Umgang mit syrischer Familie

Hallo Kasi,

Du bist also in ein fremdes Land gegangen und hast dort deren
kulturelle Eigenheiten beachtet.

Ja, ich habs versucht. Ich bin sicher, es ist mir nicht immer gelungen. Allerdings hat niemand was von mir gefordert.

Nun kommen also Menschen aus einer anderen Kultur in unsere.
Sollte es da nicht primär darum gehen den Focus auf unsere
Kultur zu legen, in der sie ja in Zukunft leben wollen? Ihnen
also auch zu vermitteln dass es bei uns unhöflich ist einer
Frau den Handschlag zu verweigern und nicht zu vermitteln „es
ist völlig ok dass Ihr das in Eurer Kultur macht, wir
verstehen das“?

Doch, darum geht es natürlich auch. Aber ich bin davon überzeugt, dass das nicht mit der Holzhammermethode funktioniert. Und zunächst mal geht es darum, sich kennenzulernen. Da erwarte ich noch kein bestimmtes Verhalten, sondern möchte ihnen zeigen, dass sie Willkommen sind. Ich bin nämlich der Überzeugung, dass jemand, der sich angenommen fühlt, so wie er ist, sich leichter tut, sich anzupassen, als jemand der Ablehnung erfährt und deshalb das Gefühl hat, sich schützen und abgrenzen zu müssen.

Sollte die Frage also nicht eher lauten „Ich kümmere mich
demnächst um eine syrische Familie. Habt ihr Tips wie ich
ihnen am besten unsere Kultur vermitteln kann?“

Diese Frage kommt dann, wenn es soweit ist.

Gruß
M.

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Händeschütteln ist weder bei syrischen Männlein noch Weiblein
angebracht. Lege deine rechte Hand auf deine Brust und
verbeuge dich leicht.

Oh je, das verwirrt mich jetzt… Widersprüchliche
Antworten… Aber ich glaub ich werde merken, ob ein
Händedruck okay ist oder nicht. Denkst du ein Zunicken mit dem
Kopf als Alternative für diese Verbeugung wäre auch in
Ordnung?

Was du Verbeugung nennst, ist ja kaum mehr als ein Nicken. Auf Händeschütteln würde ich wirklich verzichten.

Du machst das schon :smile:

Fremdsprachen in der Levante
Salü,

zur Sache mit möglichen Sprachkenntnissen: Wenn Englisch schwierig ist, könnte vielleicht auch Französisch helfen. Die Franzosenzeit in dieser Weltgegend war eher kurz (1920 - 1946), aber „vorne“ im Libanon ist Französisch bis heute als Fremdsprache beliebt und verbreitet; das könnte im „Hinterland“ Syrien ähnlich sein.

Schöne Grüße

MM

Geboren wird man als Mensch, nicht als Inhaber irgendeines
Passes oder Angehöriger irgendeiner Religion, und
Berührungshemmungen spielen bloß ganz am Anfang eine Rolle,
bis man gegenseitig Gelegenheit gehabt hat, zu merken, dass
der andere ja wie man selber ist.

So wie du und Sarkozy, ne?

Und wenn, würde man es dir vermutlich nicht gezeigt haben :wink:
Ich war vor vielen Jahren im Wohnheim mal bei pakistanischen
Gaststudenten eingeladen. Wie hierzulande üblich bediente ich
mich beider Hände bei Tisch, wozu keiner der Gastgeber eine
verbale oder nonverbale Bemerkung machte. Ich habe erst später
durch Zufall erfahren, dass mein Faux-Pas sich ungefähr in der
Rangordnung von Borat Sagdijev bewegte, der als Gast in einer
britischen Familie nach dem Toilettenbesuch bei Tisch dezent
fragt, wohin er den Fäkalienbeutel hier entsorgen könne.

Nunja, da die Leute sicherlich mitbekommen haben, dass wir in Mitteleuropa 1. nicht mit bloßen Fingern essen und 2. sanitäre Einrichtungen haben, womit man sich ab und an die Pfoten waschen kann, werden sie es nicht allzu eng gesehen haben, dass ich mit der linken Hand zum Teeglas griff.

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Ich vermute, dass du dich mit dieser Familie in irgendeiner
Sprache wenigstens leidlich verständigen konntest, richtig?
(Wie hätten sie dich sonst einladen können?) Außerdem kanntet
ihr euch schon, es war schon eine gewisse Beziehung da.

Ja, ich spreche deutsch. Also jedenfalls sowas ähnliches und der Mann da zumindest auch. Die Frau hatte nichts zu melden und verharrte in der Küche.

Eine gewisse Beziehung war überhaupt nicht da. Ich war ein völlig Fremder.
Wie kommt Ihr hier nur immer auf solche Mutmaßungen?

Wenn man sich aber in keiner Sprache verständigen kann, halte
ich es für umso wichtiger, dass die Mimik und Gestik möglichst
respektvoll und höflich ist. Ich möchte ja da schließlich ein
gewisses Vertrauensverhältnis aufbauen und ich glaube kaum,
dass das funktioniert, ohne Rücksicht auf deren Kultur und
Gewohnheiten. (Was natürlich nicht heißt, dass sie die nicht
vielleicht auch teilweise ändern müssen.)

Sei nicht so engstirnig. Sei höflich und freundlich. Der Rest ergibt sich dann, auch wenn du das eine oder andere nicht genau so machst wie die. Die erwarten das sicher gar nicht von einem Deutschen.

Lustigerweise war ich auch einmal dienstlich bei Leuten aus dem Balkan. Da gab es Tee und Wasser.

Die Kinder kuschelten sich auf dem Sofa zusammen und raunten sich in ihrer Sprache zu ‚Der sieht aus wie ein Faschist.‘ Ja, ich wollte nie glauben, dass einem die zwangsweise übergezogenen Russischkenntnisse einmal nützlich sein werden.

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Les pauvres et les moins pauvres cons
Ja, fascht.

In diesem Zusammenhang ist der Unterschied allerdings kein nationaler, weil das Illusionen sind, sondern der, dass an meinem Vater Schloss und Großgrundbesitz der nagybócsai Sárközy knapp vorbeigegangen sind, weil mein Opa ein ganz gewöhnlicher Motorenschrauber war.

Das sind die wichtigeren Unterschiede, und mein Adel ist dieser. Es lebt sich auf eine Art besser damit, weil man weniger heucheln muss.

Schöne Grüße

MM

Update: Bosnier
Guten Morgen,

heute Abend ist es soweit. Das erste Treffen soll stattfinden. Ich hab nun die Info bekommen, dass auch noch eine bosnische Familie da ist und so wie ich das nun verstanden hab, soll ich zunächst die kennenlernen. Und zwar doch nicht auf neutralem Boden, sondern dort, wo sie untergebracht sind. (Weiß nicht, ob man da schon „Zuhause“ sagen kann…)

Vielleicht lieg ich total daneben, aber bei Bosniern mach ich mir nicht so viele Gedanken, über die fremde Kultur… Wenn jemand aber Tipps hat, trotzdem gern her damit. :smile:

Eine konkrete Frage noch: Hab ja für die Syrer den Tipp bekommen, keine Geschenke mitzubringen, wenn ich zu ihnen nach Hause kommen würde. Meint ihr, das gilt für die bosnische Familie genauso?

Falls ich aber doch alle zusammen kennenlerne, wäre es natürlich blöd, wenn ich für die einen was dabei hab und für die anderen nicht, deshalb hab ich mich eigentlich schon entschieden, zunächst nichts mitzubringen.

Falls ihr also noch ein paar Ratschläge habt: Gerne! Ansonsten halt ich euch auf dem Laufenden, wie es war. :smile:

Liebe Grüße
M.

Mitbringsel
Moin auch,

Probiere es doch bei beiden mit Brot und Salz. Sollte a) unverfänglich sein und b) freundlich aufgenommen werden, wenn die Erklärung dazu kommt, dass bei uns nette Menschen so begrüßt werden.

Ralph

Liebe M.

also erst einmal finde ich Dein Engagement sehr lobenswert und ich kann nachvollziehen, dass Du Dir Gedanken für das erste Treffen machst.

Ich persönlich würde beim ersten Zusammentreffen nichts mitbringen, auch nicht Brot und Salz. Es genügt vollkommen, dass Du beide Familien in Deutschland willkommen heisst (Wellcome to Germany). Begrüße Sie, wie es in D üblich ist, mit Hand geben und signalisiere, dass Du bei Problemen behilflich sein wirst. Vielleicht sprechen sie sogar deutsch, das habe ich in Syrien öfter erlebt.

Wenn Du die Familien besser kennst, kannst Du später - vor allem den Kindern - was mitbringen!

Viel Erfolg beim ersten Treffen und ich bin auf Deine Berichterstattung gespannt.

Herzliche Grüße von Irmgard

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Servus Ralph,

Probiere es doch bei beiden mit Brot und Salz. Sollte a)
unverfänglich sein und b) freundlich aufgenommen werden,

Klingt erstmal nach einer ganz guten Idee. :smile:

wenn
die Erklärung dazu kommt, dass bei uns nette Menschen so
begrüßt werden.

Aber das wir wohl scheitern. Ohne irgendwelche gegenseitigen Sprachkenntnisse könnte das leicht so ankommen, dass ich das Notwendigste mitbringe, weil sie ja nichts haben. Aprilfisch hat mir ja extra davon abgeraten, was „Nützliches“ mitzubringen". Ich kann gut verstehen, dass sie das kränken würde.

Deshalb, danke für die Idee, aber das ist mir zu „riskant“. :smile:

Gruß
M.

Bericht
Hallo zusammen,

wie versprochen, möchte ich kurz erzählen, wie das erste Treffen mit den Asylbewerbern verlaufen ist.

Wie bereits erwähnt, ist hier seit kurzem auch eine Familie aus Bosnien untergebracht und der Plan war eigentlich, diese kennenzulernen und dann weiterhin zu unterstützen. Ich hab mich also mit der Frau von der Organisation, die alles koordiniert dort getroffen. Leider hat auf unser Klingeln hin niemand aufgemacht. Sie hatte das Treffen telefonisch vereinbart… Vermutlich gabs da ein Missverständnis.

Kurzerhand haben wir deshalb umdisponiert und sind in ein anderes Haus gefahren, wo zwei syrische Familien kürzlich eingezogen sind. Wir hatten totales Glück! Es war zufällig gerade ein aus Syrien stammender Mann mit seiner deutschen Frau da, die von Anwohnern darauf aufmerksam gemacht worden sind, dass hier seit ein paar Tagen Syrer leben, die evtl. Hilfe benötigen.

Die syrischen Familien waren sehr herzlich und freundlich und sind alle mehr als nur gewillt Deutsch zu lernen und sich zu integrieren.

Das jüngere Ehepaar wirkt sehr aufgeschlossen und liberal. Selbst der aus Syrien stammende Mann und seine Frau haben dort (im Gegensatz zu mir :wink:) die Schuhe nicht ausgezogen. Anders bei dem älteren Ehepaar. Die sind vermutlich etwas konservativer aber dafür (so schien es mir) noch wissbegieriger, was die deutsche Sprache betrifft. Auf dem Boden mussten wir nirgends sitzen, was aber evtl. auch daran lag, dass es keine Teppiche, Sitzkissen o. ä. gab. Die mussten leider mit den (wenigen) Möbeln vorlieb nehmen, die da sind. (Eckbank, Couch, Stühle…)

Leider vertragen sich die beiden Familien offenbar nicht so gut, so dass ich mich zunächst mit jeder Familie einzeln treffen werde. Beim nächsten Mal ist der gebürtige Syrer noch dabei um ein wenig zu dolmetschen und die Startschwierigkeiten zu umschiffen. In Zukunft werde ich dann wohl meist alleine hinfahren, hab aber in wichtigen Angelegenheiten doch jemanden an der Hand, der übersetzen und vermitteln kann.

Die Frau von der Agentur wird versuchen, noch mehr Freiwillige zu „rekrutieren“, denn auf Dauer sind mir zwei getrennt zu betreuenden Familien zu viel. Aber ich möchte natürlich nicht, dass sich irgendjemand benachteiligt fühlt und werde solange versuchen, meine Zeit beiden Familien zu widmen. Ich hoffe, es findet sich auch noch jemand für die bosnische Familie.

Dankeschön nochmal für eure Hilfe und eure Anregungen und drückt mir die Daumen, dass es weiter gut läuft.

Liebe Grüße
M.

Na siehste!
Nicht so viele Gedanken machen. Darüber kann man auch stolpern.
Ist halt fast wie im richtigen Leben :smile:

Hey Tokei,

Nicht so viele Gedanken machen. Darüber kann man auch
stolpern.
Ist halt fast wie im richtigen Leben :smile:

Ich weiß du meinst es gut… Aber ich weiß nicht, wieso du offensichtlich glaubst, ich hätte es mir mit meinen Fragen und Gedanken, die ich mir im Vorfeld gemacht hab, unnötig schwer gemacht. Dein „nicht so viele Gedanken machen“ klingt für mich genau danach. Als wärst du der Meinung ich hätte es mir unnötig schwer gemacht. Ich finde aber weder, dass diese Gedanken unnötig waren (auch wenn ich kaum was von den Tipps wirklich unbedingt gebraucht hab), noch dass ich es mir damit schwerer gemacht hab. Im Gegenteil hab ich diese Gedanken und Infos als hilfreichen gedanklichen Backround empfunden, der es mir leichter gemacht hat, offen und weniger nervös zu sein.

Der Rat „Mach dir nicht so viele Gedanken“ ist gut, wenn jemand in seinem eigenen Gedankenkarussell gefangen ist und sich blockiert. Sich vor lauter Sorgen und möglichen Problemen nicht traut, was anzupacken. Wo man sich selber im Weg steht, weil man nur darüber nachdenkt, was alles schief laufen könnte.

Ich gebe zu, dass diese Gefahr bei mir evtl. in kleinem Ausmaß auch bestanden hätte, wenn hier nur sorgenvolle Antworten gekommen wären, die ausschließlich irgendwelche Probleme gesehen hätten. Ich konnte die aufmunternden Kommentare (Das wird schon, mach dir keine Sorgen.) gut gebrauchen. Aber bei dir klang und klingt es so, als hieltest du dieses Fragen und Nachdenken grundsätzlich für überflüssig oder sogar kontraproduktiv. Und dem möchte ich hier einfach nochmal widersprechen. Es war für mich gut und wichtig, mir diese Gedanken zu machen und keineswegs überflüssig oder gar falsch.

Nichts für ungut. :smile:

Gruß
M.

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Hm …
Du bist viel alleine, oder?

Du bist viel alleine, oder?

Nein. Wie kommst du darauf? *lach*

Ist so ein Standardspruch von mir, und auf keinen Fall böse* gemeint!
Ich wende ihn gerne an, wenn jemand sehr verkopft und ich würde fast sagen, bürokratisch an Problemlösungen herangeht.

* Ich meine NIEMALS etwas böse, auch wenn das oft so aussieht. Wer austeilen kann, muss schließlich auch austeilen können :stuck_out_tongue:

Standardspruch

Schade! Ich hätte gern ernsthaft mit dir drüber diskutiert, warum du es offensichtlich selbst dann falsch findest, sich vorher Gedanken zu machen und zu informieren, wenn einen diese Gedanken nicht blockieren…

hallo, nicht nicht, sondern zuviele hatte ich gemeint!

Wenn Menschen aus einer anderen Kulur kommen,dann lernen Ihnen wie man sich hier verhält.Nicht umgekehrt.Das hilft auch den betroffenen Menschen sich später zurechtzufinden.