Unterschied Geminate, Doppelkonsonant

Was ist der Unterschied zwischen einer Geminate und einem Doppelkonsonanten?

Ich bearbeite gerade eine Staatsexamensaufgabe Italienisch und die Fragen nach beiden, also muss es einen Unterschied geben.

Ideen?

Ist zwar nicht mein Spezialgebiet, aber nicht jeder Doppelkonsonant wird auch in der sprachlichen Realisation doppelt gesprochen. Das heißt die deutschen Doppelkonsonanten (und von denen haben wir einen Haufen!) zeigen, dass der Silbenschnitt auf dem Laut selbst liegt. bei schwimmen z.B. gehört das /m/ sowohl zur Koda der ersten Silbe als auch zum Onset der zweiten Silbe. Daher gibt es im Deutschen die Regel diesen Sachverhalt durch Graphemverdopplung anzuzeigen. (Silbentrennung: schwim-men)
Geminaten hingegen sind tatsächlich verdoppelte (oder zumindest lang gesprochene) Konsonanten. Das wiederum kennt das Italienische äußert gut. An dieser Stelle sei auch auf das Finnische verwiesen, das jeden Konsonanten nur einzeiln in der Graphie widerspiegelt, aber tatsächlich auch die Schreibung verdoppelt, wenn der Konsonant lang gesprochen wird. Eine äußerst durchgehende und reguläre Orthografie (im Gegensatz zum Deutschen, wo es viele Subsubregeln gibt…)
Hoffentlich konnte ich dir eine Vorstellung vermitteln.
Liebe Grüße

Danke für die Antwort!
Nur leider habe ich es immer noch nicht ganz verstanden. Sind die Ms in schwimmen nur ein Doppelkonsonant, aber keine Geminate?
Gibt es im Deutschen Geminaten?
Fallen Dir Beispiele aus dem Italienischen ein?

Danke!

Nur leider habe ich es immer noch nicht ganz verstanden. Sind
die Ms in schwimmen nur ein Doppelkonsonant, aber keine
Geminate?

Die Ms in schwimmen sind dazu da, um das Silbengelenk anzuzeigen. Es ist nur eine Schreibvariante des Deutschen. Wenn man schreiben würde, täte das niemandem weh, aber es ist Konvention einen DOPPELKONSONANTEN zu schreiben, wenn der Laut, den das Graphem präsentiert (also in unserem falle das /m/) AUF dem Silbengelenk liegt. Geminaten werden lang gesprochen. Das ist bei schwimmen nicht der Fall. Man würde ein einfaches [m] in phonetischer Umschrift transkribieren und nicht ein langes [m:].

Gibt es im Deutschen Geminaten?

Nicht mehr. Das Althochdeutsche hatte wohl noch welche. Aber wer kann sowas schon mit Sicherheit sagen? Dazu müsste man sich Dichtungen ansehen und überprüfen, welches Gewicht die Silben haben. Problem: In spätgermanischer und früher „deutscher“ Zeit bevorzugte man den Stabreim. Auf die Quantität der Silbe legte man nicht soviel Wert, wie das im Lateinischen oder Altgriechischen der Fall war. Aber im Gotischen gab es sicherlich noch Geminaten.

Fallen Dir Beispiele aus dem Italienischen ein?

Mein Italienisch ist nicht das beste. Viel mehr leite ich mir aus italienischen Texten den Sinn von meinen Lateinkenntnissen ab. Ich war bisher aber naiverweise der Meinung, dass jede „Dopelkonsonanz“ in der italienischen Orthographie eine Geminate ist. Das ist allerdings auf meinem Glauben-an-das-Gute-in-der-Orthographie gewachsen. Muss also nicht heißen, dass das auch war ist. (Vermutlich ist es auch falsch - das wäre ja sonst zu einfach gewesen :smile: )

Buon giorno, signorina Sarah,

seit zwei Tagen verfolge ich den Schriftwechsel zwischen dir und Jesse und habe nun auch noch etwas Senf dazu. Fachmann bin ich zwar nicht, aber ich habe rumgegugelt und dabei allerdings vergessen, die entsprechenden Seiten zu speichern.

Was ist der Unterschied zwischen einer Geminate und einem
Doppelkonsonanten?

„Geminate“ ist eindeutig ein Begriff aus der Phonetik/Phonologie und bedeutet, dass ein doppelt geschriebener Konsonant lang angehalten wird. „Doppelkonsonant“ wird hauptsächlich für die Rechtschreibung benutzt.

Zu deiner zweiten Frage /t/unterschied-geminate-doppelkonsonant/4720198/3

Gibt es im Deutschen Geminaten?

Nur bei zusammengesetzten Wörtern. Ein Moslem hat z.B. einen Betteppich, bei dem das -tt- geminiert wird. Ein Sonderfall ist es, wenn man jemandem die Silbentrennung vorspricht. Dann wird bei „kommen“ ebenfalls geminiert.

Fallen Dir Beispiele aus dem Italienischen ein?

Im Italienischen werden alle Doppelkonsonanten geminiert, das steht in meinem Reisewörterbuch. Man darf also „bello“ nicht so aussprechen wie den deutschen Hundenamen „Bello“, und zwischen „giova n i“ (Jugendliche) und „Don Giova nn i“ besteht auch der Unterschied der Geminierung.

Grüße
Pit

Ciao a tutti!

Vielen Dank für eure Beiträge!
So, ich habe mich jetzt auch noch weiter informiert und ein Phonetikbuch gefunden, das die Phänomene beschrieben hat und bin zu den gleichen Schlüssen gekommen wie ihr.

In meiner Staatsexamensaufgabe wurde dann auch noch nach Geminaten gefragt, die nicht graphisch realisiert sind.
Ich denke mal, dass die z.B. von figlio sprechen. gl ist kein Doppelkonsonant, transkribieren muss man es aber /fil-lio/, wobei man statt dem l das Phonem für gl nimmt, kann das nur nicht so darstellen.

Ansonten weiß ich nicht was die meinen sollten, weil dass man z.B. ein m nur einmal geschrieben hat, aber lang ausspricht, das geht im Italienischen nicht, glaube ich.

Vielleicht zählt auch noch das raddoppiamento sintattico dazu, wie in a casa /ak-kaza/

Sonst noch Ideen?

Danke, Pit, für die Bestätigung. Ich hatte zwischenzeitlich schon an mir selbst gezweifelt. :smiley:

Vielleicht zählt auch noch das raddoppiamento sintattico dazu,
wie in a casa /ak-kaza/

Ja, das dürfte ein gutes Beispiel sein. Die gibt es m.W. recht häufig an solchen V_C-Wortgrenzen. Und ich glaube, das mit „figlio“ ist auch ein treffendes Beispiel. In IPA wäre das [ˈfiʎ.ʎo], denke ich, dann wahrscheinlich auch die Wörter mit „gn“ wie „signoro“…

Im Deutschen gibt’s auch Silbengelenke, die nicht doppelt geschrieben werden: die mit „ng“ und „ch“, man denke da z.B. an „Rache“ und „lange“. „Ck“ im Prinzip auch, aber das ist ja eigentlich nur eine andere Schreibung für „kk“, wie man früher auch bei der Silbentrennung wie „Sok-ke“ sah.

Grüße,

  • André