Unbekannte Geräte gefunden

http://produkte.bilder-speicher.de/13080711967854/fo…

Hallo, weiss jemand, für was diese Geräte benutzt werden. Die beiden Holzteile werden durch eine Metallspange verbunden. Auf der jeweils rechten Seite finden sich Einstiche wie von einem Messer o.ä.
Vielen Dank für Hilfe
Gruß Mikadomo

Hallo Mikadomo,

unmittelbar kennen tu ich die Teile nicht, aber nähere Angaben zur Größe könnten bereits helfen, die Verwendung ein wenig einzukreisen - z.B. nach den Maßen einzuschätzen, ob sie mit einer oder mit beiden Händen gehandhabt werden und welche Abmessungen das Material hat, das zwischen den Backen eingeklemmt wird. Außerdem wäre es gut zu wissen, ob der Ort, an dem sie gefunden wurden, und andere in der Nähe gelagerte Werkzeuge erlauben, sie einer Aktivität (Landwirtschaft, Handwerk und ggf. welches?) zuzuordnen.

Kannst Du zu diesen Punkten noch was sagen?

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo Blumepeder,
die Abmessungen hätte ich natürlich gleich mitteilen sollen. Sorry.
Gesamtlänge des größeren Teils 26 cm, Länge der Backen 15 cm. Höhe ca. 1 cm. Vermutlich mit einer Hand zu bedienen. Möglicherweise wurde etwas (Pflanzen?) damit erfasst, umgeknickt und dann mit einem Messer oder Beil abgetrennt. Beim Umdrehen der Geräte sind wiederum auf der rechten Seite diese Einschnitte zu finden. (Das andere Teil ist jeweils 2 cm kürzer.) Fundort war ein Keller - ohne Hinweis auf Handwerk oder Landwirtschaft.
Gruß
Mikadomo1

Servus,

Vermutlich mit einer Hand zu bedienen.

ja, das passt dann.

Möglicherweise wurde etwas (Pflanzen?) damit erfasst,
umgeknickt und dann mit einem Messer oder Beil abgetrennt.

So seh ich das auch. Sicher aber mit einem Messer - Spuren eines Beils sähen anders aus. Rätsel geben, finde ich, die bei geschlossener Zange glatt aneinander liegenden Backen auf: Das Gut, das da gehandhabt worden ist, muss sehr dünn gewesen sein, sonst hätte man es mit diesen glatten Backen nicht gegriffen gekriegt, und gleichzeitig ziemlich zäh, sonst wäre das Schneiden mit dem Messer nicht notwendig gewesen.

Vielleicht fällt jemandem eine Pflanze ein, die damit geerntet oder bearbeitet worden sein könnte.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,

ich könnte mir vorstellen, dass es ein Werkzeug aus der Hanfverarbeitung war.

Bin auf den Artikel
„Hanf Das Weiße Gold Der Batschka“ gestossen. Die Verarbeitung lag ja in Händen der Bauern, auch Kleinbauern so um 1900,
leider ist das Werkzeug nicht abgebildet, für mich jedoch schlüssig.

LG aria

Ernte und Brechen von Hanf
Hallo Aria,

für welchen Arbeitsgang wäre dieses Werkzeug bei der Hanfernte und -verarbeitung eingesetzt worden?

Geschnitten wurde Hanf mit einer Art Sensen mit kurzem, breitem Blatt (etwa 30 cm), ähnlich den heutigen Forstkultursensen; später bei Arbeitskräftemangel im Krieg auch mit Grasmähmaschinen, die aber ungleichmäßig lange und einen hohen Anteil sehr kurzer Fasern brachten.

Die Brechen des gerösteten Hanfs vor dem Schwingen zur Trennung der Fasern vom Stroh hatten viel längere Schwerter, die jeweils zwischen zwei Holzbacken liefen; außerdem war beim Hanfbrechen kein Messerschnitt im Spiel; die hölzernen Schwerter hießen „Messer“, schneiden aber nicht. Hier sieht man eine Hanfbreche.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo Blumepeder,

es hat ein wenig gedauert.

Also, heute morgen las ich in einem offensichtlich alten Buch (Altdeutsche Schrift) dass ich zufällig im Netz entdeckte, von der Hanferzeugung in Siebenbürgen um 1900.

Dort wurde beschrieben wie die Arbeiten ab liefen. Außerdem wurde erwähnt, dass kleinen Bauern wenige Landstücke zugewiesen wurden von denen sie Hanf abernten konnten.

Nun kann ich mir vorstellen, dass diese armen Bauern kein großartiges Werkzeug hatten.
Der Hanf wurde aus dem Boden gerissen und dann weiter verarbeitet, eben nur in kleinen Schritten. Sie haben Produkte hergestellt, die sie selbst benötigten. Auch Weidenzweige sollen damit bearbeitet worden sein.

Im Siebenbürgisch-sächsischen Wörterbuch, Buchstaben Q-R wird auf Seite 165 unter „Reiste“ einiges erklärt. Vielleicht hilft es ja ein wenig.

Den Ursprungsartikel habe ich leider noch nicht wieder finden können, hatte ihn nicht gespeichert.Vielleicht bringt mir der Zufall diese Seiten wieder zu Gesicht.

LG aria

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Hallo Aria,

das gezeigte Gerät ist zum Brechen von Pflanzenfasern (Hanf, Lein, Flachs) ungeeignet, es kann sie allenfalls quetschen. Das einschlägige Werkzeug war vom Design her verhältnismäßig einfach (also auch von handwerklich nur mäßig begabten Bauern eigenhändig herstellbar), jedoch so zweckmäßig, dass dieses Design jahrhundertelang keine wesentlichen Veränderungen erfuhr. Hier ein Bild von einer der donauschwäbischen Kultur gewidmeten Webseite: http://donauschwaben-usa.org/Hanf-b-brechen.JPG , wo das Konstruktionsprinzip deutlich wird. Aus meiner Gegend (Südwestdeutschland) kenne ich kleinere, ‚rückenschonende‘ Geräte, die auf eine Art Tisch / Bank montiert sind, so dass man sich nicht so sehr bücken musste. Das Konstruktionsprinzip ist natürlich dasselbe.

Freundliche Grüße,
Ralf

1 Like

Servus,

Nun kann ich mir vorstellen, dass diese armen Bauern kein
großartiges Werkzeug hatten.

sie hatten das Werkzeug, das sie für ihren Lebensunterhalt brauchten - zum Dorf gehörte auch ein Schmied und ein Stellmacher.

Der Hanf wurde aus dem Boden gerissen und dann weiter
verarbeitet, eben nur in kleinen Schritten.

Die Schritte bei der Hanfernte und -aufbereitung, die durch die Bauern (übrigens auch in allen Gegenden Deutschlands bis etwa 1960) durchgeführt wurden, waren:

  • Raufen (= Ausreißen mit der Wurzel) oder Mähen (mit der beschriebenen kurzen, breiten Sense)
  • Wasserröste, teils auch Tauröste: Der Hanf wird durch Feuchtigkeit zum Brechen und Schwingen vorbereitet und dann wieder getrocknet
  • Brechen: Das Hanfstroh wird gebrochen, damit man die Fasern vom Stroh (= Schäben) trennen kann
  • Schwingen: Die Fasern werden von den Schäben getrennt

Die rohen Hanffasern wurden von den Bauern verkauft und handwerklich bzw. bereits sehr früh auch industriell versponnen und weiterverarbeitet.

Die von Ralf und mir verlinkten Bilder zeigen Geräte zum Brechen.

Die hölzernen Zangen mit dem Metallscharnier, mit denen sichtlich etwas eingeklemmt und dann mit dem Messer abgeschnitten wurde, kommen bei diesen Arbeitsgängen nicht vor.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo Ralf,

der schwere Kloben, in dem die Schwerter dieser Hanfbreche gefasst sind, lässt zusammen mit den kurzen (oder ganz fehlenden?) Beinen und den ziemlich langen Schwertern (= großer Kapazität) daran denken, dass die Schwerter hier über einen Seilzug mit Umlenkrolle angehoben wurden und im Niederfallen arbeiteten. Die Rolle wäre dann in oder vor der Scheuer aufgehängt worden und fehlte, wenn man zum Fotografieren ins Freie geht.

Man müsste ja sonst tief gebückt stehen oder auf dem Boden knien, um das Gerät zu bedienen - jedenfalls keine Körperhaltungen, mit denen sich besonders viel Kraft entwickeln lässt. Wenn man sich so eine Strapaze mit vier eschenen Rundhölzern zu einem knappen Meter ersparen kann, tut mans doch - würde man denken.

Schöne Grüße

MM

Suchtipp
Moin,

Du könntest dich an die Gemeindeverwaltung des Ortes finden, in dem Du die Geräte gefunden hast, oder an die zugehörige Kreisverwaltung. Dort kann man Dich sicher an einen Heimatverein oder ein Heimatmuseum verweisen, wo es dann sachkundige Menschen geben dürfte.
Auch die Anfrage bei einer regionalen Tageszeitung könnte zum Erfolg führen.

Grüße
Pit

Hallo MM,

danke für Deinen nachvollziehbaren Hinweis. Ich hatte ja selbst schon angedeutet, dass mir das Gerät ergonomisch nicht gerade ausgereift erscheint - mit einem Seilzug sähe das schon anders aus.

Gruß,
Ralf

Hallole,

ich spekuliere mal mit: Wenn man es mit beiden Händen zusammendrückt, sind die eigenen Hände im Weg und verhindern, dass man die Kanten ganz zusammen drücken kann.

Ich könnte mir eher vorstellen, dass man zwischen den Wangen etwas einklemmt. Dann kann man auch mit einer Hand beide Griffe festhalten und es bleibt geklemmt.

Schöne Grüße

vV

Hallo vV,

ja, an dieser Stelle waren wir schon: Das eingeklemmte Gut ist offenbar ziemlich dünn - sonst würden die Wangen geschlossen nicht glatt anliegen - und die Zange dient dazu, das eingeklemmte Gut zu fixieren und abzuschneiden - vgl. die Messerspuren. Aus der Lage der Messerspuren auf der einen Wange kann man auch schließen, dass das Gut zum Abschneiden um 90 Grad gebogen oder geknickt wird, und dass es sich um einen Arbeitsgang handelt, bei dem sich die gleiche Handbewegung stets wiederholt - sonst wären die Messerspuren nicht nur an einer Stelle. Darüber hinaus kann man noch sagen, dass mit der Zange bei diesem Arbeitsgang eine ziemlich starke Kraft ausgeübt wird, sonst wären die Zangen nicht mit teuren Eisenscharnieren beschlagen, sondern mit Holzscharnieren gearbeitet.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo Ralf,

ich glaube ich hatte da ganz anders herum gedacht. Fein das Du geschrieben hast. Danke.

Gruß aria

Guten Tag,
man könnte dieses Gerät dazu verwenden, um ein Tier zu kastrieren. Ein Beitrag von Blumepeter enthält den Hinweis, daß das zu bearbeitende Material zäh sei könnte. Auch von den Abmessungen her könnte es zu meiner Vermutung passen.
Mir sind allerdings auch andere Kastrationswerkzeuge für Tiere bekannt.

Guten Tag jackpot!
Vielen Dank für deine Mitteilung. Unter „CASTRATION TOOL CLAMP“ in Google Bilder gibt es ähnliche Geräte, teils aus Eisen.
Fall ist offensichtlich geklärt.
Dir, Blumepeder und allen anderen herzlichen Dank
Viele Grüße
Mikadomo1