Über den Jemen

Liebe/-r Experte/-in,

ich interessiere mich dafür im Jemen Urlaub zu verbringen. Was sollte ich als Deutscher über den Jemen wissen?

Wenn ich vorhabe, in den Jemen umzuziehen, was sollte ich über den Jemen wissen?

Lieber Michael-Thomas,
generell freue ich mich als Beirats-Mitglied der Deutsch-Jemenitischen Gesellschaft darüber, dass Du Dich für den Jemen interessierst. Aber Deine beiden Fragen sind so allgemein gehalten, dass man dazu nicht konkret genug antworten kann.

Zurzeit würde ich es aber nicht empfehlen, denn der Jemen befindet sich in einem Stadium einer Bürgerkriegsähnlichen Situation. Nicht nur als Ausländer kommt man kaum vorwärts, weil es zu viele Sperren und Schwierigkeiten gibt.

Sollte sich die Situation so ändern, dass man ohne große Schwierigkeiten den Jemen bereisen kann, wirst Du ein tolles Land, mit tollen + sehr gastfreundschaftlichen Menschen, mit grandiosen Landschaften (nicht nur Wüste, sondern der Jemen ist das „grünste“ Land auf der Arabischen Halbinsel) vorfinden. Und du brauchst viel Zeit, um vieles zu sehen, intensiv zu erleben.

Ganz dorthin umzuziehen, würde ich Dir insofern nicht raten, wenn Du das Land und seine Menschen noch nicht kennst. Die solltest Du erst einmal auf einer oder mehreren Fahrten kennen lernen, bevor Du diesen Schritt wagst. Außerdem solltest Du den Leuten dort was (mit-)bringen, was Du in eine Gemeinschaft einbringen kannst, und Du dort nicht auf deren Kosten leben möchtest. Daher ist dringend empfohlen, erst den Jemen kennen zu lernen und dann eindringlich überlegen, ob Du dort auch für immer leben möchtest, denn das Land, seine Kultur, sind in vielen Dingen nicht von dieser Welt! Ich glaube schon, dass ich dieses sagen kann, weil ich eben dort für mehrere Jahre gelebt und gearbeitet habe.

Aber nun konkret = gehe auf die Seite der Deutsch-Jemenitischen Gesellschaft, um ganz konkrete + aktuelle Informationen zu bekommen. Dort findest Du auch Adressen, um weitere Infos zu erhalten. Hier der Link dazu: www.djg-ev.de ! Viel Erfolg und Du kannst Dich ja mal bei mir unter [email protected] melden, falls weitere Fragen oder Anmerkungen anfallen sollten !
Sei gegrüßt, H.-W. Emrich

Ich glaube schon, dass
ich dieses sagen kann, weil ich eben dort für mehrere Jahre
gelebt und gearbeitet habe.

In welchem Bereich hast du gearbeitet, wie und wo hast du gelebt? Sprichst du arabisch von Kindheit an oder hast du es gelernt?

Erzähl doch ein wenig mehr von deiner Zeit, das interessiert mich sehr.

Grüße

Lieber Michael-Thomas,

vielen Dank für Deine Rückmeldung sowie für Deine Fragen. Soweit es meine Zeit zuläßt, werde ich Dir gerne einiges erzählen, aber über meine Zeit im Jemen wirklich zu erzählen, müßte man mehr Zeit haben und auch nicht dieses Medium nutzen, persönlich wäre das besser. Vielleicht ergibt sich im Frühjahr 2012 eine Möglichkeit, wenn die Mitgliederversammlung der Deutsch-Jemenitischen Gesellschaft irgendwo in Deutschland tagt (der Ort ist noch nicht klar).

Trotzdem möchte ich auf Deine Fragen eingehen:
a) ich habe in einem Ernährungsprojekt der FAO/UNDP im Jemen gearbeitet, und zwar im Schulspeisungsprogramm in Sana’a, Hodeidah (an der Küste), Ibb (im Bergjemen) und in Tai’z (im Süden der damaligen Jemenitischen Republik) in den Jahren 1973-75.
Voraussetzung war ein entsprechender Beruf, Berufserfahrung und Beherrschung der englischen Sprache, weil es sich eben um ein Projekt der Vereinten Nationen handelte.
Arabisch kannte ich davor gar nicht, bekam in der Vorbereitung auf diesen Einsatz zwar einen Arabisch Kurs, der mir aber nichts brachte. Gelernt habe ich die Sprache dann vor Ort, weil ich es eben praktisch brauche, man bekommt dadurch auch gleich Erfolgserlebnisse und kann sich mit den Menschen unterhalten - das ist mein Weg, eine neue Sprache zu lernen. So habe ich es auch mit Englisch gemacht = ich habe ein halbes Jahr lang in London gelebt und als Koch gearbeitet. Dadurch habe ich die Sprache und dadurch auch die Menschen kennen gelernt.

b) Wir, ein amerikanischer Kollege im Projekt, und ich, hatten ein Wohnhaus zur Verfügung bekommen; auch ein Auto (Geländewagen), welches wir aber nur für bestimmte Fahrten nutzen durften, nie privat. Wir wohnten im Stadtteil Al-Gha, das ehemalige jüdische Viertel von Sana’a, der Hauptstadt. Und eben in den anderen, von mir schon genannten Orten, wenn wir da vor Ort etwas durchführen mußten.

c) Natürlich haben wir die arbeits-/projektfreien Zeiten genutzt, das Land, seine Menschen, seine Kultur besser kennen zu lernen. Dadurch habe ich den Jemen nicht nur intensiv kennen gelernt, sondern auch schon fast lieben gelernt. Zumindest war der Jemen damals für mich ein anderer Planet, nicht von dieser Erde. Und er ist es in vielen Dingen immer noch. Ich habe viele tolle Menschen kennen gelernt und zu einigen habe ich auch heute noch Kontakt. Einige waren nicht nur zur EXPO Zeit mal hier in Hannover.

Jetzt müßtest Du mal umgekehrt mir erzählen, warum Dich das alles sehr interessiert und Du gerne dorthin möchtest ? Und hast Du auch schon die Website der DJG aufgesucht und einige aktuelle Daten / Informationen erhalten ? Hast Du Bücher und andere Quellen über den Jemen beschafft und Dich informiert ?

Generell bin ich gerne bereit, Dir, und auch anderen interessierten Menschen, etwas über den Jemen zu erzählen. Umfangreichere Abschnitte aber, so finde ich, könnte man nur über ein persönliches Treffen machen, evtl. zusammen mit anderen Personen, die auch am Jemen interessiert sind oder eben schon dort waren, die dann meine Erfahrungen vervollständigen können.

Trotzdem, wenn Du also konkrete Fragen hast, werde ich Dir auch weiterhin konkret (soweit möglich) antworten. Danke. In diesem Sinne, verbleibe ich Dir, mit freundlichen Grüßen

H.-W. Emrich