Übersetzung aus dem Mittelniederdeutschen

Hallo Leute ich habe hier ein paar Probleme bei einer Übersetzung von einigen Textstellen aus dem
Mittelniederdeutschen ins Hochdeutsche. Könnte mir da vielleicht jemand weiterhelfen.

Hier also die Textausschnitte:

  1. To dem eerʃten keʃe ik in myne rechte teʃtamentarios dhe acbaren heren vnde lude, hern Johanne viʃculen vnde
    hern Hartwighe abbenborghe, radmanne to luneborgh, Ludeken van bilne, Thidemanne gruntlinghe, mynen broͤder,
    vnde Maken roͤleues, mynen ʃvager, dar bi to doͤnde als ik wol to-loue vnde miner ʃele nutte ʃy.

Übersetzung: Zum Ersten wähle ich meine rechtmäßigen Testamentsvollstrecker, die achtbaren, vornehmen und
ehrlichen Herren Johann Visculen und Hartwig Abbenborghe, Ratsmänner aus Lüneburg Thidemann Gruntlinghe,
meinem Bruder du Maken Röleves, meinem Schwager, ------

  1. Vortmer, myn hvs vppe dem Mere dat gheue ik to ener vicarie, dar ʃchal men to nehmen een veerdendeel von
    eneme wiʃpele zoltes.

Übersetzung: Fernerhin, mein Haus am Meer das gebe ich zu einer Vicarie, da soll man zu nehmen ein Viertel
von einem Teil? des

  1. Dhe fuluen achte ʃchillinge rente magh Ludeke boͤcholt vnde ʃyne eruen vthloͤʃen wan ʃe willet vor vnɉ mark.

Übersetzung:smiley:ieselben 8 Schillinge Ertrag magli Ludeke Bocholt und seinen Erben auslösen für 8 Mark,
wenn sie wollen.

  1. Voortmer ʃy witlik, dat ik hebbe ligghende vppe her Diderik broͤmeʃ hus alʃo vele hoͤppen dat he mi xl mark
    koͤftede: den hoͤppen gheue ik hern Diderike vnde hern Claweʃe, synem broͤdere; darto gheue ik en veʃtegh mark
    dhe mi her Diderik ʃchuldegh is, van den L marken ʃcal he afʃlan vɉ mark vor myn ʃchot.

Übersetzung:Fernerhin sei bekannt, dass ich in Herrn Derik Bromes Haus gelegen habe, also viele …,
dass er mir 40 Mark kostet: den Hopfen gebe ich den Herrn Derik und Clawese, seinem Bruder,
dazu gebe ich ihnen 50 Mark, die mir Herr Derik schuldig ist, von den 50 Mark soll er abschlagen 6 Mark für
meinen schot?

  1. Vortmer hebbe ik dan Reywarde biʃchopinge lxxx mark vp en half voder zoltes.

Übersetzung: Fernerhin habe ich dann Reyward Bischofinge … Mark …

Und mit diesem Textabschnitt hier komm ich überhaupt nicht klar.

Offt ick denne na deme willen godes van deme dode vorwunnen worde Sette vnde make ick nu touorenn myn
Testamente vnde latesten willen van mynen wolwunnen gude dat my de almechtige god vorleenth hefft to der ere
godes vormiddelst mynen nabeschreuenen vormunderen na mynem dode toentrichtende Jn nabeschreuener wise.[…]
Offt ick denne na deme willen godes van deme dode vorwunnen worde Sette vnde make ick nu touoren myn
Testamente […] Jtem den armen dullen vnde affsinnigen menschen to lubeke vor beyde doren sittende geue ick twe mark
lubesch […]

Hallo Fairy05,

da Du noch nicht eine einzige Antwort bekommen hast, erbarme ich mich, wenngleich ich eigentlich der Falsche für Deine Anfrage bin. Denn ich komme aus Süddeutschland und tue mir somit mit dem niederdeutschen nicht so ganz leicht. Wie gesagt, ich antworte Dir nur, da Dir sonst noch niemand geantwortet hat. Ob alles richtig ist, was ich schreibe sollen die anderen dann entscheiden.
Vielleicht lag es auch daran, dass Deine Anfrage weder ein „Bitte“ enthält, noch einen Dank und auch keinen Abschiedsgruß. All das sollte eigentlich selbstverständlich sein.

Hier also die Textausschnitte:

  1. To dem eerʃten keʃe ik in myne rechte teʃtamentarios dhe
    acbaren heren vnde lude, hern Johanne viʃculen vnde
    hern Hartwighe abbenborghe, radmanne to luneborgh, Ludeken van
    bilne, Thidemanne gruntlinghe, mynen broͤder,
    vnde Maken roͤleues, mynen ʃvager, dar bi to doͤnde als ik wol
    to-loue vnde miner ʃele nutte ʃy.

Übersetzung: Zum Ersten wähle ich

was machst Du hier mit dem „in“?

meine rechtmäßigen
Testamentsvollstrecker,

Bist Du Dir sicher, dass „testamentarios“ wirklich „Testamentsvollstrecker“ meint? (kann sein, ich weiß es schlicht nicht). könnte es nicht „wähle ich in meinem Testament“ meinen?

die achtbaren, vornehmen und
ehrlichen Herren und Leute _ _ Herrn Johann Visculen und Herrn Hartwig Abbenborghen

„Abbenborghe“ kann man als Eigenname stehen lassen, oder aber man überträgt ihn ebenfalls in unser heutiges Deutsch, dann sollte man das „-he“ weg lassen: Abbenborg

_Ratsm_änner

hier kommt das Manko raus, dass ich aus Süddeutschland stamme: ich weiß nicht, ob „radmanne“ im Niederdeutschen wirklich die Mehrzahl meint, oder evtl. nicht doch den Singular.

aus _ zu Lüneburg_, _ Ludeken von Bilne, _

Da ich kein „Bilne“ in der Karte finde, gehe ich mal von einem Lese- oder Schreibfehler aus.

_Thidemann Gruntling_he,

hier ist wieder das Gleiche wie oben: Als Eigenname wäre das -he am Namensende o.k., bei der Übersetzung wird daraus normalerweise aber ein „Gruntling“.

meine_m n _ Bruder und Maken Röleves, meine_m n Schwager,_,

dabei zu tun als ich wohl (= richtig, gut) tue gelobe und meiner Seele [von] Nutzen sei

  1. Vortmer, myn hvs vppe dem Mere dat gheue ik to ener
    vicarie, dar ʃchal men to nehmen een veerdendeel von
    eneme wiʃpele zoltes.

Übersetzung: _Ferner_hin, mein Haus am

das müssten wieder Norddeutsche klären, ob „uppe“ „am“ heißen kann, ich könnte mir denken, dass aus "auf dem " heißt, dann wäre „Mere“ nicht das Meer, sondern irgend so was wie „Hügel“. Ein Stadtteil von Lüneburg heißt „Rettmer“!

Meer

bezweifle ich

das gebe ich zu
einer Vicarie, da soll man (zu) nehmen ein Viertelteil
von einem Teil? des von einem (?? „wispele zoltes“ kann ich nicht deuten)

  1. Dhe fuluen achte ʃchillinge rente magh Ludeke boͤcholt vnde
    ʃyne eruen vthloͤʃen wan ʃe willet vor vnɉ mark.

Übersetzung:_Die_selben

ob „fulven“ wirklich „selben“ heißt, müssen Norddeutsche beurteilen.

8 Schillinge Ertrag magli Ludeke Bocholt
und seinen Erben auslösen für 8 Mark,
wenn sie wollen.

  1. Voortmer ʃy witlik, dat ik hebbe ligghende vppe her Diderik
    broͤmeʃ hus alʃo vele hoͤppen dat he mi xl mark
    koͤftede: den hoͤppen gheue ik hern Diderike vnde hern
    Claweʃe, synem broͤdere; darto gheue ik en veʃtegh mark
    dhe mi her Diderik ʃchuldegh is, van den L marken ʃcal he
    afʃlan vɉ mark vor myn ʃchot.

Übersetzung:_Ferner_hin sei bekannt (eigentlich „wissentlich“), dass ich in _ auf _ Herrn D id erik
Bromes Haus gelegen t habe
, _also viele Hopfen _

(wenn das unten Hopfen heißen soll, heißt das hier auch Hopfen)…,
_:dass er mi ch 40 Mark kostet e : den Hopfen gebe ich den Herrn

D id erik_

(verhochdeutscht: Dietrich) und Clawese (verhochdeutscht: Nikolaus), seinem Bruder,
dazu gebe ich ihnen 50 Mark, die mir Herr D id erik schuldig ist,
von den 50 Mark soll er abschlagen 6 Mark für
mein
en schot
(?würde ich eigentlich mit „Schuss“ übersetzen, macht hier aber wenig Sinn)

  1. Vortmer hebbe ik dan Reywarde biʃchopinge lxxx mark vp en
    half voder zoltes.

Übersetzung: Ferner_hin habe ich dann Reyward Bischofinge
_ 80 Mark auf einen halben Fuder
(wieder dieses zoltes, sollte das Zoll meinen? Das wäre aber doch eigentlich „tol“ oder „toll“)

Und mit diesem Textabschnitt hier komm ich überhaupt nicht
klar.

Offt ick denne na deme willen godes van deme dode vorwunnen
worde Sette vnde make ick nu touorenn myn
Testamente vnde latesten willen van mynen wolwunnen gude dat
my de almechtige god vorleenth hefft to der ere
godes vormiddelst mynen nabeschreuenen vormunderen na mynem
dode toentrichtende Jn nabeschreuener wise.[…]
Offt ick denne na deme willen godes van deme dode vorwunnen
worde Sette vnde make ick nu touoren myn
Testamente […] Jtem den armen dullen vnde affsinnigen menschen
to lubeke vor beyde doren sittende geue ick twe mark
lubesch […]

_**Oft tat ich nach dem Willen Goten [und bin auch] von dem Tode verführt worden
Setze und mache ich nun zu hören (= öffentlich) mein
Testament und letzen Willen von meinen Wohlwollen gute dass
mir der allmächtige Gott verholfen hat zu der Ehre
Gottes damit meine nachbeschriebenen (= unten stehenden) Vormündern nach meinem
Tod zu entrichten in nachbeschriebener Weise

Ebenso den armen verrückten und irren (= absinnigen) Menschen
zu Lubeke vor beiden Toren sitzend gebe ich zwei Mark
lubesch**_ (damit kann ich nichts anfangen; beim Googlen scheint sich wohl so eine Art „Definition“ von der Mark, von der man spricht herauszuschälen: vielleicht „lubesch“ = aus Lübeck; ähnlich wie hier in Bayern „rheinisch“, ebenfalls als Beifügung zur Währungseinheit)
(eben war von Lüneburg die Rede, jetzt stellt sich die Frage, ob er jetzt hier Lübeck oder Lübbecke meint; wohl eher Lübeck)

Meld Dich mal, ob es was geholfen hat

Viele Grüße

Alexander

Moin!

"2. Vortmer, myn hvs vppe dem Mere dat gheue ik to ener vicarie, dar ʃchal men to nehmen een veerdendeel von
eneme wiʃpele zoltes. "

Es gibt in Lüneburg eine Straße, die „Auf dem Meere“ heißt.

„Offt ick denne na deme willen godes van deme dode vorwunnen worde Sette vnde make ick nu touorenn myn
Testamente vnde latesten willen van mynen wolwunnen gude dat my de almechtige god vorleenth hefft to der ere
godes vormiddelst mynen nabeschreuenen vormunderen na mynem dode toentrichtende Jn nabeschreuener wise.[…]
Offt ick denne na deme willen godes van deme dode vorwunnen worde Sette vnde make ick nu touoren myn
Testamente […] Jtem den armen dullen vnde affsinnigen menschen to lubeke vor beyde doren sittende geue ick twe mark
lubesch […]“
Oft denke ich nach dem Willen Gottes, von dem Tote ?vorwunnen? worden sind, und nun mache ich ?touorenn? mein Testament und letzten Willen von meinem wohlverdientem Gut, dass mir der allmächtige Gott verliehen hat, zur Ehre Gottes vermittelst meiner nachbeschriebenen Vormünder nach meinem Tode in nachbeschriebener Weise zu verfahren (zu entrichten) ist.
Oft denke ich nach dem Willen Gottes, von dem Tote ?vorwunnen? worden sind, und nun mache ich ?touorenn? mein Testament: Jedem der armen tollen und absinnigen (verrückten) Menschen, die vor beiden Toren nach Lübeck sitzen, gebe ich zwei Lübecker Mark.

Ich bin mir mit denne/denke absolut unsicher, aber so würde ich das übersetzen.
MfG, Systroup

Nochwas:

Ein Wispel ist ein altes Maß für Liter, und " en half voder zoltes" könnte ein halbes Fuder Salz sein.

Nachtrag 2:
„vnde make ick nu touorenn myn
Testamente vnde latesten willen“
und mache ich nun zu Ohren mein Testament und letzten Willen=
und mache nun bekannt mein Testament und letzten Willen…

Hallo Alexander und hallo Fairy05

Alexander hat ja eine gewaltige Menge schon übersetzt. Bei dem letzten Teil, mit dem er „überhaupt nichts anfangen kann“ habe ich noch ein paar (ergänzende) Ideen:

Offt ick denne na deme willen godes van deme dode vorwunnen
worde Sette vnde make ick nu touorenn myn
Testamente vnde latesten willen van mynen wolwunnen gude dat
my de almechtige god vorleenth hefft to der ere
godes vormiddelst mynen nabeschreuenen vormunderen na mynem
dode toentrichtende Jn nabeschreuener wise.[…]

Ob ich denn nach dem Willen Gottes von dem der Tod überwunden
wurde setze (?) und mache nun zuvor mein
Testament und letzten Willenvon meinem erworbenen Gut das
mir der allmächtige Gott verliehen hat zu der Ehre
Gottes mittels meines nachbeschriebenen Vormundes nach meinem
Tod zu entrichtend in nachbeschriebener Weise […]

Offt ick denne na deme willen godes van deme dode vorwunnen
worde Sette vnde make ick nu touoren myn
Testamente […] Jtem den armen dullen vnde affsinnigen menschen
to lubeke vor beyde doren sittende geue ick twe mark
lubesch […]

Ob ich denn nach dem Willen Gottes von dem der Tod überwunden
wurde setze (?) und mache nun zuvor mein
Testament […] Jedem der armen tollen und schwachsinnigen Menschen
zu Lübeck vor beiden Toren sitzenden gebe ich zwei Mark
Lübisch […]

Ich hoffe, dass das ein wenig weiterhilft.

LG, Carbonieri