TV Kabel Flachdach

Hallo. Ich weiss nicht ob ich hier richtig bin.

Unser Mietshaus soll Baujahr 90 sein. Komischerweise gibt es allerdings keine TV Kabelanschlussvorrichtung in den Wohnungen.

Wenn man Kabel TV sehen möchte sind die Kabel hierfür auf ein Flachdach verteilt von einer Verteilerbox aus, die ein gelbes Warndreieck aufgeklebt hat. Von dem Flachdach aus verlaufen die Kabel dann entlang den Aussenmauern des ahauses bis durch die Mauer in den n jeweiligen Wohnungen.

Die Kabel sind von Unitymedia und bei uns hier im Haus liegt eh einiges im argen. Nun wurde auch noch über mein Balkon unter der Überdachung ein TV Kabel an der Holzverkleidung entlang gelegt und mit einer Plastikabdeckung versehen für den Nachbarn.

Ich möchte gerne wissen ob für da irgendeine Gefahr besteht bei Blitzeinschlag oder Stromdurchlauf?

Wo kann ich mich erkundigen ob die Verlegung der Kabel selbst so überhaupt erlaubt sind?

Hallo,

in der Regel besteht bei der Verlegung von HF-Coaxialkabeln zur Rundfunkübertragung im Außenbereich / an Außenwänden keine sonderliche Gefahr , wenn sie denn ordnungsgemäß mit dem passenden Kabelmaterial verlegt wurden. Zumal hier dann laut Deiner Aussage erfolgte die Verlegung noch zusätzlich in PG-Rohr oder Kabelkanal.

Zum Schutz vor den Folgen eines möglichen Blitzeinschlages muß die Übertragungsanlage / Verkabelung nur vernünftig und ausreichend schutzgeerdet sein , was z.B. über die Unitymedia - Haupteinspeise- / bzw. Hausverteilungsbox auf dem Dach realisiert werden kann .

Sonderlich anders wird die Schutzerdung auch nicht bei Außenantennen ( SAT / Terristischer Funk ) realisiert. Hier wird dann ein entsprechend dimensionierter Schutzerder an die Antenne , oder den metallenen Antennenmast angebracht und im Optimalfall gesondert zu einem Erdungspunkt abgeführt.

Durch solch einen Anlagenerder wird dann der weitaus größte Energieanteil eines möglichen Blitzeinschlages über den Schutzerder direkt in den Boden geleitet.

Damit sollte es im Regelfall bei einem direkten Blitzeinschlag in die Übertragungsanlage zumindest nicht zu einem Gerätebrand in der Zimmereinheit kommen.

Dachantennen müssen mit min. 16 mm² Cu, 25 mm² Alu oder 50 mm² Blitzableiterdraht UND Klasse H = 100 kA zertifizierten Verbindern blitzstromtragfähig geerdet werden.

Nach Blitzschutzzonenprinzip sind Kabelschirme von Dachantennen wie Erdkabeln möglichst nahe der Gebäudeeinführung in den PA einzubeziehen. Die Führung von Koaxkabeln über Flachdächer ist - auch auf Gebäuden ohne Blitzschutzsystem - eine Einladung an Blitze und gegen jeden Blitzschutzverstand.

Der PA mit 4 mm² Cu von einem BVT im DG zur Haupterdungsschiene schützt noch gegen den elektrischen Schlag. Die Hauptenergie transienter Blitzeströme von zum Glück seltenen Direkteinschlägen wird über querschnittsarme Kabelschirme gewiss nicht wieder nach oben zum PA sondern nach unten in die Endgeräte und von da über das Stromnetz gegen Erde abfließen.

Diese gefährliche Ausführung widerspricht den Anerkannten Regeln der Technik und ist weder mit der für Antennensicherheit primär zuständigen DIN EN 60728-11 (VDE 0855-1) noch Erkenntnissen der Blitzschutznormenreihe DIN EN 62305 (VDE 0185-305) vereinbar.

So einen gefährlichen Quatsch kenne ich nur von einem Altenheim in Stuttgart, wo die Koaxleitungen sogar an die Fangleitungen der Blitzschutzanlage mit Kabelbindern befestigt waren. Wenn mir der Standort per PN mitgeteilt wird, reiche ich das Objekt über VDE/DKE zur Prüfung an die Vertreter von UM bzw. den neuen Eigentümer Vodafone weiter und dann wird das kaum so bleiben.

Ich hätte derart dämliches Verlegen bis vor wenigen Monaten mit „So dumm kann niemand sein“ als unrealistisch bezeichnet.
Die Realität hat mich eingeholt.
Kunde wechselt von ISDN auf All-IP. Telekom-Techniker findet keine Verbindung von der UAE-Dose (da kam links ISDN S0 und rechts DSL heraus) zum Hausanschluss, veranlasst daher eine Neuverlegung des Kabels. Verlegt wurde Innenkabel (J-2Y(St)Y) mittels M16 Rohr (weiß, nicht UV-stabil), komplett im Außenbereich, auf der ganzen Länge an den Ableitungen mit (weißen, nicht UV-stabilen) Kabelbindern befestigt. Natürlich war das Kabel an den Biegungen komplett ungeschützt, Rohrbögen sind wohl unbekannt gewesen.

Warum fand der Techniker keine Verbindung zwischen UAE und APL? Ja, weil da natürlich NTBA und Splitter dazwischen hängen! Im Abstellraum, leicht vom Schrank versteckt. Und sogar mit 230V versorgt, so dass es nun wirklich keine besondere Schwierigkeit hätte darstellen sollen, diesen Umstand zu erkennen (die rund 40V Speisung vom NTBA lagen ja an).

Wir haben dann - nach Alarmierung durch die Blitzschutzfirma - den NTBA und Splitter gesucht, nach 15min gefunden und zurückgebaut.
Das neue Kabel haben wir aus der Wohnung und dem Hausanschlussraum entfernt (Gefahr im Verzug), den Rest soll die Telekom dann auf eigene Kosten abreißen.
Aktuell schreiben sich wohl noch die Anwälte, es geht um einige Hundert Euro für das Verlegen der neuen Leitung und um den Abriss - und um meine Rechnung.

Die Antennenerdung wird immer noch komplett vernachlässigt oder missverstanden.
Es geht nicht darum, dass nach einem Volltreffer alle Geräte heile bleiben. Das wird nicht der Fall sein.
Es geht nicht darum, eine „Blitzschutzanlage light“ für das Haus zu schaffen.

Wenn ein Blitz sich „Haus Hauptstraße 123“ ausgesucht hat und es dort eine Metallpfosten auf dem Dach gibt, dann wird der Einschlag mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Metallpfosten erfolgen.
Dann werden höchstwahrscheinlich alle Reciever, Fernsehgeräte (und einiges an Elektronik mehr im Haus) nicht weiter benutzt werden können - auch bei korrekter Erdung und korrektem Potenzialausgeleich.

Darum geht es nicht.

Es geht darum, dass nach so einem Volltreffer das Haus / der Dachstuhl weiter benutzt werden kann. Eben, weil man den Hauptteil des Blitzstroms nicht in den Dachstuhl / ins Haus führt, sondern auf kürzestem Weg an der Fassade entlang ins Erdreich.
Und es macht eine großen Unterschied, ob 100kA am hölzernen Dachstuhl entlang in den Reciever im Holzschrank treffen, oder ob es nur noch ein Bruchteil davon ist.

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