Buenas dias!
In einem Posting mit der Überschrift „Lauter unbeweisbare Phänomene“ (siehe vorletzten Thread) habe ich behauptet, jede Erfahrung, die kommuniziert wird, in der Öffentlichkeit der Medien, benötigt eine Interpretation. Dieser Behauptung widersprach ein User und bekam dafür auch ein oder mehrere Sternchen, was zeigt, wie sehr es hier in diesem Brett um weltanschauliche Konflikte geht, hinter denen meist unbewusste, tief verinnerlichte Überzeugungen die Argumente gegen jede vernünftige Einsicht leiten. Ich will nicht weiter auf dieser Tatsache herumhacken, stelle nur Folgendes zur Diskussion: Wenn Esoteriker um ihre subjektiven oder intersubjektiven Erfahrungen kämpfen, als ein sicher geglaubtes „Wissen“, ohne sich der Tatsache bewusst zu sein, dass es keine Erfahrung gibt ohne Interpretation, in einer öffentlichen Kommunikation hier im Brett mittels der Sprache, so ist das eine Fixierung, die nicht selbstbewusst ist, sondern die Sprache selbst als die Realität ansieht und den Inhalt als einzige Realität begreift.
Wie auch im Märchen vom Forschkönig ist dann das Märchen selbst die Realität. Aber darum zu kämpfen, dass dieses Märchen der Wirklichkeit entspricht, wäre für erwachsene Menschen ziemlich unfruchtbar, um zu Erkenntnissen über das wirkliche Leben zu gelangen. Insofern ist es ein Fehler des menschlichen Bewusstseins, ständig die Landkarte (Sprache) mit der Erfahrung selbst zu verwechseln. Wenn man mit dem Finger auf einer Landkarte zum Beispiel sieht, wo New York liegt, ist das doch noch lange nicht dieselbe Wirklichkeit, tatsächlich in dieser Stadt zu sein und aus dieser Erfahrung sprachliche Interpretationen zu entwickeln, nur dann dient die Sprache zur Kommunikation einer realen Erfahrung.
Frage: Kann man sich jemals einen Esoteriker vorstellen, ohne eine sprachliche Interpretation seiner Erfahrung, sofern er damit öffentlich kommuniziert? Anders formuliert: Ist eine subjektive Erfahrung jemals in einer öffentlichen Kommunikation mittels der Sprache anders zu transportieren als mittels einer Interpretation? Noch anders formuliert: Wie will ein Esoteriker seine Erfahrung ohne Interpreation vermitteln? Und daselbe gilt auch für alle Wissenschaftler. Nie ist Erfahrung ohne eine Interpretation möglich, oder doch, sofern sie öffentlich kommuniziert wird? Oder wie wäre das in einer öffentlichen Kommunikation, auf die sowohl alle Esoteriker als auch alle Wissenschaftler angewiesen sind, je anders möglich? Verwechseln wir nicht andauernd die Erfahrung mit der Interpretation bzw. die Landkarte mit der Realität? Und schlagen wir uns nicht für diesen grundsätzlich meist unbewussten Irrtum nicht immer gegenseitig die Köpfe ein? Oder nicht nur deswegen, sondern weil zu jeder Sprache eine subjektive oder intersubjektive real fühlbare Identifikation gehört?
Hasta luego
CJW