Hallo Susanne,
das große Interesse der Medien und die riesige Anteilnahme
steht nicht in meiner Macht.
Das ist mir schon klar und keiner da, der Dir das irgendwie vorgeworfen hätte.
Und wer sagt, ob es verdient ist oder nicht?
Dass ein Mensch, und seinen Umständen mehr oder weniger mediale Interesse verdient hat, habe ich ausschliesslich insofern in Frage gestellt, im Vergleich zu dem Mauerfall und die (lange zurück gebliebene) Progrommnacht. Keineswegs auch ansatzsweise nicht, habe ich mir angemasst (sagt man so?) in frage zu stellen, wie sehr einen einzelnen Menschen (und das meinetwegen Millionenfach) zu leiden oder zu trauern hat. DAS ist ein großer Unterschied, von dem ich dachte es war in meinem Posting eindeutig genug.
Und das war auch nicht die Motivation meines Postings.
Ich habe meinen Posting an Deinen angehängt, weil es bei Dir nicht nur um Deine persönliche Gefühle, Dein privates Trauern ging, sondern auch auf das Thema Medien eingegangen bist.
Ich bin schon lange Fan von den Roten, sitze bei jedem
Heimspiel am selben Platz. Ich bin kein Hardcore-Fan, doch die
Mannschaft liegt mir schon lange Jahre am Herzen.
Das finde ich ausgezeichnet.
Aber meine Frage ging es um die Gewichtung von Nachrichten. Wer und warum wird entschieden, daß der Tod eines Fußballers mehr Zeit, Mühe, Platz (in den Zeitungen, zB.) und Arbeit „verdient“, als das Verschwinden eines ganzen Landes.
Wir haben uns echt gefreut, als Robert Enke gegen Hamburg
wieder auf dem Platz stand. Man konnte sehen, dass er der
Mannschaft Stabilität gab. Unsere „Bank“ eben.
Das finde ich ebenfalls toll, aber es ist eine Sache von Dir und die von „Eure“ Bank -und wohl einige Tausenden mehr Menschen…
Der Mauerfall betraf aber Millionen von Menschen und die Konsequenzen waren auf die ganze Welt zu spüren.
Noch heute suche ich in der spanischen Presse einen Bericht über den Selbstmord Enkes und ich frage mich, ob jemand ihn in Spanien kennt/kannte oder um seinen Tod trauert.
Weil er für unsere Mannschaft verdammt wichtig
war, weil wir ihn sehr mochten.
Wie gesagt, ich stelle weder seine Leistungen, noch Deine Gefühle in Frage (das wäre ja allerhand!). Ich frage mich nur wieso redet man 5 Tagen fast nur von ihm und von dem 20-sten Jubiläum des Mauerfalls wird es verhältnismäßig, nur am Rande erwähnt…
Und wollte dann einfach mal
kundtun, wie traurig unser Trupp ist. Das ist alles.
Ist auch OK.
Und ich bin es leid, als trauriger Fan das große mediale
Interesse und die Betroffenheit weiterer Fans zu
rechtfertigen.
Muß du auch nicht. Deinen Gefühlen in aller Ehre, aber diesen haben NICHTS mit dem medialen Echo zu tun.
Selbst der Mord in der münchner S-Bahn von dieser Mann, der Kinder schützen wollte, hat nicht einmal die hälfte der aufmerksamkeit in den medien gefunden, wie der Selbstmord Enkes…
Ja, für mich rückte der Mauerfall und die Pogromnacht in den
Hintergrund.
Betonung liegt wohl in „für dich“…
Ich war betroffen und traurig. Und ich habe nicht
die Absicht, diese Gefühle in Zukunft „korrekter einzusetzen“.
Das verlangt ja auch keiner.
Ich war sehr betroffen von den Bildern über die Feierlichkeiten in Berlin, anläßlich dieses Jubiläums. Auch ich habe nicht vor, diese Gefühle von mir „korrekter einzusetzen“. Und es wird ja auch nicht von mir verlangt.
Nochmals um das klar zu stellen (was ich im meinem Posting schon sagte)und um meinerseits abzuschliessen: Ich drücke mein Beilied aus für alle, die trauern. Aber ich verstehe nicht das ganze Ausmaß des „Tam-Tam“ um einen Selbstmörder.
Denn das scheint erwartet zu werden.
Das erscheint es wohl nur Dir.
So sieht’s aus.
Finde ich nicht.
Gruß,
Helena