Hallo,
leider kann ich der Fragestellung nicht genau entnehmen, worauf sie eigentlich abzielt. Vermutlich steht im Hintergrund eine These, die sich mir ohne nähere Erläuterungen nicht erschließt.
Dennoch will ich versuchen eine Anmerkung aus meiner Sicht beizutragen.
Die europäische und auch deutsche Kultur ist sehr vom Christentum geprägt. Insbesondere im protestantischen Umfeld geht das oft mit einem ausgeprägten Arbeitsethos aus mönchischer Tradition einher.
In China scheint mir trotz aller Umbrüche durch Kulturrevolution und kommunistischer Ideologie im Hintergrund immer noch ein stark konfuzianistischer Einfluss spürbar.
Darin liegt nach meiner Einschätzung der gegenüber anderen südasiatischen Ländern höhere Arbeitsethos der Chinesen in ihrem Stammland und auch in anderen Ländern (Auslandschinesen) begründet. Er unterscheidet sich aber nach meinen Erfahrungen von unserem Verständnis. Er ist zum einen hierarchischer und zum anderen weniger fehlertolerant. Vergebung darf man im Falle eines Fehlers kaum erwarten. Im Umkehrschluss darf ein Chinese nie sein Gesicht verlieren, schon gar nicht, wenn er in der Hierarchie höher steht. Man sollte einem Chinesen helfen, sein Gesicht zu wahren. Selbst wenn man sicher ist, dass er falsch liegt, sollte man es tun; es sei denn, man möchte ihn auf Dauer zum Feind haben.
Der materielle Erfolg ist dabei nach meinem Eindruck noch wichtiger als bei uns und ganz eng mit dem sozialen Ansehen verbunden. Die sonst in asiatischen Ländern verbreitete buddhistische Tradition, sich als Mönch einem materiell bescheidenen Leben mit hohem sozialen Ansehen zumindest zeitweise hinzugeben, konnte ich in China nicht finden. Ein Teil des erbittert geführten Kulturkampfes in Tibet liegt m.E. auch in dieser Diskrepanz begründet.
Bekanntermaßen sind Chinesen in der Öffentlichkeit sehr diszipliniert und geneigt eigene Gefühle sehr wirksam hinter einer Maske des Lächels zu verbergen. Glaubst Du sie können mit „work-life-balance“ etwas anfangen? Sollte es gar auf einen wertenden Vergleich hinauslaufen, wundert es mich nicht, wenn sich Chinesen darauf nicht einlassen möchten.
Dennoch viel Erfolg!