Überstunden pauschal abgegolten

Hallo zusammen,

ich bin gerade dabei mich beruflich umzuorientieren und habe auch ein paar Initiativbewerbungen rausgeschickt, unter anderem an eine Firma, in der einige aus unserem Bekanntenkreis arbeiten. Die sind alle sehr zufrieden und ich weiß dass diese Firma wenig Personalfluktuation hat.
Ich wurde prompt von der Geschäftsführerin zum persönlichen Gespräch eingeladen und es verlief auch alles sehr gut. Ich könnte beruflich endlich das tun was ich gerne möchte und selbst wenn feststellen würde dass es nichts für mich ist könnte ich mich da drin dann umorientieren und müsste nicht wieder die Firma wechseln.
Wir kamen natürlich auch auf das Thema Gehalt zu sprechen und ich hab ihr gesagt was ich mir vorstelle bei einer 40-Stunden-Woche. Sie meinte dann bei ihnen wären 5 Überstunden pro Woche mit dem Gehalt abgegolten. Da habe ich schon ein bisschen geschluckt, aber nichts weiter dazu gesagt. Ob ich Summe X nun für 40 oder 45 Stunden Arbeit verdiene ist ein gewaltiger Unterschied. Ich habe das mal auf mein jetziges Gehalt umgerechnet; bei 40 Stunden Arbeit würde ich mich finanziell verbessern, bei 45 käme ich aufs gleiche Geld. Und eigentlich möchte ich bei einem Wechsel ja schon eine Verbesserung erreichen.
Vor allem denke ich mir: Solch eine Regelung führt man doch nur ein wenn es sich „lohnt“, also scheinbar viele Überstunden anfallen. Ich bin wirklich nicht arbeitsscheu und arbeite immer länger wenn es mal sein muss, aber die Betonung liegt eben auf „mal“. Im Normalfall sollte man finde ich seine Arbeit in der vereinbarten Zeit schaffen, sonst stimmt was nicht. Entweder ist man dann zu langsam oder es ist einfach zu viel für einen und es bräuchte mehr Personal.
Es wird definitiv ein 2. Gespräch geben wenn klar ist, in welcher Abteilung Platz für mich ist, dann gibt es also auch die Möglichkeit das nochmal anzusprechen.
Was ratet ihr mir, wie spreche ich das am besten an ohne mich selbst in Aus zu schießen?

Vielen Dank für eure Meinungen und viele Grüße.

Servus,

eine bessere Informationsquelle als die einigen aus dem Bekanntenkreis kann es doch wohl kaum geben, wenn es darum geht, einzuschätzen, ob es sich hier um einen verkappten 45-h-Vertrag oder tatsächlich um einen Puffer handelt, der eben „mal“ genutzt wird, wenn es nötig ist?

Was sagen denn diese zu dem Thema?

Schöne Grüße

MM

Die können nur beurteilen wie es bei ihnen in der Montage ist (die Firma macht Elektroinstallationen im Industriebereich). Bei denen kommen schon mal durch die ganzen Fahrzeiten locker 45 Stunden zusammen, sie können mir aber leider nicht sagen wie es sich im kaufmännischen Bereich verhält.

Servus,

bei diesem Schwerpunkt im Betrieb würde ich als Arbeitgeber nicht nur zusehen, dass der gesamte kaufmännische Bereich einschließlich Leitung um sieben Uhr antritt wie die Monteure auch, sondern auch, dass man dort nicht Punkt 16:30 h den PC runterfährt, sondern dann, wenn man fertig hat.

Eine Frage des Anstands, wie ich (selber „white collar“) finde - aber ich bin ein Fossil aus dem zwanzigsten Jahrhundert, andere mögen das anders sehen.

In der „zweiten Runde“ kann man sowas ruhig fragen - wenn man vom „Stallgeruch“ her mitgekriegt hat, dass der künftige Jefe auch so ein Bagger ist, kann diese Frage allerdings zum KO führen. Ist eigentlich eine Sache, die man beim Vorstellungsgespräch erschnuppern muss.

Schöne Grüße

MM

Wie gesagt, ich bin niemand der um Punkt so und so viel den Stift fallen lässt und erst recht nicht, wenn Not am Mann ist.
Trotzdem bin ich so ehrlich und möchte nicht dauerhaft 45 Stunden und mehr schuften wenn ich woanders auch weniger arbeiten kann. Das echte Leben spielt sich schließlich nicht in der Arbeit ab, sondern in der restlichen Zeit mit Familie und Freunden.

Ich werd einfach mal schauen wie das 2. Gespräch verläuft und schauen dass ich das diplomatisch mit einbauen kann.

Hallo,

bei diesem Schwerpunkt im Betrieb würde ich als Arbeitgeber
nicht nur zusehen, dass der gesamte kaufmännische Bereich
einschließlich Leitung um sieben Uhr antritt wie die Monteure
auch, sondern auch, dass man dort nicht Punkt 16:30 h den PC
runterfährt, sondern dann, wenn man fertig hat.

rein aus Interesse, warum sollten Monteure und Büromitarbeiter
die gleichen Arbeitszeiten haben? Welchen Sinn ergibt das?

Gruß,
Steve

Hallo Steve,

der Hintergrund ist, dass niemand vor Vergnügen aus um halbsechse aus dem Bett hüpft, damit er um sieben auf der Baustelle ist.

Daher wird ein späterer Arbeitsbeginn für die Kollegen aus der kaufmännischen Abteilung gerne mal als ungerechtfertigter Vorteil für diese empfunden. Und um dem entgegenzuwirken, ist es nützlich, wenn in Betrieben, die aus welchem Grund auch immer die handwerklich-technische Mannschaft um sieben Uhr auf die Baustelle scheuchen, auch die white collars um sieben anzutreten haben.

Schöner ist es natürlich, wenn niemand so unsinnige Arbeitszeiten haben muss. Aber die einen ja, und die anderen nein passt nicht.

Schöne Grüße

MM

Hallo Leah,

Konfuzius spricht „besser einen Job nicht bekommen als in demselben unglücklich zu sein“ er ergänzt selbstverständlich, dass dies nur für Bewerbungen aus ungekündigter Stelle heraus gilt.

Für Dich heisst das ganz konkret: sprich Dein Anliegen deutlich an, frag, wie das denn in der Firma so gehandhabt wird. Und wenn die Dich ganz klar wissen lassen „20 Überstunden im Monat erwarten wir Minimum“ (was in gewissen Positionen üblich ist) dann lass die ganz klar wissen „das ist mir zu viel“. Vielleicht findet Ihr eine Lösung, dass sie Dir ne 80%-Stelle anbieten (wichtig ist vorab zu definieren, wann die 80% stattfinden: hast Du einen Tag pro Woche frei oder arbeitest Du weniger Stunden pro Tag? Löst Ihr das irgendwie anders, etwa durch mehr Gleitzeit oder Urlaub) vielleicht findet Ihr auch keine Lösung. In letzterem Fall spricht Konfuzius „Besser ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende“.

Es hilft Dir doch Dein feinster Traumjob in feinster Traumfirma mit feinster Traumkohle nix, wenn Du dabei den Eindruck hast, dass Dein Privatleben komplett den Bach runtergeht!

Und glaub mir, wenn Du deren Traumbewerber bist, dann finden die ne Lösung für Dich :wink: Wichtig ist, dass Du Dir im Vorfeld ganz klar bist, was Dein Ziel sowohl von der Arbeitszeit als auch von der Kohle her ist, wie weit Du Dich rauf- bzw. runterhandeln lässt und ab wo Du sagst „Danke für’s Gespräch“.

*wink*

Petzi

PS: Aus eigener Erfahrung: ich hab einen ähnlichen Job mal von 100% auf 80% (ein fester Tag pro Woche frei) reduziert und festgestellt, dass ich immer noch 100% arbeite, aber halt in 80% der Zeit :smile: Das war mir aber der freie Tag wert…

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Hallo Petzi,

danke für den Rat :smile: Ich hoffe wirklich dass sich da eine Lösung findet, weil alles andere einfach stimmt und ich vor allem endlich das machen könnte, was ich schon seit der Ausbildung gern tun möchte.
Die 40 Stunden (100 %) sind ja auch in Ordnung, auch mal Überstunden wenn nötig (z. B. beim Monatsabschluss, ist ja in der Buchhaltung nichts ungewöhnliches).
Was ich nur nicht will ist wo anfangen wo 40 Stunden im Vertrag stehen und dann aber viel mehr müssen weil die ned in den Arsch in der Hose haben ihren Bewerbern zu sagen dass es eigentlich grundsätzlich mehr sind…
Na mal sehen, die Geschäftsführerin will sich nächste Woche melden, ich bin echt gespannt :smile: