Umnutzung Herdanschluss o. Aufteilung Drehstromkrs

Hallo zusammen,
da demnächst unsere Küche in einen anderen Raum umzieht, möchte die Gelegenheit nutzen, den Nachbarraum mit mehr als einer Zuleitung für Strom auszustatten. Das ist der Heizraum, in den nur eine Leitung für die Heizung hineinführt. Licht ist über den Flur angeschlossen. Nach Umbau kann ich den Raum besser nutzen und möchte dort auch Steckdosen haben. Die sollen aber unabhängig von der Heizung sein. Idee: Nutzung des Herdanschlusses (5*2,5 als Drehstromkreis) aus der ehemaligen Küche. Die Leitung kann ich über die Verteilerdose unter der Decke verlängern, die Leitung zur Herdanschlussdose wird entfernt.
Nach meinen bisherigen Infos kann ich jetzt nicht einfach in Sicherungskasten die braune Ader auf Null klemmen und damit 2 Wechselstromkreise aufbauen. Was für meine Zwecke reichen würde.
Die m.W. nach richtige Lösung ist die Aufteilung des Drehstromkreises in 3 Wechselstromkreise.
Nachdem ich bei meinem Bekannten den üblen Herdanschluss gesehen habe, möchte ich doch mit etwas mehr Wissen in die Diskussion mit einem Fachmann gehen.
Fragen:

  1. Es muss für eine allpolige Trennung im Fehlerfall gesorgt werden. Aber ich finde nur 3-polige LS. Reicht der vorgeschaltete RCD und der Austausch der 3 einpoligen LS in einen 3-poligen?
  2. Müssen die Steckdosen an dem aufgeteilten Stromkreis sichtbar nebeneinander liegen?
  3. Oder sollte man ein kleine Unterverteilung installieren, in der man die Steckdosen mit 10 A LS absichert? 10 A sollten für die angedachte Verwendung ausreichen.

Wie sollte eine optimale Lösung aussehen?

Danke für Eure Hilfe!
Gruß
Vincenz

Hallo Vincenz

Idee: Nutzung des Herdanschlusses (5*2,5 als Drehstromkreis) aus der ehemaligen Küche. Die Leitung kann ich über die Verteilerdose unter der Decke verlängern, die Leitung zur Herdanschlussdose wird entfernt… Aufteilung des Drehstromkreises in 3 Wechselstromkreise… Nachdem ich bei meinem Bekannten den üblen Herdanschluss gesehen habe, möchte ich doch mit etwas mehr Wissen in die Diskussion mit einem Fachmann gehen.

In der Überzeugung, dass Du tatsächlich meinen Diskussionsbeitrag nur zur Fortbildung und als Grundlage für Deine Diskussion mit dem ausführenden Elektriker nutzt, werde ich versuchen, Deine Fragen zu beantworten.

  1. Es muss für eine allpolige Trennung im Fehlerfall gesorgt werden….

Wieso? Du willst doch mit den drei Phasen des Drehstromnetzes drei voneinander unabhängige Steckdosenkreise aufbauen (lassen). Dann solltest Du auch jede Phase für sich (einpolig) absichern. Eine dreipolige Absicherung wäre nur dann erforderlich, wenn Du an die Leitung einen Drehstromverbraucher – z.B. einen Drehstrommotor – anschließen wolltest. Die reagieren auf den Ausfall einer einzelnen Phase recht ungehalten und brennen unter Umständen sogar durch. Nur für diesen Fall ist eine dreipolige Abschaltung im Fehlerfall zwingend erforderlich.

… Aber ich finde nur 3-_(ein)_polige LS.

So sollte es bei Herdanschlüssen und für Einphasen-Steckdosenkreise auch sein.

  1. Müssen die Steckdosen an dem aufgeteilten Stromkreis sichtbar nebeneinander liegen?

Nein, wieso?

Aber es wäre schon sinnvoll, die Steckdosen mit der Bezeichnung des zugehörigen LS zu kennzeichnen, schließlich willst Du ja später wissen, welchen LS Du ausschalten musst, um eine bestimmte Steckdose spannungslos zu machen.

  1. Oder sollte man eine kleine Unterverteilung installieren, in der man die Steckdosen mit 10 A LS absichert? 10 A sollten für die angedachte Verwendung ausreichen.

Das wäre eine vornehme Lösung, da Du dann später auch zusätzliche Steckdosenkreise nachrüsten könntest, jedoch hast Du bei mehreren Sicherungsautomaten im Leitungszug das Problem der selektiven Absicherung, das heißt, dass im Kurzschlussfall nur der letzte LS vor der Kurzschlussstelle auslösen darf, nicht aber die weiter davor liegenden. Ob und wie das zu realisieren ist, solltest Du mit Deinem ausführenden Elektriker klären.

Haftungsausschluss:
Bei obigem Beitrag handelt es sich um meine private Meinung und keinesfalls um eine Rechtsauskunft oder ein fachliches Gutachten.
Rechtsansprüche dürfen aus deren Anwendung nicht abgeleitet werden.
Besonders VDE0100; VDE0550/0551; VDE0700; VDE0711; VDE0860 sind zu beachten!

Gruß merimies

hallo vincenz,

die Frage taucht immer wieder mal auf und wird von den Fachleuten sehr unterschiedlich gehandhabt

zB:
/t/5-adriges-5-2-5mm-kabel-fuer-drei-stromkreise/529…

Die Formulierung der Vorschrift ist nebulös schwammig, deshalb wird es wohl so ziemlich jeder Elektriker anders machen.

Nach meinen bisherigen Infos kann ich jetzt nicht einfach in
Sicherungskasten die braune Ader auf Null klemmen und damit 2
Wechselstromkreise aufbauen.
Die m.W. nach richtige Lösung ist die Aufteilung des
Drehstromkreises in 3 Wechselstromkreise.

genau so ist das

  1. Es muss für eine allpolige Trennung im Fehlerfall gesorgt
    werden. Aber ich finde nur 3-polige LS. Reicht der
    vorgeschaltete RCD und der Austausch der 3 einpoligen LS in
    einen 3-poligen?

Da in der Vorschrift nichts anderes steht, reicht der 4-polige RCD dafür aus
In deinem Fall würde ICH tatsächlich einen 3-poligen Automaten nehmen, wenn die Steckdosen nicht mehr eindeutig geographisch zuordenbar sind.

  1. Müssen die Steckdosen an dem aufgeteilten Stromkreis
    sichtbar nebeneinander liegen?

da gibt es viele Meinungen. Das wird wohl jeder anders machen

  1. Oder sollte man ein kleine Unterverteilung installieren, in
    der man die Steckdosen mit 10 A LS absichert? 10 A sollten für
    die angedachte Verwendung ausreichen.

Das hätte den Vorteil, dass die berüchtigte Neutralleiterüberlastung nicht auftreten könnte. Das ist wieder so ein Gespenst in dem Zusammenhang, was von vielen unterschiedlich beurteilt wird.

Wie sollte eine optimale Lösung aussehen?

Machs so wie du es richtig beschrieben hast, das ist i.O.
aber bitte keinesfalls ohne fachliche Hilfe, mit diesen Drehstrom-Wechselstromgeschichten ist DEFINITIV nicht u spassen!

Gruss

Hallo schorsch_kluni und merimies!
Vielen Dank für Eure detaillierten Antworten.
Der Grund für meine Anfrage ist tatsächlich der, dass ich in Gesprächen mit Handwerkern immer auch deren Fachsprache verstehen möchte. Das erleichtert die gemeinsame Arbeit. Ausserdem kann man dann auch besser verhandeln, welche reinen Fleißarbeiten man selbst ausführen kann. Hier z.B. das Verlegen der geeigneten Leitungen und das Anbringen der Aufputzsteckdosen (nur Wandmontage). Anschließen lasse ich dass dann den Fachmann.
Nach Euren Hinweisen werde ich mir mal ein Angebot für folgende Lösung machen lassen:

  1. Austausch der 3 einzelnen 16 A LS in einen dreipoligen 16 A LS im Verteilerkasten
  2. Aufbau einer Unterverteilung mit 3 Stromkreisen für je 1 Steckdose mit je einem 10 A LS
  3. Anschließen der 3 Steckdosen
    Das ist jetzt zwar die Komfort-Lösung, aber erscheint mir nach allem hier gelesenen die mit vertretbarem Aufwand sicherste zu sein.
    Und darauf kommt es mir an.

Nochmals Danke für Eure Hinweise.
Gruß
Vincenz

Nach meinen bisherigen Infos kann ich jetzt nicht einfach in
Sicherungskasten die braune Ader auf Null klemmen und damit 2
Wechselstromkreise aufbauen. Was für meine Zwecke reichen
würde.

Das ist unzulässig, zudem werden dann in der Leitung gleich vier Adern belastet, die Strombelastbarkeit sinkt. Phsikalisch unproblematischer wäre das Zusammenklemmen zweier Adern als gemeinsamer Neutralleiter auch in der Dose, aber ebenfalls so nicht zulässig.

Die m.W. nach richtige Lösung ist die Aufteilung des
Drehstromkreises in 3 Wechselstromkreise.

  1. Es muss für eine allpolige Trennung im
    Fehlerfall gesorgt werden.

Im Fehlerfall nicht, es muss dann generell allpolig abgeschaltet werden können. Dazu reicht auch ein vorgeschalteter RCD.

Aber ich finde nur 3-polige LS.

Gegen genügend EURO gibt es auch 3+N und sogar 4polige LSS.
(4polige überwachen auch den N, 3+N schalten ihnn nur mit). Beim Preis wird mir schwindelig!

Reicht der
vorgeschaltete RCD

Ja.

und der Austausch der 3 einpoligen LS in
einen 3-poligen?

Letzteres ist nicht nötig, wenn die einzelnen LSS/Sicherungen klar einem Stromkreis zugehörend erkennbar sind.
Also drei LSS direkt nebeneinader, dazu passend beschriftet.

  1. Müssen die Steckdosen an dem aufgeteilten Stromkreis
    sichtbar nebeneinander liegen?

Nein.

  1. Oder sollte man ein kleine Unterverteilung installieren, in
    der man die Steckdosen mit 10 A LS absichert? 10 A sollten für
    die angedachte Verwendung ausreichen.

Kann man auch machen, wäre aber nicht nötig.

Wie sollte eine optimale Lösung aussehen?

Beschriften und dokumentieren.
Der Neutralleiter ist die Achillessehne des Ganzen, der ist penibelst sauber und gut kontaktiert zu verklemmen. Bricht der, dann verabschieden sich die Geräte mitunter recht dramatisch.

Und so ist es geworden
Hallo,
zusammen mit einem Elektriker habe ich folgendes umgesetzt. Der Grundgedanke war, dass möglichst gut nachzuvollziehen sein soll, dass ein Drehstromkreis aufgeteilt wurde:

  1. Die drei einpoligen LSS wurden durch einen dreipoligen ersetzt.
  2. In einen einreihigen Verteilerkasten wurden 3 Steckdosen für Hutschienen montiert und entsprechend verkabelt und dann als 3 Wechselstromkreise an den vorhandenen Drehstromkreis angeschlossen.
    Auf die zunächst angedachten 10 A LSS vor jeder Steckdose habe ich dann verzichtet. Innen auf der Abdeckung des Verteilerkastens ist die Referenz auf die LSS im Verteilerkasten mit wasserfestem Stift vermerkt.
    Ausserdem sollte ein Blick auf die Verdrahtung der Steckdosen einen Fachmann sofort auf die richtige Spur bringen (meint der Elektriker).

Gruß
Vincenz