Ich arbeitete im Außenbereich einer Wohnanlage und sah einen jungen Mann mit Telekom-Jäckchen von Tür zu Tür ziehen. Ich konnte gut mithören, was gesagt wurde.
„Guten Tag, Max Mustermann von der Deutschen Telekom. Sie haben ja bestimmt gehört, dass wir hier auch das neue Glasfasernetz ausbauen werden und da wollte ich mal fragen, ob Sie nicht auch dazu gehören möchten, die daran angeschlossen werden.“
So viel dummes Zeugs auf einmal…
Er ist nicht „von der Telekom“, sondern „im Auftrag der Telekom“ unterwegs.
Ich kenne die Lage ganz gut. Tatsächlich ist dort vor Monaten der Glasfaserausbau „to the curb“ (FTTC) abgeschlossen worden und somit liegen Glasfaserleitungen zu neu erstellten Verteilerkästen an einigen Straßenecken. VDSL mit 100 bis 250 Mbit/s ist da flächendeckend verfügbar. Das ist natürlich nicht das, was man sich bei „Glasfasernetz“ als Hausbesitzer so vorstellt. „Auch mitmachen“ - das fiel mehrfach - bedeutet, dass hier ein Gruppenzwang aufgebaut werden soll. „Jetzt schnell mitmachen, die Anderen haben schon unterschrieben!“
Ganz sicher ist es auch nicht der Vetriebspartner, der dort irgendetwas ausbauen will.
Weiter geht es:
Wenn der so mit positiven Neuigkeiten überrumpelte Kunde gleich „Ja“ sagt (Hey, mein Haus bekommt einen Glasfaseranschluss), wird das 19,99€ Angebot über VDSL 250 unterbreitet. „Schauen Sie, da haben Sie ein super Angebot. Wir haben auch VDSL 100 ioder VDSL 50 - aber das kostet Sie das Gleiche! Warum nicht gleich das Beste nehmen, wenn es so günstig ist?“
Tja. 19,99€ kosten alle Tarife in den ersten 3 Monaten. Danach kosten 250 Mbit/s 55€ im Monat - und der für die allermeisten Privatnutzer voll ausreichende Tarif mit 50 Mbit/s liegt bei 40€.
Wenn der Kunde an der Haustür sagt „Ach ne, wir haben ja schon Internet hier, das reicht mir.“ Dann geht es weiter:
„Das ist ein einmaliges Angebot. Sehen Sie, wenn Sie jetzt während unserer Aktion zusagen, dann kostet der Anschluss nichts extra, weil wir ja alle Häuser in einem Zuge anschließen können. Das wird dann später natürlich nicht mehr möglich sein. Wollen Sie sich diese Möglichkeit wirklich entgehen lassen? Denken Sie an die Zukunft, so ein Anschluss bedeutet auch eine enorme Wertsteigerung für Ihr Haus!“
Na, hier wird halt weiterhin suggeriert, man bekäme nur jetzt und gleich einen FTTH (fibre to the home) Anschluss mit Glasfaser ins Haus. Würde es stimmen, dass das ein solcher Ausbau bevorsteht, dann wäre die Aussage „jetzt billig, später extrem teuer“ völlig korrekt. Nur wird so ein Ausbau nicht von Drückerkolonnen an der Haustür initiiert, sondern es werden Briefe an die Hauseigentümer geschickt. Denn hier geht es Tiefbau, Bagger, Bohrungen, Installationen im Keller das Hauses - und nicht um einen neuen Internetvertrag, den auch ein Mieter abschließen kann.
Es ist übrigens nicht nur die Telekom, die so arbeitet. Auch Vodafones Drücker benutzen diese „jetzt kommt die Glasfaser“-Lüge, um Verträge zu verkaufen. Gerade noch letzte Woche bei einem Gewerbekunden in DOrtmund-Mitte „Herr X_Strom, wie bekommen jetzt Glasfaser. Muss ich da was beachten? Kann unserer Technik das?“ Ich gucke parallel in die Ausbaukarte und stelle feste: Da ist tatsächlich Telekom-FTTH-Ausbaugebiet. „Wenn Sie als Hauseigentümer den Brief der Telekom bekommen, wo man Ihnen sagt, wie sie den Hausanschluss beantragen, dann NICHT als vermeintliche Werbung entsorgen, sondern dringend durchlesen, prüfen und den Anschluss beantragen. Ist das der Ausbau mit pauschal 799€ für den Anschluss?“
„Nein, das war ein Vertreter von Vodafone. Und das wäre umsonst.“
„Ach, hat der ausdrücklich erwähnt, dass bald ein Tiefbauer kommt, die Straße aufreißt und man Ihnen ein Leerohr in den Keller legen wird?“
„Nein… Der sagte, das läge schon alles, ich muss nur unterschreiben.“
Wie immer: Gelogen. Wenn Vodafone „Glasfaser jetzt für Sie“ sagt, dann meinen die „irgendwo an einem grauen Kasten in der Straße liegt Glasfaser. Ab da geht es über das alte Fernsehkabel ins Haus.“.