Unterricht am küchentisch

nabend,
heute 22:15h im zdf.
eine reportage über schulpflicht und schulverweigerer. ich war skeptisch, habs mir aber angesehen. es hat mich wirklich verblüfft, wie pfiffig und gebildet die kinder waren. sie wurden zuhause von den eltern unterrichtet. eine familie wurde durch den staat mit sanktionen bombadiert, weil deren kinder den besuch der schule verweigerten. der kleine junge war 2 wochen in einer schule, der größere hat 2,5 jahre durchgehalten. wegen der massiven strafandrohungen ist die familie nach spanien ausgewandert.
gesetzlich ist noch nichts entschieden.
ich würde jetzt gern meinungen lesen. dürfte man zu hause unterrichten wenn die qualifikation vorhanden ist?
dürften kinder mitbestimmen?

seute, immer noch hin- und hergerissen

Hi!

ich hab die Reportage nicht gesehen, aber:

Zwei Aspekte schon mal:

skeptisch, habs mir aber angesehen. es hat mich wirklich
verblüfft, wie pfiffig und gebildet die kinder waren.

Bildung ist nicht das einzige, was die Institution „Schule“ vermittelt/vermitteln soll. Ganz zu schweigen vom sozialen Kontakt zu Gleichaltrigen.
Ich denke daher nicht, daß einzelne Personen, wenn sie auch die Eltern sein mögen, hier ein adäquater Ersatz sind.

ich würde jetzt gern meinungen lesen. dürfte man zu hause
unterrichten wenn die qualifikation vorhanden ist?

Dürfte? Die Frage wäre wohl eher, ob man es kann :wink:
Bis zu einer gewissen Schulklasse, würde es noch mit dem alten Schulwissen funktionieren. Aber spätestens bei späteren Klassen kommen i.d.R. weitere Fächer hinzu (weitere Fremdsprachen, höhere Mathematik, Naturwissenschaften usw.) - und hier zweifle ich doch stark an der Qualifikation einzelner Personen, auch wenn es hier die Eltern sind. Und so gebildet die Personen auch sein mögen, in ALLEN Fächern weitgehend fehlerfrei zu lehren, nehme ich ihnen nicht ab.

Gruß,
Sharon

danke schon mal

Bildung ist nicht das einzige, was die Institution „Schule“
vermittelt/vermitteln soll. Ganz zu schweigen vom sozialen
Kontakt zu Gleichaltrigen.

alle kinder waren in sportvereinen, kinderchor, musikschulen usw.
soziale kontakte waren vorhanden.

ich würde jetzt gern meinungen lesen. dürfte man zu hause
unterrichten wenn die qualifikation vorhanden ist?

Dürfte? Die Frage wäre wohl eher, ob man es kann :wink:

ich schrieb ja, qualifikation.

Bis zu einer gewissen Schulklasse, würde es noch mit dem alten
Schulwissen funktionieren. Aber spätestens bei späteren
Klassen kommen i.d.R. weitere Fächer hinzu (weitere
Fremdsprachen, höhere Mathematik, Naturwissenschaften usw.)

die eltern waren akademiker. die kinder hatten unter anderem deutsch, englisch und spanisch

und hier zweifle ich doch stark an der Qualifikation einzelner
Personen, auch wenn es hier die Eltern sind. Und so gebildet
die Personen auch sein mögen, in ALLEN Fächern weitgehend
fehlerfrei zu lehren, nehme ich ihnen nicht ab.

hm, da hast du sicher recht. die kinder waren etwa 10-16

Gruß,

seute

Hola Deern,

ich bin mit meiner Tochter nach Indonesien ausgewandert und habe sie die ersten 2 Jahre selbst unterrichtet. Immer wenn ich in Deutschland war habe ich die Lehrbücher gekauft, dazu Lernhilfen etc.

Das ging soweit gut, insofern sie diese Zeit brauchte um die Sprache zu lernen um dann in eine lokale Schule gehen zu können ( deren Standart unter aller…aber das ist ein anderes Thema :wink:)

Manchmal war es mühsam, oft hatten wir derart Freude und wir waren stolz auf uns.
Die Schwierigkeit dabei war für mich wirklich konsequent zu sein was die Zeiten angeht.
Da kommt dieses oder jenes Nachbarkind vorbei…

Die Symbiose, welche dabei entsteht ist nicht zu unterschätzen!
Im Grunde war ich froh - einerseits - als sie dann in die Schule ging, die Verantwortung ist enorm.
Andererseits - die lokalen Schulen hier…ich wiederhole mich!

Mittlerweile geht sie in eine internationale Schule und es hat sich herausgestellt dass sie kaum Defizite hat, aber sie saugt auch jede Information auf wie ein Schwamm, insofern konnte ich eine Art Unterforderung erkennen.

Ehrlich gesagt würde ich es heute, was das reine lehren zu Hause angeht, nicht mehr machen wollen.
Es ist schlicht anstrengend, zumal auch immer wieder Selbstzweifel nagten, ob ich denn wirklich gut genug bin, das Pensum erfüllt ist etc…

Aber Anhand der Umstände damals…

Hoffe ich konnte ein wenig beitragen :smile:

Liebe Grüße
Susanne

Hallo,

meine Nichte war in ähnlicher Situation in einem anderen Entwicklungsland. Sie hat mit ihre Tochter (mit strukturiertem Material fürs Fernstudium, mit Tests usw.) drei Jahre lang Grundschulunterricht gemacht. Das ging gut und vieles, von dem, was du schreibst, würde sie, glaube ich, unterschreiben.
Sie sagt aber auch: mit ihrem Sohn, einige Jahre jünger, wäre das absolut unmöglich gewesen, weshalb sie froh war, dass es für ihn dann wieder eine öffentliche Schule als Möglichkeit gab.

Gruß
Elke

Bildung ist nicht das einzige, was die Institution „Schule“
vermittelt/vermitteln soll. Ganz zu schweigen vom sozialen
Kontakt zu Gleichaltrigen.

alle kinder waren in sportvereinen, kinderchor, musikschulen
usw.
soziale kontakte waren vorhanden.

Das haben Kinder, die in normale Schulen gehen auch - und zwar zusätzlich zu 5-6 Stunden intensiven Sozialkontakts, den die Schulen täglich (!) bieten und die den am Küchentisch unterrichteten Kindern fehlen. Dass das etwas ausmachen kann, dürfte außer Frage stehen …

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Hallo,

eine reportage über schulpflicht und schulverweigerer. ich war
skeptisch, habs mir aber angesehen. es hat mich wirklich
verblüfft, wie pfiffig und gebildet die kinder waren. sie
wurden zuhause von den eltern unterrichtet.

lies dich mal hier ein: http://www.homeschooling.de/

eine familie wurde
durch den staat mit sanktionen bombadiert, weil deren kinder
den besuch der schule verweigerten. der kleine junge war 2
wochen in einer schule, der größere hat 2,5 jahre
durchgehalten. wegen der massiven strafandrohungen ist die
familie nach spanien ausgewandert.

Eine Institution, die ihre „Insassen“ gewaltsam rekrutieren muss, ist mir persönlich verdächtig und ihre Ergebnisse überzeugen mich auch nicht. Schulbesuch bedeutet einen m.E. sehr enormen Zeitaufwand, der für die meisten Kinder in keinem Verhältnis zum Lernerfolg steht.

In Österreich, wenn ich das recht in Erinnerung habe, ist es erlaubt, die Kinder selbst zu unterrichten. Natürlich benötigt man geeignetes Material zum Selberlernen. Die üblichen Schulbücher fallen leider nur selten in diese Kategorie.

Ich würde die Möglichkeit, Kinder zumindest teilweise selbst zu unterrichten, begrüßen.

LG
sine

Hallo Seute,

ich kenne aus den USA zwei Familien, die ihre Kinder selber unterrichten. In beiden Fällen machen das die Mütter, die beide nicht berufstätig sind. Die Kinder der einen Familie hatten mindestens den Stand ihrer Altersgenossen in einer normalen Schule und haben mich z.T. verblüfft mit ihrem Wissensstand z.B. in Physik. Sie waren aktiv in der Kirche und Sportvereinen. Insgesamt eine sehr gelungene Situation, auch wenn die Mutter zugab, dass in höheren Klassen (der älteste war 9) sie nicht mehr unterrichten könnte, weil sie das Zeug selber nicht mehr versteht.
Gegenbeispiel die andere Familie: Massive Defizite in so ziemlich allen Fächern, kein Verständnis, kaum Wissen.
fazit: Es kommt drauf an, wie man es macht.

Ralph

danke sine
„dein link“ gibt genau das wieder, was in der reportage gezeigt wurde.
ich wußte gar nicht, dass wir in deutschland in sachen homeschooling so hinterher hinken. ich bin auch sehr erschüttert, wie der staat hier seine macht ausüben darf.

danke auch an alle für deren beiträge
seute

Naja
Hi

Dafür ist es eben der Staat. Wenn er dir nicht passt, kannst du ja auswandern.

Natürlich übt er „Macht“ aus, aber alles hat zwei Seiten: Denn nur so kann sichergestellt werden, dass jedes Kind eine Grundbildung bekommt.

Kann ja sein, dass es hier und da ein paar Eltern gibt, die Ihre Kinder zuhause adequat unterrichten können (aber ich bezweifle definitiv, dass dies über Klasse 8/10 möglich ist oder gar Oberstufenniveau - NIE im Leben, selbst wenn beide Akademiker mit Doppelabschluss sind, reicht das nicht).
Aber was ist mit denen, die nur meinen, es zu können?
Und was glaubst du wieviele Eltern ihre Kinder ungebilded verrotten lassen würden?

Ich finde Schulpflicht nicht immer schön, aber sie ist sehr, sehr sinnvoll.

Außerdem solltest du daran denken, dass es in den USA deshalb so viele Homeschooling Children gibt (nicht alle), weil sie von religiös extremen Eltern zuhause gehalten werden.

Und denen liegt überhaupt nichts daran, dem Kind eine adequate Bildung zukommen zu lassen oder soziale Kontakte. Meist geht es sogar darum, dass das Kind eben NICHT mit „normalen“ Menschen in Kontakt kommt, sondern nur mit Mitgliedern der eigenen Glaubensanschauung.

Ich finde es schön, dass du einige gute Beispiele kennst, ich kenne auch 1-2, doch ebenso die negativen Beispiele. Wie etwa zwei Mädchen, die kaum einen (guten) Beruf gefunden haben, weil sie nur in Bibelauslegung, Hauswirtschaft u.ä. unterrichtet wurden - und ihre Eltern wollen auch eigentlich nicht, dass sie arbeiten.

Gerade bei religiös motiviertem Homeschooling ist die Garantie dafür, dass die Kinder wirklch das, was sie fürs Leben brauchen, lernen, sehr fragwürdig.

lg
Kate

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Hallo,

ich muss gestehen, dass ich die Schulpflicht in Deutschland grundsätzlich erst mal als Segen empfinde. Sie bedeutet nämlich gleichzeitig auch das Recht für jedes Kind, in die Schule zu gehen - und das ganz unabhängig davon, welche religiöse/ ideologische oder sonstwelche Gesinnung die Eltern vertreten.

Würde man die diesbezüglichen Regelungen lockern, würde ich persönlich die Gefahr sehen, dass für eine ganze Menge Kinder dieses Recht sehr schnell nicht mehr besteht - aus welchen Gründen auch immer. Ich vertraue da nicht unbedingt auf die Selbstregulierungsfähigkeit des Individuums :smile: .

Ich fände es in diesem Zusammenhang deutlich sinnvoller, über unser Schulsystem nachzudenken und langfristig dafür zu sorgen, dass schulische Bildung auch für alle, die sie in Anspruch nehmen können, gelingen kann.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo!

heute 22:15h im zdf.
eine reportage über schulpflicht und schulverweigerer.

Ich habe diese Sendung gesehen und mich hat die Einseitigkeit der Darstellung sehr irritiert. Es äußerten sind ausschließlich die bedingungslosen Befürworter, die jeden Zweifel aus dem Off - wenn ein solcher ganz leise angedeutet wurde - widerspruchslos vom Tisch wischen durften.
Auch wenn ich Österreicher (und pädagogischer Laie) bin und hierzulande der häusliche Unterricht unter bestimmten Bedingungen möglich ist (vgl. § 11 Abs. 2 SchulpflichtG - http://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Bundesnormen/NOR1…), finde ich den Hausunterricht mehr als problematisch. Nur ein paar Schlagworte: zumeist keine fachliche und pädagogische Ausbildung der Lehrperson, keine Gruppen Gleichaltriger im Unterricht (die eigenen Geschwister sind immer ein bißchen vorneweg oder hinterher), kein Umfeld zur kritischen Aufbereitung des Gelernten, häufig religiöse oder sonstige ideologische Interessen der Eltern usw.
Grüße, Peter

Hallo Seute,

ich habs auch gesehen.
Also von der christlichen Familie war ich schon sehr beeindruck, obwohl ich aus der Kirche ausgetreten bin.
Scheinbar waren die Kinder alles sehr gescheit und haben gute Noten gebracht.

Ich finde die Möglichkeit sein Kind zuhause unterrichten zu können nicht schlecht.
Allerdings sehe ich ein Problem darin, dass diese Kinder sehr schwer andere religiöse und weltliche Ansichten kennen lernen werden.

Ich bin sicher der älteste Sohn wird seine Lehrer sehr gut machen und als guter Mensch durch die Welt gehen. Aber ihm wurde als Kind die Möglichkeit genommen sich in alle Richtungen zu entwickeln, weil die Eltern ja nur die eigene, religiöse Ansicht unterstützen.

Grßu Lulea

Link zur Sendung (37 °)
Ahoi.

Ich liefer nur schnell den Link zur Sendung:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/#/beitrag/video/90770…

Gruß
ute

Dürfte? Die Frage wäre wohl eher, ob man es kann :wink:
Bis zu einer gewissen Schulklasse, würde es noch mit dem alten
Schulwissen funktionieren. Aber spätestens bei späteren
Klassen kommen i.d.R. weitere Fächer hinzu (weitere
Fremdsprachen, höhere Mathematik, Naturwissenschaften usw.) -
und hier zweifle ich doch stark an der Qualifikation einzelner
Personen, auch wenn es hier die Eltern sind. Und so gebildet
die Personen auch sein mögen, in ALLEN Fächern weitgehend
fehlerfrei zu lehren, nehme ich ihnen nicht ab.

Lernen ist ein Selbstaneignungsprozess! In Montessori- und Jenaplanschulen wird es jeden Tag praktiziert: Das Kind lernt selbst- und eigenständig, die „Lehrperson“ ist „nur“ Helfer und Begleiter. Jedes normalbegabte Kind kann sich mit geeignetem Material Lehrinhalte selbst aneignen. Da bedarf es keinem universell gebildetem Lehrer.

nabend,
heute 22:15h im zdf.
eine reportage über schulpflicht und schulverweigerer. ich war
skeptisch, habs mir aber angesehen. es hat mich wirklich
verblüfft, wie pfiffig und gebildet die kinder waren. sie
wurden zuhause von den eltern unterrichtet. eine familie wurde
durch den staat mit sanktionen bombadiert, weil deren kinder
den besuch der schule verweigerten. der kleine junge war 2
wochen in einer schule, der größere hat 2,5 jahre
durchgehalten. wegen der massiven strafandrohungen ist die
familie nach spanien ausgewandert.
gesetzlich ist noch nichts entschieden.
ich würde jetzt gern meinungen lesen. dürfte man zu hause
unterrichten wenn die qualifikation vorhanden ist?
dürften kinder mitbestimmen?

ich glaube, der sinn der schule liegt in der balance der bildung, neben dem umgang mit anderen menschen.
keine eltern können 10 oder 15 fächer unterrichten. das ist völlig absurd - oder die haben einen IQ von 500.

Hallo!

Um selbstständig lernen zu können, bedarf es aber 1. geeigneten Materials und 2. eben eines Helfers - also einer Person, die auch helfen kann.

Es steht zu bezweifeln, dass Eltern für alle Gebiete ausreichend geeignetes Material zusammenstellen können (selbstständiges Lernen bspw. für Stationsarbeit oder Projekte vorbereiten gehört zu einer der anspruchsvolleren Arbeiten und braucht v.a. Dingen unglaublich viel Zeit) bzw. zu Hause über die Ressourcen verfügen, dass sich jedes Kind diese Dinge selbst besorgen und aneignen kann.
Und selbst wenn Material zur Verfügung steht, braucht man einen Helfer.

Bis zu einem gewissen Alter wird das sicher funktionieren. In den „Lieblingsfächern“ der Eltern sicher auch bis weit hinauf. Aber nur weil jemand gern liest, kann er noch lange kein Chemie.

Grüße!

Auf der ganzen Welt werden täglich Tausende von Kindern und Jugendlichen per homeschooling von ihren Eltern unterrichtet. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass nicht alle diese Kinder nach 12 Jahren Selbststudium als dumme Idioten in der Welt herumirren. Ganz im Gegenteil: Bei jährlichen Externen-Prüfungen, denen sich Homeschooling-Kinder in vielen Ländern unterziehen müssen, sind diese Kind häufig nicht nur auf dem Stand ihrer beschulten Altersgenossen, sondern manche Kinder sogar im Stoff voraus.
Wie kommt denn das bei den ganzen dummen Eltern, die es sich erdreisten ihre Kinder daheim lernen zu lassen und die ihnen ja nicht in allen Fächern bis zur 12. Klasse helfen können?

Wie machen es diese Homeschooling-Kinder nur, dass sie so gut in den „Jahrgangsstufentests“ abschneiden? Die werden wohl alle irgendwie schummeln, oder?