen (angefangen beim barren) hätten dafür kein Verständnis.

Wirklich Ahnung hab ich nicht, könnte es mir aber vorstellen.

Ich kann deine Bedenken hier voll und ganz verstehen. Gerade was Spring - und Dressurreiten angeht. Mir erschließt sich nicht ganz, wie man ein Pferd mit Ausdauer und viel Liebe dazu bringen kann in einem Viereck völlig artuntypische Bewegungen auszuführen.

Welches Pferd springt mit Freude über ein 1.80 mtr hohes und 1.60 mtr tiefes Hindernis? Das sogenannte „barren“ wurde in dem Zusammenhang bereits erwähnt.

Über andere Tiere und Dressurnummern, wie fast täglich im z.B. Zirkus zu sehen, will ich gar nicht sprechen. Mag mich irren, ist aber meine Meinung.

Danke Dir! Mir ist immer ein wenig mulmig, wo es darum geht, mit Tieren Erfolge zu erringen und/oder Geld zu machen. Mag sein, ich habe zu wenig Vertrauen in die menschliche Natur, aber ich denke, moralische Grundsätze weichen dabei ziemlich schnell auf. (Sehe grade im TV, dass die Zahl der Tierversuche in Deutschland - und wahrscheinlich auch weltweit - wieder zugenommen hat. Sie wurden „verwendet“, ha ha ha).

Ich glaube schon, dass man ein Pferd mit Liebe und Ausdauer dazu bringen kann, Dinge zu tun, die es normalerweise nicht tun würde, aber das dauert lange. Selbst bin ich nur kurz geritten (wurde zu teuer :frowning: ) und kann mir eigentlich keine Meinung erlauben, aber da ich auf vielen verschiedenen Pferden reiten musste, konnte ich schon feststellen, dass sie alle einen sehr eigenen Charakter haben und zwischen dem einen oder anderen und dem Reiter eine spontane Harmonie entstehen kann. In solchen Fällen ist auch im Gelände ein Pferd sehr leicht zu reiten, man vertraut einander. (Ach, war eine schöne Zeit, seufz …)

Na, hoffen wir mal, dass die Pferde, die die Erwartungen ihrer Reiter nicht erfüllt haben, nicht in die Wurst kommen :slight_smile: (Ich warte schon länger darauf zu hören, dass „Wunderpferd“ Totilas ein unrühmliches Ende genommen hat.)

Gruß,
Eva

Da bin ich etwas beruhigt!

Danke Dir,
Eva

Aus rein pragmatischen Gründen - weil es eben nix bringt

Danke Dir und Gruß,
Eva

hi

sagen wir mal so, dass auch Mark Todd nur ein Mensch ist sollte klar sein - der auch mit Enttäuschungen umgehen muss etc. Natürlich ist es nicht o.k. sein Pferd nach einer Prüfung abzustrafen, weil es den Zusammenhang überhaupt nicht erkennen kann, das ist absolut unfair - da hat es wohl einen Augenblick arg gemenschelt :frowning: aber gerade Mark Todd ist für seinen ganz besonders pferdefreundlichen Umgang bekannt - und das nicht nur in den Prüfungen (da reißt sich dann sogar dieser ekelhafte Edward Gal mal am Riemen) sondern auch zu Hause im Training.

Speziell die Vielseitigkeitsreiter sind darauf angewiesen dass ihre Pferde mit Spaß (!) dabei sind und ihnen zu 200% vertrauen, denn es hängt Reiterleins Leben davon ab, ob das Pferd mitspielt oder nicht. Man kann ein 600 kg Lebewesen das quasi nur aus Muskeln, Knochen und Instinkten besteht, kaum zu etwas zwingen - und schon gar nicht über mehrere Kilometer in hohem Tempo über schwere Hindernisse im Gelände.

Wenn man ein Pferd ungerechtfertigt straft geht das IMMER mit einem entsprechenden Vertrauensverlust einher - den sich gerade Vielseitigkeitsreiter überhaupt nicht erlauben können.

Dressurreiter sind entsprechend „bewaffnet“ und je aufgeregter und nerviger die Pferde desto „beeindruckender“ (verspannter) sieht das dann aus, was die in der Prüfung abliefern - leider wird das aber von den Richtern und vom Publikum auch noch gern gesehen :-x weswegen ich mir die Internationalen Dressurprüfungen nicht mehr anschauen kann (speziell unsere deutschen Ikonen wie Isabell Werth etc.) weil ich das kalte Grausen bekomme …

Springreiter sind da tatsächlich wesentlich moderater, weil man Pferde auch nicht zum Springen zwingen kann - man kann sie passend oder unpassend für den Absprung an einen Sprung heran reiten - und in letzter Sekunde entscheidet doch das Pferd …

Und am pferdefreundlichsten agieren tatsächlich die Vielseitigkeitsreiter …

Gruß H.

Eine sehr gute und kundige Antwort, danke Dir!
Gruß,
Eva

Naja, Totilas wurde vor allem als Deckhengst (Decktaxe 2.500€) gekauft, mach Dir keine Sorgen um den. Auch kannst Du davon ausgehen, dass ausgebildete Pferde irgendwann „Nicht-Schlachtpferde“ werden und damit nie mehr geschlachtet werden dürfen (auch nicht grundlos eingeschläfert). Die Ausbildung ist teuer und langwierig und wenn es für Olympia nicht reicht, werden sie halt bis zum Freizeitreiter runtergereicht.

Aber tausende von Pferden ohne Potential oder Stammbaum gehen natürlich in die Wurst, wenn sie Erwartungen nicht erfüllen.

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Und die ausgelutschten Schulpferde und die ausgemusterten Polizeipferde zum Dank für treue Dienste und und und …

Darf ich mal ein bissl philosophieren? Die Wissenschaft findet - so mein Eindruck - in zunehmendem Maße heraus, dass Tiere weit mehr intellektuelles und emotionales Potential besitzen, als Mensch bisher angenommen hat. Dass Mensch oft und lautstark davor warnt, Tiere zu „vermenschlichen“ (ist das eigentlich eine Auszeichnung??? Wähnen wir uns auf einem Podest, auf das wir andere gnädig heraufheben können? Oder eben nicht?), könnte doch vielleicht daher kommen, dass der Mensch, um überleben zu können, sich von Anfang an nicht leisten konnte, mehr in Tieren zu sehen als Nahrung. Damit Gewissensbisse gar nicht erst aufkommen konnten, wurde ihnen kurzerhand jedes höhere und manchmal auch nur das primitivste Empfindungsvermögen abgesprochen (Beispiel Vivisektionen). Denkt nix, fühlt nix - Basta! (Ähnliches hat man zu Hochzeiten der Sklaverei auch von farbigen Menschen gedacht. Ich mache mir die Welt, widewidewit, wie sie mir gefällt …)

Wenn sich in der Zukunft herausstellt, dass Tiere über noch viel mehr Potential verfügen, als wir jetzt gewillt sind wahrzunehmen, dass wir milliardenfach geschunden und getötet - „verwendet“ - haben. was uns durchaus ebenbürtig ist, nur eben „anders“ - hmmmmm

Aber draußen scheint die Sonne und mein Mann und ich essen heute Abend Spagetti Bolognese … Gewissen ist knetbar.

Gruß,
Eva

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bis vor 100 Jahren wurde sogenannten „primitive“ Völker regelmäßig nicht zu Menschen gezählt. Sie konnten dadurch wie Tiere beliebig gequält und behandelt werden. Wer sich dafür einsetzte, wurde sicher genauso belächelt (verachtet) wie heute Veganer.

Damals (in göttlicher Ordnung) war es eine Zentrale Frage, wieso Gott den (weißen) Menschen leiden zulässt.

Heute ist die Frage, warum wird (gottgleich) Tiere leiden lassen.

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Träumt weiter, ihr Narren!

Da sehe ich meine Ahnungen bestätigt, auch wenn man alles, positive wie negative Berichterstattung mit „a grain of salt“ nehmen soll.

Wo es um Geld und/oder Ehre geht, werden schnell Grenzen überschritten.

Gruß,
Eva