Unterrichtssprache Englisch

Hallo,

ich habe eine 8. Klasse (Realschulniveau) übernommen, die offenbar sehr leistungsschwach ist. Der Einsatz der Unterrichtssprache Englisch selbst auf niedrigem Niveau scheitert regelmäßig, so dass ich gezwungenermaßen auf das Deutsche zurückgreifen muss. Sogar einfache Lehrwerkstexte werden (angeblich) nicht verstanden, sondern müssen zumindest auf Deutsch erläutert werden.

Da ich die Klasse neu übernommen habe, kann ich noch nicht beurteilen, inwieweit es vielleicht auch pure Faulheit ist, die die Klasse so auf Deutsch bestehen lässt.

Was kann ich tun, um die Klasse dazu zu bringen, Englisch zu sprechen? Wenn ich nämlich z.B. auf Englisch eine einfache Frage stelle (und sei es nur „Are there any words you don’t know?“), schauen mich die meisten nur fragend an.

Im Voraus vielen Dank!

Viele Grüße,
Gwen

Hallo, Gwen,

Der Einsatz der
Unterrichtssprache Englisch selbst auf niedrigem Niveau
scheitert regelmäßig, so dass ich gezwungenermaßen auf das
Deutsche zurückgreifen muss.

Da ich die Klasse neu übernommen habe, kann ich noch nicht
beurteilen, inwieweit es vielleicht auch pure Faulheit ist,
die die Klasse so auf Deutsch bestehen lässt.

Was kann ich tun, um die Klasse dazu zu bringen, Englisch zu
sprechen?

es könnte helfen, die Schüler erst mal gründlich mit „classroom language“ vertraut zu machen, sie die wichtigsten Begriffe und Wendungen sozusagen als Neuwortschatz auswendig lernen zu lassen (mit Abfragen!).
Auch kleine vorbereitete Aufgaben sind nützlich: Jeden Tag sagt ein Schüler ein paar Sätze zu einem einfachen Thema (zu dem ein Grundwortschatz bekannt ist), z. B. zum aktuellen Wetter, wie er den gestrigen Nachmittag verbrachte, was er heute zum Frühstück hatte etc.

Die meisten trauen sich eher den Mund aufzumachen, wenn sie nicht erst nach den passenden Begriffen suchen müssen.

Außerdem bringen gezielte Nachfragen („Which word in this sentence do you not understand?“ - „Do you understand the word XY?“) eher Ergebnisse als allgemein formulierte wie

„Are there any words you don’t know?“.

Gruß
Kreszenz

Hi Gwen,

nun, ich muss ehrlich sagen, dass ich in der 8ten Klasse (also im dritten Lernjahr) ein wenig Probleme mit englisch als Unterrichtssprache gehabt hätte. Allerdings hab ich keine Ahnung, ob das statistisch irgendwas aussagt *fg*

Aber ich kann Dir sagen, was mich motiviert hat, englisch zu „akzeptieren“. Das war (aktuelle!) Musik, die ich verstehen wollte. Das waren (aktuelle!) Bücher/Filme die ich im Original lesen/sehen wollte.
Wichtig finde ich, dass es wirklich Dinge sind, die die Kids interessieren, denn nur so kannst Du über die Bequemlichkeit siegen :wink: Also versuch Dir, Material zu besorgen, das bei der Altersgruppe gerade „in“ ist - seien es nun Filme, Bücher oder Musik. Letztere ist als Einstieg wohl besonders gut geeignet, denn so ein Lied ist von der Länge her doch eher absehbar :wink: Und es gibt ja einige, wo man den Text auch recht gut versteht und die keine allzu wirre Handlung haben. Bringt ja auch nix, wenn Ihr mühsam das „Hotel California“ übersetzt und dann hinterher immer noch nicht kapiert, um was es da eigentlich geht *fg*

Eben fällt mir noch was ein: es gibt doch dieses Spiel Tabu, wo man ein Wort erklären muss ohne einige andere Wörter zu verwenden. Meines Wissens gibt’s das auch auf englisch (oder Du bastelst das selber, je nach Kenntnisstand der Kids).

Oder Hangman. Kennste, oder? Heisst auf deutsch glaub ich Galgenmännchen und geht natürlich auch auf englisch. Als Motivation kannste ja schwere Begriffe nehmen und dafür ne Erläuterung was gesucht wird. Je nachdem eben, wie leicht oder schwer das werden soll…

*wink* ähm *wave*

Petzi

Der Einsatz der Unterrichtssprache Englisch selbst auf niedrigem : Niveau scheitert regelmäßig, so dass ich gezwungenermaßen auf das : Deutsche zurückgreifen muss.

Ist auch kein Wunder, liebe Gwen. Der einsprachige Unterricht ist mega-out inzwischen. Ich habe ihn selbst jahrelang befolgt - auch mit Erfolg - aber sehr viel Mühe. Einsprachiger Unterricht ist methodisch durch nichts gerechtfertigt, geht an der Sache vorbei, weil Schüler die Fremdsprache als Zweitsprache erleben, und der Rekurs auf die Muttersprache daher nicht zu unterdrückenm si.

Darf ich empfehlen:
http://www.rwth-aachen.de/lfed/Ww/programmatisches/m…

Ausführlicher, aber spannend zu lesen:
Wolfgang Butzkamm: „Aufgeklärte Einsprachigkeit“ (das Standardwerk)

Vom selben Autor:
„Psycholinguistik des Fremdsprachenunterrichts“.
Wolfgang und Jürgen Butzkamm: „Wie Kinder sprechen lernen“

An Butzkamm kommt man heute nicht mehr vorbei. Der Mann weiß, wovon er spricht, und seine grundlegenden Werke sind inzwischen mehrfach aufgelegt.

Viel Spaß bei der Lektüre!

Gruß

jo perrey (Englischlehrer)

Hier ein Auszug aus dem Web-Artikel:

„But the insistence on avoiding the first language sometimes seems to lead to a great waste of time and to problems children, for some reason, seem not to have. One long morning my teacher tried to put across three verbs, kinasu, yukinasu, and kaerimasu, with the aid of paper and pencil drawings of pathways and persons and loci, and by much moving of herself and of me - uncomprehendingly passive as a patient in a hospital. But I could not grasp the concepts. I feel Mr. Berlitz would have suffered no great dishonor if she had said to me that the concepts in questions sometimes go by the names come; go, and return.“

Es gibt also schon bei einfachsten Begriffen Schwierigkeiten, wenn sie völlig fremd klingen. Hochinteressant wird es, wenn gestandene Lehrer noch mal eine neue Sprache lernen und dabei feststellen, dass sie sich in dieser neuen Rolle genau das wünschen, was sie als Lehrer ihren Schülern verweigern. So notierte sich eine Englischlehrerin, als sie an einem Griechischkurs (modern Greek!) teilnimmt, u.a.: „I’m not satisfied with getting the gist, I want to understand every word.“ „Translating the text was good, lots of dictionary work.“ „I’m going to learn the dialogue by heart, translate it into Greek and then back into English.“ (McDonough 2001: 405). Sie sieht die Widersprüche zu ihrem eigenen Lehrerverhalten, stellt sie auch bei Kollegen fest, vermag sie aber nicht aufzuklären. Müssten da nicht die Alarmglocken schrillen?

Hi,
also erst einmal, wie bereits erwähnt, ist diese blöde Schiene, einsprachigen Unterricht zu machen, wirklich sehr daneben. Als ich in meiner Ausbildung war, wollten meine Ausbilder das auch von mir. Ich habe es aber nicht gemacht. Als ich meine Klasse abgab, war die dann unendlich leistungsstark. Wir alle greifen auf sicheres Gelände zurück. Das ist völlig normal.
Dennoch mache ich von Zeit zu Zeit kleine Spielchen, dass ich einfach vorgebe, ich könne keine andere Sprache verstehen, als Englisch. Dabei helfe ich jedoch, genauso wie wir jemandem helfen würden, der versucht, uns auf deutsch etwas deutlich zu machen, aber nur schlecht deutsch spricht. Diese Phasen bringen allen immer viel Spaß und schweißt die Truppe zusammen.
Ansonsten bin ich der festen Überzeugung, eine Sprache kann man nicht im Klassenzimmer lernen. Leider. Aber in der heutigen Zeit gibt es das Internet. Man kann chatten. Man kann auf die englischsprachigen Seiten gehen. Eine Homepage zu erstellen in zwei Sprachen dürfte auch eine interessante Aufgabe sein.
Tja, und dann versuche ich auch immer daran zu denken, wie es mir geht, wenn ich eine Sprache lerne (wie hier ja auch schon erwähnt). Ich muss immer übersetzen. Bei mir geht es zwar immer über den Umweg Englisch und erst dann ins Deutsche, aber es hilft ungemein. Ich verstehe dann plötzlich den Satzbau, wenn ich z.B. einmal wortwörtlich übersetze. Ich empfinde Übersetzungsübungen als sehr effektiv, denn genau das geht doch in unseren Köpfen ab. Wir haben einen deutschen Satz im Kopf und möchten ihn in die Fremdsprache bringen. Was tun wir? Wir übersetzen.
Eine Fremdsprache im Klassenraum zu lernen ist künstlich. (Ich habe in der Schule keine Sprache vernünftig gelernt.) Versuchen wir doch, es so natürlich, wie nur möglich zu machen. Doch dazu müssen wir schauen, wie es ist, die Sprache zu lernen, wenn wir direkt im Land sind.
Gruß
trail

Sicht einer Mutter
Hallo Gwen!

Von mir kommt eine andere Sichtweise, nämlich die einer Mutter bzw. Elternvertreterin (und somit nicht „Fachfrau“ für Englisch-Unterricht).

Mein erster Gedanke ist, ob die Schüler Dich evtl. veralbern wollen und testen, ob Du darauf eingehst.

Unser Sohn ist mittlerweile in Kl. 11 Gymn., und wir haben also einige Englisch-Lehrer durch. Ebenso habe ich in den vielen Jahren als Elternvertreterin immer wieder Gespräche führen müssen, die sich mit dem Fremdsprachen-Unterricht auf Deutsch befasste.

Im Gegensatz zu den hier schreibenden Lehrern sehe ich das mit dem Unterricht etwas anders.
Natürlich müssen grammatikalische Sachen etc. sicher vermittelt werden, und das geht im Zweifelsfalle am Besten in der Muttersprache.

Doch hat sich bei uns gezeigt, dass die Schüler sehr ärgerlich waren, wenn der Unterricht auch sonst in größeren Teilen auf Deutsch geführt wurde.

An der Schule unseres Sohnes gibt es einen Lehrer, der den Englisch-Unterricht vorwiegend in deutscher Sprache hält.

Seine Schüler haben bei einem Lehrerwechsel bisher massive Probleme gehabt, und es dauerte lange, bis die Defizite behoben waren.
(Etliche Kinder aus dem Freundeskreis hatten diesen Lehrer in den vergangenen Jahren und fanden den Unterrichtsstil gar nicht gut).

Nun also zu der Frage, wie man die Klasse motivieren und fördern kann.

Dem Tipp, aktuelle Musik verstehen zu lernen, kann ich nur zustimmen. Vorab würde ich aber versuchen die Lehrkraft zu sprechen, die diese Klasse zuvor hatte.

Möglicherweise wollen die Kids nämlich DICH testen.
Lernen heißt schließlich arbeiten, und wenn man das vermeiden kann,ist sicher so mancher Schüler begeistert.

Angelika

Mein erster Gedanke ist, ob die Schüler Dich evtl. veralbern
wollen und testen, ob Du darauf eingehst.

Nein, bitte : die Schüler verstehen nicht, was abläuft. Nehmen wir z. B. den angeblich so einfachen Gwendolyn-Satz: „Are there any words you don’t know?“

Der Satz scheint auf den ersten Blick recht einfach. Er zeigt folgende Grobstruktur:

  1. der Ausdruck „there are“ steht für deutsch „es gibt“. Dies ist ein Ausdruck, der traditionell deutschen Lernern Schwierigkeiten macht, weil er so total anders ist als der deutsche Ausdruck. In der Schule wird er meist nicht genug geübt, weil der Lehrer nicht weiß wie.

  2. dieser Ausdruck wird hier in der Inversion gebraucht, also in der Umkehrung, weil es sich um die FRageform handelt. Ich wette, daß er als solcher nur von einer Handvoll Schülern verstanden wird.

  3. der Ausdruck „any“ fragt nach einer beliebigen Menge. Ob er überhaupt verstanden wird, wage ich zu bezweifeln, jedenfalls auf einer 8. Klasse. Obwohl er sicher irgendwann durchgenommen wurde.

  4. "der Ausdruck „you don’t know“ ist ein Relativsatz, und zwar ein verkürzter (das Rel.pronomen „which“ bzw. „that“ fehlt). Ich bezweifle, daß die Schüler erkennen, daß der Restsatz ein Nebensatz ist.
    Ich vermute, das Gros der Klasse versteht in diesem Fall nur „You don’t know“ und damit möglicherweise einen Vorwurf der Lehrerin.

  5. Inwieweit die Schüler über die Kompetenz des Hörverstehens verfügen, müßte man erst eruieren. Ein neuer Lehrer bringt zudem eine andere Aussprache mit, die nicht unbedingt sofort verstanden wird. Meist stößt sie anfänglich auf Ablehnung und wird als nicht-authentisch erlebt, weil sie abweicht von der Aussprache des Lehrers, der zuvor unterrichtete.

Was der Lehrerin also selbstverständlich vorkommt, ist für die Schüler ein Buch mit 7 Siegeln. Normaler Schulalltag: Lehrer unterschätzen die Schwierigkeiten. Eltern auch.
Ich fürchte, Gwendolyn kommt nicht darum herum, erst einmal sehr genau zu testen, oder nachzuschauen, wie das bisher erworbene Repertoire der Schüler aussieht. Zu behaupten, die Schüler seien nicht fit in dem Fach, reicht leider nicht so ganz.

Doch hat sich bei uns gezeigt, dass die Schüler sehr ärgerlich
waren, wenn der Unterricht auch sonst in größeren Teilen auf
Deutsch geführt wurde.

Das ist eine andere Geschichte. Und ist natürlich nicht vertretbar.

Hallo

also ich bin selbst Schülerin als Fremdsprachenassistentin und habe vorher eine Realschule besucht. Also ich würde sagen entweder veralbern die Schüler sie oder der Vorgänger hat nicht viel gemacht. Ich würde das einfach mal mit einem unangekündigten Test versuchen herauszufinden. Der aber nicht bewertet wird, nur um zu sehen, wo die Schwierigkeiten sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass im 8. Schuljahr solche Schwierigkeiten da sind, dass man so einen einfachen Satz nicht versteht. Vielleicht sollten sie auch ein Gespräch mit dem alten Englischlehrer der Klasse führen und nachhaken.
Sollten sie wirklich defizite haben, dann würde ich ihnen Texte mit nach Hause geben, wo ich zuhause die ganzen Vokabeln nachschlagen sollen und der Text an nächsten Tag besprochen wird.

Hallo

also ich bin selbst Schülerin als Fremdsprachenassistentin und
habe vorher eine Realschule besucht.

das reicht nicht als Qualifikation, um dieser Lehrerin zu raten, wie sie vorgehen sollte. Warum überläßt man das Lehren nicht den (Fach-) Lehrern? Unter denen gibt es zwar auch eine Menge unterbelichtete, aber immerhin ist es ihr Beruf. Man kann davon ausgehen, daß sie irgendwann einmal mit der Didaktik ihres Faches in Berührung gekommen sind.
Was diese Lehrerin braucht, ist

a) eine präzise Lernstandserhebung
b) eine ebenso präzise Nachbesserung des Mangels
c) eine allmähliche Umstellung der Klasse auf ihre Lehrgewohnheiten, oder eine Revision des eigenen Lehrstils

dann würde ich ihnen
Texte mit nach Hause geben, wo ich zuhause die ganzen Vokabeln
nachschlagen sollen und der Text an nächsten Tag besprochen
wird.

Das ist Tierquälerei und würde vermutlich den zeitlichen Rahmen sprengen, der diesem Fach im HA-Bereich zugestanden wird. Warum, bitte, sollen Schüler die Arbeit der Lehrerin übernehmen? Ist jetzt Selbstlernen angesagt? Wahrscheinlich kaufen dann in 10 Jahren alle diese famosen CD-Kurse, die ebensowenig taugen.

jo perrey

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Hi Jo!

Sorry, aber ich bin echt froh, bei dir keinen Englischunterricht gehabt zu haben. Gelernt hätte ich dabei wohl gar nichts, außer die Erkenntnis mitzunehmen, mit jeglichen Englischtexten sei ich zurecht überfordert. Es ist nun mal nicht so, dass in einer normalen Realschulklasse nur lernbehinderte Schüler sitzen. In jedem anderen Fall nämlich dürften nach 3 Jahren Englischlernen nicht nur solch einfache Sätze zum Standardrepertoire gehören, vorausgesetzt, der vorherige Lehrer hat einigermaßen vernünftig unterrichtet. Und ich will nicht wissen, wie deine Schüler später an der Uni / bei der Ausbildung zurechtgekommen sind. Denn später hat man auch keine drei Jahre Zeit, um die Konstruktionen „there are“ und „are there“ zu erlernen.

Gruß,
Anja

Sorry, aber ich bin echt froh, bei dir keinen
Englischunterricht gehabt zu haben.

Weihnachten, das Fest der Freude ist eigentlich vorbei. Aber ich denke, Du hast eher Pech gehabt, bei mir keinen Unterricht gehabt zu haben. Dann würdest Du vielleicht jetzt besser verstehen, was Sache ist …

Es ist
nun mal nicht so, dass in einer normalen Realschulklasse nur
lernbehinderte Schüler sitzen.

Minderwertigkeitsgefühle einer Realschulabsolventin? Oder Realschullehrerin? Ist ja nur ne Frage …

In jedem anderen Fall nämlich
dürften nach 3 Jahren Englischlernen nicht nur solch einfache
Sätze zum Standardrepertoire gehören, vorausgesetzt, der
vorherige Lehrer hat einigermaßen vernünftig unterrichtet.

Hat er meistens nicht. Im übrigen: was heißt, bitte, Standardrepertoire? Sprechen Sie von Rezeption, also z. B. Hörverstehen, Leseverstehen oder von autonomer Produktion?
Ich hatte gehofft, mit meiner Analyse der Oberflächen- und Tiefenstruktur des Satzes (Chomsky) zu zeigen, daß er nicht so banal ist, wie er auf Anhieb scheint. Wer trotzdem meint, jeder Schüler müsse einen solchen dahingeworfenen Satz - zudem noch mit einem neuen, fremden Akzent versehen - sofort richtig deuten, verkennt die Schwierigkeiten der Apperzeption in der aktuellen Unterrichtssituation. Was sich im zwischenmenschlichen abspielt zwischen den Schülern einerseits und einer Lehrerin, die die Klasse für ein bisschen blöd hält, kann ich nur raten.

Denn später hat man
auch keine drei Jahre Zeit, um die Konstruktionen „there are“
und „are there“ zu erlernen.

Verstehe die Logik nicht so ganz. Wollen Sie in Abrede stellen, daß ein grundlegender Unterschied besteht zwischen der Formulierung „there is“ und der deutschen Entsprechung „es gibt“ (it gives). Oder daß daneben noch eine Menge mehr zu vermitteln ist? Worauf wollen Sie ÜBERHAUPT hinaus? Im Sinne einer fachlichen Diskussion (oder wie? Adelsmann aus dem Westerwald, gut hingeguckt?) :wink:

Was mich auch interessieren würde: wann haben Sie das letzte Mal eine Fremdsprache erlernt, und: wie gut ist Ihr eigenes Englisch?

Gruß

jo perrey

PS.: Alle Macht den Moderatoren!

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Hallo Jo!

Sorry, aber ich bin echt froh, bei dir keinen
Englischunterricht gehabt zu haben.

Weihnachten, das Fest der Freude ist eigentlich vorbei. Aber
ich denke, Du hast eher Pech gehabt, bei mir keinen Unterricht
gehabt zu haben. Dann würdest Du vielleicht jetzt besser
verstehen, was Sache ist …

Ich habe bei mehreren aus meiner Sicht wirklich sehr guten Englischlehrern Unterricht gehabt. Und obwohl der Unterricht in der 8. Klasse zu einem großen Teil bereits in Englisch abgehalten wurde, hatte keiner aus meiner Klasse Verständnisschwierigkeiten. Genausowenig bei dem „Warm-up“, welches am Anfang jeder Stunde stand und bei dem Schüler selbst in Englisch in Form eines lockeren Dialogs mit dem Lehrer von ihrem Alltag erzählt haben.
Denn es ist ja Alltagssprache, die dort verwendet wird, und ihre Grundlagen sollten innerhalb der vorausgehenden 3 Jahren jeder kennen. Etwas anderes sind die genauen grammatischen Regeln (wenn man also selbst grammatisch korrekte Sätze formulieren soll).

Es ist
nun mal nicht so, dass in einer normalen Realschulklasse nur
lernbehinderte Schüler sitzen.

Minderwertigkeitsgefühle einer Realschulabsolventin? Oder
Realschullehrerin? Ist ja nur ne Frage …

Weder - noch.

In jedem anderen Fall nämlich
dürften nach 3 Jahren Englischlernen nicht nur solch einfache
Sätze zum Standardrepertoire gehören, vorausgesetzt, der
vorherige Lehrer hat einigermaßen vernünftig unterrichtet.

Hat er meistens nicht.

Wenn du der Mehrheit der Lehrer pauschal Inkompetenz unterstellst, ist diese Diskussion wohl überflüssig.

Im übrigen: was heißt, bitte,
Standardrepertoire? Sprechen Sie von Rezeption, also z. B.
Hörverstehen, Leseverstehen oder von autonomer Produktion?

Ich meine damit einerseits die Kenntnis typischer Redewendungen aus dem Unterrichtsgespräch und andererseits die Kenntnis häufig gebrauchter, elementarer Satzstrukturen sowie einfacher Alltagsbegriffe. Dabei ging es zumindest hier in diesem Thread in erster Linie um das Hörverstehen.

Ich hatte gehofft, mit meiner Analyse der Oberflächen- und
Tiefenstruktur des Satzes (Chomsky) zu zeigen, daß er nicht so
banal ist, wie er auf Anhieb scheint.

Ich behaupte auch nicht, der Satz sei banal. Im Gegenteil, ich fand die Analyse interessant. Dennoch kann ich nur mit Unverständnis reagieren, wenn hier davon ausgegangen wird, es sei im Allgemeinen nicht so, dass Schüler nach 3 Jahren Englischunterricht solch gebräuchliche Redewendungen nicht beherrschen.

Denn später hat man
auch keine drei Jahre Zeit, um die Konstruktionen „there are“
und „are there“ zu erlernen.

Verstehe die Logik nicht so ganz. Wollen Sie in Abrede
stellen, daß ein grundlegender Unterschied besteht zwischen
der Formulierung „there is“ und der deutschen Entsprechung „es
gibt“ (it gives). Oder daß daneben noch eine Menge mehr zu
vermitteln ist?

Wiederum: weder - noch.

Worauf wollen Sie ÜBERHAUPT hinaus?

Was ich damit meinte, ist ganz einfach, dass die Wissensvermittlung in der Schule sowieso schon wesentlich langsamer abläuft als das im Beruf geforderte Tempo.

Was mich auch interessieren würde: wann haben Sie das letzte
Mal eine Fremdsprache erlernt, und: wie gut ist Ihr eigenes
Englisch?

Einen genauen Zeitpunkt angeben kann ich nicht, da das Sprachenlernen meiner Meinung nach ein immerwährender Prozess ist. Das letzte Mal den Sprachunterricht besucht habe ich vor knapp einem Jahr. Und mein eigenes Englisch ist gut genug, um Bücher in dieser Sprache zu lesen und mich mit englischsprachigen Menschen locker unterhalten zu können. Andererseits sind meine Englischkenntnisse von einem muttersprachlichen Niveau noch um einiges entfernt.

Gruß,
Anja

das reicht nicht als Qualifikation, um dieser Lehrerin zu
raten, wie sie vorgehen sollte.

Das sehe ich ganz anders. Schüler können durchaus gute Berater für Lehrer sein. Schließlich sind diese es doch, die sich mit den Lehrern ständig abgeben (müssen) und oftgenug mit diesen rumärgern müssen. Wenn ein Schüler nicht dazu beitragen darf, dass der Unterricht gut wird (außer, dass er Wissen pauken soll und dieses dann wiedergeben soll) - dann erziehen wir unsere Schüler zur absoluten Unselbständigkeit. Ideal wäre, wenn die Schüler nur vom Lehrer begleitet würden und diese selbst herausfinden, welcher Weg für sie der beste ist, um zu lernen und zu erfahren.

Warum überläßt man das Lehren
nicht den (Fach-) Lehrern? Unter denen gibt es zwar auch eine
Menge unterbelichtete, aber immerhin ist es ihr Beruf. Man
kann davon ausgehen, daß sie irgendwann einmal mit der
Didaktik ihres Faches in Berührung gekommen sind.

Das bestimmt. Aber Fachdidaktik ist Theorie und meistens ist die unterrichtete Fachdidaktik einfach unbrauchbar, weil irgendwelche Ausbilder meinen, sie müssten sich profilieren. Dabei gibt es aber gerade im Bereich der Lehrerausbildung viele Lehrer, die dorthin hoch- und damit weggelobt worden sind aus dem Schuldienst heraus, weil man sie als Beamte anders nicht loswurde.
Und was heißt, es sei ihr Beruf? Manches Elternteil oder mancher Schüler kann besser unterrichten als so mancher Lehrer. Eine Ausbildung garantiert noch lange nicht, dass man seinen Beruf auch beherrscht. In unserem Land, dass auf Scheine geil ist, reicht es, den richtigen Schein vorzulegen. Aber das garantiert nicht Qualität.

Ist jetzt Selbstlernen angesagt?

Das wäre ideal. Selbstlernen in der Gruppe und der Lehrer steht im Hintergrund zur Verfügung, wenn es mal nicht weiter geht. Erst, wenn wir die Schüler ernst nehmen, mit ihnen den Dialog suchen, anstatt sie klein zu halten, ihnen mit schlechten Zensuren drohen, wenn sie nicht machen, was ich will, werden wir auch endlich gute Schulen haben und bei solchen Untersuchungen wie die Pisa-Studie super abschneiden. Schüler sind schließlich Menschen. Sie sollen auf das Leben vorbereitet werden, in dem sie mit viel Rückgrat bestehen sollen und nicht als Kuscher dastehen sollen oder als Befehlsempfänger oder gar als hoffnungslos überfordert, weil sie mal mehr als 3 Sätze schreiben sollen oder gar eine Aufgabe selbständig erledigen sollen.
Und Schüler haben durchaus auch etwas zu sagen und komisch, wenn man ihnen zuhört, merkt man, dass das, was sie sagen, oftmals sehr interessant ist.

gruß
trail

das reicht nicht als Qualifikation, um dieser Lehrerin zu
raten, wie sie vorgehen sollte.

Das sehe ich ganz anders. Schüler können durchaus gute Berater
für Lehrer sein.

Unbestritten. Meine Antwort galt einer Mutter.

Aber Fachdidaktik ist Theorie

notwendige Theorie. Ohne die geht’s nicht. Ich nenne gerne 3- 4 unverzichtbare Titel.

Dabei gibt es aber gerade im Bereich der Lehrerausbildung
viele Lehrer, die dorthin hoch- und damit weggelobt worden
sind aus dem Schuldienst heraus, weil man sie als Beamte
anders nicht loswurde.

Nicht hochgelobt. Wie gut oder wie schlecht ein Lehrer ist, interessiert den Vorgesetzten nicht. Ihre Inkompetenz wird einfach nicht gesehen, weil Kompetenz nur mangelhaft definiert ist, fürchte ich.

Und was heißt, es sei ihr Beruf? Manches Elternteil oder
mancher Schüler kann besser unterrichten als so mancher
Lehrer.

Sorry? Ich würde mir gerne mal einen Anfängerunterricht Englisch anschauen, der von einer wohlmeinenden Mutter gehalten wird.

Eine Ausbildung garantiert noch lange nicht, dass man
seinen Beruf auch beherrscht.

Richtig wiederum. Das heißt aber nicht, daß man jetzt die totalen Laien ranläßt. Mein Auto lass ich auch nicht beim Parkwächter reparieren. Bloß, weil der viel mit Autos in Kontakt kommt.

Ist jetzt Selbstlernen angesagt?

Das wäre ideal.

Klappt nicht beim FU. Dialog und wohlwollende Kommunikation mit einem kompetenten Partner in wechselnden Situationen sind unabdingbar - übrigens gibt es da Ähnlichkeiten mit dem Erwerb der Muttersprache.

Den Rest Ihrer Äußerungen unterschreib ich.

Gruß

jo perrey

PS.: Alles beim Thema, Moderator?

Eine gute Frage, die ich nicht beantworten kann. Ich erlaube mir stattdessen einen Vorschlag zu machen:

Heutzutage wird fast jede Musik in englischer Sprache geschrieben. Da die Jugend nun gerne solche Musik hört schlage ich vor, dass man gemeinsam einen (ziemlich aktuellen und coolen) Titel auswählt, der mit Hilfe des Lehrers ins deutsche übersetzt wird.
Der Reiz besteht nun darin zu verstehen, was dort gesungen wird. Worum geht es in dem Lied? Was ist die „message“ die rüberkommen soll?
Ich glaube nämlich kaum, das irgendwer in der Klasse den Sinn des Liedes versteht.
Auf diese Weise lernen sie die Sprache, ohne es zu merken. Vielleicht macht man so den Schülern auch das lernen der Sprache schmackhaft…?

Dass niemand englisch sprechen will kann aber auch daran liegen, dass sich keiner vor den anderen blamieren will. Denk’ mal darüber nach.

Und mal eine persönliche Frage: ich dachte immer, Lehrer würden pädagogisch geschult, also ausgebildet, um solche Probleme zu erkennen und zu lösen.
Allerdings habe ich auch schon mitbekommen, dass die Ausbildung der Lehrer diesbezüglich immer weiter vernachlässigt wird. Daher ist die Schuld nicht nur bei den Lehrkräften zu suchen.

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