Unregelmäßiger Komperativ und Superlativ von 'gut'

Hallo!

Mir ist mal aufgefallen, dass der Komperativ und Superlativ des Adjetktivs mit der Bedeutung „gut“ ist vielen Sprachen unregelmäßig ist.
Also…

Deutsch:
gut, besser, am besten
Englisch
good, better, best
Latein:
bonus, melius, optimus

Sogar auf Finnisch (obwohl keine europäische Sprache) ist es fast das EINZIGE unregelmäßige Adjektiv:

hyvä, parempi, paras

Aus Russisch ist es, so weit ich weiß, genauso und in einigen weiternen Sprachen auch.

Meine Frage:
Woran liegt das? Gibt es dafür vielleicht gar einen sprachphilosophischen Grund?

Gruß,
Michl

Mir ist mal aufgefallen, dass der Komperativ und Superlativ des
Adjetktivs mit der Bedeutung „gut“ ist vielen Sprachen unregelmäßig ist.
Woran liegt das? Gibt es dafür vielleicht gar einen sprachphilosophischen Grund?

Jein. Ich vermute Folgendes: Bei der Entstehung vieler Sprachen waren zunächst einmal die meisten Formen »unregelmäßig«, würden sich also – von einem heutigen Standpunkt aus gesehen – keiner Konjugation oder Deklination zuordnen lassen. Da es sprachlich unökonomisch ist, zwei Verben oder zwei Adjektive zu haben, die sehr ähnlich klingen, aber völlig unterschiedlich gebeugt werden, wird es immer Tendenzen gegeben haben, Verbformen einer Regelmäßigkeit unterzuordnen. Zudem dürfte es zu jeder Zeit einer bestimmten Gruppe von Sprechern unbekannt gewesen sein, wie die korrekte unregelmäßige Form lautete, sodass durch stetigen Gebrauch die zunächst falsche regelmäßige Form vorherrschend wurde. An beidem hat sich bis heute nichts geändert: Bei deutschen Verben wie »backen« haben die regelmäßigen Präteritum-Indikativ-Formen »backte; backtest; backte; …« die unregelmäßigen »buk; bukst; buk; …« nahezu verdrängt. Das Ergebnis ist, dass wir im Hochdeutschen dieser Tage weniger unregelmäßige Verben haben als vor rund 1000 Jahren.

Nun nehme ich an, dass die Verben und Adjektive, bei denen die unregelmäßige Form langfristig überlebt, solche sind, die grundlegend sind für die menschliche Kommunikation, weil sie Tätigkeiten, die häufig ausgeführt werden, oder Unterscheidungen, die häufig vorgenommen werden, beschreiben. Bei diesen Wörtern sollte es demnach aufgrund ihrer Frequenz nicht vorkommen, dass einer die richtige Form nicht weiß oder nicht einmal korrigiert wird. Gestützt wird diese These beispielsweise durch Sprachen wie das Türkische – einziges unregelmäßiges Verb: »olmak« (sein) –, das Lettische – einzige unregelmäßige Verben: »būt« (sein/haben), »iet« (gehen), »dot« (geben) – oder das Englische – einzige unregelmäßige Adjektive: »good« (gut), »bad« (schlecht), »far« (weit), »old« (alt), »little« (wenig), »many/much« (viel) –, deren unregelmäßige Formen zu Wörtern des Grundwortschatzes gehören. Natürlich gibt es Gegenbeispiele, die man jedoch erstens einzeln betrachten müsste und die zweitens nicht notwendigerweise meiner Vermutung widersprechen.

Gruß
Christopher

Ich vermute Folgendes: Bei der Entstehung vieler
Sprachen waren zunächst einmal die meisten Formen
»unregelmäßig«, würden sich also – von einem heutigen
Standpunkt aus gesehen – keiner Konjugation oder
Deklination zuordnen lassen. Da es sprachlich unökonomisch
ist, zwei Verben oder zwei Adjektive zu haben, die sehr
ähnlich klingen, aber völlig unterschiedlich gebeugt werden,
wird es immer Tendenzen gegeben haben, Verbformen einer
Regelmäßigkeit unterzuordnen.

Hallo

Ist diese Vermutung irgendwie wissenschaftlich fundiert? Ich vermute nämlich das exakte Gegenteil, nämlich daß die häufigsten Wörter es sind, die durch den Gebrauch erodierten und von regelmäßig zu unregelmäßig wurden. Das läßt sich auch quer durch verschiedene Sprachsysteme feststellen. „gut“ und „besser“ ist wahrscheinlich eines der häufigsten Adjektive überhaupt (neben groß, klein usw.) und hat sich daher getrennt entwickelt. Sprachen (die Komparative und Superlative bilden) bilden diese häufigsten Wörter unregelmäßig.

Außerdem vermute ich anhand von Beobachtung, daß die weniger häufigen Formen es sind, die im Laufe der Zeit aussterben und durch andere ersetzt werden.

Eine der erodiertesten Sprachen ist das Englische. Es ist im Vergleich zum Deutschen viel stärker abgeschliffen (fast keine Verbformen, nur eine Anredeform, Fälle durch Präpositionen ersetzt, nur ein Geschlecht).

In Sprachen mit eigener Hochsprache findet diese Erosion bei der Hochsprache nicht statt, da es eine geschriebene und nicht gesprochene Form ist (also eine konservierte).

Welche der beiden Vermutungen stimmt den nun?

Gruß
datafox

Für mich jedenfalls klingen beide Versionen plausibel. ;o)

Danke schon mal!

Hat sonst noch jemand einen Vorschlag?
Oder hat die Sprachwissenschaft gar die Antwort und jemand kennt sie?

Hallo Michl!
Nur ganz kurz der Vollständigkeitshalber:

Mir ist mal aufgefallen, dass der Komperativ und Superlativ
des Adjetktivs mit der Bedeutung „gut“ ist vielen Sprachen
unregelmäßig ist.

Tatsächlich ist es bei uns auch unregelmäßig, ALLERDINGS NUR teilweise. Wir sagen:
Bueno - mejor - el mejor
Aber es ist nicht der einzigen, den wir unregelmäßig haben… ;o))
Schöne grüße,
Helena *die sonst auf Deine Frage nicht eingehen kann*