Unfall in Mekka - Zufall oder Prädestination?

Hi zusammen.

Ein makabrer Zufall wollte es, dass am 11.9., dem Jahrestag des WTC-Attentats, ein - übrigens in Deutschland gefertigter - Baukran in die Große Moschee von Mekka stürzte und zahlreiche Gläubige tötete und verletzte. Die Frage ist nun, ob dieses Ereignis aus orthodox islamischer Sicht wirklich nur als Zufall oder aber als ein Akt der Vorsehung/Prädestination zu werten ist. Genauer: Eigentlich ist es gar keine Frage, denn im Koran wird klipp und klar ausgesagt, dass Allah alles vorherbestimmt hat und nichts ohne seinen Willen geschieht. Die Frage ist vielmehr, wie Muslime - in Anbetracht der koranischen Vorgaben - mit dem Ereignis umgehen sollten.

Meine Recherchen in englischsprachigen muslimischen Foren zeigten in Einzelfällen, dass das Ereignis selbst - der Umsturz des Krans - als solches zwar nicht offen als Wirkung von Allahs Wille interpretiert, das Resultat - der Tod der Betroffenen - aber durchaus als von Allah vorherbestimmt betrachtet wird. Das impliziert logischerweise den Willen Allahs, dass der Kran umstürzte. Der entsprechende islamische Begriff ist qadar (Vorherbestimmung).

Dazu ein paar Koran-Zitate:

Sure 9, 51:
Sprich: „Nimmer trifft uns ein anderes als was Allah uns verzeichnet. Er ist unser Beschützer, und auf Allah sollen alle Gläubigen vertrauen.“

Sure 57, 22:
Kein Unheil geschieht auf Erden oder euch, das nicht in einem Buch stünde, bevor Wir es geschehen ließen. Siehe, solches ist Allah leicht.

Mit dem in 57,22 angesprochenen „Buch“ ist das sog. Al-Lawh al-Mahfuz gemeint, das Buch (oder die Tafel), in das Allah am Anfang der Zeit alles hineinschrieb, das in der Zukunft bis zum Tag des Gerichts geschehen solle. Es wurde zunächst leer geschaffen (die erste Schöpfung überhaupt) und dann mit einem Schreibgerät, der zweiten Schöpfung, beschriftet. Aufbewahrt wird es im Siebten Himmel.

Natürlich war die Grundidee keine neue, sondern aus älteren Religionen, dem Juden- und dem Christentum, übernommen (das „Buch des Lebens“), die wiederum in der noch viel älteren Marduk-Religion Babyloniens dafür ein Vorbild fanden (die „Tafeln der Bestimmung“, aufgeschrieben durch den Gott Nabu).

Nochmals also die Fragen:

  • Ist der Unfall aus orthodox islamischer Sicht wirklich nur als Zufall oder aber als ein Akt der Vorsehung/Prädestination zu werten?

  • Wenn ja: Wie können oder sollten Muslime damit umgehen, dass ihr Gott prädestinativ einen Baukran auf die zentrale Moschee des Islam stürzen ließ?

Chan

Daß ich als Experte für Islamfragen gelistet bin, ist eine Entscheidung des Systems „www“, die niemand so wirklich versteht. Ich hatte eigentlich auch versucht, das zu löschen, was aber offenbar nicht geklappt hat. Fakt ist: Ich bin es nicht, daher danke ich für die Einladung zu der Frage und verweise auf die Antworten derer, die sich hier auskennen (oder wenigstens meinen, das zu tun), ohne selber etwas dazu zu sagen.

Martinus

Hallo,

Damit dürfte doch Alles klar sein.

Wenn das stimmt, was Du oben geschrieben hast, dann ist es kein Zufall, dann kann es den Zufall nicht geben.

Wie umgehen?
Es ist kein Zufall, sondern gewollt.
Was sagt der Koran zu „Sinn und Zweck“ der vorherbestimmten Ereignisse? Dass wir Menschen sie verstehen können? Oder nicht?

Im Übrigen scheint es egal zu sein, wie damit umgegangen wird, es gibt nicht die Möglichkeit „mehrerer Optionen“, denn es ist Alles vorherbestimmt.

Gruß
Jörg Zabel