Unfokusierte Videoaufnahmen: warum?

Moin,

in letzter Zeit fällt mir immer häufiger auf, dass Filme, zB auf youtube, unfokussiert sind (nennt man das auf deutsch so? Ich meine „aus dem Fokus“).
Klar, bei den youtubern, die sich oft selbst filmen sucht sich der Autofokus einfach das falsche Ziel. Zum Beispiel wenn zwei Personen links und rechts von der Mitte im Bild stehen, der Mittelpunkt aber aber im Hintergrund liegt (Beispiel: https://youtu.be/q3ZsVhqHUI0?t=28 )
Allerdings fällt mir das auch bei professionellen Aufnahmen mit Kameramann auf, wie zB bei dieser SWR-Produktion an vielen Stellen:
https://youtu.be/ZBlBIpe8zbk?t=286 (Leitplanke scharf, Gesicht nicht)
https://youtu.be/ZBlBIpe8zbk?t=150 (Luftdüse scharf, Gesicht und Außenwelt nicht)
https://youtu.be/ZBlBIpe8zbk?t=860 (Nummernschild im Hintergrund scharf, Protagonisten nicht)

Ist das ein neuer Trend oder ist mir das früher nur nicht aufgefallen? Und woher kommt das? Schlecht ausgebildete Kameraleute?

Dank und VG!
J~

Oder gar keine richtigen[tm] Kameraleute sondern bestenfalls „Reporter“.

Man verlässt sich „blind“ auf den Autofokus.
Teilweise mit Minikameras gefilmt, die gar keinen Eingriff in die Fokussierung zulassen.
Schlimm genug, dass sowas den (Gebühren zahlenden) Zuschauern zugemutet wird.

Wie hättest du’s denn gern?
Noch teurer? Besseres Equipment?
Szenen an der Autobahn so oft gedreht bis wirklich kein Kraftfahrer mehr den Finger in der Nase hat?
Und sich dann wieder aufregen dass die öffentlich rechtlichen deine Gebühren verpulvern.
Was soll denn das für eine Dokumentation sein. Würde das irgendwie die Aussage verändern?
Man kann auch über jeden Scheiß die Nase rümpfen.

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Ist Dir nur nicht aufgefallen.

Nein, der Normalbürger sieht das garnicht bzw. dem ist das egal. Schnell verfallende medien, die nach ein paar Sekunden / Minuten eh keiner mehr anschaut da sind die Kosten erst noch lange irgendwas einzustellen oder noch drauf zu achten oder „können wir das nochmal machen?!“ zu sagen viel zu teuer und zu aufwendig.
Es muß schnell gehen und billig sein. genauso wie das ja bei Kinofilmen der Fall ist.
Enjoy.

Ich beobachte das auch schon geraume Zeit und glaube, dass es tatsächlich neu künstlerisch sein soll. Ebenso, dass Personen, die interviewt werden, nicht mehr in die Kamera schauen, sondern von der Seite aufgenommen werden, wo man dann wunderbar die Ohrhaare zählen kann. Oder auch, dass in Reportagen (gerade z.B. auf den „hippen“ Kanälen) der Arm aufgenommen wird oder auch etwas völlig anderes, während der Protagonist munter weiter erzählt.

Soon

Hallo.
Um gerecht zu sein: Private, z. B. RTL, Sport 1 (etc.) (ich meine nicht z. B. Sat 1 GOLD) kosten den TV-Konsumenten effektiv betrachtet Gebühren.

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Naja, Youtuber wollen meist einfach ein Video ins Netz stellen, daß die Videoqualität schlecht ist, ist oft egal. Zum Teil müsste man sich ja auch mit der Kameratechnik auseinandersetzen und den zoom einstellen, das ist aber out.
zur Rettung muß man sagen, daß man den falschen Fokus auf den kleinen Displays kaum sieht, sondern erst beim Schnitt. Und dann überlegt man, ob das Video deshalb nochmal neu gedreht werden soll.

Wenn in der Galileo-Reportage mal ein Kameramann ins Bild rutscht, hat der oft ein Gestell vor der Brust, auf dem eine Spiegelreflexkamera montiert ist. Die kann zwar problemlos qualitativ gute 4K-Videos produzieren, aber weiß eben nicht, was scharf gestellt sein soll. Ohne größeres Display kommt es zum gleichen Problem wie oben.

Einen Nachteil haben solche Kameras aber: sie haben Sensoren, mit denen sie vor dem Auslösen blitzschnell fokussieren können. Die können bei der Videoaufnahme aber nicht genutzt werden, der Fokus muß direkt aus dem Videobild ermittelt werden, und das ist langsam. Das macht sich dann als pumpen bemerkbar: das Bild ist unscharf, wird scharf, wieder unscharf, um dann dauerhaft scharf zu werden - zumindest bis zur nächsten Bewegung.
Apropos: Wenn man 300€ für die Kamera ausgibt, gibt man doch kaum 1000€ für ein panfokales Objektiv aus, nach dem zoomen muß auf jeden Fall neu fokussiert werden!

Was die kameraführung angeht, stimme ich @DrSoon weitgehend zu. Was mir neuerdings auffällt ist, daß in der Reportage der Bäckermeister zeigt, wie er mit dem richtigen Handgriff die Brezel formt, die Kamera aber auf sein Gesicht statt auf seine Hände hält. Leidlich besser, wenn die Hände nur am unteren Rand sind, und von Laufbändern oder diesen neuen Werbebannern überdeckt werden…

Lieber gar nichts, als so was abliefern.
So einen Mist traue ich mich nicht einmal als Hobbyfilmer abzuliefern.
Ich filme selber semiprofessionell Live-Events mit mindestens 3, meist 5 oder 6 und bis zu 10 Kameras parallel und weiss, wovon ich rede. Da gibt es keine Wiederholungen sondern nur die eine durchgehende Aufzeichnung.
Und: Nein, es muss nicht teurer sein. - Wobei: billiger als eine GoPro geht kaum und ist eben auch nur für bestimmte Situatonen sinnvoll einsetzbar …
Das Equipment muss nur beherrscht werden und die Grundlagen der Bildführung/ Bildgestaltung sollten spontan umgesetzt werden können.

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Stimmt, ist aber hier am Thema vorbei.
Es geht um (gebührenfinanziertes) Fernsehen, wo die Filme dann eben auch teilweise bei YT landen.

auf dem eine Spiegelreflexkamera montiert ist. Die kann zwar problemlos qualitativ gute 4K-Videos produzieren, aber weiß eben nicht, was scharf gestellt sein soll. Ohne größeres Display kommt es zum gleichen Problem wie oben.

Einen Nachteil haben solche Kameras aber: sie haben Sensoren, mit denen sie vor dem Auslösen blitzschnell fokussieren können.

Du bist offenbar nicht auf dem Stand der Technik.
Was dir wie eine DSLR vorkommt, ist meist keine DSLR (mehr) sondern eine DSLM oder sogar z.B. eine BlackMagic und der Autofokus ist gerade bei freihändig geführten Kameras unverzichtbar wenn der Fokus nicht gerade von einem Fokuspuller per Fernbedienung eingestellt wird.
Selbst ein kleines 3" Display ermöglicht dank Kantenanhebung und Touchscreen sowie Vergrösserungsfunktion und hunderten Messpunkten auf dem Sensor eine sehr genaue Fokuseinstellung.
So ein Autofokus ist heutzutage konfigurierbar und funktioniert in bestimmten Bereichen seit ein paar Jahren sogar in der „Billigklasse“ auch beim Filmen sehr gut und ohne „pumpen“. Oft sogar besser als jedes manuelle fokussieren.

PS: Bitte mach dich mal schlau, was panfokal ist. :stuck_out_tongue:

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Früher gab es für Fernsehaufzeichnungen nur Minisensoren, die eine sehr grosse Schärfentiefe erzeugen. Vergleichbar mit den Sensoren der Smartphones.
Je grösser der Sensor, desto geringer ist bei gleichem Motivabstand, Bildwinkel und Belichtungsparametern die Schärfentiefe und um so genauer muss der Fokus eingestellt werden.

Moin,

tatsächlich? Hmm, gab es das also schon immer?

Oookay… Mir fällt das eigentlich sofort auf. Das ist ja auch ein sehr verbreitetes, künstlerisches Hilfsmittel um das Auge des Zuschauers auf den Ort wie vom Ersteller gewünscht zu leiten (z.B. fixer Kamerausschnitt in einem Dialog zwischen zwei sehr weit voneinander entfernten Protagonisten. Dann wechselt der Fokus dauernd zwischen den beiden hin und her, je nachdem wer gerade aktiv handelt oder spricht)

Danke und VG
J~

Moin,

das, was du beschreibst ist aber IMHO etwas anderes. Es ist bei meinem Beispielen sicher nicht gewünscht, dass man die Luftdüse im Auto ansehen soll während die Polizistin redet und das Geschehen außerhalb des Autos kommentiert :smile:

VG
J~

Ok, in der Frage geht’s erst um yt-Videos, dann um Fernsehsendungen (die auch Bey yt landen) . So am Thema vorbei kann das nicht sein.

Man möge mir verzeihen, daß ich eine Sendung des werbefinanzierten Fernsehens erwähne, aber die guten, mit der Zwangsabgabe sind auch nicht viel besser.

Die WDR Lokalzeit dreht mittags, was abends gesendet werden soll. Für zwei mal drehen fehlt auch da die Zeit. Manche Szenen würde ich schon beim Dreh löschen, weil irgendwas schiefgegangen ist. Egal, wird gesendet. Ich denke, wenn der Fokus nicht stimmt, wäre das da auch egal. Zugegeben, die kamen immer mit ner richtigen Kamera, nie mit ner DSLR.

Dass es mittlerweile spiegellose Kameras gibt, weiß ich schon. Komisch, dieses pumpen sieht man heute trotzdem immernoch oft genug.

Zuguterletzt: Was ist für dich denn ein parfokales Objektiv? (ja, sorry, Typo )

ahh, OK. Danke für diesen Wissenszuwachs :slight_smile: Eigentlich will man ja immer (beim Kauf), dass das Ding so groß wie möglich ist. Aber offensichtlich ist mit den Möglichkeiten auch die Verantwortung gewachsen :smiley:

VG!
J~

Moin,

ursprünglich stand die Frage ja bei „Film&Fernsehen“ weil sie ja mit Onlinevideos gar nichts zu tun hat . Den Link zu den Youtubern hatte ich nur als Gesprächsbasis eingefügt weil der Fokusfehler da IMHO sehr plakativ war - aber da konnte ich ihn mir auch leicht selbst erklären. Sowohl technisch, als auch vom „Aufnahmeteam“ her.

Der Rest deiner Antwort ist ja dann wohl an @odo01 gerichtet.

Danke und VG!
J~

Nönö, zusätzlich sind mir die Dinge aufgefallen. Dass mit Tiefenschärfe gearbeitet wird, ist ja nun nicht neu. Neu ist die miserable Qualität, die auch mir aufgefallen ist.
Da, wo es passt, von mir aus. Aber ich habe den Eindruck, dass durch die verwendeten Stilmittel vom mangelnden Inhalt abgelenkt werden soll.
Durch die, mittlerweile wirklich bezahlbare und auch einfach zu bedienende, Hardware ist es viel einfacher geworden, ein Filmchen zu drehen.
Vernünftige Ausbildung, Blick für das Motiv usw. ersetzt die Hardware nicht.
Ich beobachte das übrigens gerade in unserer Tageszeitung. Lektorat gehört schon lange der Vergangenheit an. Was mich wirklich ärgert, sind Lokalreporterdarsteller, die aus einer Stadt in 50 km Entfernung kommen und nicht mal den Hauch einer Ahnung über unsere Kleinstadt haben. Und nicht gewillt sind, etwas darüber zu erfahren. Die sind einfach sauer, dass sie in die Provinz abgeschoben wurden und berichten dementsprechend.

Soon

Ich kenne keins. Und ein „Typo“ sieht anders aus.
Aber es gibt z.B. Kontaktlinsen mir panfokalen Bereichen.
Es gibt - wie du nun gemerkt hast - parfokale Objektive, die extra mit dieser Eigenschaft hergestellt werden, was mechanisch sehr aufwändig ist.
Betroffen ist nicht nur der Fokus sondern auch der Bildwinkel.
Es gibt aber auch eine Menge „normale“ Objektive, die annähernd und /oder über einen grösseren Zoombereich parfokal sind. Die sind so gut und so häufig, dass ich keine extra parfokalen Objektive brauche.
Je nach Einsatzzweck kann man sich aber auch genau die nicht vorhandene Parfokalität nutzbar machen, indem der Fokus beim Zoomen „automatisch“ verschoben wird.
Es ist aber nicht nur der Fokus, der sich ändern kann. Es ändert sich beim Fokussieren oft auch der Bildwinkel spürbar. Definiert/ angegeben ist normalerweise nur die Brennweite für die „Unendlich“- Einstellung. Es gibt so z.B. auch parfokale Festbrennweiten, bei denen das nicht variiert und der Bildwinkel bei Schärfe"fahrten" stabil bleibt.

Ah, vielleicht soll es „authentisch“ sein. Wenn ich im Auto mit dem Handy eigentlich Filme, und dann angesprochen werde, nehm ich das filmende Handy ja runter, und es filmt alles mögliche, z. B. die Lüftungsschlitze. Fehlt noch der blinkende rote Aufnahmepunkt im Bild…

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Während des Drehs (oder in Drehpausen) wird nix gelöscht.
Normalerweise entstehen aus 2- 3 Stunden spontanem Dreh ca. 20- 30s Beitrag.
Das macht dann die Schnittredaktion.
Der Kameramensch liefert (zusammen mit dem Tonmensch) nur ab (hoffentlich …).

Das Pumpen passiert immer dann, wenn der Autofokus das Ziel verliert. Gerne dann, wenn es zu dunkel ist oder die Kamera anderweitig in ihrer spezifischen AF-Funktionalität (z.B. Objektverfolgung, Gesichtserkennung, etc) „überfordert“ ist oder das eigentliche AF-Ziel ausserhalb des Zielbereichs der Kamera gerät. Ältere (Video-) Kameras können Verfolgungs-AF nur im mittleren Bildteil.