Wie könnte/sollte Demokratie sinnvoll praktiziert werden? Dass sie gegenwärtig nicht sinnvoll, sondern sogar gefährlich ist, zeigt das sich abrollende Drama vom Brexit. Mit einer „Mehrheit“ von 51,8% wurde über das langfristige Schicksal von Millionen entschieden. Wie viele von diesen 51,8% wussten über die katastrophalen Folgen eines Austritts Grossbritanniens aus der Europäischen Union? Ist es sinnvoll, dass die Stimme eines halbgebildeten und uninformierten Bauern in Wales das gleiche Gewicht hat wie die eines weitsichtigen Professors der London School of Economics?
Hi.
Ja, nennt sich, wie du bereits gemerkt hast, Demokratie. Weiterhin würde ich an deiner Stelle mal meine Aussagen und Ansichten über gewisse Berufsgruppen hinterfragen
Sagen wir mal so:
Der Begriff Demokratie bedeutet tatsächlich nicht, dass immer jeder wählen können darf. Im alten Griechenland durften Frauen nicht wählen, Sklaven sowieso nicht und so weiter.
Jede Gesellschaft kann sich natürlich aussuchen, wer wählen darf.
Im einfachsten Fall, darf das nur einer, den nennen wir mal den König. Ich denke du siehst das Problem. Je kleiner die Gruppe, die wählen darf, desto eher wird die Gruppe vor allem ihre eigenen Interessen sehen. Die aktuelle Lösung, das einfach jeder wählen darf, führt vielleicht nicht zur optimalen Lösung, aber zur Gerechtesten.
Das ist ja der Sinn der Demokratie! Ansonsten könnten wir ja eine Monarchie wie in Russland wieder einführen…
Was unter Umständen nicht verkehrt ist. Es gibt Völker die können mit Demokratie halt nix anfangen. Bei denen ist eine Diktatur für alle Beteiligten „besser“.
demokratie.
das große missverständnis.
das besondere an mehrheiten ist wohl, dass sie minderheiten gegenüberstehen.
und dominieren.
andererseits:
manchmal stehen auch minderheiten wie ca. 30% cdu in der „mehrheit“.
obgleich ca. 70% anders gewählt haben.
sie regieren dennoch.
was nun den brexit angeht, mein lieber, befürworten aktuell doch glatt fast 50% einen ausstieg.
soll man nun tatsächlich dieser minderheit aus
die verantwortung übertragen?
im sinne einer richtlinienkompetenz?
pasquino
Hallo,
Woraus schließt Du, dass ein „Professor der London School of Economics“ automatisch eine bessere Entscheidung für den größten Teil der Gesellschaft fällt, als der „halbgebildete, uninformierte Bauer aus Wales“.
Aus meiner Sicht ist die Abstimmung zum Brexit kein Beispiel dafür, dass einige Menschen durchdachter abstimmen als andere. Statt dessen sehe ich das als Zeichen dafür, dass der Abstimmungen gewinnt, der am lautesten schreit und dessen Geschrei vom Pöbel der Journaille verbreitet wird.
Du schreibst es ja selbst: „uninformierter Bauer“. Jetzt stell Dir mal vor, der „Professor“ hätte versucht, sachlich, wissenschaftlich begründbar, die Folgen der möglichen Abstimmungen aufgezeigt. Der „Bauer“ wäre informiert und hätte die Argumente abwägen können - für sich selbst und für den Rest der Gesellschaft. Wenn ich mir allerdings das Gros der Presseorgane in Deutschland ansehe (und der Einfachheit halber mal davon ausgehe, dass es in Großbritannien nicht anders aussieht), sehe ich viele Artikel, die Meinungen widerspiegeln, sogar Propaganda für bestimmte Kampagnen machen, aber nur selten versuchen, möglichst umfassend über verschiedene Ansichten zu informieren und dem geneigten Leser so die Möglichkeit bieten, sich selbst eine fundierte Meinung zu bilden.
Mit anderen Worten: die Idee, dem Stimmrecht einiger Menschen ein höheres Gewicht zu geben, ist aus meiner Sicht das Gegenteil einer freien Gesellschaft, das Ende einer recht gut funktionierenden Demokratie.
Grüße
Pierre
Demokratie ist ja nicht deshalb sinnlos, weil sie schwieriger als andere Staatsformen umzusetzen ist. Im Augenblick ist gut zu beobachten, wieviel einfacher es sich einzelne Personen, Kliquen, vermeintlich Gleichgesinnte oder -interessierte machen müssen, um angeblich " das Volk" zu repräsentieren.
Mit VersprecHunger kann man viele Wähler halt locken. Und klitzekleine unsichere „Fortschritte“ bei dem, was der zur Kenntnis genommenen zustimmenden Bevölkerung gefallen hat, werden als Bestätigung interpretiert und verkündet.
Und viele glauben es.
Demokratie erfordert, dass Nachfragen, Kritik und auch Aufbegehren (im Rahmen allseits geltender Regeln) möglich sind und nicht etwa bestraft werden, sondern zur Grundbildung gehören.
LG
Amokoma1
Woran es wohl liegt, dass so viele Menschen „halbgebildet“ sind und wirklich „schlaue Leute“ kein Gehör finden?
Das ist der Trick der Chose:
Die langfristige Verblödungspolitik zeigt „gute“ Erfolge.
Ungebildetes „Wahl-“ Volk ist doch viel leichter zu lenken und zu melken.
Bist du dir sicher, du hast dich über den Popp ausreichend informiert, ehe du den verlinkt hast?
Mal ganz abgesehen vom Inhalt, den jeder Ökonom sicherlich in 2 Minuten zerpflücken könnte.
Bei Entscheidungen von derartiger Tragweite wie dem Brexilt sollte die Gruppe, die die Veränderung des Ist-Zustandes herbeiführen möchte, eine höhere Legitimaton, mindestens 2/3, erreichen müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Obgleich ich beim Brexit das Ergebnis des Votums gutheisse, sehe ich auch die gesellschaftliche Spaltung in nahezu gleich grosse Lager. Wenn etwas geschieht, was etwa die Hälfte der Bevölkerung ablehnt, ist das nicht gut für das Ansehen der Demokratie.
Aeh, nein, nicht Bevoelkerung, die Haelfte der zur Wahl gegangenen. 52 Prozent von 72,2 Prozent Wahlbeteiligung der Waehler. Insgesamt stimmten 17,4 Millionen Wähler für den Brexit von 60,4 Mio Einwohnern sind dies 29 Prozent der Bevoelkerung.
Genauso kritisch, wie seine Gedanken zum Thema Chemtrails?
Das ist das Risiko, das in der Demokratie liegt. Populismus verhindert gute Entscheidungen.
So ist auch die NSDAP an die Macht gekommen, mit den bekannten kathastrophalen Folgen.
Hallo,
Demokratie ist nun mal auch das Recht auf Dummheit und Irrtum. Der Vorteil einer halbwegs funktionierenden Demokratie ist aber nun mal, daß es eine institutionalisierte Möglichkeit gibt, Entscheidungen zu korrigieren.
Und das es auch Professoren - insbesondere der Ökonomie - gibt, die völlig verbohrt und unbelehrbar ein ideologisches Glaubensbekenntnis wiederkäuen, ist auch nicht unbedingt neu.
By the way: eine der hellsichtigsten Menschen der jüngeren deutschen Geschichte war Georg Elser, ein einfacher Schreiner, der schon ein klares Bild des Charakters und des Weges der NS-Diktatur hatte (und entsprechend handelte) zu einem Zeitpunkt, als sich noch große Teile der angeblichen „Eliten“ in Wegschauen, in-die-Tasche-lügen oder sogar mitmachen übten.
&Tschüß
Wolfgang
Wußte schon Schiller:
„Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn.
Verstand ist stets bei wen’gen nur gewesen“
(Demetrius)
Stimme völlig zu. Der Meuthen ist so einer.
Ansonsten hebt sich Dein Beitrag wohltuend sachlich und informiert vom sonstigen Stammtischgeplapper in diesem Thread ab.
Gruß MG
Gegenfrage: Ist es sinnvoll, dass die Stimme eines vom Staat alimentierten Prof. das gleiche Gewicht hat wie die Stimme eines Facharbeiters, der mit seiner Arbeit den Staat und damit den Prof. alimeniert?
=> deine Frage und meine Gegenfrage sind beide unsinnig.
Mein Argument ist: „Demokratie“ ist für mich niemals „die Mehrheit entscheidet“, sondern jederzeit Schutz der Minderheit u.a. auch vor der Mehrheit.
Demokratie = Menschenrechte, Bürgerrechte, Minderheitenrechte
Es geht also m.E. ums Grundsätzliche des Demokratieverständnisses bei deiner Frage, nicht um Bauern und Professoren.
Gruß
F.