Hi,
ich versuche mal aus der Sicht eines Pflegenden zu antworten.
Angenommen : Die Frau fiel im Krankenhaus oft hin (
Schädelprellung, Hand- und Beinbruch ),machte unter sich weg,
nahm keine verbalen Inhalte auf ( über Wochen ) …die Ärzte
immer : Neeeeein das ist nichts !
Stürze kann man im Krankenhaus nicht immer verhindern. Sowas passiert. Sowas kann auch im häuslichen Umfeld passieren. Wenn jemand im KH stürzt, so ist zunächst erstmal festzustellen, das nichts passiert ist. Das macht man mit Hilfe von Röntgen und im Falle einer Kopfbeteiligung mittels CT. Eventuell noch ein weiteres, da Nachblutungen im Kopf sich meist erst später zeigen.
Wenn also bildgebende Diagnostik gemacht wurde und diese vom Radiologen ausgewertet sind und da nichts ist, wird da auch zunächst erstmal alles ok sein.
Angenommen: Man hat die Diagnose anhand der Symptome aus
Fachliteratur erarbeitet und sie den Ärzten präsentiert - und
es hieß : Najaaaaaaa das kann schon sein - dann müßen wir halt
den Neurologen einschalten und ein CT veranlassen…ahhhh
jaaaaaaaa
So einfach ist das nicht.
Man kann als Laie nicht eine Diagnose erstellen und sie dann den Ärzten präsentieren. Gerade bei Demenz - es handelt sich dabei um eine Ausschlussdiagnose - ist es wichtig, das - wie du schon schriebst - die Ärzte sagen, dass ein Neurologe, CT, Psychologe meinetwegen eingeschaltet werden muss. Letzterer macht dann einen Demtec oder MMST Test. Die Zusammenarbeit mit Neurologen usw ermöglicht dann eine Diagnosefeststellung. Ferner gehört dazu noch - wenn angebracht - ein EEG, EKG, Duplex und Laboruntersuchungen.
Bei aller Liebe und Aufwand: das ist mit Symptomen aus der Fachliteratur nicht einfach so abzuleiten, zumal viele Erkrankungen das Bild einer Demenz zeigen, ohne das die Betroffenen eine Demenz haben.
Übrigens: Eine Alzhzeimer-Demenz mit Anfang 50 ist garnicht mal so unüblich. Es müssen nicht immer Personen sein, die jenseits der 80 sind. Die jüngste Alzheimer Patientin die ich hatte war 45.
Angenommen : Es geht jetzt um die Frage der Unterbringung
…die Dame wog zuletzt 38 KG.
Es wurde von seiten der Ärzten gesagt, daß Sie nicht mehr
alleine zu Hause sein kann ( aber keiner wollte das
unterschreiben ).
Jedes größere KH hat einen Sozialdienst, der sich um solche Angelegenheiten kümmert. Da einfach mal ansprechen, ob dieses KH solch einen Dienst hat oder nicht. Fall wenn nicht, welcher Sozialdienst dann am ehesten in Frage kommt. Hinzu hat jede größere Stadt einen sogeannten SPD (Sozialpsychiatrischen Dienst). Da kann man sich auch wenden.
Die Tochter hat die Betreuung ( also gerichtlich entschieden )
übernommen - kann also auch über den Aufenthaltsort bestimmen.
Angenommen : Irgendwie will keiner der Ärzte so recht
schriftlich was niederlegen, was die angemessene Unterbringung
sehr schwer macht …
In dem Fall würde ich sagen, dass eine Heimunterbringung schon von Nöten ist. Auch wenn die Person erst Anfang 50 ist und „zu jung“ fürs Heim ist: Man muss sich erstmal im Klaren sein, was ein Heim überhaupt ist. Es ist eine Einrichtung für Menschen, die sich selber nicht mehr Versorgen können. Die Dame wird nicht grundlos knapp 40kg wiegen.
Wie will sie in diesem Zustand ihren Haushalt führen? Wie Lebensmittel einkaufen? Wie kochen und sich selber versorgen? Wie soziale Kontakte aufrechterhalten? Wie sich selber waschen?
Ein Altenheim - finde ich nicht gut …da gehört eine
50-jährige noch nicht hin …
Eine WG für Demenzkranke - dafür ist der Gesundheitszustand
nicht gut und sie ist zu pflegeaufwendig …
Eine Demenz-WG setzt vorraus, das die Leute dort sich noch zum größtenteil selber versorgen können. Es wäre eine Alternative, aber nach deinen Schilderungen ist sie dort fehl am Platz.
Mag sein, dass du eine Heimunterbringung nicht gut findest. Aber anscheinend sind die Angehörigen ja wohl auch mit der Situation überfordert, sonst könnte ich mir den desolaten Zustand der Frau nicht erklären. Es bestünde noch die Form der ambulanten Versorung, aber da kommt maximal 3x am Tag jemand. Reicht das aus? Oder besteht eine so intakte Familienbande, dass eine Versorung (auch Nachts!) optimal und ausreichend gewährleistet ist? Nein? Was also bleibt einem anderes übrig als sich proffesionelle Hilfe zu suchen und die Frau würdevoll und so wie es nötig ist zu versorgen?
Angenommen: Es ist erstmal entschieden worden, daß die Frau in
eine geschlossene Einrichtung ( also Psychiatrie ) soll
…warum ? ( Sie ist zwar verwirrt und pflegeaufwendig - aber
nicht auffällig oder suicidal)
Weil sie sich nicht selber versorgen kann. Psychiatrie bedeutet doch nicht gleich suizidal. Gerontopsychiatrische Abteilungen einer Psychiatrie sind speziell für Demenzerkrankte ausgebildet und können vorrübergehend eine 24h Versorgung gewährleisten, wozu die meisten Familien garnicht im Stande sind.
Plus: von dort aus kann mit den Sozialarbeitern gemeinsam mit den Angehörigen eine Lösung gefunden werden, weil das deren Job ist.
Die meisten verwirrten Menschen, die vorher noch zu Hause gelebt haben und sozial dekompensieren (Unterversorgung, Herd angelassen, Ängste etc) kommen erstmal in eine Psychiatrie.
Psychiatrie bedeutet nicht: rein in die Gummmizelle und Zwangsjacke an.
Angenommen : Ich habe Berichte gesehen und gelesen über
Hospize, z.B. auch über längerfristige Unterbringung ( bei
Krebstumorerkrankungen)…wo keiner wußte, wie lange es
dauert …
Nein, Hospiz kommt nicht in Frage.
Es sei denn sie wäre unheilbar krank und der Tod stünde vor der Tür. Dafür sind die Hospize nicht angelegt. Dort wird zwar eine pflegerische Grundversorung gewährleistet, aber alle Lebensverlängernden Massnahmnen (Antibiosen, andere Medikamente, die das Leiden unnötig in die Länge ziehen) werden nicht durchgeführt.
Angenommen : Bei der Dame ist es ja schon kritisch mit 38 kg
und sie ist wie gesagt sehr instabil …die Tendenz ist eher
zur Verschlechterung …
Angenommen : Irgendwie will keiner bei der richtigen
Unterbringung helfen ( was ist die richtige Unterbringung ? )
Die richtige Unterbringung wäre ein Pflegeheim mit Spezialisierung auf Demenzerkrankung und der entsprechenden Förderung dafür mit speziell dafür ausgebildetem Pflegepersonal.
Ob es würdevoll ist oder nicht, lässt sich doch schon am Verhalten der Angehörigen ableiten. Jemanden auf 38kg zu bringen ohne irgendwann mal eine Klinik aufzusuchen ist eine Vernachlässigung hoch drei. Die Versorgung ist zu Hause nicht gewährleistet, das kann dir eine Krankenpflegeschülerin im 2. Lehrjahr schon attestieren.
Es ist nur einfach traurig, das selbst jetzt, wo der Zustand schon so desolat ist, immer noch diskutiert werden muss, wessen Schuld das ist. Und die liegt eindeutig bei den Angehörigen.
Daher mein Rat:
- Rat des Arztes folgen und in die Psychiatrie einweisen lassen.
- Dort mit dem Sozialdienst (und dort gibt es auf jeden Fall einen) besprechen, was als nächstes gemacht werden soll.
- Sozialstatus erheben. Dabei wird festgestellt werden, das die Versorung zu Hause nicht mehr möglich ist (das haben die Ärzte auch schon gesagt)
- Suchen und finden eines entsprechend für die Krankheit ausgelegtes Pflegeheim finden.
GDA