Meine „kleine“ Schwester ist seit ca. 2 Monaten neben immer schon bestehenden häuslichen Schwierigkeiten (der Mann ist massiver, aber nicht gewalttätiger Alkoholiker) von der Angst und dann auch bestätigter Diagnose sowie entsprechender OP wegen Lungenkrebs arg gebeutelt worden. Wir haben in der gesamten Zeit manchmal mehrmals täglich telefoniert.Über Alles, vor Allem Ihre zu Recht bestehenden Ängste, aber auch Hoffnungen.
Seit etwa 2 Wochen wissen wir, dass sie Glück im Unglück gehabt hat.
Keine Chemotherapie notwendig, es gibt auch keine Metastasen.
Bis vor einer Woche haben wir fast täglich telefoniert, meistens habe ich angerufen.
Sie war immer ganz froh, sich über das häusliche Desaster ausmàhren zu können. Nun „erwarte“ ich sture Kuh schon ein bisschen, dass Sie mal selber wieder aktiv wird (Alltag kehrt ja wieder ein). Zumal es konkrete Anlässe eher unwichtiger Natur gibt (dann mache ich das eben).
Kurzum: Soll ich warten, bis sie sich meldet oder soll ich weiterhin ein bisschen ďie Rolle der mama ähnlichen großen Schwester einnehmen? Bin ich eigentlich nicht begeistert von.
War die „Notzeit“ okay, da konnte ich gar nicht anders…
Dank für ehrliche Meinungen.
LG
Rebekka
Hallo,
nur als Anregung: Das waren Wochen, Monate der Anspannung. Jetzt ist die Luft raus.
Jetzt ist sie erstmal platt.
Ein unpassender Vergleich, aber mir fällt gerade kein besserer ein: längere, schwierige Arbeit (einige Monate, eventuell Jahre) mit Deadline. Besonders die letzten Monate sind extrem angespannt. Und dann ist man fertig. Und fühlt - erstmal nicht. Man ist erledigt, leer. So schnell stellt sich auch bei einer positiven Anspannung der Alltag nicht ein.
Mit anderen Worten: sie braucht wahrscheinlich einfach nur Ruhe. Kann sein, dass das nächste Mal, wenn sie sich meldet, wieder Chaos herrscht - weil das Chaos sie eingeholt hat, bevor sie sich genug erholt hat.
Ich würde mich melden, aber ohne Druck. Und irgendwann, wenn du merkst, dass sie darauf ansprechbar ist, würde ich auch die eigenen Gefühle ansprechen. Aber das hat Zeit, finde ich.
Grüße + von mir wirklich Hochachtung, wie du dich um die Schwester gekümmert hast
Siboniwe
Hallo Amokoma,
wie war denn vor der großen Krise Euer Kontakt?
Warst Du da nicht auch irgendwie der aktivere Part?
Vielleicht ist Deine Schwester wirklich gerade dabei, sich neu aufzustellen und braucht etwas Zeit für sich dafür.
Ich würde die täglichen Anrufe etwas ausdehnen und mal ein unverbindliches „melde dich die Tage einfach mal“ einfließen lassen.
LG, Mao
Dank Euch beiden. Unser Kontakt war immer gut und vertrautt. Ich werde aber nun die „alten“ Regeln wieder in Kraft setzen: Wenn es Nix Besonderes gibt, telefonieren wir Sonntags miteinander.
Manchmal ist sie auch für Ihr Temperament euphorisch. Vielleicht kann ich ihr ein Kaffeetrinken auf halber Strecke - für Sie ein Mordsunternehmen, für mich fast Alltsgsbelustigung - nahe bringen. Wir sind sehr unterschiedlich. Sie blüht aber immer auf! wenn ich sie zu irgendeinem Abenteuer aus ihrer Perspektive rum gekriegt habe. Dann lacht sie wiedrr, ist witzig und frech! Diese Gaben braucht sie nun wieder.
Ich werde mich in Geduld üben aber nicht nachlassen.
LG
Rebekka
Ich beherzige was Ihr mir geraten habt und habe mich gegen mein Gefühl zurückgehalten. Und dann ruft sie mich an, um zu erzählen, dass sie eigentlich einen schönen Tag hatte, dass sie nun aber weinen muss , dass sie mich immer nur anruft, wenn es ihr schlecht geht, deshalb ein schlechtes Gewissen hat. Dann schluchzt sie weiter.Ich sage Ihr, dass ich dafür da bin, dass sie weinen kann und dass das gut ist. Dass Geschwister dafür da sind. Dann kommt sie mit unserem emotional missratenem Bruder.
Sie ist arg depressiv, erkennt es selber, will nun aber nicht einsehen, dass das Folgeerkrankung nach der Krebsgeshichte ist.
Aus dem Stand würde ich zu ihr hinfahren und sie ein bisschen an die Hand nehmen. Sie will das auch, ich darf sie aber nicht besuchen, weil sie sich für ihr Zuhause so schämt.
Mir ist nach Überfallaktion. Ich fahre einfach hin, suche mir vorher eine Pension, und dann bin ich einfach da und sie kann nicht anders, als die Hand der „großen“ Schwester zu nehmen.
Ich bin sehr ratlos…Dank für hilfreiche Übrrlegungen.
LG
Rebekka
Was mich mittlerweile doch ziemlich belastet - aber nicht ständig - ist die Tatsache, dass meine kleine Schwester derzeit und wohl auch noch länger in so einem Wechselrad aus Gefühlen steckt und dass ich das ganz ernst nehme. Ich kann sie gut verstehen. Sie merkt das auch und traut mir.
Sie fragt mich aber nach Dingen, die nicht ich entscheiden kann, sondern nur sie selber.
Wir haben einen deutlich jüngeren Bruder, der uns beiden derzeit aber auch früher nicht gerade eine Hilfe war. Sondern nur für Sorgen oder Trubel gesorgt hat.
Ich war immer die eher sehr konsequente ihm gegenüber, auch die Harte. Ulrike die Nachsichtige, warme und Weiche.
Nun ist sie enttäuschter über den kleinen Bruder, als ich es je war.
Er benimmt sich halt unverändert völlig egozentrisch und ohne erķennbares Gefühl für Andere.
Meine bekloppte Position ist die, dass ich versuche, die beiden wieder ein bisschen zueinander zu bringen. Mein kleiner Bruder ist für mich ein Kotzbrocken, für meine Schwester aber ein böser lieber Kleiner.
Wie kriege ich da Realität rein?