Ach, und wenn wir grad dabei sind, noch ein bisselchen schweifender:
Wir haben Sault seinerzeit bei einem Aufenthalt in Lacoste mit einer zweitägigen Radfahrt besucht (die Entfernung ist nicht riesig, aber es sind eine Menge Höhenmeter im Spiel), daher weisen die Hinweise, die jetzt kommen, eher Richtung Süden / Lubéron - vielleicht ist trotzdem was dabei:
Vermutlich mitterweile zumal im Juli völlig überlaufen und voll mit kreischenden Sääälfie-Macherinnen, aber an sich ein wunderschöner Ort ist die Zisterzienserabtei von Sénanque.
Gar nicht weit von dort ein wohl weniger überlaufener, aber sehr bemerkenswerter Ort: Direkt neben Gordes das Village des Bories - die Bories, typische Steinbauten nicht nur in der Provence, sondern auch in anderen Teilen des Mittelmeeraums nachgewiesen, in diesem Weiler waren noch bis ins 19. Jahrhundert bewohnt, sie sind entgegen einigen Legenden gar nicht so besonders alt (17. Jahrhundert die ältesten), sondern schlicht ein Zeugnis bäuerlicher Architektur, die ohne Steinmetze, Maurer, Zimmerleute und Architekten auskam.
Zwischen Bonnieux und Roussillon der Pont Julien, eine römische Brücke, ungefähr zur Zeitenwende gebaut und - obwohl ein technischer „Zweckbau“ - von (finde ich) faszinierender Eleganz und Schönheit.
In Coustellet Sonntags 8-13 h Markt mit etwa 80 lokalen Erzeugern und einer sehr breiten Paletten von guten Sachen, unter anderem drei Jahre gelagertem Ziegenkäse, der in Konsistenz und äußerem Aussehen an Karamellbonbons erinnert.
In Gordes einkehren im Cercle Républicain, einer seit 1912 bestehenden Gaststätte in Selbstverwaltung, Träger ist ein Verein. Keine Sorge, das Wort wird im Französischen anders verstanden als im Deutschen und im US-Englischen: Républicain ist in erster Linie antimonarchistisch und laizistisch und geprägt von Liberté-Égalie-Fraternité. Der Cercle Républicain war ab 1942 eine wichtige Basis der Résistance.
Südlich von Gordes der Weiler St. Pantaléon mit einer erhaltenen Windmühle, aber vor allem einer recht eigenartigen Nekropole direkt bei der kleinen Kirche: Die Felsgräber haben zum großen Teil das Format von Kinderkörpern - es wurde dem Heiligen Pantaléon nachgesagt, er könne tot geborene und ungetauft verstorbene Kinder zwar nicht wieder zum Leben erwecken, aber doch in eine Art Zwischenzustand zwischen Leben und Tod bringen, der es erlaubte, die Taufe zu empfangen.
Und natürlich noch das Château de Lacoste, Stammsitz der Familie de Sade,
Und ein kleines Detail oberhalb der Kirche von Bonnieux: Ein Epitaph schätzungsweise aus der frühen, noch revolutionären Republik für einen lokalen Administrateur, der im Grab wegen seiner Aufrichtigkeit und Treue besonders gelobt wird - nicht wegen Glanz und Gloria…
Dann noch ein bisselchen überall, vornehmlich an der Nordflanke des Lubéron Richtung Apt: Trüffelkulturen! Zwar ist der Pilz nicht in dem Sinn kultivierbar, aber man kann lichte Eichenwälder als Wirte anlegen und den Wurzelbereich mit Trüffeln „impfen“.
Und eine Lektüre für bis hin: Peter Mayle, Mein Jahr in der Provence.
Schöne Grüße
MM