Über das Gequengel wg. der

nicht vollzogenen Einheit.

Bekanntlich ist heute am 03.10. der nationale Feiertag der Wiedervereinigung. Und termingerecht kommt es zu vielen Artikeln in den Gazetten sowie Feiertagsblabla mit dem lamoryanten Tenor, die Wiedervereinigung wäre noch nicht

a. vollzogen
b. vollendet
c. gelungen
d. wasauchimmer

Dies geschieht meist in Verbindung mit Fordern und Mahnen sowie Besorgnisfalten auf der Stirn. Irgendwie strunzlangweilig diese Salbaderei.

Gibt es eigentlich irgendwo eine Nation (abgesehen vom offiziellen Nordkorea) bei der die Einheit des Volkes oder gar der Bevölkerung so gelungen ist, wie man sich das hierzulande zu wünschen scheint? Also seitens einiger professioneller Mahnvereinsmitglieder … ihr wisst schon. Mir wäre jetzt keines geläufig. Vielleicht Lichtenstein?

Gruß
vdmaster

[Beitrag verschoben – www Team]

USA.

Auch wenn einige im Süden das immer noch nicht begriffen haben. Was dann vielleicht doch ein wenig ähnlich ist wie hier in D.

Schon die Konflikte in Westdeutschland sind bedenklich. Franken und Bayern, Schwaben und Badenser, Berliner und Spandauer, Kölner und Düsseldorfer, allerorten sieht man nur Ablehnung, Abgrenzung, teilweise blanken Hass aufgrund unterschiedlicher Dialekte, Traditionen und vorherrschender Religionen oder im Fall der Kölner und Düsseldorfer aufgrund des Biers. Letzteres kann man schon irgendwie verstehen, denn wer will schon Kölsch trinken, noch dazu aus den lächerlichen Gläschen in denen sie es servieren?

in welcher form gab es denn vergleichbares so etwas wie deutsche wiedervereinigung/einheit überhaupt?

pasquino

Salü,

Nauru, glaub ich. Da ist genug Meer rundherum, und die Einwohnerzahl passt einigermaßen zur verfügbaren Fläche.

Neben mir steht ein Zinnkanister aus dem Jahr 1759. Sowas wurde benutzt, um den Knechten und Taglöhnern im Wingert zu Trinken hinauszubringen. Der Schraubdeckel ist an der Kante grob und unregelmäßig abgeschnitten. Woher kommt das?

Dieser Kanister wurde 1866, als anlässlich der damaligen, nicht sehr zimperlich durchgeführten deutschen Einigung preußische Infanterie anrückte („Manne, kommed, mer ganged, se kommed!“), mit einigen wertvollen Dingen (Gold, Silber, Urkunden über Grundeigentum) gefüllt, zugelötet und vergeraben. Das spätere Öffnen der Löststelle hat den groben Rand verursacht. Das gute Stück erinnert mich immer daran:

HÜTE DICH VOR VEREINIGUNGEN!

  • besonders, wenn sie aus Richtung Brandenburg kommen.

Denn, (noch ältere Weisheit):

ES KOMMT SELTEN WAS BESSERES NACH

Ich habe immer noch die Radiostimme im Ohr (ich glaube, es war Rita Süssmuth): „Wir schaffen zusammen die eine Welt, aus der sich keiner davonstehlen kann!“ - das Schaudern ob dieser Drohung hat mich in rebus politicis seither nicht mehr verlassen.

In diesem Sinne

MM

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Nord- und Südjemen.

Wenn man sich anschaut, wie sich der Jemen nach der Wiedervereinigung entwickelt hat, sollten wir hier in Deutschland alle auf die Knie sinken und sämtlichen Göttern, die jemals verehrt wurden, Dankesgebete entgegenbringen.

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Servus,

Bürgerkrieg seit 2004 mit ausländischer Intervention seit 2015 ist glaub ich nicht so ganz das, was man sich unter „nationaler Einheit“ so erträumt?

Schöne Grüße

MM

Da gibt es aber auch eine erheblich unvollendete Einigkeit zwischen der Ostküste, der Westküste und dem Mittleren Westen.

Das war eine Zwangsvereinigung zwischen Hund und Katze im Jemen.

Ich frage mich da immer: was genau sind denn die Kriterien für eine gelungene Wiedervereinigung? Wer legt die fest? Und wer ist für die Umsetzung verantwortlich?

Und, aber da gibt es ja eine Antwort: wer hat die Erwartungen derart hoch getrieben und allen blühende Landschaften und Wohlstand sofort und für alle versprochen? (Und wer hat’s geglaubt und ihn gewählt?)

Und: unterm Strich geht es sehr sehr vielen besser als 1989. Das vergessen leider viele beim Jammern. Was wäre denn die Alternative? Und wer will wieder 18 Jahre auf einen Trabbi warten? (Nur als Beispiel, es gibt wichtigere Errungenschaften, die vielen leider nicht so bewusst sind).

Ich feiere den 3. Oktober und freue mich immer wieder über diese friedliche Revolution. Und empfehle allen, sich die Bilder von damals immer mal wieder anzusehen.

Mein Fazit: bei allen Schwierigkeiten, das war es wert!

Bufo

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Das ist falsch: https://en.wikipedia.org/wiki/Yemeni_unification

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Das hat man im Osten ja inzwischen, der Wohlstand ist ähnlich hoch wie in Westdeutschland. Wer die DDR kannte, der weiß, dass die Zustände im Vergleich dazu paradiesisch sind. Ganz abgesehen davon, dass die Repression durch Unrechtsjustiz, Partei und Stasi weg ist. Sofort war natürlich nicht alles der Fall, aber das hat Kohl ja auch nicht versprochen.

Nun ja, der damalige Gegenkandidat, ein gewisser Lafontaine, wollte den Ostbürgern ja den Wohlstand noch länger vorenthalten. Das wäre zwar für den Westen besser gewesen, weil nicht so teuer, aber der Osten hätte wohl noch Jahre länger zurückgehangen. Deswegen haben die Leute ihn damals auch nicht gewählt.

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Was du woran genau festmachst?

Unsinn.

Der Krieg wurde übrigens von außen inszeniert. Und wer die Waffen liefert, ist auch bekannt.

Der wusste aber auch damals, dass es ein erheblicher Aufwand wird, das alles auf Westniveau zu heben.

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Der hatte eine Frist von zehn Jahren gesetzt. Und selbst, falls er gesagt hätte, man müsse sich den Allerwertesten aufreissen, um die Wiedervereinigung einigermaßen hinzubekommen, wäre er im Osten gewählt worden. Allein schon aus purer Dankbarkeit für die neuen Rechte, die man geniessen konnte.

Jedenfalls hätte man nicht den Miesepeter Lafontaine und schon gar nicht die Grünen gewählt. die gar keine Wiedervereinigung auf diesem Wege wollten.

Das unterschreibe ich sofort. Allerdings mit der Einschränkung, dass ich die Ossis gar nicht jammern höre.

Man möge mich bitte mit Ergüssen zur unterschiedlichen Sicht auf die Merkelsche Flüchtlingspolitiik an dieser Stelle verschonen, derweil das ein ganz anderes Thema wäre.

Gruß
vdmaster

P.S.: Ich hatte ca. 5 Jahre zuvor im Rahmen einer Schuldiskussion gesagt, dass es nur einen Weg zur Wiedervereinigung jenseits allen grundgesetzlichen Geschwurbels westdeutscher Politiker gäbe. Die Ostdeutschen müssten einfach in Massen auf die Straße und könnten ihr Regime damit leicht wegfegen, falls Russland die Füße stillhält. Und auch in Russland (als Kern der UdSSR) würde der Kommunismus vom Volk selbst beerdigt werden. Beides würde wahrscheinlich in den kommenden zehn Jahren passieren. Dafür wurde ich mit Spott und Hohn überhäuft (gerade von den linken Genossen in der BRD-Oberstufe). Am Tag des Mauerfalls habe ich mir nur gedacht: Na, geht doch! Es war ja seit Monaten am Horizont abzusehen, dass die Mischpoke vom ZK demnächst die Bude dichtmachen muss.

Einkommen, Bildung, Parteienpräferenz und das Herabsehen auf bspw. den Mittleren Westen. Was ja auch bei Clinton dann zu einer massiv verfehlten Wahlkampagne führte.

Mir geht es nicht speziell um Wiedervereinigungen, sondern die Erwartungshaltung man müsse nun auch einig (nivelliert oder auch gleichartig oder gleich artig) sein.

da steht das gegenteil drin von deiner ansage.
erklär das doch bitte, was du mit falsch meinst.

pasquino

den anspruch hätte und habe ich bei „übernahme“ grundsätzlich auch.

klar, man ist immer ein „fremder“, wenn man in zugabteil steigt, in dem andere schon sitzen.
man fragt höflich, man ordnet sein gepäck dort ein, wo platz ist, und sitzt zuerst ein wenig „gedrängt“, weil auf der zwischenlehne schon ein arm ruht.

aber es gibt doch keinen grund, nach langer fahrt immer noch betteln zu müssen.
man sitzt doch in einem, dem gleichen zug.
aber es ist dennoch nach längerer zugfahrt so.


jetzt offtopic und aktuell, weil es unangenehm ist :

nun kommen aber schon am nächsten bahnsteig noch andere in dieses zugabteil…

wie ist die reaktion derer, die als erstes im zugabteil saßen?
die reaktion derer, die erneut sich eng machen müssen und nun gar zwischen zwei stühlen sitzen?

schauen wir auf die reaktion der letzteren.
hinsichtlich politischer wahl, hinsichtlich vor-ort-aktivitäten.

die derzeitige „zusätzliche, andere“ entwicklung - hinsichtlich deutsche einheit - ist gewissermaßen logisch und zwangsläufig. die einstellung aller reisenden ebenso.

pasquino