Unterschied : Kant & Utilarismus

Hallo Leute,
ich schreibe eine Klausur diesen Montag. Das Thema der Klausur beinhaltet Kants deontologische Ethik und der Utilarismus. Leider habe ich bis jetzt immer noch nicht den genauen Unterschied verstanden. Vielleicht kann mir jemand an diesem Beispiel ihn erklären?

„Ich gehe sehr gerna auf Rock- und Jazzkonzerte, am liebsten vorn mitten rein in die Arena. Da ich mit 1,92 relativ groß bin, verstehe ich es, wenn sich Leute, die direkt hinter mir stehen, beschweren, sie würden nichts sehen. Ich müsste mich also um, niemandem die Sicht zu nehmen, nach hiten stellen. Anderer seits erwerbe ich mit der Arenakarte doch das gleiche Reccht wie alle anderen. Muss ich also ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich durch meeine „freie Plaztwahl“ anderen Menschen bewusst - wenngliech nicht mutwillig - im Weg stehe?“

Oder Vielleicht ein anderes Beispiel an der Videothek (Kinder dürfen keine Videos ab 18 Jahren bekommen)

Vielen Vielen Dank

Leo

Guten Abend!

ich schreibe eine Klausur diesen Montag. Das Thema der Klausur
beinhaltet Kants deontologische Ethik und der Utilarismus.
Leider habe ich bis jetzt immer noch nicht den genauen
Unterschied verstanden. Vielleicht kann mir jemand an diesem
Beispiel ihn erklären?

„Ich gehe sehr gerna auf Rock- und Jazzkonzerte, am liebsten
vorn mitten rein in die Arena. Da ich mit 1,92 relativ groß
bin, verstehe ich es, wenn sich Leute, die direkt hinter mir
stehen, beschweren, sie würden nichts sehen. Ich müsste mich
also um, niemandem die Sicht zu nehmen, nach hiten stellen.
Anderer seits erwerbe ich mit der Arenakarte doch das gleiche
Reccht wie alle anderen. Muss ich also ein schlechtes Gewissen
haben, wenn ich durch meeine „freie Plaztwahl“ anderen
Menschen bewusst - wenngliech nicht mutwillig - im Weg stehe?“

Utilitarismus: Mehrt es den NUTZEN der Konzertbesucher, wenn die Menschen bei der Platzwahl Rücksicht aufeinander nehmen? - Ja! - Also nehme ich Rücksicht.

Kantianismus: Kann MEINE Maxime, mich einfach irgendwo hinzustellen, eine ALLGEMEINE Maxime unter den Konzertbesuchern sein`- Nein! (denn dann würde möglicherweise auch mir die Sicht verdeckt werden, wenn jeder sich hinstellt, wo er will) - Also stelle ich mich nicht irgendwo hin. Es ist meine PFLICHT, Rücksicht zu nehmen.

E.T.

Abgesehen davon, daß dieses Thema (auch wenn es in einer Reli-Klausur abgefragt wird) zur Philosophie und nicht zur Religionswissenschaft gehört…

…stolpert der gute Kant leider geradewegs zum nächsten Problem: Du stellst Dich nach hinten - aber was, wenn man es zur allgemeinen Maxime machen würde, daß sich alle nach hinten zu stellen haben… :wink:. Wäre „ich stelle mich so hin, daß ich gut sehe“ da nicht leichter zu verallgemeinern? Verzwickt, verzwickt… :wink:.

Gruß, Martinus

1 Like

Wäre „ich stelle mich so hin, daß ich
gut sehe“ da nicht leichter zu verallgemeinern?

Nur ein „unsichtbarer Platzanweiser“ kann diese Verallgemeinerung leisten - womit wir auch wieder bei der Religion wären :wink:

E.T.

1 Like

Intersubjektiv vs. subjektiv
Hi Martinus.

…stolpert der gute Kant leider geradewegs zum nächsten
Problem: Du stellst Dich nach hinten - aber was, wenn man es
zur allgemeinen Maxime machen würde, daß sich alle nach hinten
zu stellen haben… :wink:

So einfach ist das nicht. Kants Maxime ist absolut inhaltsfrei - sie schreibt keine konkreten Regeln vor. Vielmehr stellt sie es der Vernunft des Einzelnen anheim, in einer konkreten Situation das zu tun, was er für eine vertretbare Maxime (für alle) hält. Im besagten Beispiel heißt das, dass man eben nicht stur nach einem Schema vorgeht, sondern sein Verhalten an die Situation anpasst, und zwar so, wie es für alle vernünftig wäre - also: flexibel.

Der Unterschied zwischen Kants Maxime und dem Utilitarismus liegt grundsätzlich darin, dass beide auf jeweils verschiedenen Ebenen funktionieren: die Maxime ist intersubjektiv, der U. rein subjektiv.

Gruß Horst

Hallo Horst,

der Vernunft des Einzelnen anheim

verlagert das Problem nur auf die Definition der „Vernunft“ (vgl. Hegel und was er zu Kant meint), daher besteht das Argument sehr.

Gruss,
Mike

Vernunft : ein intersubjektives Vermögen
Hi Mike.

der Vernunft des Einzelnen anheim

verlagert das Problem nur auf die Definition der „Vernunft“

Ich schlage folgende Definition vor: V. ist das Vermögen, von Einzelbeobachtungen auf Gesamtzusammenhänge zu schließen und dabei ein „sinnstiftendes“ Gesamtziel zu erkennen/bestimmen, das den Bezugspunkt für Handlungen, Entscheidungen und Urteile bildet. Der „Verstand“ ist der V. untergeordnet und dient dazu, besagte Handlungen, Entscheidungen und Urteile möglichst effizient auf jenes Sinn-Ziel hin auszurichten. Jemand kann z.B. einen brillanten Verstand haben, ohne über Vernunft zu verfügen. Umgekehrt ist das allerdings nur schwer vorstellbar.

Ob jenes Vermögen ein subjektives ist (Kant) oder ein intersubjektives (Hegel), ist eine andere Frage. Ich meine natürlich, es ist ein rein intersubjektives Vermögen (so denken z.B., jeder auf seine Weise, Habermas und Lacan). Der Einzelne „bedient“ sich der Vernunft, er bringt sie nicht hervor. Angeboren ist lediglich das Ausmaß der Begabung für den Gebrauch der intersubjektiven Vernunft.

Gruß

Horst

Hallo Horst,

das Problem ist, dass dann Kant nicht rein philosophisch bleiben kann, sondern religiös werden muss (Hegel würde sagen „Weltgeist“); Intersubjektivität kann nicht eindeutig areligiös genannt werden.

Somit gerät Kant entgegen seinen Beteuerungen an den Punkt, wo man entweder überhaupt nichts ohne religiösen Glauben aussagen kann oder

man es zur allgemeinen Maxime machen würde, daß sich alle nach
hinten zu stellen haben

Quod erat demonstrandum.

Gruss,
Mike

Vernunft und Weltgeist
Hi Mike.

das Problem ist, dass dann Kant nicht rein philosophisch
bleiben kann, sondern religiös werden muss (Hegel würde sagen
„Weltgeist“);

Weltgeist - das hat nichts mit Religion zu tun. Das ist Philosophie.

Intersubjektivität kann nicht eindeutig areligiös genannt werden.

Selbstverständlich nicht. Aber darum geht es hier nicht (der Thread ist ein philosophischer, wenngleich im umpassenden Brett). Genaugenommen ist Vernunft bei Hegel eine absolute, auf das Selbsterkennen des Weltgeistes ausgerichtete Fähigkeit. Intersubjektivität ist ihr Medium.

Sie ist eine Kategorie, die man mit Weltgeist-Konzepten verbinden kann, aber nicht muss (Habermas hält nichts von Weltgeist-Theorien, Wilber schon, beide haben aber das intersubjektive Vernunftkonzept).

Gruß Horst

Im Ganzen schon richtig…

Weltgeist

ist als Konzession gegenüber Hegel angegeben worden.

Dass er

nichts

mit Religion zu tun habe, ist sehr kontrovers. Für Hegels Terminologie ist er natürlich Gegenstand der

Philosophie

Das „intersubjektive Vernunftkonzept“ kann nicht absolut genannt werden, es wäre denn - einmal mehr - religiös.

Gruss,
mike

In welches Brett passt der Weltgeist?

Dass er

nichts

mit Religion zu tun habe, ist sehr kontrovers. Für Hegels
Terminologie ist er natürlich Gegenstand der

Philosophie

Ich meine, dass das (also die Frage der Abgrenzung von Philosophie und Religion) den Rahmen dieses Threads sprengt und einen eigenen Thread erfordert. Aber wo? Im Philo oder Reli? Die Wahl wäre schon eine Vorentscheidung. Ich poste einen diesbezüglichen UP also im Philobrett, du bist eingeladen.

Gruß

Horst