Unmögliche Pflege der Angehörigen eines Demenzkran

Hallo, was passiert eigentlich, wenn die Angehörigen die
Pflege eines Demenzkranken nicht erbringen können/wollen? Ich
kann hierzu nix im Netz finden, weiß jemand die dann
erforderliche Vorgehensweise?
Für Infos wäre ich dankbar. Gruß bads24

Hallo bads24,
deine Frage ist leider sehr allgemein gestellt. Wie weit ist der Erkrankte in seiner Demenz fortgeschritten?
Können die Angehörigen überhaupt keine Betreuung leisten bleibt nur eine Unterbringung in einem Heim mit dem Schwerpunkt „Pflege demenzkranker Menschen“.
Alternativ hierzu gibt es Tagespflegeeinrichtungen. Die an Demenz erkrankten Menschen werden morgens abgeholt und in der Regel bis Spätnachmittag von Fachpersonal betreut und dann wieder zurück nach Hause gebracht.
Ein familienentlastendes Angebot ist auch eine Betreuungsgruppe für demenzkranke Menschen. Hier findet eine Betreuung über 3Stunden statt.Auskunft erteilt die Alzheimergesellschaft.
Hilfreich sind auch Gesprächsgruppen für pflegende Angehörige oder stundenweise Betreuung in der Privatwohnung.

sorry, ich war im Urlaub und habe die Nachrricht erst heute gelesen.
Ist die Anfrage noch aktuell?

schönen Gruß

brauseberta

Ja, ist noch aktuell. Mein Vater kann nicht bei uns versorgt werden. Noch lebt er autark, aber das geht vermutlich nicht mehr lange gut. Ich kann die Versorgung nicht übernehmen. Betreuung durch mich ist zwar eingeleitet, ich habe aber jetzt schon das Gefühl, hier wird ein bißchen viel vom Betreuer erwartet: Beispiel: einer der Ärzte erwartet, daß ich jeweils bei den Arztbesuchen dabei bin. Ich kann aber nicht jeweils einen halben Tag zur Verfügung stehen, um meinen Vater zu begleiten. Gruß bads24

Vielen Dank für die Info. Tagespflegeeinrichtung käme nur in Frage, wenn er anschließend in seine eigene Wohnung könnte, bei uns kann er nicht leben. Noch findet er sich zurecht, aber vermutlich nicht mehr lange. Tageweise Betreuung durch Fremde kommt wahrscheinlich auch nicht infrage, er ist vollkommen auf mich fixiert und duldet nun mal gerade so die Medikamentenreichung durch einen Pflegedienst. Viel mehr wird er wohl nicht zulassen. Gruß bads24

Es gibt viele Möglichkeiten Unterstützung von „außen“ zu bekommen.
Wohnsituation Stadt oder Land? Nachbarschaft?
Die Städte haben SeniorenService Büros. Die SSB’s haben ehrenamtliche Mitarbeiter, z.B. aus dem DUO-Projekt, diese sollten auch im Bereich Demenz informiert sein. Es gibt über die Wohlfahrtsverbände die Möglichkeit Alltagshilfen oder Alltagsbegleiter zu engagieren. Mittlerweile gibt es qualifizierte Alltagsbegleiter für Demenz.
Bei Beantragung der Pflegestufe 0 bei eingeschränkter Alltagskompetenz stehen z.B. Zuschüsse für eine zeitweise Betreuungsperson zu (sog. Verhinderungspflege, d.h. wenn Sie verhindert sind, Ihren Vater zu betreuen/begleiten) siehe:
http://www.pflegestufe.info/pflege/wer.html

Sicher hat der Arzt seine Gründe, dass er eine Bezugsperson bei der Untersuchung oder beim Gespräch dabei haben möchte. Vermutlich ist Ihr Vater kognitiv nicht mehr in der Lage die jeweilige Situation zu erfassen und würde ggf. wichtige Behandlungsmaßnahmen bagatellisieren oder verschweigen.

Schauen Sie nach einer geeigneten Vertrauensperson, an die sich Ihr Vater halten kann, denn den Halt aus seiner einst sicheren Welt, den wird er immer weiter verlieren.
Und jede Unsicherheit bedeutet Rückzug und letztlich auch Abwehr.

LG
brauseberta

Hallo bads24,
An Demenz erkrankte Menschen zu pflegen und zu betreuen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die oft die physischen und psychischen Grenzen der Betreuungsperson überschreitet.
Der Verlauf einer Demenz ist sehr individuell. Es kann möglich sein, daß der Erkrankte im fortgeschrittenen Stadium mehr Pflege und Betreuung und somit auch Einmischung in seinen individuellen Tagesablauf zulässt.
Sodaß dann auch die Fixierung auf eine Bezugsperson nachlässt und unterschiediche Pflegepersonen zugelassen werden.
Ich wünsche Dir viel Kraft in der Pflege
Gruß
Sabine

Mir geht es genau so.
Guten Tag,

Hallo Bads 24,

Ich hoffe, du liest meine Zeilen. Mir geht es genau so wie dir. Ich bin als einzige mögliche Pflegepersonal für meine Omi (92) übrig geblieben. Ihre Demenz ist nach viel zu wenig Essen, unkontrollierter Medikamenteneinnahme, daraus resultierender Herzschwäche und Schlaganfall ziemlich weit fortgeschritten. Ich habe sie jetzt nach dem 3 wöchigem Krankenhausaufenthalt erst mal zur Kurzzeitpflege in einem „Seniorenhotel“ untergebracht. Momentan weiß ich nicht wie ich danach weiter machen soll. Ich kann sie aus Angst vor irgendwelchen Zwischenfällen, die jetzt im Heim ständig passieren (packt alles Sachen ein und will nach Hause, geht in fremden Zimmern aufs Klo und muss danach komplett geeinigt und neu einholender werden, ist fast nichts, ist Nachts unterwegs etc.) und auch aus Zeitmangel (bin selbstständig und habe 3 Angestellte, ergo muss mich um meine Firma und Existenz kümmern) nicht zu Hause versorgen. Aber ich habe so ein schlechtes Gewissen. Eine Vorsorgevollmacht habe ich und finanziell ist ein gewisser Spielraum vorhanden. Kannst du mir einen Tipp geben. Vielen Dank schon mal. Jackie

Hallo GiGi288a, ja, natürlich lese ich Deine Zeilen und vielen Dank dafür. Wie bei so vielen Dingen, mußte ich auch bei diesem Thema erstmal meine Informationen zusammentragen. Zwischenzeitlich weiß ich eben auch, daß Demenzkranke sich eine Fixperson suchen, was natürlich meitens der Partner ist, aber wenn der nicht vorhanden ist, ist es eben jemand anderes. In meinem Fall bin ich es geworden. Ich selbst bin auch nicht gaznz gesund und habe während meiner Therapie festgestellt, daß es auch ein Familiengeschichte hierzu gibt. Und ich es auch zugelassen habe, daß diese Aufgabe auch an mich „delegiert“ wurde. Daher bin ich jetzt eben auch sehr aufmerksam, daß mir nicht auch noch mein eigenes „Leben“ genommen wird. Ich orgenisiere, tue und mache, aber ich habe eben auch gelernt, einige Dinge zu verteilen.Man muß einfach auch lernen, daß ma Es wn von nun an die Enscheidungen für den Betroffenen zu übernehnmen hat, egal wer es ist, ob nun Oma und Vater. Für mich war das anfangs besonders schwierig, weil es auch immer noch mein Vater ist. Also eigentlich eine Respektsperson. Und ich immer noch unangenehm berührt bin, in seinen Unterlagen zu wühlen. Nach kurzen Augenblicken der Abwehr, (nun mußt Du das auch noch machen!) ist er im Grunde aber eigentlich froh, daß ich ihm all diese Dinge abnehme. Schade finde ich nur, daß die nette Zeit vorrüber ist, wo ich nur mal so zum Kaffee bei ihm war. Ich habe jetzt halt immer irgendwas zu erledigen bei ihm. Letztens wollte ich auch nur mal bei ihm Kaffee trinken, war am Ende stundenlang mit seinen Papieren beschäftigt und habe dann auch noch diverse Dinge mit zu mir genommen. Es ist wirklich nicht einfach, sich dagegen zu entscheiden, die totale Pflege zu übernehmen. Und ich stelle auch fest, daß von sämtlichen öffentlichen Stellen und Hilfsorganisationen eigentlich nicht vorgesehen ist, die Pflege naher Angehöriger in fachlich versierte und fremde Hände zu geben, eigentlich nicht vorgesehen ist. Wobei man definitiv auch bedenken muß, daß dies Jobs sind, die zumeist von den weiblichen Angehörigen übernommen werden. Und ich kann, will und werde dies nicht machen. Meine Ehe würde das nicht überstehen und ich möchte auch nicht von meinem Mann abhängig sein. Ich kann meinen Job nicht aufgeben für eine äußerst ungewisse Zukunft. Hartz IV würde ich nicht bekommen, solange ich verheiratet bin. Und meine Altersversorgung ist noch nicht in greifbarer Nähe. Also bleibt mir nur, in irgendeiner Weise zu organisieren, daß mein Vater alle erdenkliche Hilfe vom Fachpersonal erhält und ich unterstützend darauf einwirke. Für Außenstehende mag das befremdlich sein, für mich ist das irgendwie ein Selbstschutz.

Ich wünsch Dir alle Kraft und die Erkenntnis, daß nun der Zeitpunkt gekommen ist, wo man nahen Angehörigen in ihrem Sinne die Entscheidungen abnehmen muß.
bads24