Hallo zusammen,
die Aufmachung meines Postings ist sicher provokativ, interessant finde ich den Zusammenhang allemal:
_"Ich möchte die Geschichte der NS-Krebsbekämpfung erzählen. Dabei werde ich mich auf die Antitabak-Bewegung konzentrieren mit der Hauptthese, daß die NS-motivierte Antitabak-Bewegung zu dieser Zeit die stärkste der Welt war - zumindest auf den Ebenen der Propaganda und der Forschung…
Im nationalsozialistischen Weltbild galt Tabak nicht nur als Krebserreger und Ursache von Herzkrankheiten. Er galt auch als ein genetisches Gift, als Rassengift und wurde für die Unfruchtbarkeit der Frauen, das Nachlassen der Arbeitskraft sowie für die finanzielle Überlastung von Staat und Partei verantwortlich gemacht. Tabak ist als „Plage“ und als „trockene Trunkenheit“ verdammt worden, aber auch als „Lungenmasturbation“ und ein „Relikt der liberalen Lebensweise“ bezeichnet worden […] 1939 wurde der Begriff „passives Rauchen“ geprägt […] Gesetzliche Regelungen gibt es erst im Jahre 1938. Bei der Luftwaffe wurde das Rauchen in den Baracken verboten. Bei der Post galt Rauchverbot in allen Ämtern… Buchenwald-Kommandant Karl Koch untersagte in diesem Jahr das Rauchen unter seinen KZ-Wächtern zwischen sechs Uhr morgens und 16 Uhr abends mit dem Argument: „Wir sind nicht Sklaven des Nikotins.“ […] Es gibt sogar Historiker, die behaupten, Rauchen sei [in der Zeit des Faschismus, F.B.H] eine Form des passiven Widerstands gewesen. Die Menschen demonstrierten eine Art der kulturellen Opposition zum Macho-Asketismus der Nazis, indem sie rauchten, Jazzmusik hörten oder zu Swing-Partys gingen_
… sagte der Wissenschaftshistoriker Robert N. Proctor auf einem Mediziner-Symposium.
http://www.aerztezeitung.de/docs/2000/02/21/031a2301…
„Erste umfassende Rauchverbote und eine landesweite Kampagne gegen das Rauchen gab es in Deutschland dann unter dem Nationalsozialismus. Nach Ansicht Hitlers war der Tabak die „Rache des roten Mannes (Indianer)“ an der „weißen Rasse“ für den Alkohol. Im Mittelpunkt der Propaganda standen die Minderung der Arbeitskraft durch Rauchen sowie die gesundheitlichen Folgen“
… schreibt Frank Ilse
http://www.abendblatt.de/daten/2006/06/19/575518.htm…
die aktuelle Situation:
http://de.search.yahoo.com/search/news?p=rauchverbot…
… wobei die Argumente im wesentlichen noch immer die gleichen sind:
- Gesundheit
- Unfruchtbarkeit
- Arbeitskraft/-zeitvernichtung
- finanzielle Belastung der staatlichen Systeme
- verdammenswerte Hedonie
- infantiles Verhalten
- Zeichen einer „liberalen Lebensweise“
- Willensschwäche
Jenseits der tatsächlich bestehenden gesundheitlichen Aspekte, zeigen sich die ideologischen Implikationen der Anti-Raucher-Kampagnen wohl überdeutlich, wenn man sich die Geschichte der Tabakverbote anschaut (wozu ich im Netz leider nicht sonderlich viel finden konnte); etwa hier:
http://www.tabakanbau.de/de/poolinfo.php?id=8307
http://www.geschichte-des-rauchens.de/Frame-Set07.htm
Als Bonmot noch ein fast schon (aber leider nicht!) satirischer Text der nationalistischen Gruppierung „Holsteiner Widerstand“, der auszugsweise so lautet:
„Der rauchende Kamerad schädigt somit die Bewegung gleich mehrfach: Er gibt freiwillig Geld an den Staat, er unterstützt das Großkapital, und nicht zuletzt schwächt er sich selbst physisch und geistig, vom eigenen Geldbeutel ganz zu schweigen […] Gerade für den nationalistisch eingestellten Menschen gibt es also noch ein paar Gründe mehr, die Finger vom Glimmstengel zu lassen, als für den Bundesnormalbürger“
http://www.widerstandnord.com/howi/texte/index50.htm
)
Eine absch(l)ießende These sei mir noch gegönnt: Ich würde die Härte der Tabakverbote durchaus gern als Indikator für den faschistischen Charakter einer Gesellschaft nehmen, als Item einer F-Skala sozusagen (und diese These lässt sich ja auch nur sehr bedingt abschwächen mit dem „Argument“, Rauchen sei halt nun mal ungesund).
Viele Grüße
Franz
Selten-Raucher, und daher hier auch nicht auf dem Kreuzzug
@Mod: Ein passenderes Brett habe ich nicht gefunden, wenn man aber davon ausgeht, dass aktuelle Meldungen historisch verstanden werden müssen, dann finde ich dieses Brett recht passend; ansonsten einfach schieben oder löschen