unerklärbares Handeln bei psychischer Überlastung ?

Eine mir langjähig gut bekannte Frau 40 Jahre alt, die bisher nie Straffällig war hat erstmalig einen für sie selbst unerklärlichen Ladendiebstahl begangen, und völlig unnötige Sachen entwendet.

Die Frau ist voll Berufstätig und versorgt seit 9 Jahren gemeinsam mit ihrem behinderten Ehemann ( 60 ) dessen Tante, im alter von nun 99 jahren und der Pflegestufe 3 ! 

Sie ist bisher wie bereits erwähnt nie Straffällig gewesen und handelt stets hilfsbereit und aufopferungsvoll, auch gegenüber der vorehelichen Kinder ihres Mannes.

Sie weiß nicht warum sie das getan hat … und außert aus Scham nicht mehr leben zu wollen !

Meine Frage :   Ist es möglich, dass dieses für uns Alle unerklärliche Handeln auf eine      psychische Überbelastung im Alltag zurückzuführen sein könnte ? 

mfg.

Hallo Norb,

es ist gut möglich, dass es sich um eine Tat handelt, die auf Grund von Überlastung stattgefunden hat. Es könnte ein Hilfeschrei sein, oder vermutlich auch der Ausdruck, dass ihr zu wenig Beachtung im Alltag zuteil wird. (verständlich, wo sie sich allem Anschein nach nur um ihre Mitmenschen kümmert). Ich könnte mir daher gut vorstellen, dass sie nur deswegen gestohlen hat, damit sie einmal das „Sorgenkind“ sein kann. Aber zu 100% kann man das nicht sagen, dazu müssten man einen Therapeuten hinzuziehen. Solche Handlungen können schließlich die unterschiedlichsten Ursachen habe.

Viele Grüße

Hallo W.C.Herren

Danke für die Antwort ! Hab ihr auch den Gang zu einem Facharzt für Psychiatrie & Psychotherapie angeraten, zumal sie nun zusätzlich wegen den erkennungsdienstlichen Maßnahmen der Polizei und der Angst vor der diesbezüglich zu erwartenden Strafmaßnahmen leidet.
mfg.

Hallo,

bitte beruhige Deine Freundin, wegen Ladendiebstahl beim ersten Mal geschieht i.d.R. nicht viel - unter den gegebenen Voraussetzungen verm. garnichts (sofern das Diebesgut nicht kostspielig war und sie bei ihrer Ergreifung keine Gegenwehr geleistet hat).

Kann mir gut vorstellen, dass die Frau am Rand ihrer Kräfte ist und der Ladendiebstahl nur einen kleinen Kick bringen sollte, ein positives Erlebniss gegenüber all dem Negativen.

Sie bräuchte hin und wider Entlastung, mal richtig freie Tage.
Wenn Sie es sich leisten kann, sollte sie sich um eine Pflegekraft z.B. aus Polen bemühen. Je nach Bedarf kostet das etwas über 1000 Euro im Monat - wenn das auf Dauer nicht geht, kann man bei entsprechenden Agenturen sicher auch Monatsweise buchen und so wenigstens mal richtig Urlaub machen - das tut hier bestimmt not.

Gruß, Paran

Hallo paran !

Danke für Ihre Antwort ! Bedauerlicher Weise hatte das für sie völlig unnötige Diebesgut einen Wert von insgesamt 195,- € ! ( Moderschmuck, teures Männerparfüm und 2 Hemden ) wesshalb die Ermittler wohl von einer Wiederholungstat ausgehen könnten ? Ich aute mich -> ich bin seid 12 Jahren ihr Mann und hätte sicher irgendwann mal etwas bemerkt ! Ich glaube ihr die mirgegenüber emotionalen Äußerungen, dass sie sowas zuvor noch nie gemacht habe und nicht weiß warum sie es getan hat. Durch die Langjährigen sicher menschlichen Überbelastungen wäre es sicher möglich, dass sie zum Zeitpunkt des Diebstahls in einer Art Traume oder Abwesenheit war, um mal Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Dass sie nun bereits durch die Polizei wie ein Schwerverbrecher noch Erkennungsdienstlich mit Foto und Fingerabdrücken für 10 Jahre registriert wurde, belastet sie und die Familie zusätzlich ! Es ist bedauerlicherweise aber nun mal eine begangene Straftat und eine Pflegekraft können wir uns von unserem Einkommen nicht leisten.
Trotzdem recht herzlichen Dank für ihre Hinweise !

mfg.

Hallo,

zumindest einen Kurzurlaub kann man sich leisten: Stichwort Verhinderungspflege:
http://www.welt.de/finanzen/verbraucher/article11872…

Grüße
miamei

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Hallo,

beim dem Betrag lohnt es ev. einen Anwalt einzuschalten. Kostet natürlich, kann aber nutzen. Wenns Geld knapp ist, kann Deine Frau auch über Rechtskostenhilfe anwaltlichen Beistand bekommen - einfach bei einem Anwalt danach fragen, die kennen sich damit aus.

Angesichts der ganzen Geschichte kann ich mir nicht vorstellen, dass ein halbwegs menschlich denkender Richter daraus eine große Sache macht - nur weiß man nat. nicht, wieviele Angehörige der Richter schon gepflegt hat.

Wiederholung wird nur angenommen, wenn jemand schon öfter erwischt wurde. Ersttäter ist Ersttäter, eine Bewährungs- oder Geldstrafe dürfte das Maximum sein.

Kopf hoch, das wird nicht so arg werden.

Hauptsache, Deine Frau bekommt Entlastung bei der Pflege, mind. hin und wider mal zwei Wochen am Stück, damit sie einigermaßen abschalten kann. Das ist derzeit wohl das Wichtigste.

Kenne Pflege aus eigener Erfahrung, aber nicht über so lange Zeit. Es schlaucht ungemein, bei Verwandten meist viel mehr psychisch als körperlich. Das Leid mit angucken ist schon schlimm genug.
Da braucht man Pausen, sonst wird man verm. depressiv oder sucht sich eben als Notlösung nebenbei Erfolgserlebnisse wie Ladendiebstahl oder sonstwas.
Jeder Mensch braucht ja auch mal Erfolgserlebnisse.

Gruß und Euch alles Gute, Paran.

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Zusatz
Hallo nochmal,

da eine Pflegekraft nicht finanzierbar ist, informiert Euch mal über Pflegestufen (der zu Pflegende sollte bei der Feststellung selbiger nicht, wie verständlicherweise gern üblich, herausstellen, was er/sie alles noch selbst kann, sondern sich am besten halb tod stellen - die Krankenkassen sind knauserig und deuten nach eigenen Maßstäben. Wer noch mit den Zehen wackelt, gilt leicht als gesund. Also viel Jammern, klagen, nichts schmerzfrei können etc. Übertreiben ist hier sinnvoll und ehrlich, da die Gegenseite übertrieben positiv deutet).

Die Pflegestufeneinordnung profitiert ungemein davon, dass kein Mensch Fremden gegenüber gern Schwächen zugibt und Demenzkranke sich oft völlig fit fühlen.
Kenne das Problem von Bekannten, deren Eltern kaum noch, bzw. eigentlich gar nicht mehr klarkommen, dies aber nie einem Fremden gegenüber zugeben würden oder auch selbst nicht so empfinden.
Man muss das ev. mit den zu Pflegenden ein bißchen üben, damit das Ergebniss wahrheitsgemäß ist.

Häusliche Pfege wird bezahlt (wenn auch sehr schlecht) und auch da muss es Urlaub geben (z.B. Urlaubsunterbringung für den zu Pflegenden).
Irgendeine Möglichkeit muss da zu finden sein. Deine Frau kann das nicht jahrelang durchhalten, das kann kein empathiefähiger Mensch ohne selbst Schaden zu nehmen.

Informiert Euch mal richtig, Du vor allem.
Du hast noch die Nerven dazu, wenn ich das richtig sehe.

Gruß, Paran

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Hallo

versuch es kurz zu machen - ist aber nicht so leicht !
Bin seit 12 Jahren der Ehemann dieser Frau der ich für all ihre Hilfe von Herzen sehr dankbar bin ! Auch aus diesem Grund möchte ich alles tun, um ihr in dieser Sache zur Seite zu stehen. Übrigens gute Nerven hab selbst auch nicht mehr ! Werd bald 60 Jahre bin Schwerbehindert Gdb 50 %, desshalb nur noch Stundenweise auf 400,- € Basis beschäftigt und versorge seid 9 Jahren meine Tante " Pflegestufe 3 " und Demenz, gemeinsam mit meiner Frau, die trotz Vollbeschäftigung den größeren Anteil der Pflege trägt. ( z.B. Windeln, Waschen, Füttern, Baden, usw. u.s.w… ) Was wir uns bisher gegönnt haben war lediglich 1 x im Jahr für 2 Wochen Auszeit, wo wir die Tante in für uns noch finnzierbare Kurzzeitpflege gegeben haben.

Ich danke Allen für die gut gemeinten Antworten !
mfg. norbr

Die Frau ist voll Berufstätig und versorgt seit 9 Jahren
gemeinsam mit ihrem behinderten Ehemann ( 60 ) dessen Tante,
im alter von nun 99 jahren und der Pflegestufe 3 ! 

handelt stets hilfsbereit und aufopferungsvoll,

Hallo,
sich aufzuopfern bis zur Selbstaufgabe ist KEINE Heldentat!
Es kann gut sein, dass der Ladendiebstahl aus Überlastung passiert ist.
Dann sollte sie das als ernstes Alarmzeichen sehen und sich Hilfe und Entlastung bei der Pflege suchen.
Menschen, die sich dermaßen selber ausbeuten, besonders im Pflegealltag, werden aus Verzweiflung oft irgendwann aggressiv den zu Pflegenden gegenüber. Dann kommt es zu Gewalt, die derjenige vorher auch nie ausgeübt hat.
Daher soll sie froh sein, dass ihre Psyche ihr ein relativ harmloses Alarmzeichen schickt, und sofort handeln.
Sagt Bixie

Hallo Bixie,

Ich bin der Ehemann, und danke Ihnen wie auch allen Anderen für ihre Hinweise und Ratschläge von ganzem Herzen ! Unsere psychische und physische Belastung bei der täglichen Versorgung ist in all den Jahren unbeschreiblich sehr hoch ! Nun hat meine Frau, bedingt durch den unerklärlichen Ladendiebstahl und den allein bisherigen Folgen, wie erkennungsdienstliche Maßnahmen der Polizei, Fingerabdrücke, Fotos u.s.w… , und somit als Straftäter für 10 Jahre gespeichert ist, zusätzlich hohe psychische Belastungen ! Sie / wir - kennen noch nicht die Folgen der diesbezüglichen Strafanzeige und dessweiteren ist zu Befürchten andere Arbeit zu finden, wenn hierfür ein polizeiliches Führungszeugnis verlangt wird ! Ich werde alles mir nur mögliche tun, um auch meiner Frau zur Seite zu stehen ! Abschließend möchte ich Anmerken, dass ich für uns beide bereits einen Termin bei einem Psychater vereinbart habe! Ich weiß aber noch keine Lösung, wie und wo ich meine 99 Jahre alte Tante in einem Pflegeheim unterbringen kann, da sie selbst keine weiter Angehörigen und keinerlei Vermögen - außer ihrer Rente von ca. 570,- € und der Pflegestufe 3 !

mfg. norbr

Beratung zur Pflege
Hallo,

Ich weiß aber noch keine Lösung, wie und wo ich meine 99 Jahre alte Tante in einem Pflegeheim unterbringen kann, da sie selbst keine weiter Angehörigen und keinerlei Vermögen - außer ihrer Rente von ca. 570,- € und der Pflegestufe 3 !

habt Ihr Euch schon mal beraten lassen, ob es Möglichkeiten gibt?
Wenn nein, google mal, ob es bei Euch in der Nähe einen Pflegestützpunkt gibt. Die kennen die Möglichkeiten und helfen dabei, Pflege zu planen.
Wenn Du nichts findest, frag im Rathaus oder bei der Sozialstation o.ä. nach, wo es solche Beratung gibt.

Ich drücke die Daumen!

Jule

Link
Hallo nochmal,

hier noch ein Link: http://www.seniorfirst.de/pflegeberatung/pflegestuet…

Rechts bei „Suche nach Bundesländern“ kann man den Wohnort eingeben und bekommt den zuständigen Pflegestützpunkt angezeigt.

Viele Grüße,

Jule