überlästig

Hallo,
obwohl meine Mutter aus dem Allgäu kommt, wurde ich in hochdeutscher Sprache erzogen.
Dachte ich zumindest… Vor einiger Zeit musste ich erfahren, dass das Wort „überlästig“ von niemanden verstanden wird und auch nicht Hochdeutsch ist.
Beispiele: Für meine Schwester zu kochen, war immer sehr schwierig, da sie sehr überlästig war. Kleidung für mich zu kaufen war auch nicht leicht, da ich so überlästig war.
Gibt es dazu ein hochdeutsches Synonym? Mir fällt „wählerisch“ ein, aber das trifft es auch nicht ganz, da es nicht den negativen Beiklang hat bzw. nicht ausdrückt, dass man es der Person gar nicht Recht machen kann.
Danke für eure Einschätzungen.
Gruß,
Chris

Hi Chris,

im nordöstlichen Allgäu wird überlästig im Sinne von quengelig, nölig oder nervig gebraucht.

Mir fällt „wählerisch“ ein

das heißt hier heikel, auch als Verb: Er hoaklt.

Gruß Ralf

Hallo Chris,
ich bin zwar kein Sprachexperte, aber in unserem Studiengang kommen Leute aus allen Teilen Deutschlands zusammen, da haben wir auch schon festgestellt, daß es so richtig kein Wort im Hochdeutschen dafür gibt, was du als überlästig bezeichnest.
Pingelig oder wählerisch wurde aber von allen verstanden.
Hier im Norden sagt man krüsch (langes ü), mein Mitbewohner kommt aus Nordhessen und sagt schnücksch, aus dem Süden kommt hoakle oder hoaklig (von heikel), irgendeiner sagt auch schneegich oder schleegich (fällt mir grad nicht ein woher derjenige kam…)(auch Süden…Pfalz vielleicht?)

Lieben Gruss,
Anja *kein bisschen schnücksch :smile:*

Hallo, Chris!

obwohl meine Mutter aus dem Allgäu kommt, wurde ich in hochdeutscher Sprache erzogen.

Löblich, löblich! :wink:

Dachte ich zumindest… Vor einiger Zeit musste ich erfahren, dass das Wort „überlästig“ von niemanden verstanden wird und auch nicht Hochdeutsch ist.

Nun, heute vielleicht nicht mehr, doch die Brüder Grimm kannten es noch und nahmen es in ihr Wörterbuch auf.

Wie Helene stets sagt: Der Grimm ist unverzichtbar bei solchen Fragen.

Ich gebe einen Ausschnitt aus dem Artikel der Grimms, den du hier auf der Eingangsseite dieses Brettes anklicken und finden kannst.

_ÜBERLÄSTIG [Lfg. 23,3], adj.

  1. überladen, überfrachtet, besonders vom schiff, ein überlästiges schiff KRAMER deutsch-holl. wb. (1787) 467b; a ship lying too low in the water HILPERT (1845) 640a; vgl. auch STENZEL seemannsspr. 433b.

  2. lästig, beschwerlich, schon mhd., siehe mhd. wb. 1, 927a; LEXER handwb. 2, 1640 und mnd., s. SCHILLER-LÜBBEN 3, 267a; von allen wbb. für molestus, incommodus, odiosus gebucht; in der sprache der gegenwart z. th. durch lästig, das im 18. jahrh. als synonym aufkam, verdrängt (s. o. th. 6 sp. 265; vgl. auch: siehet man hier wohl das neue wort lästig? es kömmt von überlästig SCHÖNAICH ganze ästhetik in einer nusz [1754] 49).

b) molestus: überlästige discourse BUTSCHKY Patmos 436; halbgelehrte … sind die überlästigsten leute auf dem erdboden CRAMER der nordische aufseher 2, 167; eben werde ich durch einen überlästigen besuch gestöret LESSING 17, 415; er liesz, wenn überlästige zeugen zugegen waren, zärtliche blicke sprechen SONNENFELS ges. schr. 1, 263; die alte überlästige tante THÜMMEL reise 3, 205; [23,370]

dasz er belebt von dir (dem äther) in deiner welle sich bade,
schüttelt der wald den schnee wie ein überlästig gewand ab HÖLDERLIN ges. dicht._

Es war also ein hochdeutsches Wort, sodass keine Übertragung nötig ist.
Wohl aus Faulheit oder - um es höflicher zu sagen: wegen der Sprachökonomie - begann man es durch das Adjektiv „lästig“ zu ersetzen.

So bewahren die Dialekte manche Perlen, die von der Hochsprache längst den Säuen serviert wurden.

„geheien“ oder „urassen“ sind solche!

Gruß Fritz

Hallo,

heikel ist sicher der schriftdeutsch richtige Ausdruck. Wenn’s ums Essen ginge,
fielen mir da noch die schwäbischen Ausdrücke „schdrialig“ und „hoiklich“ ein
(Ersteres wird auch verbal gebraucht, „romschdriala“, wenn man dies und das
probiert. Zweiteres ist natürlich das Wort heikel).

Gruß
Bolo2L

eigen…
… ist mir noch eingefallen. Das bezieht sich im westfälischen (Kreis Borken) nicht nur aufs Essen sondern kann man für alles verwenden:

Die ist eigen mittem Essen.

und lässt sich sehr schön auch in Kombination mit wat verwenden:

Der ist wat eigen wennet um seine Sachen geht.

=) Anja

mäkelig
Hallo Chris,

Beispiele: Für meine Schwester zu kochen, war immer sehr
schwierig, da sie sehr überlästig war. Kleidung für mich zu
kaufen war auch nicht leicht, da ich so überlästig war.
Gibt es dazu ein hochdeutsches Synonym? Mir fällt „wählerisch“
ein, aber das trifft es auch nicht ganz, da es nicht den
negativen Beiklang hat bzw. nicht ausdrückt, dass man es der
Person gar nicht Recht machen kann.

für „wählerisch“ mit negativem Beigeschmack gibt es (norddeutsch)
das Wort mäkelig.

Gruß Gudrun

schleggich

[…] irgendeiner sagt auch
schneegich oder schleegich (fällt mir grad nicht ein woher
derjenige kam…)(auch Süden…Pfalz vielleicht?)

Hallo Anja,

im Schwäbischen gibt es schleggich , was sich häufig (aber nicht ausschließlich) aufs Essen bezieht.

Gruß Gudrun

kiesätig
Hallo,
aus dem Berliner Raum kenne ich „kiesätig“, das sich wie „schleggich“ überwiegend aufs Essen bezieht.
Gruß
kate_