Unterkunft in der Provence gesucht - Merkmal: Blick auf Lavendel

Hallo zusammen,

da mich die Suche ein wenig überfordert, hoffe ich auf diesem Weg zu Empfehlungen zu kommen.

Im nächsten Juli wollen meine Holde und ich in die Provence. Ihr ganz sehnlicher Wunsch ist es, direkt auf Lavendel-Felder zu blicken. Wir brauchen keinen Luxus, keine Animation und auch versorgen können wir uns alleine. Wenn es fließendes Wasser, Strom, Herd, Kühlschrank und einen 5G-Mast in angemessener Reichweite gibt, sind wir schon zufrieden.

Ich freue mich auf Empfehlungen und bedanke mich im Voraus
Pierre

Servus,

die Lavendelblüte variiert mit der Lage, außerdem wird der Lavendel zunehmend früher geschnitten - in der Gegend von Sault dürfte im Juli noch einiges an Lavendel stehen. Eine Ferienwohnung mit Lavendel direkt vor dem Fenster ist die „Maison de la Bernarde“ in Saint Trinit - sie liegt in der Ausstattung deutlich über den Ansprüchen, die Du beschreibst, kostet auch entsprechend Geld, aber hat immerhin auch den Vorteil, dass sie über die Organisation „Gîtes de France“ vermietet wird, d.h. gewährleistet ist, dass die vom Vermieter verheißenen Eigenschaften auch zutreffen. Sault ist auch unabhängig von dieser konkreten Wohnung gut für das Lavendel-Thema geeignet, nicht weit davon liegt die Ferme aux Lavandes von Catherine Liardet, die einen Botanischen Lavendelgarten mit verschiedensten Sorten unterhält, knapp nördlich von Sault ist ein „Lavendelpfad“ (mit 5 km eher Spazier- als Wanderweg, aber mit prächtigen Lavendelblicken) eingerichtet, und es hat in der Ecke ziemlich viele kleine Lavendeldestillierereien.

Auch sonst ein guter Standort, auch wegen der Nähe zu den weniger laut schreienden, aber sehr hübschen Ecken in der nicht unmittelbar dem Meer zugewandten Provence zwischen Mont Ventoux und Lubéron, unter anderem einen kleinen Ort, der am besten bei oder kurz nach heftigem Gewitterregen zu besuchen ist: Roussillon mit seinen Ockerbrüchen, wo dann Ockerschlamm in allen Farben von leuchtendem Hellgelb über orange- und karminrot bis zu Violettönen über die Straße läuft…

Aber das gehört woanders hin…

Schöne Grüße

MM

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:heart_eyes:

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Ruhe jetzt! Ich will jetzt, augenblicklich, wieder da hin!

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Ach, und wenn wir grad dabei sind, noch ein bisselchen schweifender:

Wir haben Sault seinerzeit bei einem Aufenthalt in Lacoste mit einer zweitägigen Radfahrt besucht (die Entfernung ist nicht riesig, aber es sind eine Menge Höhenmeter im Spiel), daher weisen die Hinweise, die jetzt kommen, eher Richtung Süden / Lubéron - vielleicht ist trotzdem was dabei:

Vermutlich mitterweile zumal im Juli völlig überlaufen und voll mit kreischenden Sääälfie-Macherinnen, aber an sich ein wunderschöner Ort ist die Zisterzienserabtei von Sénanque.

Gar nicht weit von dort ein wohl weniger überlaufener, aber sehr bemerkenswerter Ort: Direkt neben Gordes das Village des Bories - die Bories, typische Steinbauten nicht nur in der Provence, sondern auch in anderen Teilen des Mittelmeeraums nachgewiesen, in diesem Weiler waren noch bis ins 19. Jahrhundert bewohnt, sie sind entgegen einigen Legenden gar nicht so besonders alt (17. Jahrhundert die ältesten), sondern schlicht ein Zeugnis bäuerlicher Architektur, die ohne Steinmetze, Maurer, Zimmerleute und Architekten auskam.

Zwischen Bonnieux und Roussillon der Pont Julien, eine römische Brücke, ungefähr zur Zeitenwende gebaut und - obwohl ein technischer „Zweckbau“ - von (finde ich) faszinierender Eleganz und Schönheit.

In Coustellet Sonntags 8-13 h Markt mit etwa 80 lokalen Erzeugern und einer sehr breiten Paletten von guten Sachen, unter anderem drei Jahre gelagertem Ziegenkäse, der in Konsistenz und äußerem Aussehen an Karamellbonbons erinnert.

In Gordes einkehren im Cercle Républicain, einer seit 1912 bestehenden Gaststätte in Selbstverwaltung, Träger ist ein Verein. Keine Sorge, das Wort wird im Französischen anders verstanden als im Deutschen und im US-Englischen: Républicain ist in erster Linie antimonarchistisch und laizistisch und geprägt von Liberté-Égalie-Fraternité. Der Cercle Républicain war ab 1942 eine wichtige Basis der Résistance.

Südlich von Gordes der Weiler St. Pantaléon mit einer erhaltenen Windmühle, aber vor allem einer recht eigenartigen Nekropole direkt bei der kleinen Kirche: Die Felsgräber haben zum großen Teil das Format von Kinderkörpern - es wurde dem Heiligen Pantaléon nachgesagt, er könne tot geborene und ungetauft verstorbene Kinder zwar nicht wieder zum Leben erwecken, aber doch in eine Art Zwischenzustand zwischen Leben und Tod bringen, der es erlaubte, die Taufe zu empfangen.

Und natürlich noch das Château de Lacoste, Stammsitz der Familie de Sade,

Und ein kleines Detail oberhalb der Kirche von Bonnieux: Ein Epitaph schätzungsweise aus der frühen, noch revolutionären Republik für einen lokalen Administrateur, der im Grab wegen seiner Aufrichtigkeit und Treue besonders gelobt wird - nicht wegen Glanz und Gloria…

Dann noch ein bisselchen überall, vornehmlich an der Nordflanke des Lubéron Richtung Apt: Trüffelkulturen! Zwar ist der Pilz nicht in dem Sinn kultivierbar, aber man kann lichte Eichenwälder als Wirte anlegen und den Wurzelbereich mit Trüffeln „impfen“.

Und eine Lektüre für bis hin: Peter Mayle, Mein Jahr in der Provence.

Schöne Grüße

MM

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  • und natürlich auch noch Oppède-le-Vieux: Das Dorf Oppède ist erst im Lauf der letzten 200 Jahre ins Tal hinabgestiegen, die ursprüngliche Siedlung liegt oben am Hang verlassen - einzelne Häuser waren noch in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts bewohnt, andere stehen schon viel länger leer, man sieht alle Stadien des Verfalls. Am unteren Ende des früheren Orts eine Stelle, an der eine große Zahl von Briefkästen hängt: Für bestimmte Sozialleistungen war (ist?) in Frankreich eine zustellfähige Adresse notwendig, und viele Leute, die keine solche haben können oder wollen, empfangen in Oppède die Post vom Amt.

Unterhalb Oppède an der Straße die Ölmühle St. Augustin, das Olivenöl dort (finde ich) überteuert, aber die verschiedenen Varianten zu verkosten ist recht reizvoll.

Schöne Grüße

MM