Hallo!
Für die Hauptuntersuchung sind Profiltiefe und sichtbare Beschädigungen von Bedeutung, nicht aber das an der DOT-Nr. erkennbare Herstelldatum. Der TÜV beanstandet Reifen nicht aufgrund des Alters lt. DOT, sondern aufgrund erkennbarer Alterung. Dabei kann ein 15 Jahre alter Reifen anstandslos durchgehen, während ein z. B. erst 4 Jahre alter Reifen aufgrund erkennbarer Alterung beanstandet wird. Versprödetes Material zeigt feine Risse, zuweilen auch Farbveränderungen, die ähnlich wie beim Weißbruch bei vielen Kunststoffen aussehen.
Hinsichtlich Reifenalter geistert viel Unsinn durchs Netz und auch Werkstattleute sind diesbezüglich nicht immer kompetent.
Mit DOT lassen sich so schön einfach allgemeine Regeln aufstellen, mit denen man für die verantwortbare Benutzung meistens auf der sicheren Seite liegt. Tatsächlich ist die Reifenalterung von den Betriebsbedingungen abhängig, insbesondere von Sonnenstrahlung und Temperaturwechsels. Nicht zu warm, keinen großen Temperaturänderungen ausgesetzt und dunkel gelagert, kann man Reifen auch noch nach einem Jahrzehnt oder länger bedenkenlos verwenden, während Sonne und Temperaturwechseln ausgesetzte Reifen nach wenigen Jahren am Ende sein können.
Ich führte viele Materialuntersuchungen durch und wenn ich es darauf anlege, bekomme ich einen nagelneuen Reifen in der Prüfkammer mit Temperaturzyklen und UV-Strahlung binnen Tagen so weit, dass man das Gummi zwischen den Fingern zerbröseln kann.
Manche Nutzer schaffen den Reifenruin noch schneller. Eine Vollbremsung mit blockierenden Rädern, mit Schmackes über einen Kantstein oder überhitzt durch z. B. einen Bremsenschaden, sind des Reifen Tod. Manche Leute ziehen neue Reifen auf und lassen dann das Auto monatelang unbewegt in der Sonne stehen. Die Standplatten sind irreversibel. So etwas passiert u. a. bei Gebrauchtwagenhändlern.
Bei einem Garagenparker mit geringer jährlicher Fahrstrecke und sachgerecht auf einem Felgenbaum im Dunkeln gelagerten Sommer- und Winterrädern können Reifen uralt werden, ohne Schaden zu nehmen. Ist natürlich nichts, was man kommunizieren kann, ohne dass viele Leute die Sache in den falschen Hals bekämen. Und Reifenhändler werden sich hüten, Derartiges zu erzählen, um womöglich zu verhindern, dass uneingeschränkt brauchbare Reifen entsorgt und neue Reifen verkauft werden.
Schließlich: Wenn immer sachgerecht behandelte/gelagerte Reifen nach vielen Jahren irgendwann zu wenig Profil haben, ist das immer noch kein Grund zur Entsorgung. Für ein längere Zeit nicht benutztes oder außer Betrieb genommenes Auto taugen sie noch als Standreifen. Natürlich hat nicht jeder eine Garage und nicht die Möglichkeit, je einen Satz Winter-, Sommer- und Standräder vorzuhalten, aber wo es möglich ist und wenig gefahren wird, kann man die DOT-Nr. getrost vergessen. Reifen gehen nicht durch das Alter an sich, sondern abgesehen von mechanischen Einflüssen insbesondere durch die Sonne kaputt.
Gruß
Wolfgang