Ungefähr 6,3 cm

Und mir wächst immer ne Feder wenn ich bspw. lese: das Auto hat 147,1 kW.
Bei unserem Physiklehrer (60er Jahre) hätte es bei sowas mindestens sehr starkes Stirnrunzeln, wenn nicht sogar Punktabzug gegeben. Dazu der Spruch: kennt ihr den Unterschied zwischen Mathe und Physik??

Neulich in einem technischen Datenblatt einer „Wallbox“ (Ladepunkt):

Art des Ethernet-Anschlusses: Gänseblümchen-Kette

„Daisy chain“ ist ein geläufiger Ausdruck bei englischsprachigen Technikern für „die Geräte bilden eine Reihe - das jeweils nächste wird ins vordere gesteckt“. Das jemand das tatsächlich Wort für Wort übersetzt, ohne den ihm unbekannten Begriff einmal kurz zu recherchieren, hätte ich nicht für möglich gehalten.

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Servus,

ich hab das Episödchen aus Übersetzer-Kreisen (se non è vero è molto ben trovato) schon mal hier zum Besten gegeben, aber weil es so schön ist und so gut passt, hier nochmal:

Ein deutscher Anlagenbauer sollte eine Produktionsanlage für irgendwas an einen Auftraggeber in China liefern. Der Partner aus China verhandelte wie üblich: Zuerst einen Preis für das gesamte „Paket“ betriebsfertig, und dann scheibchenweise abgeschnitten: „Wie viel kostet das weniger, wenn wir … selber machen / beistellen / liefern?“ Und am Ende kam dann eine Chimäre raus: Den Aufbau der Anlage sollte der Auftraggeber besorgen, die Übersetzung der auf Deutsch vorzulegenden Anleitung für den Aufbau auch, aber der Einbau der von ihm programmierten Steuerung und die Inbetriebnahme war Sache des Auftragnehmers.

Die Anleitung wurde von einem alten Hasen aus dem technischen Bereich verfasst, der schon zigmal solche Anlagen aufgebaut hatte und nicht viel dafür überlegen musste, sondern so ziemlich am Stück runterschreiben konnte, was da in welcher Reihenfolge zu tun ist.

Als dann die Fertigmeldung vom Auftraggeber kam und ein paar Leute vom Auftragnehmer an Ort und Stelle die Steuerung einrichten und die Anlage in Betrieb nehmen wollten, stellten sie verdutzt fest, dass ein Satz aus der Anleitung zum Aufbau Wort für Wort übersetzt worden war:

Da sich die Ausrichtung der einzelnen Elemente später nur noch beschränkt und zum Teil gar nicht mehr korrigieren lässt, ist unbedingt darauf zu achten, dass die gesamte Anlage von Anfang an sauber im Wasser steht.

Um das zu beherzigen, hatte der Auftraggeber in seiner neuen Halle extra ein Becken betoniert, und die gesamte Anlage stand sauber im Wasser. Zum Glück wurden die Rittal-Schränke mit Innenleben erst zur Inbetriebnahme angeliefert…

Schöne Grüße

MM

Hallo,
ja, solche Geschichten gibt es viele. Bei Till Eulenspiegel ist es der Schneider, der sagt … und dann schlag noch schnell die Ärmel an.
Aber die Maschee ins Wasser stelle … ist ja eigentlich Jargon, der unter Monteuren in ganz Deutschland verstanden wird. Und der arme Chinese, der in Deutschland Musik studiert hat und fließend deutsch spricht.

Aber in den allgemeinen Hinweisen, ganz vorne in der Anleitung, wo darauf hingiewesen wird, dass immer die entsprechende UVV einzuhalten ist und dass alles nach VDE entsprechend anzuschließen ist, ich glaube, da kacken alle Übersetzer ab.

Bei den alten MAN LKW von der Bundeswehr gab es eine Hydraulikpumpe, mit der man den Federspeicher lösen konnte, wenn das Fahrzeug abgeschleppt werden musste. In den Siebzigern lagen immer noch viele Pumpen auf Lager und keiner konnte die brauchen.
Dann wurde mal eine Beschreibung gemacht, wie der Förderbeginn an einer Einspritzpumpe ermittelt werden kann. Eine gute Methode ist, dass man in der Pumpe einen Druck aufbaut und dann das Förderelement so weit vordreht, bis die Steuerkante an der Ablassbohrung ankommt und dadurch der Förderstrom abrupt abreißt. Das ist die Position des Förderbeginns. Je höher man den Druck aufbauen konnte, desto exakter hat man die Position ermitteln können.

Wie kann man den Druck aufbauen? Der Kollege Horst Rossbach hat dann vorgeschlagen, die alten Pumpen vom Federspeicher zu nehmen, dann sind die noch für was gut.

So kam`s. In die Anleitung wurde dann geschrieben: … dann schließen sie die Rossbachpumpe an und pumpen Diesel in den Saugraum der Einspritzpumpe und drehen die Nockenwelle so weit in Drehrichtung … pipapo.

Und das wurde dann in alle Sprachen übersetzt. So wurde die Rossbachpumpe erfunden.
Schöne Grüße
Alfons

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Servus,

ha ja scho, aber das

bezieht sich an dieser Stelle darauf, dass ein anderer, „korrekter“ Begriff einen ellenlangen Bandwurm ergäbe, dessen Übertragung ins Chinesische ebenfalls zu seltsamen Ergebnissen führen kann, und von daher nicht bloß ein Staatl. gepr. Techniker, sondern auch ein Dipl.-Ing. und ein Bätscheler à la mode sowieso wahrscheinlich zu dieser Formulierung griffe. Das Pendant auf Standarddeutsch ginge nach meinem Dafürhalten ungefähr so:

…ist unbedingt darauf zu achten, dass beim Aufbau der gesamten Anlage alle Teile, die waagerecht montiert werden sollen, auch tatsächlich waagerecht angebracht sind, und diejenigen, die senkrecht montiert werden sollen, auch tatsächlich senkrecht angebracht sind…

Mir fällt keine bessere, kompaktere Formulierung für den „Urtext“ ein, aber es kann gut sein, dass es eine gibt. Weißt Du mir eine? (Nimm den Dativ zur Buße für die Maschee!)

Schöne Grüße

MM

Zu Beginn der Montage muss zuerst das Maschinenbett exakt waagerecht in alle Richtungen mit einer Maschinenwasserwaage ausgerichtet werden.
Die senkrecht anzubringenden Teile sind nach dem Maschinenbett auszurichten. Beachten Sie dazu das Messprotokoll, das bei der Maschinen-Vorabnahme erstellt worden ist.
在安装机床之前,必须用水泡平行尺调整每个角度,使之为平行的。
纵横的的部分建立在这个机床基础上调整。在工程验收时要关注记录。

Ja, und dann noch was: Wenn der chinesische Germanist das liest, weiß ich nicht, was der verstehen wird. Der chinesische Monteur, der immer für Heller die Maschinen aufstellt, liest den blöden Text erst gar nicht. Oder muss ich einer Geige einen Zettel beilegen, dass man sie stimmen muss, bevor man auf die Bühne geht?
Also denn … achso, beim Schreiben hat meine Frau geholfen, aber schwetze ko i des un hon des lang g`macht.
Alfons

Au ja, au ja! Tante Gugel, die immer über das Englische läuft, sagt dazu Cama de la máquina

Es genügt hier übrigens, den ersten Schritt vom Deutschen ins „Internationale“ mit dem „Ernst“, französisches Wörterbuch der industriellen Technik, zu tun, um über Frz. socle de machine mit Tante Gugel zum schon ganz manierlichen base de la máquina zu kommen.

Das wird der chinesische Germanist ohne besondere Mühe verstehen und wiedergeben können. Es kömmt also darauf an, dass der Übersetzer darauf aufmerksam wird, dass hier eine metaphorische Wendung im Spiel ist, die in einer anderen Sprache unter Umständen nicht metaphorisch verstanden wird.

Ja - wenn es sich bei der Geige um so etwas wie die 05 002 handelt, deren Stahlräder mit 210 cm Durchmesser sich bei Höchstgeschwindigkeit ungefähr sieben Mal pro Sekunde um die eigene Achse drehten, muss tatsächlich jeder einzelne Handgriff beschrieben werden, weil der ganze Apparat einem jederzeit um die Ohren fliegen kann, wenn man etwas nicht beachtet, was für einen anderen vielleicht selbstverständlich ist, für den Bediener aber nicht umpedink.

Es täte mich ja freuen, wenn das Problem in Tchernobyl einfach nur die Betriebsanleitung gewesen wäre…

Schöne Grüße

MM

Lieb, aber leider zu viel der Ehre
Ich suche grade Material für eine kleine Lesung zusammen und stolpere über deprimierend viele eigene Patzer. So unauffällige, ganz simple Dinge, die meiner Aufmerksamkeit völlig entgangen sind. Der des Lektors auch, denn bedenke: Nach der Übersetzung kommt noch das Lektorat. Da scheinen ja im obigen Fall die 6,3cm auch nicht aufgefallen zu sein. Ungeschickt ist es in jedem Fall.
Gruß,
Eva

Hallo,
ich finde, mehr als das. So eine lieblose Übersetzung zieht das Buch einfach nach unten und vermasselt das Vergnügen am Lesen.
So, wie wenn ich meine Frau zum Essen in ein schönes Lokal einlade und bekomme des Gericht des Sternekochs in einem Bundeswehr-Aluminium Pott.
So weit mal meine 2 Cent als lesender Endverbraucher
Gruß
Alfons

Hi,

Ich kann über das Buch bzw. die Übersetzung nichts sagen, da ich es nicht kenne. Aber in diesem Fall muss man den Übersetzer auch etwas in Schutz nehmen. Geht es doch hier weniger um einen sprachlichen Fauxpas (die Übersetzung ist ja korrekt) sondern um ein mangelndes Gefühl für numerische Zusammenhänge. Das waren die Leute, die in der Schule bei der Berechung des Kreisumfangs 9 Stellen angegeben haben, weil der Taschenrechner das hergab, aber Aufsätze konnten sie super schreiben.
Natürlich ist das nicht schön, aber den Übersetzer deswegen in Grund und Boden zu stampfen empfinde ich ein wenig übertrieben.

PF

Servus,

beim Übersetzen wird die Bedeutung des Quelltextes im jeweiligen Zusammenhang berücksichtigt, und sie muss berücksichtigt werden. Diesen im vorliegenden Zusammenhang wie zitiert wiederzugeben, ist ein sprachlicher Fauxpas und die Übersetzung ist falsch.

Auch wenn angebliche „maschinelle Übersetzungen“ voll so einem Quark sind, wird die Wiedergabe davon nicht richtig. Man muss den maschinellen „Übersetzern“ übrigens lassen, dass sie in diesem Fall schlicht die Maßeinheit Inch mit Zoll wiedergeben, aber im Übrigen den Ausdruck so stehen lassen - was eine Möglichkeit ist.

Der Übersetzer muss sich zwar mit dem seltsamen halben Zoll im Quelltext beschäftigen (und dafür unbezahlte Zeit aufwenden, was bei seinem Hungerhonorar eh eigentlich nicht geht) und überlegen, warum da nicht ganze Zoll angegeben sind, aber die Entscheidung, die er dann treffen muss, ist nur die zwischen den Optionen:

  • etwa zweieinhalb Zoll
  • etwa zweieinhalb Inch
  • etwa sechs Zentimeter
  • knapp sechseinhalb Zentimeter

Den halben Zentimeter hab ich bloß der Vollständigkeit wegen auch noch stehen lassen. Auch der stört bereits empfindlich, und das weiß ein Übersetzer auch, der regelmäßig mit englischsprachigen Quelltexten arbeitet: 12,5 Millimeter sind eine ganz andere Größenordnung als 0,3 oder 0,5 Zentimeter, wie man mühelos etwa beim Betrachten seiner Fingernägel beobachten kann.

Schöne Grüße

MM

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Die Übersetzung ist eben nicht korrekt, genauso wenig wie man „He’s pulling your leg“ mit „Er zieht dich am Bein“ übersetzen dürfte, sondern, korrekterweise, mit „Er nimmt dich auf den Arm.“

ein mangelndes Gefühl für numerische Zusammenhänge.

Es geht um ein mangelndes Gefühl für sprachliche Zusammenhänge.

Gruß,
Max

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Hallo Max @Denker_a_D,
du schreibst

Es geht um ein mangelndes Gefühl für sprachliche Zusammenhänge.

Aber hängt die angemessene Übersetzung denn nicht davon ab, wie genau der Protagonist dieses Maß schätzen kann?

Ein Zoll entspricht ja 25.4mm. Wenn er sagt, der Durchmesser betrage zweieinhalb Zoll, dann kann das bedeuten, mehr als zwei Zoll und weniger als drei Zoll. In diesem Fall heißt die Angabe also so viel wie sichtbar mehr als 50.8mm und weniger als 67.7mm. Das entspricht natürlich dem Deutschen etwa sechs Zentimeter mit dem stillschweigenden Verständnis, sechs Zentimeter seien sichtbar mehr als fünf und weniger als sieben Zentimeter.

Aber vielleicht heißt ungefähr zweieinhalb Zoll auch so viel wie ersichtlich mehr als zweieindrittel und weniger als zweizweidrittel Zoll. Das wäre dann ein Bereich von mehr als 59.3mm und weniger als 67.7mm. Eine passende Angabe dafür wäre wohl so etwas wie (technisch) 6.3cm plusminus 0.4cm oder alltagssprachlich knapp sechseinhalb Zentimeter.

Meines Erachtens sollte man die Maßangabe gar nicht übersetzen, sondern einen Anhang mit den Umrechnungen der verwendeten Einheiten in das SI-System beifügen. Dann kann jeder Leser sich die Werte so genau berechnen, wie er sie gerne haben möchte. Anhand des kurzen Textauschnitts von Kreszenz (danke dafür!) vermute ich, dass mir persönlich gänzlich egal wäre, welchen Durchmesser die Handläufe haben.

Liebe Grüße
vom Namenlosen

Servus,

sie hängt, wie bereits ausführlich erläutert, davon ab, was für ein Text für welche Leser übersetzt wird. Mittlerweile liegt er seit langem vor, und es ist klar wie Kloßbrühe, dass an diese Stelle in diesem Zusammenhang keine Komma-Fitzeleien hingehören.

Mit diesen Mitteln:

kann man einen Text vollkommen ruinieren. Sie sollten nur verwendet werden, wenn man weiß, dass der Autor möglichst wenige Leser haben möchte.

Schöne Grüße

MM

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Hallo Namenloser,
ja, es gibt auch Menschen, die den Wein aus der Flasche trinken. Aus der Perspektive des Magens ist es völlig egal. Ja, Geschmacksache.
Ich habe dieses Buch gekauft, weil ich diesen Professor öfter auf Youtube gehört habe. Es gibt viele Vorlesungen oder Passagen davon, die da zu sehen sind. Ich fand die Vorträge toll und habe deshalb gedacht, ich sollte mir dieses Buch kaufen.
In dem Buch sind viele Beispiele aus der Bibel, die mir überhaupt nicht gefallen haben. Ich habe bei den Beispielen aus der Bibel immer die Logik der amerikanischen Erweckungsprediger gesehen. Aber ich habe durchgehalten. Als die Stelle mit den 6,3 cm kam, habe ich das Buch weggelegt und nicht mehr weiter gelesen. Also fehlt mir jetzt die Zwölfte" Rule".

Ich habe Geld für das Buch bezahlt, Schade. Und wirklich, wenn ich in ein Restaurant gehe, möchte ich nicht von Blechtellern essen und den Wein aus der Flasche trinken.
Schöne Grüße
Alfons

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