Umlagern

Liebe/-r Experte/-in,

Ich bin Tetraplegiker und werde von den Personen der Nachtwache jede 2 Stunden in der Nacht umgelagert.
Soll die Nachtwache statt jede 2 Stunden, mich jede Stunde umlagern? Wer und nach welchen Kriterien entscheidet das?

Gruß G. Alexander

Hallo Herr Alexander,

das hängt von unterschiedlichen Faktoren ab.
Haut-und Ernährungszustand, Matratze, Vorlieben von Ihnen, Schlafgewohnheiten etc.
Das kann man pauschal nicht beantworten.
Wenn Sie mehr wissen möchten, dürfen Sie gernnoch einmal fragen.
Ich muss heut nur leider schon los, denn ich habe Nachtschicht und diese beginnt in 15 Minuten.
Vielen Dank für die Geduld.
Viele Grüsse aus Bayern.

Nicole Bechmann

Hallo Alexander,

da „Wundliegen“ eine zu verhindernde Komplikation bei Personen ist, welche sich nicht selbstständig umlagern können, wird dies zweistündlich durchgeführt. Auch möchte man die Nachtruhe nicht allzu oft stören. Weiters wissen Pflegekräfte aus Erfahrungen & Forschung, dass die Blutzirkulation ab ca. 2 Stunden beeinträchtigt ist, was zu „wundliegen“ führen könnte.
Somit wird im 2-Stunden-Rhythmus „Zur Vorsorge“ umgelagert.

Hoffe dir weitergeholfen zu haben,
lg
Schneeflöckchen

Sehr geehrter Fragender,

in betreuten einrichtungen gibt es Pflegestandards die festgelegt werden in absprache mit den behandelnden ärzten und nach standards die in der Pflege üblich sind. Eine umlagerung alle zwei stunden zur Dekubitusprophylaxe ist in den meisten Einrichtungen Standard und in der Regel völlig ausreichend um ´Druckgeschwüre zu vermeiden.

Ich hoffe ich konnte ihnen weiterhelfen.

Diese Frau ist schwer zuz beantworten. Sie richtet sich noch folgenden Punkten:

  1. sind klinische Indikatoren für eine frühere Umlagerung notwenig, also Hautrötung, Druckstellen usw…
  2. wir eine frühere Umlagerung subjektiv als besser empfunden, d.h. kommt es zu besserem Schlaf?
  3. Gibt es ausser der Umlagerung noch weitere Anti-Decubitus-Hilfen, z.B. Wechseldruchmatratze?
    Mir sind keine Richtlinien bekannt, die hier eine genaue Vorgabe machen. Man muss eine Regelung zusammen mit dem behandelnden Arzt und dem Pflegepersonal und dem Patienten treffen. Einen anderen Rat kann ich Dir nicht geben.
    Gute Besserung und eine gute Lösung des Problems wünsche ich Dir.
    W.Mohr

Hallo und Dank für Ihre Anfrage.

Ich bin mit meiner Berufspraxis als Anästhesist mit dieser Frage nicht betraut gewesen:

Ich hatte dabei nur mit Fragen der Lagerung während einer OP zu tun.

Ich glaube, daß Experten aus der Pflege hier die richtigen Ansprechpartner sind.

Viel Erfolg und alle guten Wünsche.

Dr. Rolf Clausing

Hallo,

alle 2 Stunden umlagern ist nach gängigem Pflegestandard ausreichend, da erst nach 2-3 stündiger Druckbelastung Schädigungen infolge Durchblutungsmangel entstehen könnten (abhängig natürlich vom Vorzustand des Gewebes). Bei geschädigtem Gewebe sind kürzere Zeitabstände oder mit speziellen Maßnahmen völlige Entlastung von Hautstellen möglich. Das Pflegepersonal hat in dieser Hinsicht schon grosse Entscheidungsfreiheit da es den Patienten und dessen Hautzustand im Verlauf am besten kennt. Gegen eine Verkürzung der Lagerungszeiten spricht außerdem die Störung des Schlafrhythmus, auch hier ist der 2h-stündige Abstand gerade noch hinnehmbar.
Ich hoffe geholfen zu haben.

MFG

Christian Baier

Hallo,

dies ist Spezialwissen der Pflege bzw. der Intensivmedizin. Hierin kenne ich mich nicht aus. Wenn Sie sich jedoch nicht wohl fühlen, so lange auf der gleichen Stelle zu liegen, können Sie natürlich auch mit den behandelnden Ärzten bzw. der Pflege besprechen, ob in einer Testphase ausprobiert wird, ob Sie sich besser fühlen, wenn häufiger gelagert wird. Kommt immer auf die Arbeitsbelastung des Personals und natürlich auch von der Empathiefähigkeit (Einfühlung) der betreuenden Personen ab.
Viel Erfolg beim Besprechen und gute Besserung, wenn noch Chancen auf Heilerfolge bestehen.

Anja H.

Hallo Gad,

ich kenne leider keine speziellen Forschungsergebnisse zu diesem Thema. In der Klinik, zum Beispiel bei Dekubitus ist ein 2-stündliches Umlagern allerdings gängig und überwiegend ausreichen. Wenn kein Durchliegne vorhanden ist scheint mir ein 2-stündliches Umlagern absolut ausreichend zu sein. Dies ist aber persönliches Empfinden.
MfG

U. Graefe

Hallo Alexander,
ich denke dass eine 2-stündige Umlagerung aureichend sein müsste. Falls Druckstellen (drohender Dekubitus) auftreten ist ein häufigere Umlagerung notwendig.
Herzliche Grüsse
Dr. X

Hallo Alexander!
Ich bin Arzt mit der Spezialisierung Innere Medizin, also wahrscheinlich nicht der kompetenteste in Ihrem Fall. Was ich aber zu Iherer Frage sagen kann ist, daß die regelmäßigen umlagerungen für die Durchblutung der Haut und Weichteile erforderlich sind. Aber das wissen Sie wahrscheinlich schon. Über die Abstände einer solchen Maßnahme kann man generell schwer Aussagen treffen. Diese Intervalle hängen vom Mobilisiationszustand (völlig bewegungslos, teilinmobil?), Körpergewicht, der Art des Bettes (Druckentlastende Matraze, Luftbett, Wasserbett, Sandbett, pulsatiles Luftkissenbett, etc.), Hautzustand etc. ab. D.h., das muß individuell entschieden werden. Sonst kann ich hiezu leider wenig sagen. Hoffentlich hat meine Auskunft ein wenig geholfen? Liebe Grüße,

Michael

Lieber Alexander,
die Frequenz des Umlagerns hängt vom Zustand Deiner Haut und den Comorbiditäten ab.
wenn Du ansonnsten Gesund bist, meist trocken liegst (keine Stuhl und Urinverschmutzung), sowie Dein Ernährungszustand normal, kann man in Abhängigkeit vom derzeitigen Hautzustand die Lagerungsintervalle zu Gunsten einer besseren Nachtruhe dehnen. Hier ist Hautbeobachtung und Dokumentation angesagt.
Also: Haut Intakt? Keine länger anhaltenden Rötungen?
Fotodoku von Steiss, Fersen und den Körperteilen, die zur Rötung neigen (Prinzipiell für den Nachweis der Pflegequalität notwendig, aber nicht zwingend). Ausdehnung des Lagerungsintervalls zunächst auf 3, später eventuell auf 4 Stunden IMMER IN ABHÄNGIGKEIT DES HAUTZUSTANDES. Regelmäßige Evaluation zu Stichzeitpunkten und eventuell erneut Foto (Mit Foto kannst Du Dir halt selbst ein Bild machen.)
Gruß
Hermann

Hallo Alexander,
ich habe zwar lange in einer Rehaklinik für SHTraumatiker gearbeitet, in der das Umlagerungsproblem oft auftrat, kann aber ohne genaue Kenntnis deines Zustandes nichts verbindliches sagen. Im Prinzip sollte man natürlich so oft wie möglich umlagern, aber gerade in der Nacht sind 2-Stunden-Intervalle meist ausreichend, weil ja jedesmal eine Schlafunterbrechung erfolgt. Es kommt natürlich sehr auf den Hautzustand, Dekubitus?, Matratze etc. an.
Ich hoffe, das hilft ein wenig
Liebe Grüße
Heidi

Hallo Alexander.
Das Thema liegt in der Pflegeausbildung so im Argen, weil nur 1 von 4 neueren Büchern die Experten Leitlinien zur Dekubitus-Prophylaxe wiedergibt, nämlich das Buch von
Menche N. (Ed.). (2004). Pflege heute [Nursing today] (3rd
Ed). Munchen, Germany: Urban & Fischer by Elsevier.
Lagewechsel Seite 402

Diese Diskrepanz zwischen dem aktuellen Forschungsstand und der Ausbildung ist z.B. dargestellt in „Evidence-Based Education and Nursing Pressure Ulcer Prevention Textbooks: Does It Match?“ Artikel von Doris Wilborn, RN, MA, Ruud J. Halfens, PhD, Theo Dassen, RN, PhD in „Worldviews on Evidence-Based Nursing 2009; 6(3):167–172.“

Das Klagen darüber hilft aber nicht direkt weiter.
Die deutschen Leitlinien zur Dekubitusprophylaxe sind im Netz zu finden unter
http://www.evidence.de/Leitlinien/leitlinien-intern/…

Das Problem schreit ziemlich zum Himmel und es müssen wohl noch ein paar Prozesse geführt werden bis es sich herumspricht.
Siehe z.b.:
http://www.swr.de/odysso/-/id=1046894/nid=1046894/di…