Hallo!
Fragt mich nicht nach dem Sinn oder Warum Wie hieße „Das sargförmige Buch“ auf Latein?
Gruß,
Eva
Nachsatz, kann leider nicht mehr korrigieren: Translate sagt: Loculus informibus libri. Ist das korrekt?
Servus,
nicht sehr. Tante Google hat hier das erste Substantiv (Sarg), das sie erkannte, zum Kern des Begriffs erklärt, und damit musste auch der Rest schiefgehen. Außerdem ist loculus eine Nebenbedeutung zu „viereckige Nische“, die erst nachklassisch auch als Sarg verstanden wurde.
Ich täte versuchen, da was mit dem Suffix -formis = -förmig zu bauen.
Also - für den deutschen Leser leicht verständlich
LIBER SARCOPHAGIFORMIS
das allerdings ein ziemliches Silbengebirge formt.
Alternativ
LIBER ARCIFORMIS
das allerdings dadurch gestört werden kann, dass der Leser mit internautischer Tendenz schnell auf ein „Lexikon für modernes Latein“ stoßen wird, in dem caro equina arciformis für Pferdeleberkäse angeführt ist. Ob das Ciceros Hausmagd so verstanden hätte, sei dahingestellt.
Schöne Grüße
MM
„Frag Cäsar“ bietet einige Alternativen zu Sarg, capulus scheint mir die beste Wahl zu sein. https://www.frag-caesar.de/lateinwoerterbuch/capulus-uebersetzung.html
Leider dürfte das die Wirkung auf den durchschnittlichen deutschen Leser verfehlen, der etwa soviel Latein beherrscht wie ich :-/
„Sarkophag“ ist eigentlich ein gruseliges Wort, es bedeutet bekanntermaßen „Fleischesser“, andererseits, soooo bekannt ist es nun auch wieder nicht. Hmmm. Da muss ich noch ein bissl Grübeln.
Danke Dir,
Eva
PS: Google übersetzt capulus mit Kaffee …
Servus,
Langenscheidt weist bei capulus darauf hin, das Wort sei „unklassisch“, und führt als Grundbedeutung „Griff“ an, ferner (bei Plautus) männliches Glied.
Also auch hier Vorsicht geboten.
Ich schätze, @Metapher wird nicht sehr lange brauchen, bis er das Wort „sargförmig“ so präsentiert, wie es in den Seneca-Briefen an Lucilius verwendet ist.
Schöne Grüße
MM
Das dürfte ebenfalls aus einem Thesaurus der „latinitas viva“ stammen und auf den kleinen Kaffee als Schlusspunkt einer Mahlzeit zielen.
Hallo Eva, du gibst Rätsel auf.
Allerdings:
In einem Buch XXI (!) seiner Epistulae morales, das nie gefunden wurde (und von dem auch nie jemand behauptet hat, daß es je existiert hatte), schreibt Seneca an seinen (mutmaßlich fiktiven) jüngeren Freund Lucilius, man habe (angeblich) in einem sepulcrum aegypticum eine arca („Sargkasten“) gefunden. Darin, wohl als Grabbeigabe, librum sarcophagicum („ein Buch aus Kalkstein“). und zwar ein
→ liber in forma arculae („Buch in Gestalt eines Kästchens“).
An anderer Stelle beeichnet er es als
→ liber in forma capsellae („Buch in Gestalt eines Schmuckkästchens“).
An spöterer Stelle erwähnt er noch in dem nichtexistierenden Brief, daß das Wort „sarcophagus“ („Kalkstein“) einige Jahrhunderte später auch für die lateinische arca („Sargkasten“), also metonymisch für „Sarg“ verwendet werden würde. Daher würde man diesen seltsamen Gegenstand dann später auch als
→ „liber in forma sarcophagi“ bezeichnen können.
Einzige Zeugin für diesen Fund allerdings sei eine ca. 1957 Jahre später lebende berühmte Autorin mit dem Pseudonym @newcallas, die leider nicht erklären würde, was sie da angeblich gesehen hat. Daher würde man rätseln, ob sie mit „sargförmig“ einen Sarg (bzw. ein „Buch“) wie den von Nixalbella („Schneewittchen“) oder etwa wie den des Tutankhamun meine (von beiden Särgen wisse er, Seneca, allerdings nichts Näheres).
Schöne Grüße
Metapher
Gratias tibi ago - plurime gavisus sum eae margaritae quam invenisti in concha pulcherrima bibliothecae imaginatae quae tutelam praebet animae et spiritu istis in temporibus inquietis!
Martinus Sorethanus
aucvh für den wunderschönen Beitrag mit Schmunzeleffekt!
Des Rätsels Lösung: Eine Figur in dem zu übersetzenden Roman sammelt Bücher esoterischen Inhalts, unter anderem auch das „The coffin-shaped Book“. Nun wird aber in kurzen Abständen das Wort „book“ verwendet, was ich nicht schön finde. Auch hat der Titel „Das sargförmige Buch“ nun überhaupt keinen wie auch immer gearteten Appeal, zwei Gründe, um nach einer - dem OT trotzdem nahekommenden - Alternative zu suchen. Weil es sich um antiquarische Folianten handelt, bin ich auf Latein gekommen, aber das ist auch nicht das Richtige. Vielleicht belasse ich es bei der wörtlichen Übersetzung.
Vielen Dank für deine und MM’s Mühe!
Gruß,
Eva
Auch dir vielen Dank! Leider etwas verspätet. Trotz der
„temporibus inquietis“ haben mein Mann und ich nach dem Motto: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, tatsächlich ein Bäumchen gepflanzt, wenn auch einen Zwergflieder, weil, Apfelbaum haben wir schon. Und natürlich in den letzten Tagen den Garten eingewintert, deshalb blieb fürs Internet etwas wenig Zeit.
Gruß,
Eva