Unbekannter Dialekt

Hallo liebe Dialekt Experten,
eine amerikanische Freundin von mir ist auf ein Tagebuch ihrer deutschen Großmutter aus dem Jahr 1966 gestossen. Das Tagebuch ist teilweise in einem deutschen Dialekt geschrieben. Ich versteh aber kaum ein Wort davon. Hier ist ein kleiner Auszug, soweit ich die Handschrift entziffern kann. Vielleicht kann mir ja einer sagen was für ein Dialekt das ist, oder soger etwas davon übersetzen:
Es heisst,dass ihre Vorfahren aus West-Preussen kamen, aber der Dialekt kommt mir nicht bekannt vor. Wär großartig wenn jemand einen Tipp geben könnte.

Reinhold

da chlea sed me vedda oof –
Sun Oct 9-66
Ich sed am bloz “wua fols du” –
ua hea vea fotsa hestich – “wu sua ich flola?”
ua den sed hea ne “dit is mua hus – ich hef vemich via hea –“
wa ich su ‘em sinna lotta – ich wet gonni vat en felt – — ---
Hea is so bitta nua ka hea gona – iss a na free -------
ua den “chalie” sed me uch off vad bloma –

Servus Reinhold,

wa ich su ‘em sinne hotte – ich wet gonni wat em felt

(was ich so im Sinn hatte - ich weiß gar nicht, was ihm fehlt)

klingt ein bissel nach Arzgebirge / Abrlausitz.

Aber ich glaube, daß die Umschrift der wahrscheinlich deutsch-kursiven Handschrift den Text ein bissel entstellt. Gibt es die Möglichkeit, einen Scan von einer Textprobe irgendwo hochzuladen und zu verlinken? Einige Buchstaben sehen in Deutsch kursiv ganz anders aus, z.B. das kleine h und das kleine a, aber auch m, n, u, e sind sehr leicht zu verwechseln und verändern das ganze Bild.

Schöne Grüße

MM

Mich erinnert das stark an Plattdeutsch mit viel „Umgangssprache“ und englischem Mischmasch

Ich sed am bloz “wua fols du” –
ua hea vea fotsa hestich – “wu sua ich flola?”
ua den sed hea ne “dit is mua hus – ich hef vemich via hea –“
wa ich su ‘em sinna lotta – ich wet gonni vat en felt – —

Hea is so bitta nua ka hea gona – iss a na free -------
ua den “chalie” sed me uch off vad bloma –

Ich les da draus:
Ich sagte ihm bloß „Was willst Du?“
Und er wieder völlig *hestich* (garstig?) „was soll ich wollen“ und dann sagte er (noch?) "Das ist mein Haus…
*keine ahnung*…evtl ich hef ve mich via hea wäre wörtlich ich habs für mich über ihn…Was ich so im Sinne hätte, ich weiß gar nicht was ihm fehlt (im Sinne was er hat) Über den zweiten Teil müsst ich n bißchen brüten
Aufn ersten Blick und mit viel Wille: Er ist so *bitta* (böse, verbittert?) nur kann er ja gehen, ist er nicht frei? und dann fehlt das Fragezeichen oder genau gegenteilig, nur kann er nicht gehen, er ist nicht frei. Ist die Frage wie die Verneinung gebildet wird.
Evtl an anderen Passagen überprüfen
und der Chalie (Name oder der Ami) sagt mir auch oft … was solls? evtl? Würd ich sinngemäß behaupten wollen und „vad bloma“ mit was „blas ich mich“ im Sinne von was reg ich mich auf übersetzen.

Ohne Gewähr… Also ich würd das an die Küste schieben.

Ich kann nicht sagen obs stimmt, aber ich les da was drin.
*grins*

Hallo, Reinhold,
das klingt mir doch sehr nach Philadelphia-Deutsch - dem englisch beeinflussten Deutsch der Einwanderer in Amerika die u.a. aus der Pfalz kamen.
hier noch ein Link: http://alpha.fdu.edu/~boyer/PaDeitsch.html

Gruß
Eckard

Eher nicht, die Bildung der Pronomen ist bspw. völlig anders.
Am Beispiel des Gedichtes unter Deinem Link:
„So loss ihn numme geh’“
In dem Tagebucheintrag:
Er wurde „Hea“ und und ihm „em“ bzw „am“ (das ist sicher ein Schriftproblem)…

Ostseeküste…

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Juhu! :smile:
Darüber hab ich kürzlich eine Hausarbeit geschrieben…
Wer mehr lesen will auf Pennsylvaniadeutsch:

http://www.hiwwe-wie-driwwe.de/

Da gibts sogar eine Wikipedia-Seite auf PG :wink:

LG,
A:stuck_out_tongue::smile:

Griaß De,
a wenn des Pennsylvaniadeitsch interessant is, is
decht a andere Sproch. Des Tagebuach hert se scho
mehra Plattdeitsch o.
Pfiat Gott,
Roland

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