Ungefähr 6,3 cm

Hallo,
gerade lese ich in einem Buch, das aus dem englischen übersetzt worden ist … an der Treppe sind Handläufe aus Eisenrohren, die ca. 6,3 cm dick sind …

Ich habe das Buch erst einmal weglegen müssen. Ich finde diese …ungefähr 6,3 cm … dermaßen lächerlich.
Klar, da hat jemand von Zoll umgerechnet und die Unkenntnis in Mathe drückt sich in den Stellen nach dem Komma aus …
Für mich hat die ganze Arbeit des Übersetzers jetzt irgendwie einen Schatten bekommen und ich lese jetzt mit kritischerem Kopf.

Lernt man das so in den Schulen?
Schönen Tag noch
Alfons

Servus,

Übersetzen lernt man nicht an den Schulen; es gibt einige wenige Universitäten, die entsprechende Studiengänge anbieten, und viele Übersetzer sind auf ganz andere Weise zum Übersetzen gekommen; ob diese Wiedergabe ohne Zehntelmillimeter und wahrscheinlich ohne kaufmännische Rundung (vermutlich ist im Quelltext von zweieinhalb Zoll die Rede, vielleicht auch von ungefähr zweieinhalb Zoll) in diesem Zusammenhang richtig und angemessen ist, hängt ganz von dem Buch und von dem Text ab, um die es geht.

besteht in der Vermittlung zwischen zwei Sprachen, bei der Sender, Adressat und Inhalt des Textes eine bedeutende Rolle spielen. Einen Zusammenhang, in dem die von Dir zitierte Formulierung „richtig“ im Sinn von „am besten passend“ wäre, kann ich mir nur in ziemlich speziellen Konstellationen vorstellen, aber per se falsch ist sie nicht.

Schöne Grüße

MM

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Ist aus dem Zollmaß 2,5 Zoll(inch) in cm umgerechnet worden.

Da es sicher keine Bauanleitung ist wäre ca. 6 cm völlig ausreichend übersetzt.

MfG
duck313

Es kann aber auch sein, dass es völlig falsch wäre, so zu übersetzen.

Schöne Grüße

MM

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Hallo,
das macht die Sache ja noch schlimmer …

Wenn ich der Autor wäre, würd` ich es hm um die Ohren hauen.

Hier wird davor gewarnt, Leute übersetzen zu lassen, die als Kinder oder Jugendliche mal die Sprache gesprochen haben, weil sie dann die Entwicklung zum Erwachsenen nicht in der Sprache vollzogen haben. Und die Kindersprache (…meine Mama hat mal gesagt …) ist ja auch nicht wirklich falsch.

Diese Stelle mit den 6,3 cm finde ich Vergleichbar mit dem schrägen Ton, den ein Musiker bei einem Solo von sich gibt. Es braucht lange, bis man ihm wieder entspannt zuhören kann.

Also ich lese das Buch erst morgen weiter.

Schöne Grüße
Alfons

Servus,

außer dem Titel und dem Autor weiß ich jetzt immer noch nichts über den Kontext. Ich kenne noch nicht einmal den Wortlaut des Satzes in der Quellsprache - wenn Du nichts über den Text sagen möchtest, könntest Du wenigstens den Satz im englischen Original vorlegen.

Weil keinerlei Informationen über den maßgeblichen Kontext, über Art, Natur und Stil des Textes und über die Zielgruppe vorliegen, bleibe ich dabei: Es kann sein, dass die Übersetzung so genau richtig ist. Es kann auch sein, dass sie ungünstig ist. Und es kann sein, dass sie falsch ist. Das kann bei vorliegendem Material niemand wissen.

Und das spielt im gegebenen Zusammenhang überhaupt gar keine Rolle.

Sondern das, was ich erklärt habe.

Vom Herumhauen wird übrigens nichts besser, zumal wir noch überhaupt nicht wissen, ob irgendwas an der Übersetzung falsch ist; im Zweifelsfall hülfe es, wenn Du den Übersetzer fragtest, weshalb er diese ungewöhnliche Formulierung gewählt hat.

Schöne Grüße

MM

Hallole, hier der Zusammenhang:

Es gab eine Zeit, da pflegten an der Westseite der Sidney Smith Hall der University of Toronto, wo ich arbeite, immer Kinder Skatebord zu fahren. Manchmal blieb ich stehen, um ihnen zuzusehen. Es gibt hier eine Reihe breiter und flacher Stufen aus Beton mit rauer Oberfläche, die von der Straße zum Eingang hochführen. An den Seiten dieser Treppe befinden sich Geländer mit Handläufen aus Eisenrohren, die ungefähr 6,3 cm dick und zirka sechs Meter lang sind. Diese verrückten Kinder, es waren immer fast nur Jungs, traten ungefähr dreizehn, vierzehn Meter vom Kopf der Treppe zurück, dann stellten sie einen Fuß auf ihr Brett und begannen sich wie wild mit dem anderen Bein vom Boden abzustoßen …

Schöne Grüße
Alfons

Servus,

ja, hier ist die Millimeterangabe ziemlich seltsam. Die Beschreibung des Vorgangs ab „traten ungefähr …“ klingt allerdings ein bisselchen, als sei das aus der Perspektive eines Menschen mit einem sanften Autismus geschrieben, der das Geschehen als Fremder beobachtet - dazu würden dann die unversehens daherkommenden ungefähr 0,3 cm schon passen.

Schöne Grüße

MM

ha no, Professor halt. klinischer Psychologe: Jordan Peterson.

No ja, dann jedenfalls kein Stilmittel. Das „13, 14 m Zurücktreten“ gefällt mir auch nicht besonders gut - in „step back“ sind die einzelnen Schritte enthalten, die man für diese Strecke braucht, aber vortreten und zurücktreten kommen mir für viel weniger, wenn nicht bloß einen Schritt passend vor. Auch was dann kommt, klingt mir zu stark nach „Wort für Wort“, auch wenn ich zumindest aus dem Stegreif keine Alternative zu bieten habe.

Es wird nicht am Ende gar der künstliche Depp Klaus Dieter maschinell übersetzt haben?

Schöne Grüße

MM

Alte Faustregel: Kommt auf der ersten Seite das Wort … sie war „bebrillt“ … vor, lohnt es sich nicht, weiter zu lesen.
Schönen Tag
Alfons

Im englischen Original heißt es hier mit Sicherheit „etwa zweieinhalb Inch“.

Das ist mir auch schon bei Übersetzungen aufgefallen. In einem alten Western zum Beispiel („Leg deine Waffe auf den Boden und gehe 9 Meter zurück.“) und in einem Krimi („Der Mann war ungefähr 1,82 Meter groß.“)

Im deutschen würde man von „zehn Metern“ oder „ungefähr Einsachtzig“ sprechen und trotzdem das gleiche meinen.

Gruß,
Max

Es könnte sich auch hier um „ungefähr 15 Yards handeln“.

Ja - die Entfernungsangabe tut mir da auch nicht weh (das ist halt ein halber Bn-Wagen :wink: ), sondern das Verb zurücktreten. Ich finde, das eignet sich wegen der Verbindung mit treten und nicht mit schreiten (wie im Englischen) nur für kurze Entfernungen, die sich eben mit einem Tritt bewältigen lassen, also höchstens einen Schritt lang sind.

Aber vielleicht steigere ich mich da grad in etwas hinein…

Schöne Grüße

MM

Hallo,
es gibt, anstatt sich aufzuregen, falls man das denn wirklich nicht wollen sollte, auch immer die Möglichkeit, das Buch im Original zu lesen. Und wenn denn der Professor für klinische Psychologie eine Persönlichkeitsstruktur wie die Hauptperson im Rosie Projekt besitzend diese zitierten Beobachtungen macht, könnte die Aneinanderreihung seltsam anmutender Maßangaben in einem anderen Kontext erscheinen, aber da wäre das Original tatsächlich vielleicht hilfreich.
Schöne Grüße

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Hallo,

da lautet der Text:

There was a time when kids skateboarded on the west side of Sidney Smith Hall, at the University of Toronto, where I work. Sometimes I stood there and watched them. There are rough, wide shallow concrete steps there, leading up from the street to the front entrance, accompanied by tubular iron handrails, about two and a half inches in diameter and twenty feet long. The crazy kids, almost always boys, would pull back about fifteen yards from the top of the steps. Then they would place a foot on their boards, and skate like mad to get up some speed.

Gruß
Kreszenz

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Ha Ha, ich wollte nur den Blumepedter ärgern! :japanese_ogre:
Schöne Grüße
Alfons

strike!

Schade, dass ich vorhin nicht auch noch die zwanzig Fuß gepostet habe, obwohl ich den Argwohn hatte. Dann hätte ich jetzt ein Triple. :slight_smile:

Ja, das ist mE mit wenig Gespür übersetzt worden. @newcallas wäre das nicht passiert.

Liebe Grüße,
Max

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Dann, Kreszenz, schließe ich mich der Meinung an, dass es einfach schlecht übersetzt ist.

Dank Dir schön, Kreszenz,

diese ganz flüssig und völlig unaufgeregt lesbare Passage aus dem Original zeigt, dass die Übersetzung tatsächlich unter aller Kanone liederlich ist.

Sie stammt mutmaßlich tatsächlich von Tante Google - bereits DeepL arbeitet besser, wie ich mir grad anschauen konnte.

Von einem Übersetzer, der so genannt zu werden verdient, ist sie jedenfalls nicht.

Schöne Grüße

MM