Wie man liest, fordern der Baden-Württembergische Innenminister Strobl (CDU) die Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz. Und das kurz nachdem die AfD der CDU im Land bedeutsame Stimmenanteile weggenommen hat. Ähnliche Forderungen kommen des Öfteren aus den Reihen von SPD und Grünen.
Die Arbeit der Parteien im Rahmen der politischen Willensbildung ist im Grundgesetz ausdrücklich geschützt (Art 21 Abs. 1 Satz 1 GG). Offenbar scheinen Teile der genannten Parteien einen unliebsamen Konkurrenten bzw. eine Partei, die die althergebrachten Rezepte der Altparteien offen kritisiert, mittels des Verfassungsschutzes behindern zu wollen. Es scheint überdies bei Teilen dieser Parteien so zu sein, dass man die Strukturen der Regierungen in Bund und Ländern gerne an den Altparteien ausgerichtet sieht und Stimmengewinne der AfD als Bedrohung dieses Machtfaktors wahrnimmt. Könnte es vor diesem Hintergrund angebracht sein, die genannten Parteien durch den Verfassungsschutz beobachten zu lassen?
Interessant finde ich, wie man die Forderung nach Beobachtung durch den Verfassungsschutz begründet, nämlich mit dem Antisemitismus eines einzelnen Abgeordneten. Dieser ist zwar tatsächlich Antisemit, was jedoch in der AfD selbst bekämpft wird, wie man an Meuthens Vorstößen sieht. Dagegen scheint die aktuelle antisemitische Lügenkampagne des öffentlich-rechtlichen Senders ZDF, in dessen Fernsehrat ebenfalls Mitglieder von Union, SPD und Grünen sitzen, wenige zu interessieren: Drei Fragen an ZDF heute+.
Auch wenn einige sicherlich intensiv drauf eingehen werden, braucht der Aufmacher meines Beitrags nicht ganz bierernst genommen zu werden. Aber was ist das eigentlich für eine Einstellung zur Demokratie, wenn man statt eigener Versäumnisse nach Maßnahmen gegen andere ruft? Scheint aktuell in Mode zu sein, denn auch die Funktionäre der EU überbieten sich ja gerade in Hasstiraden auf die Brexiteers, während sie weiterhin fest an ihren Sesseln und den überbezahlten Jobs hängen, in denen sie mehr Schaden als Nutzen anrichten.
Zur AfD: Warum honoriert man es nicht, wenn die Partei selbst (!) ein Gutachten in Auftrag gibt, die den Antisemitismus in den Schriften einzelner Mitglieder aufdecken? Was haben denn andere Parteien getan, die es schon viel länger gibt und die auch ihre „Toilettengates“ erleben mussten? Die AfD ist noch sehr jung und hat viele Trittbrettfahrer angezogen, ebenso wie damals die Grünen oder die Piraten. Auch bei den Grünen war klar, dass irgendwelche Pädophilen nicht für die Parteiausrichtung standen, ebenso wie man weiß, dass die AfD primär prowestlich und islamkritisch eingestellt ist. Ich finde vor diesem Hintergrund den Umgang mit Gedeon sehr positiv, wenngleich einzelne andere Abgeordnete die Tragweite nicht erkennen und sich hinter diesen Politirren stellen.