Unterricht verlängern wegen zu vieler Fragen?

Hallo Shannon,

Dass Lehrer Fragen beantworten, kann ja kein Privileg sein.

Natürlich nicht. Im normalen Rahmen muss das auch in jedem Unterricht möglich sein. Wird dieser Rahmen aber deutlich überschritten, kriegt der Lehrer aber früher oder später ein Problem mit dem Stoff.

Und nun muss man gucken, ob sich an der Stoffvermittlung des Lehrers etwas ändern müsste - was durchaus sein kann - und darauf hoffen, dass der Lehrer willens und fähig ist, daran etwas zu ändern. Zwingen kann man ihn - leider! - dazu nicht.

Oder man muss erkennen, dass ein Teil der Schüler - es werden vermutlich nicht alle sein - möglicherweise tatsächlich nicht in der Lage ist, mit dem gymnasialen Unterrichtssystem zurechtzukommen. Dann muss man entweder eine Form finden, diesen in die Gänge zu helfen oder die Konsequenzen ziehen.

Ich würde jedenfalls nicht akzeptieren, dass meine Kinder irgendwann keine Fragen mehr stellen.

Im Normalfall freut man sich als Lehrer über wissbegierige Kinder. Ich persönlich finde es viel angenehmer und einfacher, in einer lebhaften, aktiven Klasse zu unterrichten - auch wenn die Grundlautstärke meist höher ist. Fakt ist aber auch, dass ich nicht jeden Hintergrund beleuchten, nicht jede Diskussion führen kann, auch wenn sie noch so spannend zu werden verspricht, weil ich sonst mit dem zu vermittelnden Stoff zunehmend ins Hintertreffen geraten würde.

Das bedeutet, dass auch manche Frage unbeantwortet bleiben muss und mancher interessante Gedanke nicht weitergedacht werden kann. Unser Schulsystem ist nicht auf diese Art von Lernen ausgerichtet, so schade das auch ist.

Verständnisfragen versuche ich natürlich immer zu klären. Doch dann gibt es z.B. auch die Schüler, die mit schöner Regelmäßigkeit genau das fragen, was man gerade ausführlich beantwortet hat. Der Grund: Sie haben einfach nicht zugehört. Die kriegen dann durchaus auch keine Antwort mehr. In ihrer Darstellung der Dinge heißt es dann gerne mal, dass ich mich geweigert habe, ihnen die Inhalte nochmal zu erklären, obwohl sie gefragt haben.

Du siehst: Es gibt immer mehrere Sichtweisen :smile:

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Shannon,

Im Übrigen finde ich dein Bild von Eltern und Schülern sehr einseitig, was mich, ehrlich gesagt verwundert.

Ich habe lediglich versucht, eine Gegengewicht zur (mal wieder) schnell erhobenen Lehrerschimpfe zu setzen. Dabei schließe ich keineswegs aus, dass diese berechtigt sein kann. Ich ziehe nur in Betracht, dass es auch ganz anders sein könnte.

Aber ist es heute nicht mehr so, dass es da Empfehlungen der Grundschullehrer gibt, ob das Kind fürs Gymnasium geeignet ist?

Stimmt. Das führt dazu, dass die Eltern bereits ab der dritten Klasse einen enormen Druck aufbauen, damit ihr Kind nur ja die Übertrittsempfehlung bekommt. Die Forderungen, die an die Lehrkräfte der vierten Klasse gestellt werden, nehmen manchmal wirklich abstruse Formen an. Und zur Not droht man mit dem Rechtsanwalt.

Uns wurde ganz klar gesagt, was auf dem Gymnasium verlangt wird…

Ich befürchte, dass derartige Voraussetzungen nicht auf jedem Gymnasium gegeben sind. Hinzu kommen die Eltern, die einfach nicht wahrhaben wollen, dass ihr Kind nicht die nötigen Voraussetzungen hat.

… sorry, gerade mit G8 ist das ein Bild, dass sich mir als Mutter so gar überhaupt nicht vors Auge kommen will…

Im Denken vieler grundschulverwöhnter Mütter gilt das für die fünften Klassen leider dennoch. Das Schlimme dabei ist, dass sie diese Anspruchshaltung an die Kinder weitergeben und dadurch letzten Endes für viel mehr Frustration sorgen, als eigentlich nötig wäre.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo,

Ich verstehe nicht, wie so viele Erwachsene - v.a. aber wohl
Lehrer selbst - ihre eigene Schulzeit derart ausblenden
können. Mir kann doch keiner erzählen, dass Sie und andere
Lehrer als Schüler durch das Schulhaus getänzelt sind und um
jede Zusatzstunde froh, dagegen bei jeder Freistunde dem
Suizid nahe waren.

Ich habe ja auch nicht gesagt, dass die Schüler sich über den Unterrichtsausfall aufregen, sondern deren Eltern - und das sehr engagiert und massiv. Die Frage des Ausgangspostings kam auch nicht von einem Schüler, sondern einer Mutter, die es unzumutbar findet, dass ihr Kind eine WS mehr Unterricht hat.

Die Schüler sollen ruhig ihre Freizeit genießen. Mit G8,
Bachelor, immer weiter steigenden Job-Stundenwochen und
Rentenaltern steht den heutigen Kindern kein allzu freies
Leben mehr bevor.

Genau. Ob sie in der Schule was lernen ist auch eigentlich wurscht oder?

Gruß, Leebo

Gruß Orchidee

Hallo,

Ich habe ja auch nicht gesagt, dass die Schüler sich über den
Unterrichtsausfall aufregen, sondern deren Eltern - und das
sehr engagiert und massiv. Die Frage des Ausgangspostings kam
auch nicht von einem Schüler, sondern einer Mutter, die es
unzumutbar findet, dass ihr Kind eine WS mehr Unterricht hat.

Ich gehe mal davon aus, dass die Mutter ihre guten Gründe hat. Vll hat sich das Kind beklagt oder es ist organisatorisch schwierig, wenn z.B. die Busverbindung schlecht ist etc. Glaube kaum, dass die Mutter primär daran interessiert ist, ihrem Kind Bildung zu verwehren.

Genau. Ob sie in der Schule was lernen ist auch eigentlich
wurscht oder?

Nein, die Frage ist jedoch, ob das Wissen effizient vermittelt wird. Was sollen die Schüler daraus lernen? Wenn man seinen Job nicht in geforderter Zeit erfüllt - einfach ne Stunde dranhängen? „Der Lehrer darfs ja auch…“. Ein bisschen Realitätsnähe darf man doch auch von den Lehrern verlangen. Der Großteil der späteren Arbeitsstellen ist nämlich nicht in gemütlichen Behörden eingerichtet.

Gruß, Leebo

Hallo,

Nein, die Frage ist jedoch, ob das Wissen effizient vermittelt
wird.

diese Frage lässt sich aus der bisherigen Schilderung des Sachverhalts nicht beantworten.

Was sollen die Schüler daraus lernen? Wenn man seinen
Job nicht in geforderter Zeit erfüllt - einfach ne Stunde
dranhängen? „Der Lehrer darfs ja auch…“.

Es ist noch nicht geklärt, inwieweit der Lehrer in diesem Fall durch die Beantwortung unnötiger / sachfremder Fragen daran gehindert wird, seinen Job in der zur Verfügung stehenden Zeit zu erfüllen.

Auch im Arbeitsleben wird sich die vorgesehene Arbeitszeit verschieben bzw. verlängern, wenn „berufsfremde“ Tätigkeiten (und sei es nur ein vom Chef initiierter ausgedehnter Plausch über die letzten Bundesligaergebnisse) dazwischenkommen …

Gruß
Kreszenz

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Hallo Jule,

eigentlich bin ich der gleichen Meinung wie du.

Ich finde es halt völlig falsch, wenn den Schülern vermittelt wird: zu viele Fragen = mehr Unterricht.
Dass ein Abiturient oder Oberstufenschüler so ein Angebot gerne annimmt, ist wahrscheinlich. Und er wird auch die Dankes-Karten schreiben :wink:
Aber hier geht es doch um Schüler der 5. Klasse; imho verbinden die das mit: ok, weniger Fragen, dann weniger Unterricht.
Eine große Umstellung ist es für sie sowieso, weil sie gerade von der Grundschule gewechselt haben (das ist ja grade mal ein paar Monate her…).

Und da denke ich halt, dass doch die meisten (auch Lehrer :wink: ) in ihrer Jugend die gleiche Verbindung hergestellt hätten :wink:

Würden hier Lehrer und Eltern (vielleicht durch einen Elternabend) mehr aufeinander zugehen, könnte mit Sicherheit eine Lösung gefunden werden - auch mit gelegentlichem Zusatzunterricht - die genau das nicht vermittelt und allen Seiten gerecht wird.

(wobei ich den UP so verstanden habe, dass diese Zusatzstunden einigermaßen regelmäßig stattfinden… aber das ist ja vielleicht auch falsch…)

Schöne Grüße zurück,
Shannon

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Hallo Shannon,

Ich finde es halt völlig falsch, wenn den Schülern vermittelt wird: zu viele Fragen = mehr Unterricht.

Und das hängt für mich definitiv von der Art der Fragen ab. Wie Kreszenz schreibt, haben gerade in der Fünften viele Fragen nichts mit dem Stoff zu tun, sondern mit der Organisation des Schulalltags. Viele andere Frage entstehen aus der anfänglichen Unsicherheit und der Angst, etwas falsch zu machen. Und ebenfalls nicht wenige aus dem Bestreben, Zeit zu schinden.

Wenn das keine Konsequenzen hat bzw. wenn man das nicht irgendwie auffängt, kann man dann auf die ersten Eltern warten, die sich beschweren, dass die Parallelklasse mit dem Stoff schon viel weiter ist :smile:

Aber wie du ganz richtig sagst: Meist hilft Reden.

Schöne Grüße
Jule

…haben gerade in der Fünften viele Fragen nichts
mit dem Stoff zu tun, sondern mit der Organisation
des Schulalltags. Viele andere Frage entstehen aus
der anfänglichen Unsicherheit und der Angst, etwas
falsch zu machen.

Hi,
Dann wäre es vielleicht sinnvoll für solche Fragen, die mit dem Unterrichtsstoff nichts zu tun haben, mal eine Wochenstunde in den ersten Wochen zu opfern, in der solche Fragen geklärt werden. Dafür dann aber die restlichen Stunden strikt stofforientiert durchzuziehen.
Blah

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Guten Morgen,

Dann wäre es vielleicht sinnvoll für solche Fragen, die mit dem Unterrichtsstoff nichts zu tun haben, mal eine Wochenstunde in den ersten Wochen zu opfern, in der solche Fragen geklärt werden. Dafür dann aber die restlichen Stunden strikt stofforientiert durchzuziehen. :

Ja… und genauso kenne ich es von der Schule meiner Söhne… (etwas anderes kann ich halt nicht beurteilen, weil ich nur Mutter bin :wink: )
Dort ist extra 1 Stunde / Woche in der 5. für genau solche Dinge + „Lernen lernen“ eingerichtet worden (wobei es für letzteres auch noch weitere Stunden gab, aber ich weiß nicht mehr genau, wie das genau war). Zusätzlich gab es auch das Angebot für die Eltern, sich an bestimmten Terminen zu treffen, um sich über „Lernen lernen“ und den Schulalltag zu informieren.

Deshalb bin ich automatisch (was vielleicht falsch war) davon ausgegangen, es handle sich um fach-bezogene Fragen…

Gruß
Shannon

Hallo nochmal,

vielen Dank für Eure Meinungen.

Ich muss aber nochmal ausdrücklich festhalten, dass ich weder lamentiert habe, noch dass ich es unzmutbar finde, dass meine Tochter eine weitere Unterrichtsstunde Mathematik bekommen soll.

Es war mir in erster Linie wichtig zu wissen, ob ein Lehrer das so einfach anordnen kann. Zumal es sich bei den Fragern um immer wieder die gleichen Schüler handelt, denen man ja auch Nachhilfe empfehlen könnte, statt gleich die ganze Klasse dazubehalten.
Ich hätte es angebracht gefunden, wenn der Lehrer die Eltern dieser Kinder gezielt darauf angesprochen hätte um evtl. Probleme zu klären.
Grundsätzlich spricht ja nichts gegen zusätzlichen Unterricht (hat noch keinem geschadet), bei uns sprechen allerdings wirklich organisatorische Gründe dagegen. Zudem habe ich von dem Lehrer bisher den Eindruck, dass er mit der Klasse nicht wirklich zurecht kommt und er seinen Unterrichtsstoff nicht wirklich gut vermitteln kann.

Leider habe ich im laufe der Woche nichts über die näheren Umstände erfahren können. Jedoch haben wir den Lehrer zu unserem Stammtisch eingeladen. Vielleicht lässt sich die Sache ja so klären und nötigenfalls ein anderer Termin finden.

Gruß
minette

Lehrer dürfen den Unterricht nur überziehen, wenn die Eltern vorher eine schriftliche Nachricht erhalten haben. Schließlich müssen sie sowas einkalkulieren, für Arztbesuche o.ä. Dann darf der Schüler aber auch nicht unentschuldigt fehlen.
Eine Klasse als Strafe zu behalten, ist verboten. Sowieso sind Kollektivstrafen (Strafen an der ganze Klasse) verboten, wenn nicht wirklich jeder einzelne Schüler nachweißlich was falsch gemacht hat. Das steht im §47 Schulunterichtsgesetz.

Lehrer dürfen den Unterricht nur überziehen, wenn die Eltern
vorher eine schriftliche Nachricht erhalten haben.

Im UP ist nicht die Rede von gelegentlichem spontanem Überziehen des Unterrichts, sondern von einer zusätzlichen Unterrichtsstunde einmal pro Woche. Ob die Eltern darüber informiert wurden, steht nicht explizit im UP.

Eine Klasse als Strafe zu behalten, ist verboten.

Die Maßnahme muss - wie die Fragestellerin selbst anmerkt - nicht unbedingt als Strafe gedacht sein, sondern kann auch als Angebot an die Schüler aufgefasst werden, ausführliche Antworten auf fachliche Fragen zu erhalten, für die die normale Unterrichtszeit nicht ausreicht.

Die Angelegenheit wird sich nur im Gespräch mit dem Lehrer klären lassen.

Gruß
Kreszenz