Hallo n.,
Woher weisst du das? Meine 9 jährige Tochter in der 3.Klasse
hat heute genauso argumentiert, als sie ein Päckchen
Additions- und Subtraktionsaufgaben lösen sollte.
Warum darf ich nicht den Taschenrechner benutzen - Hauptsache
ist doch, die Lösung ist richtig.
du vergleichst Äpfel mit Birnen. Richtiger Vergleich wäre: Deine Tochter löst die Aufgaben alle fleißig zu Hause und langweilt sich deswegen im Unterricht. Taschenrechner sind schon wieder ein anderes Ding.
Vielleicht ist das nicht die Hauptsache bei der
Erzieherausbildung, wer den schönsten Schmetterling zu Hause
bastelt! Vielleicht fasst die Lehrerin den Unterricht als
Prozess auf - das man vergleicht, wie andere Probleme lösen,
welche Schwierigkeiten auftreten können, wie man bei
beschränkter Zeit und beschränktem Material doch zu einer
Lösung kommt - also kommt es vielleicht bei einem Erzieher
nicht auf die Qualität oder Anfertigen der Bastelarbeit an,
sondern vielleicht auf „das Basteln“ mit Anderen!
Dann hätte das Ganze in Gruppenarbeit und nicht in „Frontalunterricht“ ablaufen müssen. Und ich bezweifle, dass der Fragesteller in Gruppenarbeit hätte „in der ersten Reihe“ lesen können. Außerdem wurde bereits gesagt, dass die Aufgabe explizit zu Hause beendet werden sollte!
Und vielleicht sollte man an einer gewissen Stelle einfach mal
nur das akzeptieren, was die Lehrerin, Kraft Studium,
Referendariat, Lehrpläne, Stoffverteilungspläne usw.
beschlossen hat.
Ich habe auch von manchen Lehrern schon Blödsinn hoch drei gehört. Die Bezeichnung „Lehrer“ steht nicht automatisch für „Kompetenz“. Wie in jeder Berufssparte gibt es solche und solche.
Ich kenne das Problem der Fragestellerin aus einem etwas anderem schulischen Bereich. Ich war schon immer eine stille Schülerin, aber fleißig. Das heißt, in den Arbeiten habe ich gute Noten geschrieben, wenn ich im Unterricht aufgerufen wurde, konnte ich die Fragen beantworten. Aber von mir aus habe ich mich nicht gemeldet. Manche Lehrer haben die Noten nach Wissen und nicht nach Charakter verteilt, für andere war es wichtiger, dass man sich dumm und dämlich meldet und Blödsinn erzählt, als dass man tatsächlich etwas weiß, aber still sitzt.
Nur: Im Beruf zählt letztlich das Können und Wissen und nicht das Melden in einer 30-Schüler-Klasse. (Bevor hier das Gerede über die sozialen Kompetenzen losgeht: Erstens ist es ungerecht, wenn sie in JEDEM Fach in die Note einfließen und zweitens habe ich keine Probleme damit, auch mal in einer Gruppe das Wort zu ergreifen, aber das tu ich eben nur, wenn ich es für sinnvoll erachte, und nicht, weil ich mich „unbedingt melden muss“.)
Welcher Lehrer kennt nicht die quängelnden Frage: Wozu muss
ich das Lernen, wozu brauche ich das?
Und bei vielen nicht trivial Dingen bleibt einem nur die
Antwort: Darum! Nicht weil man das nicht erklären möchte,
sondern weil dem Schüler der Überblick fehlt und er es nicht
verstehen kann! Oder weil die Erklärung zeitlich den Rahmen
sprengen würde.
Ich bin durchaus der Meinung, dass ein 20-Jähriger bereits ein erwachsener Mensch ist und auch so behandelt werden sollte. Dazu gehört, nicht einfach etwas zu verbieten, sondern den Sinn davon zu erläutern. Obwohl, nein, eigentlich sollte das sogar schon bei Kindern so funktionieren…
Was ist daran ungerecht, wenn nach mehrfachen Ermahnungen, die
er anscheinend nicht kapiert, der Schulleiter ihn mit Hilfe
eines Verweises anzählt?
Ungerecht ist die Forderung des Lehrers. Die Ermahnung des
Rektors ist Überreaktion.
Ich empfinde einen Schüler eher einfältig, der nach zwei
Klassenbucheinträgen (und wahrscheinlich vorher unzähligen
Ermahnungen) noch nicht geschnitten hat, dass er zu Hause
rätseln soll.
Ich hingegen empfinde den Schüler als jemanden, der für seine Meinung einsteht. Es erfordert Mut, sich nicht bevormunden zu lassen, selbst wenn gewichtige Konsequenzen drohen.
Natürlich ist es viel besser, wenn ein nicht ausgelasteter
Lehrling den lieben langen Tag so tut, als sei er schwer
beschäftigt, obgleich er in Wirklichkeit nichts zu tun hat.
*ironie*
Das ist nämlich gang und gäbe und in meinen Augen
einfach nur sinnlos.
Quatsch!
In jeder Firma gibt es beliebig viel Sinnvolles zu tun: wenn
ein Lehrling sich langweilt - muss er nur ein Wort zum Meister
sagen und er kann arbeiten bis ihm die Arme abfallen.
Ach so, deswegen saß ich (Praktikantin) gestern also zusammen mit einem Lehrling im Labor rum und wartete ewig, bis die PCR endlich zu Ende ist und sich parallel dazu im anderen Gerät die DNA endlich im Puffer gelöst hat. Der Lehrling hat für die Prüfung gelernt, ich habe mein Buch gelesen und der Chef wusste, dass wir einfach nur warten. Das Gute ist nur: Der besagte Chef schickt einen auch schon mal nach Hause, wenn er merkt, dass es an dem Tag nichts Sinnvolles mehr zu tun gibt (dafür kann es passieren, dass man an anderen Tagen länger dableibt). Andere Chefs sind schon so, dass sie irgendwelche unnötige Arbeit erfinden, nur damit der Lehrling „ausgelastet“ bleibt.
Wenn es eine konkrete Aufgabe gibt, die
bis zu dem und dem Termin erledigt sein muss, dann ist es
egal, wann und wo ich sie mache.
Wo lebst du?
In dem gleichen Land wie du. Und, man höre und staune, ich kenne das außer von dem Praktikum auch aus meinem Nebenjob. Da gibt es eine Aufgabe und eine Frist. Erledigen kann ich die Aufgabe von mir aus auch in der Nacht von Samstag zu Sonntag, das ist egal, Hauptsache, ich präsentiere dem Chef fristgerecht das Ergebnis. Leider kann ich diese Arbeit zwar nicht von zu Hause machen (es geht um Datenbanken, die auf Firmen-Servern gelagert sind), aber ich habe 24 h, 7 Tage die Woche zutritt zum Büro.
Wo hast du jemals einen Lehrling während der Arbeitszeit ein
privates Buch lesen gesehen und anschließend das Werkstück mit
nach Hause nehmen?
Ich hab’s ja auch schon geschrieben: Auf der Arbeit ist es häufig insofern anders, als dass man die erforderlichen Geräte, Software etc. nun mal nicht zu Hause hat und deswegen die Arbeit in der Firma erledigen MUSS. Andererseits gibt es ja auch Homeworking, bei dem auch wieder die Leute ihre Zeit flexibel einteilen können - hier zählt eben das Ergebnis. Leider funktioniert das nur in wenigen Berufen.
Gruß,
Anja