Über den großen Onkel laufen

Hallo,

ich lese gerade Unterwegs nach Cold Mountain. Darin kommt eine Frau vor, die „über den großen Onkel lief - wie es angeblich viele Indianer taten.“ Die Person behauptet weiter, andere Indianer würden mit nach außen gestellten Füßen laufen.

Ist es tatsächlich so, dass die Fußstellung völkerabhängig unterschiedlich sein kann? 

Guckt man sich mal einen „traditionellen“ Tanz eines Sioux an, dreht er die Füße tatsächlich manchmal nach innen. Bei vielen Leuten aus afrikanischen Ländern meine ich manchmal, sie laufen sehr nach außen.

Gibt es tatsächlich eine Tendenz, wie ein Volk läuft, und wenn ja, woher kommt das? Läuft man nach innen leiser? Ist das besser zum jagen zum Beispiel?

LG IA

Hi

Mit der Fußstellung hat das nichts zu tun, schon aber mit der Fußhaltung. Selbst bei den Boyscouts (den amerikanischen Pfadfindern) lernst du prinzipiell zu laufen wie die Ureinwohner es taten.

Wenn ein moderner Zivilisationsmensch durch irgendein Unglück in die Wildnis und Einöde gerät, sterben die meisten a) weil sie loslaufen und so schwieriger gefunden werden und b) weil sie im Kreis laufen und so nie wirklich weg kommen.

In vielen Büchern und Filmen kennst du sicher auch das Motiv „Oh nein, wir sind im Kreis gelaufen!“

Der Stadtmensch geht oft sehr locker und mit vorne leicht nach außen gerichteten Füßen, viele Menschen haben auch generell einen leichten linksdrall. So kommt es, dass wenn man eben nicht genau darauf achtet, der Stadtmensch leicht im Kreis geht. Auf Kilometer gerechnet ist das echt ein Problem und in der Wildnis gibt es keine Pfade und Straßen, die unsere Bewegung lenken und korrigieren.

Die früher naturverbundeneren Völker (oder Survivalists, oder noch aktive Nomaden) gehen anders, das kann man als „über den großen Onkel laufen“ bezeichnen wenn man damit den großen Zeh meint.
Dabei läuft man in einer gerade gerichteten, aufrechten Weise mit einer Gewichtsverlagerung auf die jeweils innere Seite der Füße, also da wo der große Zeh liegt.
Ist schwer zu beschreiben aber prinzipiell bildest du beim Fuß-vor den-Fuß-Setzen eine Linie, das heißt du setzt den Fuß immer dort auf wo die gedachte Linie vom großen Zeh endet und fürst sie fort.

Wenn man sich Stadtmensch und Survivalist/Jäger/etc. nebeneinander ansieht, sind die Fußspuren des Stadtmenschen ausladend, verdrallt und teilweise auch unregelmäßig.
Die Fußspuren des Survivalists dagegen sind fast Linienförmig und viel gerader.

Nicht nur ist diese Form zu laufen (wenn man sie sich erst einmal angeeignet hat) energieeffizienter und besser für die Kondition, sie vermindert auch das Risiko sich zu verlaufen.

lg
Kate

Hallo Kate,

vielen Dank für die Antwort! Sehr informativ.

LG IA