'Unbesiegbare' vs. 'Militärathleten'

Ursprünglich wollte ich diesen Text als Antwort auf die Beiträge eines hier aktiven Kriegführungsexperten abfassen, mit dem ich in launisch- lockerer Korrespondenz stehe. Da aber eine Reihe von Grundsatzfragen, sowie auch einige politische Korrektheitsgesichtspunkte berührt werden, mache ich einen extra Artikel im Stile eines „FAQ“ daraus:

aus den Medien ergibt sich ein eigenartiges Bild:

Die Israelis … schaffen es seit 3 Tagen nicht, eine kleine Stadt mit
ca. 200 Hisbollah-Kämpfern einzunehmen …

Sie machen „robuste Patrouillen“ (wie die Briten das 2003 in Basra nannten) zu

  1. Aufklärungszwecken (Zeugengewinnung, Fachbegriff: „hum-int“)
  2. Tatmittelneutralisierung (Rampen, Raketen, Tunnel, Bunker und Kommunikationsmittel sprengen, bzw.)
  3. Beweismittelsicherung (interessante Dokumente und Gegenstände mitnehmen (wenn sie nicht zu schwer sind, sonst halt sprengen), sowie:
  4. Störerabdrängung.

Eigentlich alles Polizeiarbeit; von Extern gemacht, eben weil es Polizeiarbeit im Libanon in dem Sinne nie so recht gab. Die IDF arbeitet also die nicht getane Polizeiarbeit des Libanon ab. Also: Keine Konkurrenz für Irgendwen; nur „nicht getane Arbeit“ wird nachholend erledigt. Im Auftrag der von dieser nicht getanen Arbeit vorgesehenen Opfer übrigens. Also keineswegs „Geschäftsbesorgung ohne Auftrag“ (unzulässig nach BGB), sondern im präventiv-geschichtlichen Auftrag sozusagen. Konkret:

Das Terrain wird davon „gesäubert“, Manövrierraum und Glacis für die Raketen abzugeben. In Kommandounternehmen quasi. Nix mit „einnehmen“. Besetzt sind genug Gebiete. Außerdem lehrt bereits das Klischee, dass der Jude nicht nach der Scholle strebt, sondern es vorzieht, unstet umher zuschweifen. Klischees sind nie ganz falsch, man muss sie nur klug zu Rate ziehen. (Man muss nur vom Unfug der Regel auf die zutreffende Ausnahme kommen…, um nicht z.B. solchen obsoleten Albernheiten wie „Einnehmen“ als einem Massstab aufzusitzen, finde ich).

Hier die strategische Selbstauskunft zu dem Thema:

… soldiers have already destroyed some Hezbollah communication centers and arms caches in the town, „and we have also gathered a great deal of intelligence.“ … Soldiers also began searching houses in parts of Bint Jbail yesterday, looking for arms, Hezbollah members and intelligence…

http://www.haaretz.com/hasen/spages/742745.html

Die Hezbollah members sind die intelligence, das wollte der Autor aus verständlichen Gründen nicht so direkt sagen, aber die Vernehmungsexperten freuen sich trotzdem über die „humam-intelligence“.

zerstören Dorf um Dorf, Stadt um Stadt, töten eine Unmenge von
Zivilisten (und)

Reingefallen. Wenn man die Begleiteffekte zum Zweck der Übung erhebt, kapiert man gar nichts mehr. Die „Unmenge von Zivilisten“ ist Werk von Luftwaffenmunition, zu der ich mich hier noch mal separat äußern werde.

Die Zerstörungen und die Toten sind keineswegs Anlaufspuren von gescheiterten Eroberungen. (Schlüsselsatz!)

Der Clou bei dieser Einsatztaktiken-Strategie ist Punkt 4.

„Army sources believe that some 25 Hezbollah gunmen were killed in the fighting, but dozens more escaped through a narrow corridor that the IDF left open to enable civilians to flee.“

http://www.haaretz.com/hasen/spages/742752.html

Das ist des Rätsels Lösung. Um die Punkte 1 -3 abarbeiten zu können, gibt es zu Punkt 4 eine klein gedruckte special-allowance zum Verdrücken. Die Agenda ist damit auch erfüllt, weil „escaped“ auch „gesäubert“ bedeutet. Tatsächlich vermeiden es die IDF einfach, die „religiösen Fanatiker“ in die letzte Enge zu treiben und erreichen ihre konkreten Ziele dennoch, bzw. eben deswegen - zu moderaten Verlusten - dem zweifellos wunden Punkt der zivilisierten Israelis, wie wir sehen werden:

Die Hisbollah hält aus, tötet einen israelischen Soldaten nach dem
anderen

Falls Du gerade eine historische Ansprache im Hintergrund laufen hast, wo jemand brüllt: " … er steht und schlägt …", dann mach die doch mal einen Augenblick aus.

Die Verluste sind moderat und exakt im Plan. Es waren für vier Wochen 90 „troops“ kalkuliert und nach 14 Tagen sind wir bei 45 „Militärathleten“ (inkl. friedly fire) bei der

Elite-Elite (Golani-Brigade => Waffen-ShinBet)

& Co.

… tötet einen israelischen Soldaten nach dem anderen (mehr Soldaten :als Zivilisten!)

Ja was denkst Du denn? Die Israelis verstecken sich nicht nur hinter keinen Kindergärten, sondern sie schieben auch keine vor sich her, wie sich das etwa die Iranische Führung mit ihren kleinen Schiiten im Krieg gegen den Irak geleistet hat! Die Araber (in Israel) dagegen weigern sich, die Alarmsirenen einzuschalten, weil sie die jüdischen Lieder nicht hören mögen, die darüber auch manchmal übertragen werden. Und dann verlangen sie dass ihre Kinder, die von Katjuschas zerfetzt werden, nicht den Israelischen, sondern den Libanesischen Opfern zugerechnet werden und

Nasrallah verkündet frohen Mutes …

dass man als Araber auch dann in den Jungfrauen-Himmel kommt, wenn man von einer arabischen Terrorrakete getötet wurde. Und Du hältst hier der Hezbollah zugute, dass die Israelis eine höhere Militärquote unter den Opfern haben. Kein Wunder, dass Du bei solchen Bildstörungen kurz vor der Heiligsprechung der Terroristen stehst.

In meinen Augen hat die Hisbollah die IDF hier deklassiert. Das :hätte ich nun nicht vermutet.

Kein Problem, das hätten wir doch alle nicht vermutet…

Sind das wirklich „religiöse Fanatiker“ und „irre Kindermörder“?.

Im Prinzip ja, warum denn nicht?

Bei den Gefechtsergebnissen kann man sich das nicht so ganz :vorstellen.

Wer so feste kämpft, der kann doch wenigstens kein Schurke sein … Schützengrabenmoral zur Komplexitätsreduktion. Dass so eine triefende Freikorpsromantik à la 1919 noch mal wieder hochkommen kann, ist schon „erstaunlich“, um auf Deine Eingangsverwunderung zurückzukommen.

Und jetzt noch ein Wort zu all den: Eickes, Militärathleten, und Gleiwitz aus einigen vorherigen Postings und der neuesten Wortschöpfung, einem „Waffen-ShinBet“. Alle Versuche, die Professionalität des Israelischen Militärs in eine Nähe zu Nazi- Formationen und -Politiken zu rücken und umgekehrt, die Hezbollahs dann als deren „Deklassierer“ hinzustellen, sind … ja ich weiss gar nicht, wie das sagen soll. „Pulverisieren“ … peinlichster „Sieg-im-Westen“ - Jargon.

Nehmen wir doch einfach zur Kenntnis, dass auch in kriegerischen Dingen, die Welt nicht einfach am deutschen Wesen weiter (un)genesen sind. Die Israelis sind in ihrer Kriegführung, gerade bei der Bewältigung der vergleichsweise neuartigen Problemlagen, eher ziemlich „british“, durchaus im Sinne eines Zermürbungskrieges gegen die „Festung Hezbollah-Land“, in und hinter der die Angriffsraketen gegen das jüdische Zivil disloziert sind.

Die machen das schon, die Makkabäer.

Und wenn wir uns nur bei dem Versuch das zu verstehen, nicht allzu sehr blamieren und nicht versuchen, denen unsere Spezialkräfte- Vergangenheiten unterzujubeln, dann können wir es sogar zu leidlich guten Europäern bringen, und hinterher vielleicht sogar etwas mithelfen, auf den Rest von dem Schlamassel aufzupassen.

Noch eine Nachbemerkung zu Punkt vier: Die Typen, die da entwischen durften, sind nicht irgendwer, sondern hochgesalbte Todgeweihte. Die Tatsache, dass sie sich verdrückt haben, disqualifiziert sie als „Helden“ und sägt am Mythos. Ich halte das wirklich für ziemlich klug, wie die Israelis das da machen, am Boden, wo es so schwer ist.

Wichtig ist, dass der ganze Magiont-Krempel unbrauchbar für eine zukünftige Deckung des Raketenterrors ist. Die Israelis machen der NATO die Gegend „besenrein“ zum anschließenden paece-keeping. Schlimm genug wird werden, dass sich die Terrorwilligen wohl weiter wie Fische im Wasser unter der Zivilbevölkerung werden bewegen können. Da wird die NATO den Israelis zutiefst dankbar sein, wenn wenigstens die Waffenverstecke zuvor ausgehoben worden sind. Damit die NATO es nicht ganz so schwer hat, wie die Amerikaner im Irak, wo der Saddam unter jedem zweiten Felsen ein paar Handgranaten hinterlassen hat zum Gebrauch für jeden Idioten, der sie findet.

Fortsetzungen werden wohl folgen…

Thomas

Hallo Thomas,

Ursprünglich wollte ich diesen Text als Antwort auf die
Beiträge eines hier aktiven Kriegführungsexperten abfassen,
mit dem ich in launisch- lockerer Korrespondenz stehe. Da aber
eine Reihe von Grundsatzfragen, sowie auch einige politische
Korrektheitsgesichtspunkte berührt werden, mache ich einen
extra Artikel im Stile eines „FAQ“ daraus:


[Ansichten, Vernünftiges und Wunschdenken]

Nur einige Anmerkungen. Du hast „endgelöst“
in einem meiner Postings übersehen, der Termi-
nus Waffen-ShinBet wurde von mir ge-coined
nach dem Begriff „Weapon-CIA“ (insider joke),
für eine einstmals geplante Elite-Eingreiftruppe
innerhalb der US-Special Forces (sowas wie die
SEALS), 100% dem Dienst unterstellt.

Weiterhin ist Dein „Polizeieinsatz“ bereits
eine „Militärhistorisches Gefecht“, sowohl
die IDF als auch Wikipedia verfügen über
einen neuen Begriff:
http://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Bint_Jbail

Ansosnten freut es mich zwar, dass ich gelesen
und bedacht werde, aber wenn ich zu gut verstanden
werde, dann muss ich wohl einen dezenteren Stil
wählen :wink:

Grüße & Danke

CMБ

Hallo Semjon Michailitsch,

[Ansichten, Vernünftiges und Wunschdenken]

Es geht um Hypothesenqualität!
Ohne sorgfältige Arbeit am Begriff ist alle Praxis bereits im Ansatz ein Griff ins Klo.

Du hast „endgelöst“ in einem meiner Postings übersehen,

Gut dass ich noch in keinem Grab lieg, sonst müsst ich mich jetzt umdrehen…

Weiterhin ist Dein „Polizeieinsatz“ bereits eine „Militärhistorisches :Gefecht“, sowohl die IDF als auch Wikipedia verfügen über einen
neuen Begriff:
http://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Bint_Jbail

Schöner neuer Begriff; „failed to take“ hatten die geschrieben; darüber habe ich mich sofort hergemacht; dann haben sie den Ortsnamen geändert und das ganze redirected, und das als ich meine kritische Begriffsarbeit hochladen wollte. Ergebnis: Edit-conflict. Und unter dem neuen Ortsamen (Drittletzter ein „E“)

http://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Bint_Jbeil

haben sie das mit dem „failed zo take“ nicht mehr drin, aber ich habe meinen Text trotzdem hochgeladen.

„The aim of the operation was to find and engage Hezbollah guerrillas and destroy their stores of arms. … The IDF’s modus operandi in southern Lebanon in recent days has sparked great debate among all ranks of the army.“ (haaretz, Eight IDF soldiers …) Military experts currently discuss, wheather the outcome of this and similar operations can be noted as e.g. „failed to take“, or whether this type of operation rather represents a commando-style „aggressive patrolling campaign“ in order to destroy local fixed ambush installations and to hunt down rocket-launching capacities. As the neutalizing of launching capacities is a self-explainatory target the demolishing of fixed ambush infrastructure is seen as a preparing of the ground for an effective accomplishing of a likely to be deployed international pease-keeping mission in Southern Lebanon.

passt auch so, mit einem e.g. davor.

Ansosnten freut es mich zwar, dass ich gelesen und bedacht werde,

Ja, sowas freut einem.

Gruß,

Thomas

Hallo Thomas,

Ohne sorgfältige Arbeit am Begriff ist alle Praxis
bereits im Ansatz ein Griff ins Klo.

OK

Du hast „endgelöst“ in einem meiner Postings übersehen,

Gut dass ich noch in keinem Grab lieg, sonst müsst ich mich
jetzt umdrehen…

Gibt es denn ein israelisches Konzept für
die „Existenzberechtigung“ der Hzbollah?

neuen Begriff:
http://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Bint_Jbail


"The aim of the operation was to find and engage Hezbollah
guerrillas and destroy their stores of arms. … The IDF’s

Nun ja, ich finde zunächst, dass Du den Artikelstub noch
etwas mehr verhunzt hast, mit welchen Absichten auch immer.
Aber vielleicht willst Du ja noch den Text „iterativ“ ver-
bessern und erstmal einen Rahmen setzen :wink:

Meiner Meinung nach wird Dein Text den Vorgängen
nicht so ganz gerecht, siehe auch:
http://www.haaretz.com/hasen/spages/743473.html
http://www.haaretz.com/hasen/spages/743535.html
http://www.haaretz.com/hasen/spages/742740.html

Grüße

CMБ

Ansosnten freut es mich zwar, dass ich gelesen
und bedacht werde, aber wenn ich zu gut verstanden
werde, dann muss ich wohl einen dezenteren Stil
wählen :wink:

Bitte nicht, kann sein dass dich einige verstehen, aber ich muss deine Artikel 10 mal intensiv lesen und rgm. mindestens 5 Begriffe im Lexikon nachschauen bevor ich was verstehe…

So auch bei diesem Thread.
Habe ich euch richtig verstanden: Ihr sagt, dass die geringen Toten bei der Hisbollahseite daher rühren, weil die Israelischen Truppen sie nicht umbringen sondern „inoffiziell“ gefangen nehmen und sagen wir haben ihnen ein Fluchtweg gelassen?

MfG

Hallo Sina,

Habe ich euch richtig verstanden: Ihr sagt, dass die
geringen Toten bei der Hisbollahseite daher rühren,
weil die Israelischen Truppen sie nicht umbringen sondern
„inoffiziell“ gefangen nehmen und sagen wir haben ihnen
ein Fluchtweg gelassen?

Nein und nein.

Die Methode, eine Umfassung anzudeuten aber
nicht zu vollenden ist Standard-Militärhand-
buch-Taktik, man gibt dem Gegner Zeit, sich
abzusetzen, weil man selbst einschätzt, dass
der Gegner an seiner gegenwärtigen Posi-
tion überaus stark ist und bis zur „letzten Pa-
trone“ kämpfen würde, was man sich nicht leisten
kann oder will. Das kann klappen, im Süd-
libanon aber ist es vergebliche Liebesmüh :wink:

Die Israelis zerstören natürlich trotzdem
jedes Fahrzeug auf dem Rückzug, da sie die
Möglichkeit erwägen, die Hzbollah würden
Stellungen entsprechend verlassen (was diese
aber nicht tun).

Wenn die Israelis „Gefangene“ machen, so
ist derzeit nicht damit zu rechnen, dass
diese groß gezeigt werden, weil das Foltern
zur Gewinnung von „battlefield intelligence“
einige Tage in Anspruch nehmen wird. Danach
vielleicht.

Grüße

CMБ

Habe ich euch richtig verstanden: Ihr sagt, dass die geringen
Toten bei der Hisbollahseite

Die Hezbollah gibt ihre Zahlen nicht bekannt und die Israelis äußern sich relativ vage bis zurückhaltend über ihre eindrücke von Hezbollaverlusten. In Gaza ist das z.B. anders, da gibt es zu jeder zweiten Hubschrauberrakete einen body-count mit „soundsoviel killed“. Man könnte daraus schlußfolgern, dass die Gefechtsverluste der Hezbollah, im Vergleich zu anderen arabisch-israelischen Waffengängen, eher gering sind.

daher rühren, weil die Israelischen Truppen sie nicht umbringen

neine, dass nicht; we sie können, den bringen sie um, zumal die Israelis bei ihren „pinpointed excursions“ (neueste Sprachregelung) in der Regel in Hinterhalte laufen und erst einaml selbst Feuer kriegen und Verluste haben.

sondern „inoffiziell“ gefangen nehmen

ja, wahrscheinlich zielmlich inoffiziell, weil sie die natürlich nicht als legiime Kombattanten anerkennen…

und sagen wir haben ihnen ein Fluchtweg gelassen?

Sagen tun sie das nicht, sondern tun tun sie das. Nur in den hintersten Ecken von martialischen Gefechtsberichten tauchen die Hinweise auf, dass man Korridore offen gelassen habe. So ein „Korridor“ kann natürlich auch Symptom einer gescheiterten Einkesselung sein; meine Hypothese geht allerdings dahin, dass die Operationsziele der Israelis auf die Zerstörung von „Hardware“, also Rampen, Tunnels, Bunker; die ganze überraschende Hinterhaltinfrastruktur eben, gerichtet ist.

Wegen einer solchen taktischen Beschränkung der Operationsziele sind nach meinem Eindruck, die Israelischen Verluste nicht noch höher, als sie es wären, wenn sie dort versuchen würden Einkesselungsschlachten zu schlagen. Das tun sie faktisch nicht (geht aus dem „Kleingedruckten“) hervor, während sie in ihren Diskussionen immer nervöser werden, ob die verkündeten Operationsziele überhaupt (so) zu erreichen sind.

Erst hat es geheissen: Die Luftwaffe macht das das.
Dann hat es geheissen: Nur das Heer kann das mit gezielten Vorstößen vollenden.
Dann hat es geheissen: Die Verluste sind zu hoch; die Luftwaffe hat zu wenig bombardiert und soll ab jetzt keinen Stein mehr auf dem anderen lassen.
Darauf wird dann geantwortet, dass das aus landsschaftlichen Gründen nicht geht; die Landschaft sei zu gebirgig, d.h. zu partisanenfreundlich.

Das Problem ist: die Raketen fliegen immer noch (jederzeit kann z.B. eine Chemiefabrik so getroffen werden, dass „Gasalarm“ gegeben werden müsste, und dann könnte die eine oder andere Sicherung wirkklich durchbrennen).

Und das zweite Problem ist, dass es enorm schwer ist, das Operationsziel gegenüber der Hezbollah wirklich erreichbar und überprüfbar zu definieren, weil die Hezbollah ja vieles zugleich ist; eine Konzernholding, eien Schiiten-Caritas - und eben ein Raketenverein. SOlche Konstrukte entstehen, weil Staaten wie der Libanon die normalen Aufgaben von Staaten nicht (mehr) lösen („failed states“) und dann die liegen gebleibenen Staatsaufagen i.d.R. von den Leuten mit mit dem krassesten Mythos grimmig aufgegriffen werden und vermixt werden mit allerlei verschwörungstheoretisch begründeten Umbauideen für die Menschheit, zu denen wiederum das Verschwinden der Juden recht zuverlässig gehört. Moderne Fachbegriffe hierfür sind z.B.:
Charismatische Konkurrenz zur Bildung aggessiver Kollektive.

Das neue an so einem Phänomen, wie der Hezbollah, ist, dass sie so etwas wie der bewaffnete Arm der öffenlichen Meinung sein kann; eine öffentlichen Meinung, die über liegen gebleibene Staatsaufgaben empört ist und die aber zugleich, bei der vereinsmäßigen Bearbeitung dieser Aufgaben einen feindseligen Mytos und eine kriegerische Praxis braucht. Sonst findet „der Eifer“ keine hinreichende Stillung. Einfach nur Sozialarbeit wäre zu unakektakulär. Man muss auch noch die Welt retten dabei. Und dass dann aber nicht mehr nur durch vermehrte Sozialarbeit, sondern durch irgendwelchen Kampf. Damit die älteren Brüder zeigen können, was für tolle Kerls sie sind…

Das kapitalistische Handlesblatt hat sich die Hezbollah unter Konzerngesichtspunkten mal angeschaut:

http://www.handelsblatt.com/news/Default.aspx?_p=200…

Eine Mischung aus Gewerkschaftsholding und religiösem Freikorps. Da fragt man sich natürlich, wie da peace-keeping, oder womöglich nation-building ausgezogen werden sollen.

Und da gibt es dann auf einmal die Idee, dass u.a. auch die Türkei recht prominent dabei mitmachen soll. Was das geben kann, wenn Türkisches Militär fromme Schiiten davon abhalten soll, nach erledigtem Tagewek und Gebetspflichten noch mal vor dem Schlafen gehen eine Rakete auf die Juden abzuschiessen, dazu würden mich mal ein paar informierte Eindrücke interessieren.

Anti-Guerilla-Kampftradition hat die Türkische Armee ja fast so viel, wie die Israelische; aber gegen marxistische oder feudalistische Kurden und nicht gegen hochmotvierte Schiiten - zum Ruheschutz für eine Grenze mit Israel.

MfG

Thomas

Das neue an so einem Phänomen, wie der Hezbollah, ist, dass
sie so etwas wie der bewaffnete Arm der öffenlichen Meinung
sein kann; eine öffentlichen Meinung, die über liegen
gebleibene Staatsaufgaben empört ist und die aber zugleich,
bei der vereinsmäßigen Bearbeitung dieser Aufgaben einen
feindseligen Mytos und eine kriegerische Praxis braucht.

Neu ist es eigentlich nicht, diese Beschreibung passt auch genau auf den Ursprung der (italienischen) Mafia, die ja auch aus Geheimbünden, z.B. der Camorra, hervorgegangen ist. Diese Geheimbünde waren ursprünglich auch zum Schutz und der Unterstützung der unterdrückten italienischen Bevölkerung gegründet worden. Wer weiss, vielleicht ist die Hezbollah ja die Mafia von morgen?
Es mag unwahrscheinlich erschienen, andererseits: Das kriminelle Potential ist schon da und von der religiösen Prägung ist in 100 Jahren vielleicht nur noch so viel übrig, wie vom Gedanken des „freien Italien“, der Anlass für die Gründung der Vorgänger der Mafia war.

Grüße,

Anwar

Grüße,

Anwar

Hallo,

Neu ist es eigentlich nicht, diese Beschreibung passt auch
genau auf den Ursprung der (italienischen) Mafia, die ja auch
aus Geheimbünden, z.B. der Camorra, hervorgegangen ist.

Auf auf „Irgun“ (http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Irgun1.jpg)
würde es auch passen, oder nicht? Auch dort gab es „Top-Terroristen“,
die später eine wichtige Rolle im „Staat“ innehatten.

 "every Jew had the right to enter Palestine; 
 only active retaliation would deter the Arabs;

Grüße

CMБ

Phänomen Hezbollah; bewaffnete Arm der öffenlichen Meinung, die über ::liegen gebleibene Staatsaufgaben empört ist und zugleich einen
feindseligen Mytos und eine kriegerische Praxis braucht.

Neu ist es eigentlich nicht, diese Beschreibung passt auch
genau auf den Ursprung der (italienischen) Mafia, die ja auch
aus Geheimbünden, z.B. der Camorra, hervorgegangen ist. Diese
Geheimbünde waren ursprünglich auch zum Schutz und der
Unterstützung der unterdrückten italienischen Bevölkerung
gegründet worden.

Die Parallele beim Punkt „Selbsthilfe“ ist interessant. „Cosa Nostra“ eben. Eine Differnez sehe ich bei dem (religiösen) Motiv „Eifer“. Die Mafia will omertà, das Schweigen und nicht etwa Kundgebungen oder Kampfhandlungen, keine Agitation, kein Bekenntniseifer, keine Opfermythen; Rache und Vendetta, aber alles nur Clan-privat. Die Mafia interessiert sich nciht für Gerechtigkeit; ihre Ethik ist ein amoralischer Familiarismuis. Und ausgerechnet die Präsenz des Gerechtigkeitsthemas macht die Sache so schwer, bzw. die Art, wie eben das Gerechtigkeitsthema präsent ist.

Wer weiss, vielleicht ist die Hezbollah ja die Mafia von morgen?

(Organisiserte) Kriminalität ist das Los vieler gescheiterten Revoluitionäre; siehe PKK; kolumbianische Ex-Guerilla als Drogenfraktion etc. Die Kurve zu kriegen ist extrem schwer. Die Ex-Maoisten von der UCK des Kosovo wären hier wohl zu nennen, die wohl eine Runde früher der später unter die Räder gekommen wären.

Es mag unwahrscheinlich erschienen, andererseits: Das
kriminelle Potential ist schon da und von der religiösen
Prägung ist in 100 Jahren vielleicht nur noch so viel übrig,
wie vom Gedanken des „freien Italien“, der Anlass für die
Gründung der Vorgänger der Mafia war.

Ein abenteuerliche Vereinskarrire fällt mir noch ein: Unsere heutigen Krankenwagenbetreiber, die Malteser, Johanniter, etc. sind mal als Pliger und Smariter angefangen, wurden dan zu Kreuzzugs-Gotteskriegern und kamen über eine extensive Defensive (via Rhodos und Malta) als ältere Herren in Europa an. Die Malteser sind sogar noch Völkerrechtssubjekt geworden und geblieben und mit den Türken im Heiligen Land haben sie sich irgendwie dann doch abgefunden (ich meine psychisch), so dass sie nciht zu Terroristen wurden, wie einige Armenier eine Zeil lang. Vielleicht, weil Saladdin, der Kurde so „ritterlich“ war. Vielleicht ist das der Schlüssel, die Israelis müssten plötzlich irgendeien Eigenschaft enthüllen, die den Eiferern auch total wichtig ist. Hoffentlich keinen Fundamentalistenkonsens, so wie gegn die Gay-Parade in Jerusalem natürlich…

Grüße,
Thomas

Die Parallele beim Punkt „Selbsthilfe“ ist interessant. „Cosa
Nostra“ eben.

Genau. Wobei die Cosa Nostra (anders als die Camorra) mehr den Clan- und Privat-Charakter betont, den Du in Deinem Beispiel herausstellst.

Eine Differnez sehe ich bei dem (religiösen)
Motiv „Eifer“. Die Mafia will omertà, das Schweigen und nicht
etwa Kundgebungen oder Kampfhandlungen, keine Agitation, kein
Bekenntniseifer, keine Opfermythen;

Inzwischen. Als es noch gegen die französischen Besatzer ging war ihr Schlachtruf angeblich: „Morte alla Francia Italia anela“.

Rache und Vendetta, aber alles nur Clan-privat. Die Mafia :interessiert sich nciht für Gerechtigkeit; ihre Ethik ist ein :amoralischer Familiarismuis.

Ich wollte nicht sagen, dass die Hezbollah ein genaues Abbild der Mafia würde (das wäre doch etwas weit hergeholt). Parallel könnte sich trotzdem ein „verbleichen“ der ursprünglichen Motivation einstellen (bei der Mafia war es Nationalismus, bei der Hezbollah eben religiöser Nationaleifer).

Und ausgerechnet die Präsenz des Gerechtigkeitsthemas macht
die Sache so schwer, bzw. die Art, wie eben das
Gerechtigkeitsthema präsent ist.

Die französischen Besatzer wurden in Italien auch aus eben jenem Gerechtigkeitsthema abgelehnt.

(Organisiserte) Kriminalität ist das Los vieler gescheiterten
Revoluitionäre; siehe PKK; kolumbianische Ex-Guerilla als
Drogenfraktion etc. Die Kurve zu kriegen ist extrem schwer.

Ja, eindeutig. Liegt ja auch Nahe: Man ist sowieso schon illegal, da kann man auch illegales tun.

Vielleicht ist das der Schlüssel, die
Israelis müssten plötzlich irgendeien Eigenschaft enthüllen,
die den Eiferern auch total wichtig ist. Hoffentlich keinen
Fundamentalistenkonsens, so wie gegn die Gay-Parade in
Jerusalem natürlich…

Fragt sich, was da die Schnittmenge sein soll, viel positives fällt mir da nicht ein…

grüße,

Anwar