Hallo zusammen,
zu o.g. Frage habe ich zwar eine sehr umfangreiche Seite gefunden
http://www.srichinmoycentre.org/de/yoga-und-das-spir…
aber leider nicht den genauen Unterschied erkannt.
Was sagt ihr dazu?
Gruß
Hallo zusammen,
zu o.g. Frage habe ich zwar eine sehr umfangreiche Seite gefunden
http://www.srichinmoycentre.org/de/yoga-und-das-spir…
aber leider nicht den genauen Unterschied erkannt.
Was sagt ihr dazu?
Gruß
Hallo Alex
Sicherlich gibt es eine große Schnittmenge zwischen Kontemplation und Meditation. Viele Leute würden wahscheinlch sogar sagen, das eine sei ein Synonym für das andere.
Ich empfinde bei dem Wort „Meditation“ eine deutliche spirituelle Färbung, vielleicht sogar eine östliche (asiatische), während ich bei dem Wort „Kontemplation“ eine neutralere, für uns in der westlichen Hemisphäre Aufgewachsenen weniger exotische Assoziation habe.
„Kontemplation“ is vielleicht auch nicht so notwendig religiös gebunden; man könnte sich einen Philosophen bei der Kontemplation auch gut vorstellen.
Es grüßt dich
Branden
Moin Alex,
http://www.srichinmoycentre.org/de/yoga-und-das-spir…
Als „Meditation“ beschreibt Sri Chinmoy hier einen Zustand der inneren Ruhe, aus dem heraus Gefühle, Gedanken etc. zwar wahrgenommen werden, aber der eigene Geist nicht mehr an ihnen haftet oder sich gar mit ihnen identifiziert.
Der Unterschied zu dem, was Sri Chinmoy „Kontemplation“ nennt, wird vielleicht besser aus diesen Artikel von Berzin deutlich:
http://www.berzinarchives.com/web/de/archives/sutra/…
Bezin bezeichnet hier das, was Sri Chinmoy „Kontemplation“ nennt als „konzeptfreies Verständnis“. Hier wird eine unmittelbare Erfahrung gemacht, die über sowohl den Zustand der inneren Ruhe, als auch die analytische Meditation hinaus geht.
Gruß
Marion
Drei Ebenen des Meditierens
Hi Alex.
Zunächst wäre zu sagen, dass die einzelnen Begriffe nicht völlig klar definiert sind. Was Chinmoy Kontemplation nennt und was andere Kontemplation nennen, geht weit auseinander. Ich gehe zunächst mal den Chinmoy-Text durch:
http://www.srichinmoycentre.org/de/yoga-und-das-spir…
„Wenn wir uns konzentrieren, müssen wir uns auf ein bestimmtes Objekt konzentrieren. Wenn ich mich auf einen bestimmten Schüler konzentriere, dann ist er allein in meinem Denken und nichts anderes. Er wird zum alleinigen Gegenstand meiner Aufmerksamkeit.“
(H.Tr. - Das ist klar: Konzentration richtet unsere Aufmerksamkeit auf eindeutig definierte Objekte. Das kann ein tropfender Wasserhahn, ein Mensch, eine Idee oder ein lästiger Juckreiz sein.)
„Wenn wir meditieren, müssen wir versuchen, unser Bewusstsein auszudehnen, um das weite Meer oder den weiten blauen Himmel zu umfassen. Wir müssen uns selbst ausweiten, wie ein Vogel seine Flügel ausbreitet. Wir müssen unser begrenztes Bewusstsein erweitern…“
(H.Tr. - Hier verschwindet die Konzentration auf Einzelnes völlig, sie geht über in das Gewahrwerden des R a u m e s. Nicht nur des physischen Raumes, der uns umgibt, sondern und vor allem auch des mentalen Raumes, welcher Ort und Horizont unseres Bewusstseins ist. Erweitern wir die Grenzen dieses mentalen Raumes, dann erweitern wir das Bewusstsein. Die Grenzen erweitern heißt aber: bei nichts stehenbleiben, an nichts haften – die den mentalen Raum füllenden Ereignisse (visuelle Wahrnehmungen, Geräusche, eigene Gedanken, Phantasien und Emotionen) sich einfach ereignen lassen, ohne sie zu bewerten und ohne sich auf sie zu konzentrieren. Konzentrieren heißt: etwas in einen Mittelpunkt stellen. Meditieren heißt: realisieren, dass der Mittelpunkt überall und nirgends ist.)
„In der Kontemplation jedoch werden wir zur Weite selbst. Wir haben die Wahrheit gesehen. Wir haben die Wahrheit gefühlt. Doch das Wichtigste ist, in die Wahrheit zu wachsen und mit der Wahrheit völlig eins zu werden… Wenn wir meditieren, fühlen wir auf jeden Fall Unendlichkeit, Ewigkeit und Unsterblichkeit in uns. Doch in der Kontemplation sehen wir, dass wir selbst Unendlichkeit, Ewigkeit und Unsterblichkeit sind.“
(H.Tr. - Im Grund liegt hier ein typisch Hegelscher Dreischritt von These, Antithese und Synthese vor: die Setzung eines partikularen Objekts (Konzentration) wird durch die Antithese (Meditation) negiert: Objekte sind trügerisch, hafte nicht an ihnen. Dann werden - im Rahmen der Kontemplation - These und Antithese auf höherem Niveau (Synthese) zusammengeführt: Kontemplation ist hier - für Chinmoy - das Verschmelzen des ichlos gewordenen meditierenden Sujekts mit der Unendlichkeit und Zeitlosigkeit des Seins. Konzentration auf Einzelnes und Meditation über Vielheit wird transformiert in das „Einssein“ (ultimative Konzentration) mit dem Vielen.
Soviel zu Chinmoys Text.
Ich würde allerdings die Begriffe etwas anders gliedern und drei Ebenen des Meditierens vorschlagen:
Das ruhige Sammeln des Geistes im Auge des mentalen Hurrikans aus Gedanken und Gefühlen. Als Hilfe kann die Konzentration auf den Atemrhythmus dienen. Diese Fähigkeit ist Voraussetzung für:
Dieser Begriff besagt mit weitgehender Übereinstimmung der Fachleute (außer eben Chinmoy) das analysierende Sichversenken in einen Meditationsgegenstand (Gedanke, Gefühl, Beziehung usw.) mit dem Ziel, die „karmische“ Verstrickung zu erkennen, aus der das Analyseobjekt hervorgegangen ist. Kontemplation hat also immer ein O b j e k t.
Hier ist die „Leere“ (Shunyata) das Meditationsziel. Das ist die höchste Stufe des Meditierens. Kein Betrachten, kein Konzentrieren, kein Analysieren. Sinn ist allein das Schaffen eines Raum/Nicht-Raumes, in dem Leerheit (Shunyata) zur Erfahrungswirklichkeit wird.
Gruß
Horst
Meditation nach Horst?
Moin Horst,
Ich würde allerdings die Begriffe etwas anders gliedern und
drei Ebenen des Meditierens vorschlagen:
Ich finde deine Gliederung in „Ebenen“ und die entsprechenden Beschreibungen dazu sehr…ähm…„eigenwillig“. Darf ich fragen, wo (nach welcher Tradition/Richtung) du Meditation praktizierst?
Gruß
Marion
Hallo Alex,
zunächst wäre grundlegend festzustellen, dass ‚Meditation‘ und ‚Kontemplation‘ Begriffe der abendländischen Geistesgeschichte sind - mit einer bis in die Antike zurückreichenden Tradition. Die Anwendung dieser Begriffe auf bestimmte mentale Übungen, die dem indischen Kulturkreis entstammen, ist ausgesprochen problematisch, da sich die Begriffe und das damit bezeichnete bestenfalls nur teilweise überdecken.
Insbesondere trifft dies auf den Begriff ‚Meditation‘ zu, der heute im populären Verständnis eine undifferenzierte Sammelbezeichnung für unterschiedliche Praktiken ist, die aus asiatischen Traditionen übernommen wurden - insbesondere aus den unterschiedlichen Yogasystemen und aus den verschiedenen buddhistischen Traditionen der Geistesschulung.
‚Meditation‘ ist im abendländischen Verständnis idR die diskursive Durchdringung eines Gedankens, einer Idee. Zumeist wird ‚Meditation‘ als ein Schritt, als eine Etappe, in den Kontext einer ‚aufsteigenden‘ geistlichen Übung gestellt - vor allem in der im Mittelalter entwickelten klassischen Formel der lectio divina (lectio, meditatio, oratio, contemplatio). Kurz gefasst bedeutet dies, von einer Lesung eines biblischen Textes auszugehen (lectio), diesen Text geistig zu durchdringen und zu verstehen (meditatio), gefolgt vom Gebet als Hinwendung zu Gott (oratio) und schließlich das passive Sich-Überantworten mit dem höchsten Ziel einer unio mystica mit Gott (contemplatio).
Es gibt auch andere Stufenfolgen, doch sollte hier der Unterschied zwischen Kontemplation und Meditation schon einigermaßen deutlich geworden sein. Besonders bei Franz von Sales werden beide scharf voneinander unterschieden. Während Meditation oder ‚Betrachtung‘ „aus verschiedenen Erwägungen, durch die wir unsere Gefühle zu Gott und zu den göttlichen Dingen bewegen“ besteht (Introduction à la vie dévote), ist Kontemplation oder Beschauung intuitive Erfassung: "Die Beschauung […] ist nichts anderes als ein liebevolles, einfaches,ständiges Aufmerken des Geistes auf göttliche Dinge“. „Die Betrachtung erwägt im Einzelnen und gleichsam Stück für Stück die Dinge, die geeignet sind, uns zu bewegen. Die Beschauung hingegen umfasst mit einem einfachen, zusammengerafften Blick den Gegenstand, den sie liebt“ (Traité de l’amour de Dieu). Der entscheidendende Unterschied ist also: Meditation - diskursiv, Kontemplation - intuitiv.
In diesem Sinne wäre das, was heute von den meisten Menschen unter Medition verstanden wird, eigentlich mit Kontemplation etwas treffender, wenn auch alles andere als exakt bezeichnet. Es gibt gewisse Überdeckungen z.B. mit der buddhistischen Geistesschulung, die sich im Spannungsfeld von shamatha (konzentrative Versenkung) und vipashyana (Einsicht) abspielt - ohne dass nun freilich shamatha mit Kontemplation und vipashyana mit Meditation schlicht gleichzusetzen wären. Beides sind Aspekte von samyak samadhi - achter Faktor des ‚Edlen Achtfachen Pfades‘ (der buddhistischen Praxis), das im Zusammenwirken mit samyak smrti (Achtsamkeit, vgl. oben Sales’ „ständiges Aufmerken“) und samyak vyayama (geistiger Ausrichtung), also den Faktoren sieben und sechs des achtfachen Pfades, als geistige Schulung das Komplement ethisch-moralischer Schulung (Faktoren drei, vier und fünf) und Schulung in Weisheit (Faktoren eins und zwei) bildet.
Grundsätzlich müsstest Du für eine brauchbare Klärung Deiner Frage erst einmal klarstellen, in welchem geistesgeschichtlichen Kontext Du sie beantwortet haben willst - ob in einem abendländischen, einem hinduistischen oder buddhistischen (um hier nur grob zu kategorisieren). Ein Herr Chinmoy, der die Begriffe ‚Meditation‘ und ‚Kontemplation‘ ohne genauere Kenntnis des abendländischen geistesgeschichtlichen Kontextes lediglich dazu verwendet, einem westlichen Publikum seine eigenen Auffassungen zu vermitteln, ist da keine Hilfe - wie Du selbst ja schon festgestellt hast.
Freundliche Grüße,
Ralf
Eine Lanze für Sri Chinmoy
Moin Ralf,
ich würde hier gerne eine Lanze für Sri Chinmoy brechen.
Ein Herr
Chinmoy, der die Begriffe ‚Meditation‘ und ‚Kontemplation‘
ohne genauere Kenntnis des abendländischen
geistesgeschichtlichen Kontextes lediglich dazu verwendet,
einem westlichen Publikum seine eigenen Auffassungen zu
vermitteln, ist da keine Hilfe - wie Du selbst ja schon
festgestellt hast.
Ich glaube auch nicht, dass es in dem verlingten Text darum ging, die Begriffe „Meditation“ und „Kontemplation“ genrell gültig zu erklären, zuman dies ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen sein dürfte. Wie du ja bereits schreibst, kann man diese Begriffe sinnvoll nur Kontext-abhängig erklären.
Da der Text auf einer Webseite der Sri Chinmoy Centren erschien und offenbar eine Frage seiner Schüler beantwortet, ist meiner Meinung nach somit klar, dass er diese Frage nur bezogen auf seine eigene Lehre und innerhalb dieses speziellen Kontextes beantwortet. Das dies nun nicht damit übereinstimmt, wie man die Begriffe Meditation und Kontemplation in einem christliichen oder buddhistischen Kontext definieren würde, kann man ihm somit meiner Meinung nach nicht vorwerfen, zumal er ja auch erläutert und definiert, wie er diese Begriffe verwendet.
Er übermittelt hier auch nicht seine eigenen persönlichen Auffassungen, sondern wenn ich das richtig erkenne, ist Sri Chinmoy ein Vertreter einer speziellen hinduistischen Richtung, die sich auf dem sogenannten „Tat Tvam Asi“ begründet
http://de.wikipedia.org/wiki/Tat_Tvam_Asi
und etwas ausführlicher hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Tat_Tvam_Asi
Ich meine, vor diesem Hintergrund sind seine Ausführungen, wenn man sie wie du es ja auch forderst Kontext-spezifisch betrachtest völlig korrekt.
Gruß
Marion
Göttliche Unternehmen
Moin Marion,
Ich glaube auch nicht, dass es in dem verlingten Text darum
ging, die Begriffe „Meditation“ und „Kontemplation“ genrell
gültig zu erklären,
das habe ich ja auch gar nicht unterstellt. Herr Chinmoy erläutert seine persönlichen Lehren, wobei er die (bei ihm durchaus zentralen) Begriffe dharana, dhyana und samadhi jeweils mit ‚Konzentration‘, ‚Meditation‘ und ‚Kontemplation‘ wiedergibt. Er rekurriert dabei (ohne dies zu erwähnen, wenn ich mich recht entsinne) auf Patanjalis Yogasutras: http://12koerbe.de/hanumans/yoga.htm - vgl. Teil III.
Streng genommen lässt sich daraus nur eines lernen - nämlich, was Chinmoy unter dhyana und samadhi versteht.
Er übermittelt hier auch nicht seine eigenen persönlichen
Auffassungen, sondern wenn ich das richtig erkenne, ist Sri
Chinmoy ein Vertreter einer speziellen hinduistischen
Richtung, die sich auf dem sogenannten „Tat Tvam Asi“
begründet
Der letztes Jahr verstorbene Herr Chinmoy Kumar Ghose, der sich von seinen Anhängern ‚Sri‘ betiteln ließ, hat sich recht unbekümmert verschiedener indischer Traditionen bedient - alter, wie Advaitavedanta und Vaishnavismus, Bhakti-Yoga und Hatha-Yoga sowie moderner wie insbesondere Aurobindos integraler Yoga - um daraus einen Kult zu designen, der westliche Menschen ansprechen sollte. Dieser Kult war vor allem ein grotesker Personenkult um ihn selbst und machte ihn zu einem der global players im Guru-Business. Näheres dazu: http://www.agpf.de/Chinmoy.htm , zum geänderten Betreff: http://www.agpf.de/Chinmoy-Firmen.htm
Freundliche Grüße,
Ralf
Nur ein Versuch in Systematik
Hi Marion.
Ich finde deine Gliederung in „Ebenen“ und die entsprechenden
Beschreibungen dazu sehr…ähm…„eigenwillig“. Darf ich
fragen, wo (nach welcher Tradition/Richtung) du Meditation
praktizierst?
Ich darf frei gestehen, gegenwärtig (und schon seit längerer Zeit) keine Meditation zu praktizieren, habe aber gewisse Erfahrungen damit, welche ich mit Intuition (das Privileg des Kreativen), mit anderweitigen transpersonalen Erfahrungen sowie mit Bücherwissen ergänze.
Zunächst mal ein Link zu dem vielleicht besten Buch über buddhistische Meditation, das deutschsprachig erhältlich ist:
http://www.wat-lao.com/PDFs/Bibliothek/Nyanaponika/N…
Ich wollte mit meinem Beitrag nur zu einer möglichen Systematik des Themas anregen. Natürlich verursacht der Kontemplations-Begriff unnötige Probleme dabei: kontemplieren, das ist nun einmal vom Wortsinn her „an- ,beschauen“, impliziert also irgendein Objekt und ist damit eigentlich ungeeignet dafür, die von Chinmoy anvisierte höchste Versenkung zu beschreiben, die ja gerade darin besteht, alles Objekthafte zu transzendieren. Aber das ist ein Streit um Worte, der inhaltlich nicht weiter führt.
Von daher würde ich meinen Ansatz dahingehend ändern, dass ich den Kontemplationsbegriff ganz rauslasse und stattdessen von Konzentration spreche. Dann sähen jene drei Ebenen so aus:
Konzentration auf innere oder äußere Objekte. Das nennt man „Einspitzigkeit des Geistes“. Dabei werden alle „Konnotationen“ des Objekts (das, was der Meditierende normalerweise emotional und intellektuell mit dem Objekt verknüpft) ausgeblendet.
Die nächste Stufe wäre die Achtsamkeitsmeditation. Hier muss man das Konzentrationsvermögen voraussetzen, das mit 1) trainiert wurde. Der Ökonomie halber zitiere ich aus einem kompetent wirkenden wiki-Artikel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Vipassana
„Vipassanā“ wird gewöhnlich mit „Achtsamkeitspraxis“ oder „Einsichtsmeditation“ wiedergegeben. Der Entwicklungsprozess der Einsicht verläuft meist in Stufen… Der Zweck des traditionellen Vipassanā in allen seinen Formen ist eine ungetrübte, durchdringende Klare Sicht, ein über diskursives Denken hinausgegangenes, unmittelbares Erfassen der vergänglichen, ungenügenden bzw. „Selbst“-losen Natur der Erscheinungen − nämlich der sinnlich wahrgenommenen Phänomene und der Körperempfindungen, Gefühlsreaktionen, Emotionen oder Gedanken. Mit diesem unmittelbaren Erfassen soll das unbewusste Ergreifen bzw. Sichidentifizieren mit den vergänglichen Phänomenen als „Ich (bin das)“ oder „mein“ und damit alle Ängste und Leiden schwinden."
Zitat ENDE.
Dabei geht es zunächst nur darum, das Partikulare, Separate, Relative innerhalb des „Sinnesfeldes“ aufzulösen zugunsten einer freien Öffnung für das, was „ist“. Die Kategorien des Denkens und Fühlens fallen weg, die normalerweise das Sinnesfeld strukturieren.
Auf dieser Basis ist es möglich, die eigentliche „Leerheitsmeditation“ anzugehen:
Ich denke, es macht Sinn, 2) von 3) zu unterscheiden. Man kann nicht vom Start weg 2) erlernen unter dem Aspekt, dass die Dinge „leer“ sind. 2) lehrt das Loslassen, 3) die wahre Natur der Dinge.
http://kadampa.org/de/reference/endgueltige-wahrheit…
"Die Unwissenheit des Festhaltens am Selbst ist der Ursprung unserer gesamten Negativität und unserer Probleme, und der einzige Weg, sie zu beseitigen, ist, Leerheit zu realisieren…
Der Zweck, Leerheit zu verstehen und über sie zu meditieren, ist, unseren Geist von falschen Vorstellungen und fehlerhaften Erscheinungen zu befreien, damit wir ein vollkommen reines oder erleuchtetes Wesen werden."
Zitat ENDE.
Gruß
Horst
Moin Ralf,
Der letztes Jahr verstorbene Herr Chinmoy Kumar Ghose, der
sich von seinen Anhängern ‚Sri‘ betiteln ließ, hat sich recht
unbekümmert verschiedener indischer Traditionen bedient -
Wenn man sich ein wenig mit dem beschäftigt, was in Indien unter den Sammelbegriff „Hinduismus“ fällt, kommt man aus dem Staunen kaum noch raus. Da geht es von der Verehrung von Naturerscheinungen über einen bunten und vielfältigen Pantheon bis hin zu monotheistischen Strömungen.
Wer Tagore gelesen hat, der weiß auch, dass es hier sehr moderne Strömungen gibt, die z.B. auch von Bengalen z.B. Anfang des 20. Jhrds ausgingen (Stichwort: Brahmo Samaj). Es würde mich wundern, wenn Chinmoy als Bengale davon unbeeinflusst geblieben wäre.
Sicherlich kann man diese vielfältigen Strömungen irgendwie auch als einen Bruch mit bestimmten hinduistischen Traditionen (z.B. dem Kastenwesen) ansehen. Allerdings würde ich dies erstmal nicht werten. Entscheidend ist, dass diese Strömungen auch nicht in Kasten hineingeborenen Menschen (z.B. Westlern) den Zugang zum Hinduismus überhaupt erst ermöglichten und somit hinduistisches Gedankengut und entsprechende Praxis eben auch für Westler erst attraktiv machten.
Diese moderne Form des Hinduismus hat eine Anzahl an Lehrern hervorgebracht, die bei westlichen Menschen durchaus Erfolg hatten, sei es nun Krishnamurti, Maharishi, Aurobindo oder Osho, um nur ein paar der wichtigsten zu nennen. Vermutlich haben sich all diese Lehrer „unbekümmert verschiedener indischer Traditionen bedient“. Was mich persönlich nicht weiter stört. Ich glaube keiner davon hat behauptet, einen reinen „Irgendwas“ zu vertreten.
Fairerweise muss man ja auch zugestehen, dass es auch etliche Bestrebungen gibt und gegeben hat, sich buddhistischer Traditionen beliebig zu bedienen, um diese auf die Bedürfnisse eines westlichen Publikums zu münzen.
Ich wunder mich ja auch immer wieder, welchen „Lehrern“ Leute folgen. Aber was soll man dazu sagen?
Gruß
Marion
Moin Marion,
Wer Tagore gelesen hat, der weiß auch, dass es hier sehr
moderne Strömungen gibt, die z.B. auch von Bengalen z.B.
Anfang des 20. Jhrds ausgingen (Stichwort: Brahmo Samaj). Es
würde mich wundern, wenn Chinmoy als Bengale davon
unbeeinflusst geblieben wäre.
ein Haupteinfluss war sicher Aurobindos ‚integraler Yoga‘, Chinmoy lebte lange in Aurobindos Ashram.
Sicherlich kann man diese vielfältigen Strömungen irgendwie
auch als einen Bruch mit bestimmten hinduistischen Traditionen
(z.B. dem Kastenwesen) ansehen. Allerdings würde ich dies
erstmal nicht werten.
Ich sehe speziell bei Chinmoy auch weniger einen Bruch als Eklektizismus. Auch dies ist an sich noch keine Wertung. Werten kann man allerdings das konkrete Ergebnis - wobei ‚Eklektizismus‘ oder ‚Traditionsbruch‘ sicher keine sinnvollen Kriterien für eine ethische Bewertung sind.
Diese moderne Form des Hinduismus hat eine Anzahl an Lehrern
hervorgebracht, die bei westlichen Menschen durchaus Erfolg
hatten, sei es nun Krishnamurti, Maharishi, Aurobindo oder
Osho, um nur ein paar der wichtigsten zu nennen.
Eine persönliche Bitte - ich fände es erfreulich, nicht den angemaßten Titel ‚Osho‘ zu verwenden, wenn man über Herrn Chandra Mohan Jain spricht. Osho ist die Bezeichnung für einen ausgebildeten zen-buddhistischen Priester. Das bedeutet als Minimalvoraussetzung zunächst die Vollordination (shukke tokudo), dann nach einer formalen Ausbildung im Kloster (mindestens drei Jahre) die Beauftragung zur Leitung eines Tempels oder einer Gemeinde (dempo). Dempo ist gleichzeitig die Anerkennung der abgeschlossenen Ausbildung und Erteilung der Lehrerlaubnis. Bei Japanern wird in der Regel auch ein Studium an der Hanazono- oder Komazawa-Universität absolviert. In der Soto-Zenshu (der größten zen-buddhistischen Gemeinschaft) folgt auf dempo zunächst noch die Bestätigungszeremonie (zuisse), die in beiden Haupttempeln der Sotoshu (dem Sojiji und dem Eiheiji) zu vollziehen ist - erst dadurch wird sie gültig und es besteht die Berechtigung zum Tragen des Titels ‚Osho‘. Der entsprechende Titel für Frauen lautet Niosho.
Selbstverständlich bestand bei dem notorischen Rolls-Royce-Sammler keine einzige dieser Voraussetzungen für das Führen dieses Titels. Er war genausowenig ein Osho wie ein Rinpoche oder Bischof.
Freundliche Grüße,
Ralf
Hallo Horst,
Ich wollte mit meinem Beitrag nur zu einer möglichen
Systematik des Themas anregen.
Deine Anregung ist gut gemeint aber überflüssig - so etwas gibt es schon seit langem. Bin da nicht auf dem laufenden, aber als ich mich vor über 30 Jahren mit der Materie zu beschäftigen begann, war das Standardwerk zu diesem Thema:
Claudio Naranjo & Robert Ornstein
On The Psychology Of Meditation
NY Viking/Esalen 1971
Natürlich verursacht der
Kontemplations-Begriff unnötige Probleme dabei:
Der Begriff verursacht nicht im geringsten Probleme; vor allem nicht wenn man eine generelle, nicht kultur- oder religionsspezifische Systematik mentaler Trainingsmethoden entwerfen will. Auf die Parallelen zwischen Meditation/Kontemplation (christlich), shamatha/vipashyana (buddhistisch) und dhyana/samadhi (Yoga nach Patanjali) habe ich ja schon hingewiesen. Man darf nur nicht den Fehler machen, diese Begriffe für deckungsgleich zu halten. Für eine Systematisierung / Typisierung sind die Begriff Meditation und Kontemplation durchaus brauchbar - wenn man deutlich macht, dass sie damit eben zu Typisierungszwecken verwendet werden und somit im Vergleich zu ihrem ursprünglichen (christlichen) Kontext erweiterte Begriffe sind.
kontemplieren,
das ist nun einmal vom Wortsinn her „an- ,beschauen“,
impliziert also irgendein Objekt und ist damit eigentlich
ungeeignet dafür, die von Chinmoy anvisierte höchste
Versenkung zu beschreiben, die ja gerade darin besteht, alles
Objekthafte zu transzendieren.
Kontemplieren oder Kontemplation beschreibt zunächst einmal eine Technik und keinen Zustand. Wenn Du Dich mit dem Begriff Kontemplation im Kontext christlicher Mystik beschäftigst wirst Du feststellen, dass in der damit angestrebten unio mystica durchaus „alles Objekthafte“ transzendiert ist.
Von daher würde ich meinen Ansatz dahingehend ändern, dass ich
den Kontemplationsbegriff ganz rauslasse und stattdessen von
Konzentration spreche.
Konzentration spielt neben dem Meditations- und Kontemplationsaspekt eine Rolle. Im Hinduismus als ‚dharana‘ eine herausgehobene und mit dhyana/samadhi in den Yogasutras gleichwertige Rolle, im Buddhismus als ‚samadhi‘ ist sie bedingende (und zu entwickelnde) Fähigkeit für samyak vyayama, samyak smrti und samyak samadhi, eine der Geisteskräfte (balani). Man darf nur hier nicht den Fehler begehen, samadhi (Konzentration, intensives Fixieren des Geistes) mit samyak samadhi (konzentrative Versenkung bis hin zur Aufhebung der Subjekt-Objekt-Dualität) oder mit Patanjalis samadhi-Begriff zu verwechseln; der Begriff ist semantisch sehr vielschichtig.
Konzentration auf innere oder äußere Objekte. Das nennt man
„Einspitzigkeit des Geistes“. Dabei werden alle
„Konnotationen“ des Objekts (das, was der Meditierende
normalerweise emotional und intellektuell mit dem Objekt
verknüpft) ausgeblendet.
Ekagrata („Einspitzigkeit des Geistes“) ist (jedenfalls nach buddhistischer Auffassung) lediglich einer der (fünf) mentalen Faktoren bei der Übung konzentrativer Versenkung (dhyanas), die auf die Verschmelzung von Subjekt und Objekt zielt. In der vierten Versenkungsstufe bleibt lediglich ekagrata übrig und es tritt dann als neuer mentaler Faktor upeksha (‚Gleichmut‘) hinzu. In den darauf folgenden vier immateriellen (arupa) Versenkungsstufen bestehen diese mentalen Faktoren weiter, allerspätestens ab dem dritten arupa dhyana kann jedoch beim besten Willen nicht mehr von einem Objekt oder Subjekt gesprochen werden. Die oben angesprochene Verschmelzung von Subjekt und Objekt findet schon im zweiten (rupa) dhyana statt, die mentalen Faktoren vitarka (‚Anwendung des Geistes auf das Objekt‘) und vicara (‚Anhaften des Geistes am Objekt‘) verschwinden.
Ich erspare es mir, den Rest Deines Postings weiter zu kommentieren. Ich habe mir soweit die Mühe auch nur gemacht, weil Du auf buddhistische Quellen verwiesen und damit den Anschein erweckt hast, Dein System gebe die buddhistische Theorie wieder. Da gibt es jedoch bereits eine sehr ausgefeilte Systematik, wesentlich differenzierter als Deine - so viel sollte deutlich geworden sein.
Für jemanden, der sich ernsthaft mit buddhistischer Geistesschulung beschäftigt, ist Deine Systematik schlicht überflüssig, unvollständig (z.B. werden die Brahmavihara nicht berücksichtigt) und irreführend (dies betrifft Deine ‚Leerheitsmeditation‘). Dass es auch für Leute, die sich psychologisch-wissenschaftlich mit dem Thema auseinandersetzen wollen, brauchbare Literatur gibt (s.o.) und du selbst kein Praktiker bist, ist mir der Sinn Deiner Systematik unklar. Du versuchst da, etwas zu systematisieren, mit dem Du Dich offensichtlich weder praktisch noch theoretisch eingehend auseinandergesetzt hast.
Freundliche Grüße,
Ralf
Claudio Naranjo
Hallo Ralf
Claudio Naranjo & Robert Ornstein
Schon wieder haben wir da einen gemeinsamen Bekannten (sicherlich kein Zufall). Vor etwa 20 oder 30 Jahren las ich mit großem Interesse einen Aufsatz über Gestalt und Zen von Claudio Naranjo.
Vor etwa drei Jahren traf ich ihn dann in Berlin bei einem Workshop.
Ich war fasziniert von seiner großen Wahrnehmungsfähigkeit. Er hatte z.B. aus weiter Enfernung unter etwa 100 Kollegen bei mir gemerkt, dass ich gerade nicht mit seinem vorgegebenen Thema beschäftigt war, sondern über etwas anderes sprach. Er kam zu uns und machte eine spitzbübische Bemerkung dazu.
Später schrieb er mir aber eine liebevolle Widmung in mein/sein Buch.
Es grüßt dich
Branden
Danke!
Vielen Dank für die vielen Antworten!
Gruß