Unterschied +Zusammenhang Bewusstsein und Sein ?

Hallo,

ich setze mich gerade mit den Begrifflichkeiten des Sein und Bewusstsein auseinander und weiß einfach nicht mehr weiter. Zuvor habe ich mich mit dem I and Me nach Mead auseinandergesetzt. Ich habe nicht wirklich verstanden, was damit gemeint ist und einfach nur Sache zum Auswendiglernen herausgeschrieben. Da ist nicht gerade sinnvoll aber naja …unglücklich

Vielleicht könntet Ihr mir ja bei folgenden Fragen weiterhelfen:

  • Was ist genua Sein und Bewusstsein und wo ist der Unterschied?

  • Inwiefern bestimmt das Bewusstsein unser Sein?

  • Inwiefern bestimmt das Sein unser Bewusstsein?

Ich kann mich in solche Zusammenhänge absolut nicht hineinversetzten. Würde mich über Eure Hilfe sehr freuen.

Danke,
Frank

Servus,

  • Was ist genua Sein und Bewusstsein und wo ist der
    Unterschied?

Sein -> existieren
Bewusstsein -> sich klar machen, dass man existieren(also wissen, dass man ist)

  • Inwiefern bestimmt das Bewusstsein unser Sein?

Unser Bewusstsein steuert unsere Handlungen. Wir denken (manchmal) nach, etwas zu tun, aufgrund der Folgen.
Das Bewusst sein ist die Grundlage (mehr oder weniger) intelligenten Handelns.

  • Inwiefern bestimmt das Sein unser Bewusstsein?

Unser Sein bestimmt unser Bewusst sein, mit den Erlebnissen und Erfahrung, die wir gemacht haben. Wenn jmd. z.B. als Kind geschlagen wurde, wird er es entweder bei seinen Kindern weiter führen oder nicht. Denn entweder kennt er es nicht anders und handelt nach bestem gewissen oder er ist sich dieser schlimmen Taten bewusst und unterlässt diese.

mit bewusst freundlichen Grüßen,

Hanzo XD

Hallo Frank,
hmmm, ich nehme mal an, dir ist schon klar, dass es auf deine Frage keine abschließende Antwort gibt. Z.B. müsstest du dazu erst einmal ‚Bewusstsein‘ sauber definieren. Es gibt zwar viele Beschreibungen, was Bewusstsein alles einschießt, wie und wozu es entsteht, ob nur Menschen es haben oder auch andere Tiere und wenn ja in welcher Form wird noch untersucht.

Soweit ich weiß hat Mead sich mit der Entstehung der Identität beschäftigt. ‚Sich-selbst-bewusst-sein‘ - einem emotionalen Phänomen unterschied er von dem normalen ‚Bewusstsein‘ - als reinem ‚Denkakt‘.

Es würde helfen, wenn du sagst auf welcher Ebene du dir Gedanken um dieses Problem machst. Danach richtet sich z.B. auch welche weiterführende Literatur evt. geeignet wäre.

Das Unbewusste nicht vergessen
Hi Hanzo.

Sein -> existieren
Bewusstsein -> sich klar machen, dass man existieren(also
wissen, dass man ist)

Tja, das sind natürlich Bestimmungen, über die man debattieren kann. Ich würde sagen, dass das Sein weit über das Existieren hinausgeht. Wäre beides dasselbe, würden die Dinge gar nicht „sein“, denn - quantenphysikalisch gesehen - existieren sie gar nicht (siehe Wahrscheinlichkeitswellen). Das Existierende ist in diesem Sinne nur „Erscheinung“.

  • Inwiefern bestimmt das Bewusstsein unser Sein?

Unser Bewusstsein steuert unsere Handlungen.

Psychoanalytisch gesehen ist das komplizierter. Zu sagen, das Unbewusste „steuert“ unsere Handlungen, kommt der Wahrheit, denke ich, schon näher. Selbst wenn du eine Handlung im voraus überdenkst und planst, kommen die einzelnen Denkschritte immer aus dem Unbewussten. Da ist keine Instanz fassbar, die innerhalb des Bewusstseins die Quelle von Entscheidungen bzw. Willensakten wäre.

Gruß

Horst

hi!
SEIN ist alles, was ist. Beispiel: Steine, Baume, Menschen, Du, Ich…das gibt es keine ausnahmen. Das kann man auch sprachlich ganz nett beweisen:

du siehst einen Tiger und beschreibst ihn folgendermaßen:
Der Tiger IST gestreift, der Tiger IST haarig, der Tiger IST in einem Käfig…aber man kann nicht sagen: der Tiger IST nicht EXISTENT (oder der Tiger existiert nicht)…da IST=SEIN, existiert demnach alles was ist…hoffe das war jetzt nicht zu wirr…

Bewusstsein ist da schon sehr viel komplizierter. Eventuell kann man hier Heidegger zu Rate ziehen. Dieser hat das SEIN wie oben definiert. Das DASEIN hingegen unterscheidet sich vom SEIN. DASEIN hat derjenige, der sich seines SEINS bewusst ist. Also meines WIssens nach nur ich selbst. Natürlich habe ich noch die Annahme, dass meine Mitmenschen auch ein DASEIN fürhen und nicht wie ein stein am Wegrand sind, beweisen kann ich es jedoch nicht.
Man könnte das bewusstsein annähernd mit dem Dasein gleichstzen, wobei das wohl ncoh vereinfachend ist.

Also Bewusstsein als bewusstes SEIN^^

lg bob

Die Pranke des Tigers vs. Goethes Faust
Hi Bob.

Eventuell kann man hier Heidegger zu Rate ziehen. Dieser hat das SEIN
wie oben definiert.

Eher schon das Seiende, nicht aber das Sein. Dieses galt ihm als der „Verständnishorizont“, innerhalb dessen das einzelne Seiende (dein Tiger z.B.) erst verstanden, d.h. interpretiert werden kann. Analogie: eine scharzweiß gemusterte Lederkugel. Was ist das? Im Kontext des Fußballspiels mit seinen Regeln (das Sein, der Verständnishorizont): es ist ein „Fußball“.

du siehst einen Tiger und beschreibst ihn folgendermaßen:
Der Tiger IST gestreift, der Tiger IST haarig, der Tiger IST
in einem Käfig.

Nicht zu vergessen seine Pranke.

Dass der Tiger in einem Käfig ist, fügt seinem „Sein“ oder was du da zum Ausdruck bringen willst, allerdings null hinzu. Was du im übrigens anführst, sind ein Sammelsurium von Merkmalen, deren Summe angeblich „der Tiger“ ist. Diese Summe aber ist eine Abstraktion, die das Denken durchführt. Sie ist nicht zwingend ein „Sein“ (in dem Sinne, den du meinst).

Beispiel:

Eine FAUST. Wenn Goethe seine Finger zusammenballte, entstand eine Faust. Öffnete er sie wieder, war Goethes Faust verschwunden.

Seltsam, nicht?

Die Faust ist also eine Summe aus Merkmalen (Finger, Krümmung), die kein Sein hat. Das gilt für alles Seiende.

Gruß

Horst

hast recht, ich meine seiendes, danke^^
um meine vereinfachte darstellung zu rechtfertigen:

  1. oft werden die fragen ja von menschen gestellt, die zu diesem thema nichts wissen. dies ist für mich ein grund einfach und nicht zu lang zu antworten. es hilft dem laien einer wissenschaft nicht, wenn man mit den antworten zu weit geht…aber das nur neben (soll jetzt nicht heißen, dass ich dir nciht recht gebe mit deiner ausführung)
  2. in der philosophie kann man themen so weit ausbreiten, dass mannie zu einem ende kommt. nun könnten wir ja noch erkenntnistheoretische oder phänomenologische aspekte einbringen. aber so weitreichende diskussionen sind via internet schwer zu meistern. ein weiterer grund, weshalb ich mich versuche einfach und kurz zu fassen.

hoffe du verstehst das! achja: schönes beispiel mit der faust…und ich finde schon, dass der ort (der käfig, in dem der tiger sitzt) schon ein teil seiner existenz ist, da er ohne das ausfüllen eines volumens kein tiger sein könnte. Klar könnte man sagen, dass er auch an jedem beliebigen anderen ort sein könnte…dann könnte er aber auch ein anderer tiger sein usw…:wink:

Hallo,

  • Was ist genua Sein und Bewusstsein und wo ist der
    Unterschied?

Du sollst um 17:00 am Kino SEIN, sagt Dir ein Freund (A).

Mit „Du“ ist Dein gesamtes körperlich-geistiges Dasein gemeint - Du als Person.
Zu diesem speziell gemeinten Sein (= Du) wird eine zeitlich + räumliche Bestimmung gegeben.

Unkonkretes „Sein“ ohne zeitliche und räumliche Bestimmung ist ein sehr, sehr abstrakter Begriff.
Er umfasst halt ALLES was es so gibt - und ist damit für eine „normale“ Kommunikation eigentlich ziemlich sinnlos. :o)

Wer „WEIß“ jetzt, das er um 17:00 am Kino sein soll?
Du!
Wüßtest Du es auch noch wenn Dir die Haare fehlen oder Du einen Arm weniger haben würdest? Ja!
Das was ein Teil von Dir ist und „WEIß“ - das ist das Bewußtsein.
Manchen ist es lieber wenn sie dafür eine materielle Representation finden und legen dieses „Bewußtsein“ ins „Gehirn“. Aber wo es nun ist und ob es überhautpt in Raum und Zeit vorhanden ist, das ist für die Fragen eigentlich nicht wichtig.

  • Inwiefern bestimmt das Bewusstsein unser Sein?

Du - als Bewußtsein - weißt jetzt wo Du als Person (Sein) um 17:00 seien sollst. Zusätzlich tauchen noch ganz viele Assoziationen zu diesem konkreten Fall auf - Freude über den Kinobesuch, anschließendes Biertrinken etc.
Also gehst Du hin.

Das (Dein) Bewußtsein hat nun Dein Sein beeinflusst.

Du als Bewußtsein, gestaltest Dir Deine Umwelt.
Das (Dein) Bewußtsein bestimmt das Sein … um Dich herum.

  • Inwiefern bestimmt das Sein unser Bewusstsein?

Auf dem Weg zum Kino triffst Du einen anderen Freund (B).
Der erzählt Dir das Dein Kinofreund (A) schlecht über Dich redet.
Vor die gerade noch postiven Gedanken zu dem Kinobesuch ziehen dunkle Gedanken zu Deinem Freund (A) in Dein Bewußtsein.
Du bist sauer und gehst vielleicht nicht mehr hin - oder Du gehst hin und hast keinen Spaß.
Das Sein in Form Deines Freundes B - hat nun das (Dein) Bewußtsein beeinflußt.

Ich kann mich in solche Zusammenhänge absolut nicht
hineinversetzten. Würde mich über Eure Hilfe sehr freuen.

So ists im Kleinen.
Im Größeren ist es so, das Du durch die Geburt in ein soziales Umfeld zu dem geworden bist, der Du halt bist. Dein spezielles Bewußtsein (Du!) ist mit und durch Deine Umgebung entstanden - und verändert sich stets durch die aktuelle Umgebung.

  • Das Sein bestimmt das Bewußsein

Du selbst und Deine Leute, werden nun wieder dafür sorgen, das sie die Welt so gestalten, dass sie sich wohlfühlen - von sozialen Interaktionsmustern bis zur Mode und Raumausstattung.

  • Das Bewußtsein bestimmt das Sein

Grüße
K.

hi akuta,

Alzo, wolln wir mal sehn :smile:

  • Das Bewusstsein ist das was du fühlst oder erlebst

Das sein ist dass was du bist
z.b. bist du beliebt
Um das sein dreht sich übrigens auch die berühmte frage:
Sein oder nicht sein, dass ist hier die Frage

  • Das Bewusstsein beeinflusst unser sein insofern, dass wir uns den
    Lebensumständen anpassen. Wäre dies nicht mglich, würde unsere
    heutige menschheit überhaupt nich existieren.
    So wird unser sein körperlich und Physisch ständig angepasst und
    dadurch auch verändert

  • Das Sein beeinflusst unser Bewusstsein, indem sich das bewusstsein
    unserem Sein anpassd.

Wie du siehst ist das mit dem Sein und Bewusstsein so eine art kreislauf.
Hoffe, ich konnte dir helfen, wenn nicht, frag einfach nochmal an

Brain

Hallo,

zunächst riesigen Dank für die ganzen Antworten hier. Ich habe mir alles durchgelesen & über Eure Aussagen nachgedacht. Wirklich sehr freundlich von Euch!

Leider ist mir noch nicht ganz klar, was die Begrifflichkeiten
I, Me, Self von Mead bedeuten und wie diese mit dem Selbstgefühl und Selbstkonzept zusammenhängen. Bitte lüftet auch dort noch einmal den Qualm & Rauch vor meinen Augen, damit ich klar sehen kann :wink:

Danke,
Frank

akuta, das Leben fängt an, am Punkt NULL. Und Es endet am Punkt NULL. Reisse Deinen Arsch auf, dazwischen!
Zottel