Hallo Dodeka,
Sanskrit schreibt man in Devanagari
das ist ein populärer Irrtum
…dem auch Wolfgang Morgenroth in seinem Lehrbuch desSanskrit (Leipzig 1973) aufgesessen ist:
„Die Sanskrittexte sind in einer besonderen Schrift, der
sogenannten Devanāgarī -Schrift, aufgezeichnet.“ (S. 28, § 14
„Schrift und Umschrift“).
der ‚Morgenroth‘ beruht unmittelbar auf dem berüchtigten ‚Stenzler‘ - und bügelt übrigens bei weitem nicht alle von Stenzlers Fehlern und Unzulänglichkeiten aus. Aber zumindest in einem Punkt liegt Stenzler richtig und Morgenroth (der übrigens selbst an Hand des Stenzler Sanskrit gelernt hat) falsch: „Das Sanskrit (saṃskṛtam) wird meist in dem Nāgarī-Alphabet geschrieben …“ (Hervorhebung von mir).
Das „meist“ erklärt sich dadurch, dass Sanskrittexte immer noch vorwiegend für ein indisches Publikum veröffentlicht werden - und Devanagari die Standardschrift für Hindi ist. Man muss sich allerdings klar machen, dass nahezu alle klassischen Sanskrittexte (von den vedischen ganz zu schweigen) eine z.T. sehr lange mündliche Überlieferungstradition hinter sich hatten, bevor sie überhaupt in Schriftform gebracht wurden - und die Devanagari-Schrift gerade mal ein Jahrtausend alt ist (also deutlich jünger als etwa das lateinische Alphabet). Die lange orale Überlieferungstradition erklärt auch, warum Sanskrit als eine lingua franca nie an eine bestimmte Schrift gebunden war. Das ist in etwa so, als wäre die klassische lateinische Literatur zunächst mündlich und dann außer in lateinischer Schrift auch noch in griechischer, kyrillischer, hebräischer bzw. aramäischer Schrift sowie einem weiteren Dutzend obskurer lokaler Schriftsysteme überliefert worden.
Wobei mir scheint, dass heutzutage Sanskrit eben
doch überwiegend in Devanagari geschrieben wird.
Das ist, wie schon geschrieben, richtig - hat allerdings nichts mit der Sprache Sanskrit zu tun sondern mit dem ‚Zielpublikum‘. Wenn man sich an ein internationales Publikum wendet, benutzt man IAST.
Die Grammatik von Morgenroth benutzt zu gefühlten 98%
Devanagari plus IAST-Transkription.
Das ist beim Stenzler natürlich auch so. Was nun wiederum mit der Grammatik nichts zu tun hat. Für den angehenden Indologen ist es jedoch sinnvoll, außer Sanskrit auch die Devanagari-Schrift zu erlernen, um auch auf indische Editionen von Sanskrittexten (z.B. bei Motilal Banarsidass Publishers) zurückgreifen zu können. Zudem erleichtert es den Zugang zu Originalmanuskripten, wenn diese in einer der Brahmi-Familie zugehörigen Schrift niedergeschrieben sind.
Dass die (oder der) UP das Tattoo in Devanagari-Schrift haben will, bezweifle ich ja nicht. Das macht die Sache (sorry) doppelt albern. Wobei ich das Ansinnen, ‚comfort zone‘ in Sanskrit zu übersetzen, nicht einmal mitzähle. Wenn man schon die Sprache nicht versteht, dann soll man wenigstens auch die Schrift nicht lesen können - auch, wenn diese Schrift in keiner Weise „authentischer“ ist als lateinische Schrift. Nur halt irgendwie ‚exotisch‘. Ich denke mal, das wollte man der UP verständlich machen.
Freundliche Grüße,
Ralf